Steel Empire REVIEW
Steel Empire (auch bekannt als „Empire of Steel“) ist ein Shoot’em Up, welches das Glück hatte dank wiederholter Remake-Portierungen den Absturz ins Vergessen zu vermeiden. Ursprünglich wurde das Spiel 1992 vom japanischen Entwickler HOT B für den Sega Mega Drive veröffentlicht. 12 Jahre später, also 2004, erfolgte dann der erste Port für den Game Boy Advance. Weitere 10 Jahre später folge die aufgemotzte Download-Version für den Nintendo 3DS. Die aktuellste Version wurde schlussendlich am 13. September 2018 auf Steam veröffentlicht.
Dieser Test bezieht sich ausschließlich auf die PC-Steam-Version. Zwar besitze ich das originale Empire of Steel für den Mega Drive, konnte das Spiel aufgrund eines Retron 5-Crashs nach dem ersten Level jedoch nie vernünftig spielen. Umso erfreulicher war es da natürlich für mich, als ich die Steam-Version in einem Bundle für geringes Geld ergattern konnte. Wer sich das Spiel direkt via Steam kauft, muss leider völlig überteuerte 14,99 Euro löhnen.
Steel Empire unterscheidet sich von der zahlreichen Shmup-Konkurrenz in erster Linie durch sein Steampunk-Setting, sowie seinen freundlichen Schwierigkeitsgrad. Was das Ballerspielchen sonst noch zu bieten hat, soll folgendes Review aufzeigen.
Kampf dem bösen Steampunk-Imperium!
Die Handlung ist nur eine typische Alibi-Affäre: Wir schreiben das jahr 18XX. Das böse Motorhead-Imperium unter der Führung des fiesen Diktators Sauron (ja, wirklich), strebt die Weltherrschafft an. Es gibt nur eine einzige Nation, die bislang noch nicht unterjocht wurde – die Silverhead-Republik (nein, leider nicht die Gallier). Der Grund hierfür ist Silverheads technologischer Vorsprung zum Motorhead-Imperium. Während die Motorheads noch mit Kohle und Dampfmaschinen vorlieb nehmen, verfügt Silverhead bereits über fortschrittlichere Energiequellen. Außerdem hat die Republik eine Superwaffe namens „Imamio Thunder“ entwickelt (fungiert im Spiel als Smartbombe), vor der sich selbst das mächtige Imperium fürchtet. Doch jetzt ist dem doofen Diktator der Kragen geplatzt. Er entsendet seine Streitkräfte in die Minenstadt Rahl und startet somit den Krieg gegen Silverhead.
Wie gesagt, die Story ist nur Mittel zum Zweck und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Aber zumindest muss man einräumen, dass die Genre-typisch tumbe Handlung hier etwas besser präsentiert wird als bei der zahlreichen Shmup-Konkurrenz. Das Intro ist beispielsweise im Stil alter Schwarz-Weis-Stummfilme gehalten und die Level werden immer mit einem Missions-Briefing eingeleitet. Zum Missionsabschluss sieht man hingegen wie das eigene Fluggerät zum Mutterschiff-Zepellin zurückfliegt. All das ist überaus charmant, dürfte jedoch bereits beim zweiten Spieldurchlauf unbeeindruckt weggedrückt werden, denn es hat nun einmal seinen Grund, warum die Story bei Shmups keine große Rolle spielt. Hier geht’s eben darum für ein Stündchen abzuschalten und alles abzuballern, was einem vor die Bordkanone kommt.
Komfortabel, einsteigerfreundlich und spaßig!
Das Spielprinzip eines Shoot’em Ups ist freilich schnell erklärt. Man steuert sein Flugschiff durch die Stages (hier sind es 7 Stück) und ballert alles ab, was nicht bei Drei aus dem Bildschirmscreen verschwindet. Dummerweise verfolgen die Gegner genau dasselbe Ziel und leisten fleißig Gegenwehr in Form von zahlreichen Projektilen, Raketen und Kollisions-Manövern. Bevor ihr euch in die Luftschlacht begebt, gilt es aber zunächst einmal einige Optionen zu wählen. Zunächst ist da erst einmal die Wahl des Schwierigkeitsgrades. Steel Empire bietet die vier Grade Easy, Normal, Hard und Difficult. Der höchste Grad „Difficult“ muss jedoch erst einmal freigeschaltet werden, indem man das Game zumindest auf normaler Schwierigkeitsstufe durchspielt. Das dürfte allerdings nicht allzu schwierig sein, denn Steel Empire wurde in erster Linie für Einsteiger konzipiert und bietet einen, fürs Shmup-Genre, recht zahmen Schwierigkeitsgrad.
Hierfür gibt es mehrere Gründe: Erstens bietet das Spiel einen Energiebalken, was bedeutet, dass man mehrere Treffer wegstecken kann, bevor man geschrottet wird und ein Bildschirmleben verliert. Zweitens ist der Verlust eines Lebens weitaus weniger dramatisch als bei der Konkurrenz, da man hier direkt an Ort und Stelle weitermachen darf und den Großteil seiner Power-Ups behalten darf. Man wird also nicht zu einem Checkpoint zurückgeworfen und bekommt alle Power-Ups abgeknöpft, wie es normalerweise gehandhabt wird. Stattdessen wird einem lediglich das Options-Power-Up abgeknöpft, und die Anzahl der Smartbomben wird auf 3 reduziert (bzw. aufgefüllt, für den Fall, dass man die ohnehin schon verballert hat) aber das wars auch schon.
Drittens darf man selbst nach Verbrauch aller Extraleben weitermachen, da das Spiel Continues anbietet, die einen zur zuletzt besuchten Stage zurückbringen. Aber so weit dürfte es nur auf den höheren Schwierigkeitsstufen kommen, da man sich für 100.000 kassierte Punkte ein Extraleben hinzuverdient und man in seltenen Fällen auch innerhalb der Stages ein Extraleben-Power Up ergattern kann.
Viertens ist das Leveldesign im allgemeinen eher freundlich gehalten. Allzu fiese Stellen á la R-Type oder besonders trickreiche Bossgegner wie in Gradius sollte man nicht erwarten. Und es ist Ehrensache, dass die Controller-Steuerung butterweich und unkompliziert arbeitet. Wer keinen Controller hat, kann freilich auch die Tastatur verwenden, allerdings habe ich dieses Eingabegerät für Steel Empire nicht verwendet.
Steel Empire lässt sich also sehr entspannt spielen. Wirklich schwer wird es lediglich für Achievement-Jäger, welche alle Achievements freischalten wollen. Interessanterweise wurde nur ein Teil der 20 Ingame-Achievements in Steam-Achievements umgewandelt. Auf Steam werden nur 10 Achievements angeboten. Dafür gibt es aber Trading-Cards freizuspielen.
Aber genug davon, Steel Empire bietet zwei verschiedene Fluggeräte: Das Kampflugzeug Etopirica (ET-02R) und den Zeppelin Zappellon (ZP-02N). Der Flieger ist schneller bzw. wendiger als der Zeppelin, richtet dafür aber auch nicht so viel Schaden an und hält auch weniger Treffern stand. Im Gegenzug startet der Flieger jedoch mit einer zusätzlichen Bodenbomben-Waffe, während dem Zeppelin erst mal nur die reguläre Bordkanone zur Verfügung steht. Wie ihr euch jetzt denken könnt, besteht die Bewaffnung aus dem Standard-Schuss und Bomben, die auf den Boden abgeworfen werden. Netterweise reicht es völlig aus, den Schussknopf gedrückt zu halten, damit Flugzeug und Zeppelin alles rausrotzen was sie zur Verfügung haben.
Steel Empire erlaubt es übrigens die Schussrichtung nach links oder rechts zu regulieren. Somit ist man Feinden, die sich von hinten nähern keineswegs hilflos ausgeliefert, wie es in vielen anderen Shmups der Fall ist. Und dann ist da natürlich noch der „Imamio Thunder,“ eine extrem mächtige Smartbombe, die alles feindliche auf dem Bildschirmscreen pulverisiert und somit sogar eine Phase der Unverwundbarkeit erzeugt. Selbst Bossgegnern wird durch die Smartbombe großer Schaden zugefügt.
Ich empfehle übrigens mit dem Zepellin zu spielen, da dessen Vorteile klar überwiegen. Zwar hat der zunächst keine Bodenbomben zur Verfügung, aber die bekommt der auch noch, wenn er erst mal aufgelevelt hat.
Und ja, das Spiel nutzt ein Level-Up-System. Im Spiel begegnet man immer wieder kleinen Kapseln, welche die Power-Up-Gegenstände beinhalten. Diese werden entweder mit Buchstaben oder Symbolen codiert: Ein „P“ ist das wichtigste Power-Up, denn wenn man drei von denen gesammelt hat, levelt das Fluggerät um eine Stufe auf, was bedeutet, dass die Bewaffnung stärker wird. Der Level-Cap beträgt übrigens Stufe 20. Buchstabe „B“ steht für eine zusätzliche Imamio Thunder-Samrtbombe, und von denen kann man nie genug haben. Das „O“ schaltet zwei Options-Drohnen frei, welches das Fluggerät flankieren und somit das Schussspektrum vergrößern.
Dann gibt es noch das Herz-Symbol, welches den Energiebalken bis zu einem gewissen Grad regeneriert, das selbsterklärende 1Up und das Dollarzeichen, welches Bonuspunkte einbringt.
Tja, und damit wäre auch schon alles relevante dargelegt. Die sieben Stages hat man in ca. einer Stunde durchgespielt, glücklicherweise bietet Steel Empire durch die vier Schwierigkeitsgrade, 20 Achievements, zwei Fluggeräte und eine Highscore-Tabelle genügend Motivation für mehrere Spieldurchläufe. Schade, dass die Highscore-Tabelle nicht an ein Online-Leaderboard gekoppelt ist.
Als Entschädigung dafür gibt es aber eine automatische Speicherfunktion, welche vermeidet, dass man das Spiel in einer Sitzung durchspielen muss. Es gibt sogar Soundtests, eine Replay-Funktion, eine Regulierung von Extraleben und Continues, sowie eine kleine Artwork-Gallery. Einige dieser Dinge muss man auch erst mal freispielen. Es ist überdeutlich, dass sich jemand ernsthafte Gedanken gemacht hat, wie man den größten Komfort und Spielspaß aus Steel Empire herausquetschen kann. Saubere Leistung!
Tipp: Wer den echten Endgegner bekämpfen will, sollte mindestens auf normaler Schwierigkeitsstufe spielen und darf kein Continue verwenden. Andernfalls taucht der Endboss nicht auf und man verpasst einen saftigen Bonuspunkte-Boost.;)
Grafik und Sound
Die Grafik ist eine recht gelungene Variante modernisierter Retro-Sprite-Grafik. Es wird nicht die originaltgetreue Spritegrafik aus dem Mega Drive-Modul verwendet, sondern eine aufgehübschte Version mit netten Licht-, Explosions-, Rauch- sowie Wolkeneffekten. Im Hintergrund gibt es nettes Parallax-Scrolling, die Gegner verfügen über grafische Schadensmodelle und das HUD wirkt angenehm aufgeräumt und übersichtlich. Der Charme der 16-bit Sprites blieb glücklicherweise erhalten und sorgt nach wie vor für gepflegtes Retro-Feeling. Das Intro ist im Stil alter Flimmerfilme gehalten, was das Steampunk-Setting hervorragend unterstreicht. Auch das Design der mechanischen Errungenschaften kann sich sehen lassen und dürfte die Herzen von Steampunk-Fans höher schlagen lassen. Da reicht die Palette von Fliegern, Luftschiffen, Zügen und sogar einem U-Boot. Schade, dass viele der anfangs kreativen Bossgegner-Designs im späteren Spielverlauf hemmungslos recycelt werden. Dies gibt der grafischen Präsentation einen kleinen Knacks.
Einen weiteren Knacks verleiht die sehr schlampige englische Textübersetzung. Diese ist nämlich vollgestopft mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern, was die Vermutung nahelegt, dass hier die japanischen Entwickler selbst übersetzt haben, statt jemanden zu fragen, der sich damit auskennt.
Des Weiteren crasht das Spiel gerne mal, wenn man in das Menü „Player Data“ reinschauen möchte (da kann man sich die Achievements, Gallerien und sonstigen Bonuscontent anschauen). Dieses Menü ist zwar nicht relevant für das eigentliche Spiel, aber dennoch ist so ein Bug sehr ärgerlich.
Die Entschädigung für diese Mängel folgt jedoch mit dem erstklassigen Soundtrack der einige waschechte Ohrwürmer parat hält. Die Tracks sind wirklich erstklassig und fügen sich gut ins Setting ein. Da freut man sich doch über den Soundtest. Einziger Mangel ist jener, dass man die Lautstärke der Soundeffekte im Default-Modus auf volle Pulle eingestellt hat, wodurch der OST innerhalb des Spiels in den Hintergrund gedrückt wird. Allerdings erlaubt einem das Spiel die Lautstärke für Soundeffekte und des OST separat zu regulieren, weswegen man diesen Mangel eingenhändig ausbügeln kann.