The Last Tinker: City of Colors REVIEW

Zur Jahrtausendwende hin standen 3D-Plattformer ala Banjo Kazooie oder Super Mario in ihrer Blütezeit. In den darauffolgenden Jahren wurde dieses Genre immer mehr von bombastischen Actiontiteln abgelöst, die mit cinematischen Zwischensequenzen, riesigen Explosionen und twistreichen Storylines bestachen. Das einstige Erfolgsrezept wurde zum Nischenprodukt. Für Plattformer-Fans und vor allem jüngere Spieler veröffentlichte Mimimi Productions bereits letztes Jahr The Last Thinker: City of Colors, dass sich an Klassiker wie Banjo Kazooie oder Jack and Dexter orientiert und deren Charme einfangen will. Wir haben getestet, wie viel Liebe in dem modernen Plattformer steckt.

Krieg der Farben

The Last Tinker City of Colors Screenshot9

In Tinkerworld ist so gut wie alles möglich. Mit einer Menge Fantasie und harter Arbeit entstehen aus den drei Zutaten Papier, Farbe und Klebstoff ganze Städte, Wälder und Ozeane. Lange Zeit geht alles gut, die Bewohner von Farbstadt leben in Frieden miteinander, doch irgendwann interessieren sich die Bürger des roten, grünen und blauen Bezirks nur noch für ihre eigene Farbe und meiden die anderen. Wäre das nicht schon schlimm genug, überzieht der böse Farbgeist Lila die gesamte Stadt mit einer gefährlichen Bleiche, die furchterregende Monster mit sich bringt und Farbstadt zu einem grauen und traurigen Ort macht. Koru, ein affenähnliches Wesen, ist der einzige der Farbstadt noch retten kann, denn er ist der letzte Tinker und kann dadurch die Kraft der anderen Farbgeister nutzen um die Bleiche zu vertreiben. Zusammen mit seinem Freund Tap begibt sich Koru auf eine gefährliche Reise.

Bereits in den ersten Spielminuten wird klar, The Last Tinker: City of Colors ist wirklich liebevoll gestaltet. Die gesamte Spielwelt sieht aus, wie aus Pappmaschee gebastelt. Jedes der drei großen Gebiete, die Koru im Laufe seines Abenteuers bereist, hat durch die prägnante Farbgestaltung großen Wiedererkennungswert. Daneben spiegelt jeder Bewohner des jeweiligen Bezirks ein klares Bild der dort herrschenden Stimmung wieder. Die roten Bürger sind etwa geprägt von Wut, die grünen skeptisch und ängstlich und die blauen von tiefster Trauer erfüllt.

Das Abenteuer beginnt vor Einfall der Bleiche, am Rand von Farbstadt, wo alle Bewohner noch friedlich miteinander leben. Ihr schlüpft in die Rolle des jungen Koru, der sich seiner wundersamen Kräfte noch nicht bewusst ist und seine seltene Gabe erst noch entdecken muss. The Last Tinker: City of Colors beginnt gemächlich und lässt euch ausreichend Zeit, um euch mit der Steuerung vertraut zu machen. In umfangreichen Tutorials lernt ihr, Koru durch die Spielwelt zu navigieren und vermöbelt die ersten Widersacher.

Sind alle Grundlagen erlernt, schlägt Koru sich durch bunte, jedoch sehr lineare Levels. Dabei wechseln sich Geschicklichkeits- und Kampfpassagen immer wieder ab. Schnell fällt der geringe Schwierigkeitsgrad auf, der sich besonders an Anfänger oder jüngere Spieler richtet. Das Kampfsystem besteht aus einfachen Kombinationsangriffen und die Geschicklichkeitseinlagen erfordern, entgegen ihrem Namen, nicht sehr viel Geschick. Einige Elemente, wie die Schienen, an denen Koru entlang sliden kann, könnten direkt aus anderen Titeln wie Ratchet & Clank stammen.

Ausgeblichen?

The Last Tinker City of Colors Screenshot7

Die Levelabschnitte sehen optisch zwar sehr ansprechend aus, wiederholen sich spielerisch aber leider viel zu oft. Sogar auf eine Sprungtaste wurde verzichtet, so springt Koru automatisch auf den nächsten Vorsprung oder die nächste Plattform, wenn ihr darauf zulauft. So wurde dem Gameplay gewissermaßen die Komplexität geraupt. Nach etwa einer Stunden Spielzeit hat man das Gefühl schon den Großteil gesehen zu haben und will nur noch wissen, wie die Geschichte ausgeht.

Anders als bei vielen anderen Genre-Vertretern operiert man in The Last Tinker: City of Colors nicht aus einer Hub-Welt heraus, sondern bereist alle Levels in einer vorgegebenen Reihenfolge. Dafür bekommt ihr mit jedem Farbgeist, der von euch befreit wird, neue Fähigkeiten, wie Nah- und Fernkampfangriffe. Der rote Geist ermöglicht euch beispielsweise, Monster überhaupt angreifen zu können, der grüne Geist lässt Feinde flüchten und der blaue Farbgeist lässt jeden Widersacher in Tränen ausbrechen. Zusätzlich versorgen euch die Geister noch mit ultimativen Fähigkeiten wie Raserei oder Zeitstillstand.

Solltet ihr an manchen Stellen nicht weiter wissen, hilft euch ein ulkiger Zeitgenosse, der euch durch gewisse Abschnitte begleitet. Dieser hört auf den Namen Bomber und ist ein lustiges, pilzartiges Wesen. Wenn Koru pfeift, folgt Bomber ihm auf Schritt und Tritt, wie ein treuer Hund. Beschießt ihr Bomber mit Farbe reagiert er darauf. So stampft er durch rote Farbe wütend auf den Boden oder läuft durch Einfluss der grünen Farbe panisch davon. Diese Elemente lassen sich nutzen, um Rätsel zu lösen oder Feinde leichter zu besiegen.

Leider ist das Abenteuer auch so schnell wieder vorbei, wie es angefangen hat. Nach knapp acht Stunden ist Tinkerworld befreit und die Credits laufen über den Bildschirm. Aufgrund der linearen Storyline und den wenigen sammelbaren Objekten sinkt der Wiederspielwert somit gegen null. Der Titel verschenkt hier wertvolles Potenzial.

Technik

Wer eine neue Grafikrevolution oder die schärfsten Texturen erwartet, könnte enttäuscht werden. Korus Abenteuer besticht eher auf künstlerische Art, mit grellen Farben, wie ein Bilderbuch in Form eines Spiels. Da ihr auf Farben angewiesen seid, gibt es sogar eine Option für farbenblinde Spieler. Texturenschärfe, Grafikdetails, Framerate und Co lassen sich bequem über das Optionsmenü einstellen. Zwischendurch traten leider etwas störende Grafikfehler auf. Dabei wurden alle Texturen kurzzeitig durchsichtig, nur ein blauer Hintergrund war zu sehen. Als Grundgerüst dient die, unter Indie-Entwicklern sehr beliebte Unity-Engine.

Eine der großen Stärken des Titels stellt die Soundkulisse dar, die mit ruhigen, zauberhaften Gitarrenklängen besticht. Dadurch entsteht eine sehr dichte und angenehme Atmosphäre. Die Bewohner von Tinkerwold unterhalten sich nur durch einfache Laute. Wir hätten uns einen Erzähler gewünscht, der das Abenteuer durchweg begleitet, denn nach dem Intro meldet sich der Sprecher leider nicht mehr.

Während unseres Tests lief The Last Tinker: City of Colors durchweg flüssig und stabil. Lediglich die bereits erwähnten vereinzelten Grafikfehler fallen negativ auf. Die Steuerung ist leider etwas gewöhnungsbedürftig. Wir raten zum Controller, da hier zwar die Tastenbelegung sehr eigenartig gewählt ist, aber diese Eingabemethode wesentlich flüssiger von der Hand geht. Von der Tastatursteuerung raten wir ab.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
68
68
-
Multiplayer

FAZIT

Mit The Last Tinker: City of Colors liefern Mimimi Productions und Daedalic Entertainment ein stimmiges, wenn auch kurzes Abenteuer um das Affenwesen Koru, der die Kraft der Farben nutzen kann. Der einfache Schwierigkeitsgrad und die simplen Mechaniken richten sich eher an jüngere Spieler oder Anfänger. Zudem fehlt es dem Titel leider an Langzeitmotivation. Wer schnelle, unkomplizierte Unterhaltung möchte, bekommt hier eine bunte Geschichte über Freundschaft, Toleranz und bleiche Farben.

- Von  Fabian

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USK 6 PEGI 7

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