Strayed Lights REVIEW
Atmosphärische Abenteuer können fesselnd sein, doch für mich muss spielerische Tiefe hinzukommen, um sie unvergesslich zu machen. Strayed Lights, entwickelt von Embers, erfüllt genau diese Erwartungen und bietet eine kurzweilige, lohnende Reise. Die einzigartige Spielerfahrung entsteht durch Handlung und Zwischensequenzen statt Dialogen, wodurch das Spiel an mehreren Stellen emotionale Momente schafft. Doch will ich nicht im ersten Absatz alles vorwegnehmen. Ich möchte in den nachkommenden Zeilen mit euch diese Reise zusammenbestreiten, um einen entsprechenden Eindruck weiterzugeben.
Licht und Schatten?
In Strayed Lights spielt man eine Art Lichtwesen auf der Suche nach Erleuchtung. Dabei wird man mit seinem inneren Dämon konfrontiert und muss andere, die durch negative Einflüsse zu Monstern geworden sind, wiederherstellen. Das einfache, aber starke Konzept ist prägnant umgesetzt und die Figuren, denen man begegnet, haben klar erkennbare Persönlichkeiten, die sich in Haltung und Bewegung widerspiegeln. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass einige Sequenzen unnötig lang wirken, was aber auch an meiner Ungeduld und Gewöhnung an typische vertonte Zwischensequenzen liegen kann.
Glücklicherweise konzentriert sich Strayed Lights auf das Gameplay, und hier glänzt das Spiel besonders. In zahlreichen Kämpfen gegen schwächere Gegner und Bosse steht die Verteidigung im Vordergrund. Jeder Gegner greift in roter oder blauer Färbung an, während man selbst fließend zwischen den beiden Farbzuständen wechseln kann. Wichtig zu wissen ist, dass das Verteidigen mit der entsprechenden Farbe nicht nur den Schaden komplett negiert, sondern auch etwas heilt. Zudem greifen manche Gegner mit einer violetten Aura an, die signalisiert, dass sie nicht abgewehrt werden können. An dieser Stelle steht das Ausweichen im Vordergrund. Jeder Kampf verkörpert diese Mechaniken und lässt nicht so schnell Langeweile aufkommen. Wie zu erwarten, haben Gegner einzigartige Verhaltensweisen, Aktion sind klar erkennbar, was das Erlernte umso befriedigender macht. Mir gefällt dieser besondere Stil, auch wenn ich ansonsten und bei anderen Titeln nicht viel damit anfangen kann. Strayed Lights ist einfacher, aber das ist kein zwingender Nachteil.
Ein entscheidendes Element für meinen Spielspaß beim ständigen Ausprobieren und Lernen ist das Bewegungsgefühl. Präzise und zuverlässige Eingaben sind unerlässlich, um Spielen dieser Art eine sinnvolle Schwere zu verleihen. Und auch in diesem Bereich strahlt der Titel eine gewisse Perfektion aus.
Leicht, aber kein Leichtgewicht
Die Steuerung ist einfach: eine Basis-Kombination, schnelles Ausweichen, geschicktes Entkommen und eine Spezialaktion – und alle sind flüssig auszuführen. Zugegeben, die Kombinationsgeschwindigkeit ist moderat, aber das ist zweifellos beabsichtigt, da hier das Verteidigen im Vordergrund steht. Die physischen Angriffe dienen hauptsächlich dazu, die Gesundheit der Gegner etwas zu reduzieren.
Das ändert sich jedoch, sobald man genügend Punkte in den Talentbaum investiert. Obwohl dieser klein ist, bietet er wichtige Fähigkeiten zur Diversifizierung von Kampfansätzen, wie zum Beispiel die Verbesserung der physischen Stärke. Talentpunkte gibt es in zwei Varianten: häufigere, weniger wertvolle Punkte, die von normalen Gegnern fallen gelassen werden, und solche, die nur von Bossen stammen. Beide Typen haben eigene Punkte im Talentbaum, was für eine gute Organisation sorgt. Es ist erwähnenswert, dass Strayed Lights kein besonders tiefgründiges oder komplexes Gameplay hat – erwartet also keine extrem vielschichtige Spielerfahrung, was auch das Upgradesystem unterstreicht.
Von Kämpfen, Herausforderungen und zu viel Leben
Trotz meiner durchweg positiven Erfahrung mit Strayed Lights gab es zwei größere Probleme. Das erste betrifft das Fehlen langfristiger Konsequenzen. Genauer gesagt, neben der Wiederherstellung der Gesundheit durch passendes Verteidigen wird die gesamte Gesundheitsanzeige nach jedem Kampf vollständig aufgefüllt. Diese Entscheidung wirkt auf mich übertrieben großzügig, da man mit etwas Glück weit kommen kann, statt die Feinde genauer kennenzulernen – was ich immer als widersprüchliche Absicht empfunden habe. Das hat meinen Spielspaß zwar nicht zerstört, aber ich hätte mir eine konstantere Herausforderung gewünscht.
Das andere bedeutende Problem, das je nach Spieler stark variieren kann, ist das Fehlen einer Karte. Sammelobjekte sind in der Welt verstreut, und ohne Möglichkeit, sie nachzuverfolgen, kann es frustrierend sein, verpasste Gegenstände zu finden. Vermutlich sollte das Spiel dadurch minimalistischer wirken, aber aus der Sicht von jemandem, der wirklich alles sammelt, erscheint dies als eine unbedachte Spielzeitstreckung. Andererseits könnte das Fehlen einer Karte für manche Spieler das Entdecken wertvoller machen – es ist also kein grundsätzliches Problem.
Was für ein Debüt!
Strayed Lights ist ein hervorragend gestaltetes Action-Adventure mit melancholischer Atmosphäre, das den Spieler leicht gefangen nimmt. Zudem zeugen die großartigen Bosskämpfe, die wunderschöne Präsentation und die interpretierbare, emotionale Erzählweise von der liebevollen Gestaltung des gesamten Erlebnisses. Selbst wenn man mögliche Probleme, wie den geringen Schwierigkeitsgrad, in Betracht zieht, wird man dennoch viel Spaß haben. Strayed Lights ist ein außergewöhnlicher Debüttitel, und ich bin gespannt, was Embers in Zukunft noch entwickeln wird. Gute Weichen sind zumindest gelegt.
Erwähnenswert sei aber noch vor dem Fazit, dass es keine Sprachausgabe gibt. Das Spiel nimmt mehr den Sound in den Fokus, statt mit überschwänglichen Dialogen die Story voranzutreiben. Dies passt auch sehr gut zum Gameplay!
Pro & Kontra
- Atmosphärische Optik und Sound
- Motivierendes Gameplay
- Gut gefüllte 6 bis 8 Stunden Spielzeit
- Emotions!
- Je nach Geschmack, zu leicht
- Keine Map