The Last of Us Part II REVIEW
Mit dem Ende des Lebenszyklus der PlayStation 3 kam ein Spiel heraus, welches eine der eindrucksvollsten Aufmachungen vorweisen konnte. Nun wiederholt sich die Geschichte, denn bald wird die PlayStation 4 durch die PlayStation 5 abgelöst und dennoch ist die Fortsetzung dieses Meilenstein für die aktuelle Konsole von Sony erschienen. Natürlich kann damit nur The Last of Us Part II gemeint sein.
Dass das Spiel polarisiert, war natürlich schon im Vorfeld klar. Und die Frage ist doch, haben wir etwas anderes erwartet? Wollen wir ein stimmungsvolles Spiel, welches ohne Tragik auskommt? Oder soll noch eine Schippe gegenüber dem ersten Teil obendrauf gelegt werden? Ich für meinen Teil will Drama, Tragik und die unverblümte Wahrheit, die mit Herzklopfen einhergeht! Dennoch sei gesagt, dass ihr zuerst mit The Last of Us (Remastered) anfangen solltet, sofern ihr die Gelegenheit noch nicht hattet. Denn hier werden viele Weichen zur Fortsetzung gestellt.
Der Blick in die Zukunft
Nach der Auswahl einiger technischer Anpassungen und dem Schwierigkeitsgrad geht es zurück in eine Welt, die in der nahen Zukunft angesiedelt ist. Die Pandemie zeigt noch immer ihre Auswirkungen und hat für weitere Zwistigkeiten zwischen den Menschen gesorgt, sodass überall Gruppierungen verteilt sind, die sich nicht immer wohlgesonnen sind.
Schon gibt es ein Wiedersehen mit Joel und Tommy, die in einem Dialog noch einmal die Geschehnisse des ersten Teils Revue passieren lassen. Noch einmal wird verdeutlicht, dass Joel seine Entscheidungen keinesfalls bereut und er, ohne es zu wollen, Ellie wie eine Tochter ansieht. Und auch Ellie kann kaum behaupten, dass Joel nicht eine wichtige Rolle in ihrem Leben eingenommen hätte.
Nach einem kurzen Wiedersehen beider Hauptprotagonisten des ersten Teils schwenkt das Spiel um und überspringt 4 Jahre. Als Spieler wird man zunächst mit der Frage zurückgelassen, was während der verstrichenen Zeit passiert ist. Dafür kann man sofort die Veränderung von Ellie erkennen, die zu einer jungen Frau gereift ist und die Gefühlswelten der Pubertät in vollen Zügen zu spüren bekommt. Im Ungewissen lässt man den Spieler aber nicht dauerhaft, denn The Last of Us Part II springt ab einem gewissen Storyverlauf in die Vergangenheit zurück und intensiviert dadurch das Zusammenspiel mit Ellie und Joel. Diese Zeitsprünge begleiten die gesamte Geschichte und geben viel Klarheit über die Geschehnisse der letzten Jahre.
Bekannte (zeitlose) Elemente
Bis es zum ersten Rückblick kommt, vergehen aber ein paar Spielstunden, die es in sich haben. Getrieben durch einen sehr emotionalen Moment, macht sich Ellie nach Seattle auf, um Rache zu üben. Ab diesem Zeitpunkt wird dem Spieler bewusst, dass Taten, die eigentlich nachvollziehbar sind, schlimme Konsequenzen auslösen können und neue Rache schüren. Dennoch soll hier noch nicht zu viel verraten werden, denn jeder sollte diese starke Geschichte, die gute 30 Spielstunden beansprucht, ohne viele Vorkenntnisse erleben dürfen.
Gut ausgerüstet und mit optimalem Training der letzten Jahre, nutzt die junge Frau all ihre Künste, um nicht selbst zum Opfer zu werden, denn es warten mehr als nur menschliche Gegner auf sie. Hier spiegelt sich das gekonnte Handwerk der Entwickler von Naughty Dog wieder, denn die Mechaniken, die bereits im ersten Teil wunderbar funktionierten, sind eine der Stärken von The Last of Us Part II. Dementsprechend ist die Defensive mitunter der größere Garant, die Reise unbeschadet zu überstehen. Ellie kriecht oder schleicht sich an die Gegner heran, killt diese lautlos oder feuert einen Schuss aus sicherer Entfernung ab. Danach muss sie aber ein neues Versteck aufsuchen, um der herannahende Meute nicht in die Arme zu laufen.
Gerade die nicht zu unterschätzende KI der unterschiedlichen Gruppierungen erfordern vom Spieler ein immer wachsames Auge. Oftmals teilen sich die Gegner auf, um aus verschiedenen Winkeln euer Versteck ausfindig zu machen. Diese Mechanik hat schon im ersten Teil gut funktioniert und fordert auch im aktuellen Werk einige taktische Züge von euch ein.
Mensch wie Monster
Die Gefahrenquellen sind in der Fortsetzung weiterhin Menschen wie Mutanten, die eine brutale Hetzjagd auf euch veranlassen. Nicht selten heißt es, vom Standort ablenken, was beispielsweise durch den Wurf einer Flasche oder einem Ziegelstein gelingt. Nichtsdestotrotz wird es immer Situationen geben, in denen der Gegner euch überrascht und ihr blitzschnell reagieren müsst, um aus der misslichen Lage zu entkommen. Das eröffnet zugleich aber auch Szenen, in der die Gewaltdarstellung einiges an starken Nerven einfordert.
Selbstverständlich sind knackige Schießereien, die schon in Naughty Dogs „Uncharted“ gut funktioniert haben, kein unwesentlicher Teil von The Last of Us Part II. Dennoch solltet ihr nicht immer die Offensive suchen, denn Munition kann schnell rar werden. Gerade abseits der leichten Schwierigkeitsstufen werden Kugeln und Werkzeug, das beispielsweise für Schockbomben, Sprengfallen oder Molotowcocktails benötigt wird, mehr als knapp. Wenn ihr dann noch einem Runner oder gar einem Shambler gegenübersteht, kann die Munitionsknappheit euer Ende bedeuten und selbst die Nahkampfwaffe in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Grüne Hölle
Trotz der linearen Story erhaltet ihr in The Last of Us Part II die Freiheit, euch in vielen Gebäuden, Baracken oder Tunneln von Seattle umzugucken. Längst von der Natur zurückerobert, bedeutet das für euch aber, viel Springen und durch enge Risse quetschen. Dabei sollte euer Auge nicht nur mögliche Feinde schnell erkennen, sondern auch weitere Waffen und Munition einsacken. Mit etwas Glück kommt ihr an einem Safe vorbei, dessen gültige Kombination euch wahre Schätze im Kampf ums Überleben zugänglich macht.
Als weitere Lebensretter erweisen sich Werkbänke, über die ihr euer Arsenal verstärkt, sofern ihr die dafür benötigten Utensilien besitzt. So dürft ihr beispielsweise die Stabilität oder die Kapazität erweitern – ganz gleich ob es sich dabei um einen Revolver, eine Pumpgun oder ein Gewehr handelt. Dabei sind die kleineren Schusswaffen nicht wirklich effektiv, dafür aber schneller im Nachladen. Das Gewehr kann mit einem gezielten Schuss wiederum den Feind sofort beseitigen, was aber nicht optimal ist, wenn ein schneller Schusswechsel vonnöten ist. Ferner kommen noch weitere Waffen hinzu, die unterschiedlich in ihrer Intensität und Anwendung sind, aber erst einmal gefunden werden müssen, wie zum Beispiel der Bogen.
Nicht zu verachten sind zudem kleine Pillen, die eure Skills stärken und neue auf Wunsch aktivieren. So entscheidet ihr, ob ihr euch schneller im Lausch-Modus bewegen möchtet, einen lautlosen Kill flinker ausführt, oder eure Sinne der Wahrnehmung schärft. Auch neue Rezepte für die Waffenfertigung werden nach Wunsch freigeschaltet, wie die effektiven Sprengpfeile, die ganzen Gruppen erheblichen Schaden zufügen können.
Technik
The Last of Us Part II ist ein technisches Meisterwerk, das die Ressourcen der PlayStation 4 bestmöglich ausnutzt. Selbst abseits der verblüffenden Zwischensequenzen, die wieder perfekt ins Ingame übergehen, gibt es ein hohes Maß an Qualität. Miteinander agierende Figuren, eine bis in den letzten Winkel geschaffene Flora, die Verwüstungen der letzten Jahrzehnte und das Zusammenspiel von Licht und Schatten, sind nur ein kleiner Teil des tadellosen Gesamtgebildes. Ständig kommt ihr an Orte, die für eine beklemmende Atmosphäre sorgen und den Wunsch verstärken, so etwas nie in der Realität sehen zu müssen. Auch die Physik zeigt ihre Stärke und schnell wird klar, dass all die Verschiebungen und die lange Wartezeit auf das Spiel vollkommen gerechtfertigt waren.
Die Soundkulisse schafft es immer, die Reise aus Tragik, Kampf, Flucht und die Vielzahl an Erinnerungen optimal zu begleiten. Ausgereifter ist aber die Sprachausgabe, die komplett auf eine deutsche Vertonung setzt. Emotionen wie Trauer, Wut, Aggression oder Angst werden glaubhaft in The Last of Us Part II eingebunden und machen aus dem Spiel teilweise einen interaktiven Film. Noch grandioser ist jedoch die englische Lokalisation, die jeden Moment noch emotionaler einfängt und nicht selten für Gänsehaut sorgt.
Die Mechanik der Steuerung orientiert sich am Vorgänger und bringt all die durchdachten Möglichkeiten wie das Schleichen, Kriechen, den lautlosen Kill oder das Zwängen durch enge Wandrisse mit sich. Wer bereits den Vorgänger gespielt hat, wird nicht lange brauchen, um sich zurechtzufinden. Des Weiteren kann ein angepasster Schwierigkeitsgrad manche Situation entschärfen, die beispielsweise eine gute Treffsicherheit abverlangt. Gerade für Neulinge, die gegen Anraten mit dem zweiten Teil beginnen, ist der sehr leichte Schwierigkeitsgrad die beste Alternative, um die Geschosse genauer zu platzieren und mehr das Erleben der Story in den Vordergrund zu stellen.
Pro & Kontra
- Wahnsinnig gute Inszenierung der Story
- Ausgereifte Optik und Physik
- Atemberaubende englische wie deutsche Sprachausgabe
- Viele Angriffs- und Verteidigungsmethoden
- Hohe Gewaltdarstellung
- Ab mittleren Schwierigkeitsgrad gehobener Anspruch
Tolle Review wie immer. Einzig der Kritikpunkt, dass das Spiel ab „Mittel“ zu anspruchsvoll wird, kann ich eher nicht unterschreiben. Hatte bisher keinelei größeren Probleme mit den Gegern gehabt.
Okay, zugegeben, da habe ich mich wirklich ungünstig ausgedrückt. Aber ich für meinen Teil merkte schon den deutlichen Anspruch. Du bist hingegen sicher durch deine Shooter recht geübt 😉 Bei Uncharted hatte ich im Vergleich im mittleren Schwierigkeitsgrad weniger Probleme – aber da gab es auch deutlich weniger Clicker und Runner 😀