Test Drive Unlimited Solar Crown REVIEW
Etliche Jahre ist es her, als Test Drive Unlimited II in mir Begeisterung erweckte. Test Drive Unlimited Solar Crown sollte erneut in mir diese Emotion auslösen, scheitert daran aber kläglich. Und eigentlich war der Grundgedanke gar nicht so falsch, denn die Forza Horizon-Reihe dient eindeutig als Vorbild. Ihr macht Probefahrten, kauft neue Vehikel, rüstet diese in der Werkstatt auf und bereitet euch auf unterschiedliche Rennen vor. Das könnte alles so wunderbar funktionieren, wenn nicht an allen Ecken und Enden Bugs warten würden, um eure Karriere zu zerstören.
Ganz klar – Test Drive – oder nicht?
In Test Drive Unlimited Solar Crown lernt ihr einen Ort kennen, den es so noch nie zuvor in einem Rennspiel gab und euch erneut in den Linksverkehr schickt. Hongkong Island, das im Maßstab 1:1 nachgebaut wurde, dient als Kulisse. Schnell ist jedoch klar, dass das ambitionierte Vorhaben nicht in Gänze erfüllt werden konnte. Der Racer möchte voller besonderer Orte stecken, die oftmals aber eher durch Leere auffallen. Zwar geht es von alten wie engen Straßen über Autobahnen und Bergstraßen, doch dem geistigen Vorbild kann das Spiel keinesfalls das Wasser reichen.
Dasselbe gilt auch für die Straßen, die suggerieren, dass es in Hongkong Island das Mindestmaß ist, einen Audi TT oder Ford Mustang zu fahren. Unter anderem sind Ferrari, Nissan, Lamborghini, Porsche, Ford, Audi, Bugatti, BMW, Koenigsegg, Aston Martin sowie Mercedes vertreten, die aber nur wenige Modelle ins Spiel bringen. Zwar reicht die Auswahl von Alltagsautos aus den 1960er Jahren bis hin zu hochmodernen Hypersportwagen und Geländewagen, für das Genre ist es aktuell bei der Konkurrenz aber nicht mehr genug.
Wenn ich durch die Gassen, den breiten Asphalt, oder sandigen Täler fahre, vermisse ich einfach die Authensität voller Straßen, der mir auch der Gegenverkehr nicht mehr vermitteln kann. Auf Passanten, die eine Metropole lebendig machen, wird ebenfalls verzichtet. Das nimmt dem Spiel viel Potenzial.
Clan-Aktivitäten
In Test Drive Unlimited Solar Crown könnt ihr an Clan-Wettbewerben teilnehmen und um die Vorherrschaft auf den Straßen von Hongkong Island kämpfen. Für die Aktivitäten im Clan bedarf es jedoch erst die Rufstufe 12. Dieses ist aber mühselig zu erreichen, denn bis auf viele Blitzer, die euch durch Raserei Erfahrungspunkte schenken, sind zu Beginn nur wenige Straßenrennen verfügbar. Kleinere Manöver mit euren Wagen werden zwar belohnt, doch zieht sich ein Stufenaufstieg einfach zu lange hin, sodass sich die Lust schmälert.
Wenn ihr die Stufe endlich erreicht und einen Clan erwählt habt, messt ihr euch in (tatsächlich) spannenden Rennen gegen herausfordernde Kontrahenten, um die Rangliste zu erklimmen und einzigartige Belohnungen zu erhalten. In hart umkämpften Ranglistenrennen schlagt ihr euch mit jedweden Fahrern, um immer weiter voranzukommen. Der Aufstieg von der Bronze-Liga bis zum Sonnenkönig wird durch mehrere Herausforderungen und PvP-Belohnungen unterstützt.
Erst mit dem Einstieg in einen Clan wird die große Open-World-Map interessant. Aus recht wenigen Veranstaltungen, für die ihr mehrere Kilometer fahren müsst (oder die Schnellreise wählt), wird ein vollgepacktes Abenteuer. Gleichzeitig werden mit verbesserter Rufstufe weitere Vehikel zugänglich, die aber einiges an Geld abverlangen. Wer also einen vollen Fuhrpark möchte, muss ordentlich ranklotzen, oder in der Umgebung nach versteckten Boni Ausschau halten. Zudem sind 14 Wracks versteckt, die es zu finden gilt. Dies gestaltet sich aber deutlich schwerer als bei den Forza Horizon Teilen, denn in einer Garage steht der Fundus nicht.
Bugs
Test Drive Unlimited Solar Crown ist leider eines der Spiele, die unfertig auf den Markt gebracht wurden. An jeder Ecke warten Bugs darauf, euch das Rennfahrerleben schwer zu machen. Autos die mitten auf der Straße spawnen oder sich urplötzlich in Luft auflösen. Events, die sich nicht starten lassen, oder ein Navigationssystem, dass Straßenführung einfach nicht drauf hat. In recht kurzen Abständen werdet ihr mit Fehlern konfrontiert. Von den Serverproblemen ganz zu schweigen, denn erst zwei Tage nach Erhalt des Review-Keys durfte ich mich ins Spiel stürzen. Für ein Open-World MMO können solche Probleme dauerhaft zum Todesstoß führen, denn ihr müsst IMMER online sein.
Da aktuell ein Update in Arbeit ist, stirbt die Hoffnung zuletzt, denn ohne Bugs hat der Acarde-Racer schon interessante Features zu bieten. So müsst ihr zu einem Autohaus fahren, um neue Wagen zu erwerben, die zumeist noch nach Herkunftsländern unterteilt sind. Eine Werkstatt verbessert optional eure Karossen und andere Wagenfarben dürfen ebenfalls zum Einsatz kommen, wenn ihr es wünscht. Die Anteile der Lebenssimulation finde ich nur bedingt interessant und überspringe sie oftmals. Ein Gefühl, dass man mehr mittendrin ist, versprühen die Möglichkeiten in Form eines Avatars nämlich nicht.
Technik
Begleitet werden die Herausforderungen nicht nur von starken Motoren, sondern auch einem wunderbaren Soundtrack, der die Rennen immersiver macht. Doch dazu muss erst das Radio eingestellt werden. Dann kann mithilfe verschiedener Musikgenres, die in den Sendern verankert sind, der eigene Geschmack beköstigt werden. Ganz seinem Vorbild kann Test Drive Unlimited Solar Crown zwar begeistern, aber definitiv nicht übertrumpfen.
Die Grafik ist in vielen Bereichen Durchschnitt. Die Automodelle habe ich in vergleichbaren Spielen schon deutlich detailreicher gesehen. Die Reflektionen, die Schatten, der Glanz des Lacks und all die anderen Fassetten können nicht vollends überzeugen. Auch falsche Spiegelungen lassen Fragezeichen zurück. Alles wirkt nach PlayStation 3 / Xbox 360 Niveau. Insbesondere die Avatare sind erschreckend simpel gestaltet und traurig anzuschauen. Nachladende Objekte in der Spielwelt trüben das Bild weiter. Doch es gibt auch schöne Szenarien, die zumeist bei einem Wechsel von der Nacht in den Tag zum Einsatz kommen. Die aufgehende Sonne zaubert etwas Faszination in die sonst befriedigende Darstellung der Umgebung. Nasse Straßen und aktiver Regen sind ebenfalls nett anzuschauen, machen aus dem Game aber dennoch kein Grafikwunder. Es wäre definitiv optisch mehr drin gewesen, was Entwickler KT Racing aber sicherlich aus Zeitdruck vernachlässigen musste.
Die Befehle werden bei der Steuerung gut umgesetzt. Übersteuern, zögerliches Bremsen oder übertriebenes Drifts können in den Rennen schnell zum Platzverlust führen. Schwere Boliden oder Kleinwagen zeigen sofort ihre Ansprüche, sodass Anfänger etwas Zeit benötigen, um gut ins Spiel einzufinden. Fahrhilfen werden aber nicht benötigt, um gute Leistungen einzubringen. Sollte doch einmal ein Patzer passieren, setzt ein Knopfdruck euch wieder zurück auf die Straße.
Pro & Kontra
- Gigantische Map
- Cooler Sound / OST
- Bugs und Serverprobleme
- Durchschnittliche Grafik - nachladende Objekte
- Das Spiel will einfach zu viel