The Guest REVIEW
In den letzten Jahren haben Exploration-Games immer mehr Spieler angezogen und sind schon fast so beliebt wie Point-and-Click Adventures geworden. Mit der richtigen Atmosphäre verliert man sich leicht in der Geschichte solcher Spiele, und wird komplett hineingezogen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Gone Home, welches vor 3 Jahren erschien. Man besucht das Haus seiner Eltern und findet es leer vor. Daraufhin durchsucht man jeden Raum des Hauses und allein die Atmosphäre lässt einen im Glauben, dass der Familie etwas zugestoßen ist. (Spoiler!) Am Ende erfährt man aber, dass das Haus aus sehr normalen Gründen leer war. The Guest versucht etwas Ähnliches und sperrt uns aus relativ normalen Gründen in einen Raum ein und zieht uns dann mit der Zeit in eine finstere Geschichte. Doch konnte auch uns The Guest in seinen Bann ziehen?
Story
Boston, Massachusetts. Es ist vier am Morgen und der Regen schlägt unaufhörlich gegen das Fenster unseres Hotelzimmers. Nachdem man sich etwas umgesehen hat, wird klar, dass man als Dr. Leonov spielt. Außerdem erfährt man, dass Dr. Leonov ein Professor ist, welcher für eine wissenschaftliche Konferenz aus Russland in die USA gereist ist. Er wurde zum Übernachten in einem netten Hotel untergebracht und erst einmal ist daran nichts Ungewöhnliches. Doch da ist dieses leise Klopfen an der einzigen Tür im Raum an welcher der Türgriff fehlt. Beim Durchsuchen des Raumes findet man dann einen Schraubenzieher und den Türgriff. Nach dem Anbringen öffnet sich die Tür, doch es ist nur das Badezimmer! Und plötzlich, nach dem Betreten: Wo ist die Zimmertür des Hotels? Wie sind wir überhaupt hier reingekommen? Und am wichtigsten: Wie kommen wir wieder raus?
Während man den Raum weiter durchsucht, findet man Notizen von ehemaligen Gästen, die zwar nicht so verstörend sind wie zum Beispiel die Kritzeleien der Testobjekte aus Portal, aber diese kleinen Notizen tragen zur doch sehr düsteren und dunklen Atmosphäre bei. Ein geheimer Schalter öffnet dann einen anderen Raum hinter dem Bücherregal und wir können weiter gehen. Ab hier geht es weiter zu geistigen Wahnvorstellungen, haarsträubenden Puzzeln, einem unerwartetem Ende und Fragen über Fragen.
Wie in vielen Spielen starten die Puzzles zwar relativ leicht, aber nach einiger Zeit gibt es dann keine Gefangenen mehr. In diesem Spiel gibt es doch ein paar nervenaufreibende Rätsel, die nach einiger Zeit ziemlich frustrierend werden können. Zwar brauchte ich nur an einer Stelle Hilfe von Google, doch die Lösung lies mich dann doch wundern, ob ich das jemals ohne Hilfe herausgefunden hätte.
Atmosphäre
Man fühlt sich durch die wenigen Zimmer, die es dann letztendlich gibt, wie in einem kleinen Gefängnis. Dafür wurde die Rückverfolgung der Räume auf ein Minimum reduziert. Insgesamt dauerte das einmalige Durchspielen zwischen drei bis vier Stunden. Aber selbst danach gibt es anscheinend noch ein paar Sachen zu erkunden und Teile der Geschichte aufzudecken, wenn man nicht alle Geheimnisse gefunden hat. Doch man überlegt es sich dann doch vielleicht zweimal, nochmal durch die haarsträubenden Rätselabschnitte spielen zu müssen.
Sehr positiv ist die Atmosphäre in The Guest, welches das ganze Spiel hindurch eine düstere und geheimnisvolle Wirkung erzielt – eine der größten Stärken des Spiels. Am Ende erfährt man sogar einen möglichen Grund für die ganze Dunkelheit. Natürlich wird die passende Atmosphäre auch von der Darstellung des Spiels getragen und The Guest sieht für ein Indie-Spiel verdammt gut aus. Selbst in den „helleren“ Passagen fühlt man sich trotzdem nicht gerade besser, und so zieht es sich das ganze Spiel durch.
Ende?
An sich ist die Story gut und nicht wirklich vorhersehbar. Jedoch ist das Ende sehr irreführend und es fühlt sich an, als wäre ein kleiner Teil der Geschichte ausgelassen worden. Desto mehr man über das Ende und Dr. Leonov’s körperlichen und geistigen Zustand nachdenkt, umso mehr Fragen werfen sich für einen auf. Es fühlt sich so surreal an und der weitere Verlauf der Geschichte bleibt offen. Wieso ist Dr. Leonov in diesem Zustand? Was war Vorstellung und was nicht? Weshalb hat er das alles zugelassen? Auch nach den Credits gibt es keine weitere versteckte Erklärung.
Vielleicht ist das Ziel von The Guest auch den Spieler mit dem offenen Ende zurück zu lassen, sodass sich jeder seine eigene Version der Geschichte ausdenken kann und gleichzeitig nach mehr verlangt. Man hat dies auf jeden Fall erreicht. Was aber fehlt, ist der Wiederspielwert, denn trotzdem man noch an kleinen Teilen der Geschichte entdecken kann, werden keine der großen Fragen beantwortet.
Technik und Sound
Wie vorhin schon erwähnt, kommt The Guest für einen Indie-Titel technisch sehr gut daher. Neben der visuellen Umgebung, die doch die meiste Zeit sehr düster ist, passt auch die Soundkulisse perfekt zum Spiel. Man hat hier ein rundum atmosphärisches Spiel erschaffen, welches einen an manchen Stellen sogar kurz aufspringen lässt. Es wurde mit viel Liebe zum Detail programmiert und designend, denn es gibt einiges an Items, Zeitungstexten, Notizen und Ähnlichem, das man finden und in sein Inventar stecken kann. Auch wenn nicht alles von Nutzen ist, so erzählt es einen Teil der Geschichte. Zum Beispiel lassen uns Dr. Leonov’s Pillen auf einen vielleicht schlechten Geisteszustand rückschließen…