The Last Oricru REVIEW

Ihr habt vor dieser Besprechung noch nie von The Last Oricru gehört? Ehrlich gesagt habe ich das auch nicht bevor der Review-Key vor einigen Tagen in meinem Postfach gelandet ist. Während der Titel auf meine PlayStation 5 geladen wurde, habe ich die Wartezeit für ein bisschen Recherche genutzt. Die häufigsten Schlagwörter: Fantasy, Sci-Fi, Mittelalter, Action-Adventure, Souls-like. Das ist alles ziemlich vage, spricht mich tendenziell aber an. Und das ging es auch schon los.

Exposition vom Kratos-Cosplayer


Das Intro hat mich ein bisschen an das Reboot von DOOM (2016) erinnert. Meine Spielfigur liegt in einer Art Kältekapsel und muss mit ansehen, wie eine seltsame Gestalt die umliegenden Personen in deren Kapseln tötet. Als ich schließlich dran bin, werde ich tatsächlich unvermittelt in die Action geworfen. Nur das hier eben nicht das eigentliche Spiel anfängt, wie beim vorher genannten Shooter von id Software, sondern mit einem Tutorial des grundlegenden Kampfsystems. Und ja, da sind sie, die Souls-like-Anleihen. Lock-On, Angriff, schwerer Angriff, Blocken, Ausweichen. Die Tastenbelegung ist ähnlich, das Gefühl nicht ganz so geschliffen wie bei der großen Inspiration aus Japan. Nicht gut, nicht schlecht, eben solide. Ist der Tutorial-Gegner besiegt, macht das Spiel noch einmal einen Sprung und wirft mich vor die Füße eines humanoiden Wesens namens Patriarch Maltis. Tatsächlich erinnert der Glatzkopf mit weißer Haut und roten Roben stark an Kratos, aber vielleicht ist das nur meine Vorfreude auf God of War Ragnarök, die mich jetzt schon Dinge sehen lässt.

Egal, zurück zu The Last Oricru. Wie Maltis mir erklärt, bin ich eine Art ausgewählter, der titelgebende letzte Oricru. Was das genau heißt, ist mir und meinem Protagonisten Silver (ja, er heißt wirklich so und ja, auch andere Figuren im Spiel finden den Namen seltsam) zunächst nicht klar. Selbst wenn man Maltis lange ausquetscht, stehe am Ende noch immer viele Fragezeichen. Aber das ist ja nicht verkehrt, schließlich will mir das Spiel ja eine möglichst interessante Handlung erzählen. Maltis jedenfalls schickt mich zu einem weiteren Training, auf dem Weg dorthin begegne ich zwei weiteren Menschen, die auch nicht so recht wissen was eigentlich Phase ist.

Mehr labern, nicht ganz so viel kämpfen


Dabei wird in den ersten Spielminuten ein eigentlich spannender Wechsel von der üblichen Souls-Formel sichtbar, denn Entwickler GoldKnights legt den Fokus stark auf Dialoge und überhaupt das Storytelling. Immer wieder, auch das wird schnell deutlich, erhält man auch die Möglichkeiten, sich zwischen mehreren Antworten zu entscheiden. Der Lehrmeister, bei dem ich meine erste richtige Waffe und meinen ersten richtigen Schild bekomme, lässt mich gegen eine Ratte kämpfen. Keine kleine Kanalratte, sondern eine ausgewachsene, humanoide Ratte, die auch sprechen kann. Und auch das wird schnell klar: hier hat man etwas gegen diese Rattenwesen, beschimpft sie teilweise aufs übelste. Klassische Herrenrassen-Situation also. Töten soll ich meinen Gegner, aber warum? Weil er eine Ratte ist, sagt der Meister! Und ich noch immer: na und? Immer wieder lässt mir das Spiel die Wahl mich zwischen, grob gesagt, guter und schlechter Option entscheiden. Auch das mag ich eigentlich sehr und ja, zunächst hat mich The Last Oricru – trotz seiner bereits offensichtlichen Schwächen. Leider überwiegen diese nach und nach immer mehr und stellen die wenigen Qualitäten des Spiels in den Hintergrund.

Eieiei


Vor allem die Sprachausgabe fällt schnell negativ auf. Diese ist nämlich wirklich, wirklich nicht gut. Ich will den Sprecherinnen und Sprechern nicht per se ein schlechtes Zeugnis ausstellen, da ich mittlerweile weiß, wie wichtig eine gute Dialogregie und das Herstellen eines Kontextes für Voice Actors ist. Das Ergebnis ist hier aber dennoch unbefriedigend. Vor allem und ausgerechnet der Sprecher von Silver scheint oftmals überhaupt nicht den Bezugsrahmen verstanden (oder vermittelt bekommen) zu haben, was in seltsamen Pausen zwischen den Sätzen und einer allgemein komischen Betonung mündet.

Der technische Eindruck lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Dass man bei einem neuen Release auf der PlayStation 5 nicht einmal zwischen Auflösung und Framerate priorisieren kann, ist schon selten genug. Noch ärgerlicher empfinde ich aber das Fehlen jeglicher Accessibility Optionen. Weder kann ich die Größe der Untertitel einstellen, noch kann ich Buttons neu belegen. Letzteres mache ich eher selten, allerdings verlangt The Last Oricru zum Sprinten das permanente Eindrücken des linken Analogsticks. Wie überhaupt jemals jemand dachte, dies sei eine komfortable Option, war mir noch nie bewusst. Immerhin ist die normale Laufgeschwindigkeit von Silver einigermaßen schnell, sodass ich auf das Sprinten in den meisten Fällen verzichtet habe.

Viele kleine und große Steine stehen im Weg


Ich weiß, ich habe bis hierhin viele Kleinigkeiten aufgezählt, die mich stören. Aber es sind eben häufig diese Kleinigkeiten, die in der Summe ein Spielerlebnis prägen. Gibt es denn auch Gutes zu berichten? Naja. Noch einmal zur Geschichte zurück. Insgesamt gibt es drei Fraktionen (die Naboru, die Ratkins und die Broken). Je nachdem, wie ich mich verhalte, beeinflusst das meine Stellung innerhalb der jeweiligen Fraktion und eröffnet bzw. schließt Story-Pfade. Zumindest in der Theorie, denn nachgeprüft habe ich nicht, wie unterschiedlich sich die Story nun entwickelt. Zumindest mein Story-Verlauf und meine Entscheidungen zugunsten der Ratten war eher fad. Die Geschichte hat keine nennenswerten Highlights, die fad vorgetragenen Dialoge und die hölzernen Mimiken haben aber ohnehin mein Interesse schnell gedämpft.

Die Spielwelt mit ihrer Mischung aus Sci-Fi und Fantasy-Mittelalter ist auch nur auf dem Papier spannend, die Umsetzung ist meistens recht trist. Wälder, Burgen, Kerker – ich hatte nie das Gefühl mich durch eine wirklich interessante Welt zu bewegen, sondern als ob ich von einem Asset aus dem Unreal Store zum nächsten gehe.

Wie sehr Technik und Gameplay miteinander funktionieren müssen, zeigt The Last Oricru an einem ganz einfachen Beispiel: den Kämpfen. Diese machen schlichtweg keinen Spaß, da sowohl meine Spielfigur als auch die Gegner viel zu wenig Animationsphasen und Varianz haben. Gegner greift an, ich weiche aus oder blocke und greife an, Gegner greift an…Selbst Bosskämpfe sind absurd einfach gestrickt. Ein Souls-like lebt nicht nur von einem guten Kampfsystem, sondern auch von dem Hochgefühl, welches ich empfinde, wenn ich eine harte Nuss geknackt habe. Dieses hatte ich hier nie, egal ob bei Standard-Gegner oder Boss, egal ob mit Nahkampfwaffe oder Magie.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • in Ansätzen interessanter Plot
  • entscheidungsoffener Storyverlauf

thumbs-up-icon

Cons
  • fades Kampfsystem mit seltsamen Hitboxen und kaum Feedback
  • teils miserable Synchronisation
  • schwankende Performance auf PS5
  • hölzern inszenierte Dialoge und öde Spielwelt mit wenig Abwechslung

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Spiel Bewertung
Singleplayer
48
48
-
Multiplayer

FAZIT

Es tut mir immer etwas weh, wenn ich zu negativ über ein Spiel spreche. Ich weiß ja das kein Team ein schlechtes Spiel abliefern möchte und vor allem kleine Studios wie GoldKnights mit Enthusiasmus und Energie an ihre Projekte herangehen. Ebenso muss ich aber auch bei The Last Oricru feststellen, dass ein derart großes Projekt (Action-Adventure-Souls-like mit einer entscheidungsoffenen Story und mehreren Fraktionen) einfach zu überambitioniert ist. Liebe Jungentwickler: fangt doch erst einmal mit einem kleineren Umfang an, legt euch auf eine Mechanik fest, bringt noch ein, zwei frische und gerne Genre-fremde Ideen rein und entwickelt euch langsam fort. Das hätte man vielleicht auch dem Team hinter The Last Oricru sagen sollen.

- Von  Adrian

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The Last Oricru REVIEW

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