The Last Door: Season 2 – Collectors Edition REVIEW

Das spanische Episoden-Adventure „The Last Door,“ dessen erste Staffel am 20.Mai 2014 in Form einer Collectors Edition veröffentlicht wurde, erfreute sich großer Beliebtheit. So großer Beliebtheit, dass am 29. März 2016 die zweite Staffel auf Steam und Co. nachgeschoben wurde. Und auch hier grüßt uns wieder der Zusatz „Collectors Edition.“ Dies soll wohl in erster Linie kennzeichnen, dass man hier alle vier Episoden der zweiten Staffel in einem Paket erhält (eine sehr kurze Miniepisode ist ebenfalls enthalten). Staffel 2 bildet übrigens den Abschluss der Handlung, während die enthaltene Miniepisode jedoch ein kleines Hintertürchen für eine eventuelle Staffel 3 offenhalten soll. Da Staffel 3 jedoch nicht existiert und es noch völlig offen ist, ob es solch eine jemals geben wird, werfen wir doch stattdessen einfach mal einen näheren Blick auf Staffel 2. Schließlich konnte mich ja bereits die erste Staffel überzeugen.

Der verschollene Patient

Anders als in Staffel 1 übernehmen wir nicht mehr die Rolle von Jeremiah Devitt, sondern von dessen Psychiater Dr. John Wakefield. John, der Jeremiah nicht nur als Patienten, sondern auch als seinen Freund betrachtet, hat sich in den Kopf gesetzt Devitt aufzuspüren, wobei der Antrieb hierfür dann doch eher von Wakefields bestem Freund, dem Okkultismus-Experten Johan Kaufmann auszugehen scheint. Dummerweise ist Kaufmanns körperlicher Gesundheitszustand etwas angeschlagen, weswegen der Löwenteil der Detektiv-Arbeit dann doch zu Lasten von Dr. Wakefield fällt. Ob Wakefield Jeremiah Devitt aufspüren kann und welchen Schrecken er sich auf seiner Suche stellen muss, müsst ihr freilich selbst herausfinden.

Nun, mehr gibt es zur Ausgangslage der Handlung eigentlich auch gar nicht zu sagen. Das große Problem von Staffel 2 ist ganz einfach der neue Hauptcharakter Dr. John Wakefield. Der Mann bleibt einem das ganze Spiel über fremd. Man versteht einfach nicht wo genau seine Motivation liegt diese gefährliche Reise auf sich zu nehmen. Oh sicher, er erklärt beiläufig, dass Devitt sein Freund ist und darüber hinaus scheint er auch seinem großen Vorbild Kaufmann nacheifern zu wollen, aber das allein reicht bei weitem nicht aus eine Bindung zum Protagonisten aufbauen zu können. In der ersten Staffel hat man sich die Mühe gemacht bestimmte Schlüsselereignisse von Devitts Vergangenheit zu beleuchten. Man verstand mit der Zeit woher Devitt kommt und was ihn antreibt den Suizid seines Schulfreundes derart vehement zu untersuchen. Bei Wakefield und auch bei seinem Gefährten Kaufmann fehlt dieses wichtige Fundament jedoch völlig, was sich letztendlich auch negativ auf die Story auswirkt, da hier einfach ein vernünftiger Antrieb fehlt. Absurderweise wird die Frage, was Wakefield denn nun motiviert, sogar direkt in einer Zwischensequenz angesprochen. Da wundert es natürlich umso mehr, dass die Storywriter dann keine gescheite Erklärung abliefern.

Klar, wenn man Staffel 1 gespielt hat will man wissen was aus Devitt und dessen Schulkameraden Alexandre Du Pre geworden ist, aber Wakefield sowie dessen auf mysteriös getrimmter Begleiter gehen einem herzlich am Popo vorbei. Abgesehen davon gibt es aber wieder ein gelungenes Gruselabenteuer, welches gekonnt den Flair von Edgar Allen Poe und H. P. Lovecraft miteinander verschmelzt. Anders als Devitt ist Wakefield jedoch ein geistig gesunder Protagonist, was bedeutet, dass der Psycho- und Jumpscare-Anteil in Season 2 deutlich geringer ausfällt als in Season 1 (was nicht bedeutet, dass es sie gar nicht mehr gibt). Aber genau das wird wohl auch der gewünschte Kontrast zu Staffel 1 sein. Man kann die Geschehnisse dieses mal halt aus einem etwas nüchterneren Blickwinkel erleben.

Lobenswert ist, dass man den Cliffhanger dieses mal stecken lässt und einen klaren Schlussstrich bei der Handlung zieht. Es ist deswegen Lobenswert, da ich hier dann doch vereinzelt gewisse Abnutzungserscheinungen gespürt habe. Es ist halt besser aufzuhören bevor man den Zenit überschreitet.

Angehobener Schwierigkeitsgrad und mehr Umfang

Bezüglich des Gameplays bleibt im Kern alles beim alten, allerdings hat man auch einige Dinge erweitert. Es bleibt bei einem Standard Point & Click-Adventure. Mit der linken Maustaste navigiert man seine Spielfigur durch die Screens, begutachtet Hotspots und sammelt Gegenstände ein. Besagte Gegenstände werden in der Inventarleiste am unteren Bildschirmrand gelagert. Dort kann man die Gegenstände gegebenfalls untereinander kombinieren, oder sie aus der Leiste herausziehen um sie an Hotspots anzuwenden und somit diverse Problemstellungen zu lösen und im Spiel voranzukommen. Der Großteils des Spielinhalts besteht aus diesen Inventarrätseln, andere Rätselschemata wie z.B. einen Tresor bzw. dessen Code zu knacken, eine Schnipseljagd oder die Navigation durch einen gruseligen Wald mithilfe von Symbolen tauchen nun aber auch häufiger auf, und sind deutlich prägnanter bzw. kniffliger als in Staffel 1. Die Rätselaufgaben bleiben jedoch fast immer logisch nachvollziehbar, so dass man auch Staffel 2 ohne Komplettlösung schaffen sollte. Allerdings hat man den Schwierigkeitsgrad im Vergleich zu Staffel 1 spürbar angehoben. Ein blutiger Anfänger, der seinen Spaß mit Staffel 1 hatte, könnte also durchaus etwas in die Bredouille geraten und sich fragen was das soll. Staffel 2 wurde definitv nicht mehr für diesen Spielerkreis konzipiert.

Beim letzten Teil kritisierte ich noch die kurze Spieldauer und das daraus resultierende wacklige Preis- Leistungsverhältnis. Dieser Kritikpunkt ist nun hinfällig, denn die Spieldauer beträgt nun solide 7 Stunden zum gleichen Preis von 9,99 €. Und nein, die höhere Spieldauer liegt nicht unbedingt am gesteigerten Schwierigkeitsgrad, sodern eher daran, dass der allgemeine Umfang gestiegen ist. Die ersten drei Episoden bieten sogar eine Stadt- bzw. Inselkarte, wo man mehrere Orte hat, die man besuchen muss. Staffel 2 ist dadurch nicht mehr ganz so linear wie gewohnt. Nur die vierte und letzte Episode fällt da wieder in den linearen Stil von Staffel 1 zurück.

Leider wird immer noch nicht gestattet eigene Speicherstände anzulegen. Das Spiel arbeitet nach wie vor mit Autosaves. Und aufgrund des gesteigerten Umfangs ist ein Einstieg in ein separates Kapitel nicht mehr ausreichend, um zwecks Achievement-Jagd nicht allzu viel Zeit zu verlieren.

Auch auf eine Hotspotanzeige wurde erneut verzichtet. Diese wird aber nach wie vor nicht gebraucht, da die Hotspot-Trefferzonen angenehm groß geraten sind und man interessante Sachen auch visuell leicht entdecken kann. Von daher geht das schon in Ordnung. In dem Zusammenhang möchte ich jedoch auf ein mieses Rätsel hinweisen, welches bereits in der ersten Episode auftaucht. Hier muss man den benötigten Hotspot erst „aktivieren,“ indem man mit der Spielfigur auf einem bestimmten Bereich des Fußbodens läuft. Wenn man da nicht durch Zufall drüberlatscht, kann man sich dumm und dämlich suchen. Dieses „Rätsel“ war dann auch die einzige Stelle im Spiel, wo ich ein Stück ins Straucheln gekommen bin. Glücklicherweise taucht derartiger Unfug im späteren Spielverlauf nicht mehr auf. Ärgerlich bleibt diese eine Stelle aber trotzdem.

Ansonsten sind dieselben Eigenheiten vertreten wie in Staffel 1. Es gibt einen Doppelklick zur Abkürzung durch Ein- und Ausgänge, allerdings steht dieser nicht grundsätzlich zur Verfügung, weil man wohl vermeiden wollte, dass der Spieler auf diese Weise atmosphärische Abschnitte überspringen kann. Und der völlige Verzicht auf die rechte Maustaste ist immer noch eine überaus seltsame Designentscheidung. Aber egal. Wichtig ist, dass das Spiel immer noch Spaß macht, und das ist definitiv der Fall. Die Reduzierung von vier Miniepisoden auf eine einzige ist aber sehr enttäuschend. Wenn man schon großspurig mit einem Begriff wie „Collectors Edition“ um sich wirft, dann sollte man auch einen gewissen Mehrwert dafür geboten bekommen. Zumal die eine enthaltene Miniepisode nur dazu dient ein Hintertürchen für eine eventuelle dritte Staffel offen zu halten – schwach.

Grafik und Sound

Audiovisuell hat sich seit der letzten Staffel nicht viel geändert. Das große Gimmick von The Last Door ist nach wie vor die extreme Pixelgrafik, welche derart grob gestaltet wurde, dass daneben selbst alte NES-Spiele regelrecht hochauflösend wirken. Und nein, ich kann immer noch nicht so recht nachvollziehen, was die Entwickler damit bezwecken wollten. Das Spiel mag zwar dank dieses Stils absolut unverwechselbar aussehen, allerdings kann der Grusel- und Horror-Faktor bei solch einer Grafik einfach nicht so stark greifen. Außerdem besteht die akute Gefahr, dass dieser Grafikstil viele Abschrecken könnte, wobei dieser Faktor in der zweiten Staffel logischerweise nicht mehr wirklich relevant ist, da sie sich ja an jene Leute richtet, die bereits die erste Staffel durchgespielt haben und wissen was sie erwartet.

Fairerweise muss jedoch gesagt werden, dass es das Spiel trotz seiner notorischen Riesenpixel schafft eine sehr atmosphärische Gruselstimmung zu erzeugen. Darüber hinaus merkt man durchaus, dass hier viel Liebe in die Grafik geflossen ist und ebendiese seit der ersten Staffel leicht verfeinert wurde, was aber auch nichts daran ändert, dass die Grafik rein objektiv betrachtet einfach schlecht ist. Man muss sich halt darauf einlassen können.

Beim Soundtrack gibt es auch dieses mal nichts auszusetzen. Der Stil des viktorianischen Horror-Abenteuers wird erneut hervorragend eingefangen und trägt einen großen Teil zur düster-spannenden Atmosphäre bei. Dasselbe gilt auch für die gelungenen Soundeffekte, welche gruseligen Abschnitte erst den richtigen Kick verleihen. Auf eine Sprachausgabe hat man jedoch abermals verzichtet, was aber nachvollziehbar ist.

Das Problem „Rechtschreibfehler“ ist mir hier nicht mehr so stark aufgefallen wie in der ersten Staffel. Das soll jetzt nicht bedeuten, dass es sie nicht mehr gibt, aber sie sind mir hier halt nicht mehr so störend aufgefallen wie zuvor. Und vor einem Absturz blieb ich dieses mal auch verschont.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
79
79
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Mit „The Last Door – Season 2“ wird das Episoden-Horror-Adventure zu einem ziemlich gelungenen Abschluss gebracht. Für die zweite Staffel hat man ordentlich die Schrauben angezogen. Die Spieldauer bzw. der Spielumfang wurde spürbar angehoben und beim Schwierigkeitsgrad entschied man sich dieses mal dafür auf einen Spaziergang zu verzichten und stattdessen einige wirklich gute Rätsel zu implementieren. Weniger gelungen ist jedoch der neue Protagonist, welcher erschreckend blass ausfällt und einem partout nicht ans Herz wachsen will. Abgesehen davon bleibt jedoch alles mehr oder weniger beim Alten. Die Riesenpixel sind also immer noch reine Geschmackssache, während die Verschmelzung von Poe- und Lovecraft-Horror nach wie vor die große Stärke des Spiels darstellt. Wer Staffel 1 mochte und kein blutiger Anfänger im Point & Click-Genre ist, kann also auch hier wieder beruhigt zugreifen.

- Von  Volker

MS Windows

The Last Door: Season 2 – Collectors Edition REVIEW

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