SteamWorld Dig REVIEW

Der vom schwedischen Entwickler Image & Form kreierte Casual-Bergbau-Puzzle-Platformer SteamWorld Dig ist nach „SteamWorld Tower Defense“ bereits der zweite Teil der SteamWorld-Reihe. Im Gegensatz zum Tower Defense-Erstling, welcher nur im Online-Shop für Nintendos DSi und 3DS zur Verfügung steht, macht es sich der Dig-Nachfolger auf allen möglichen Systemen gemütlich. Ursprünglich am 07. August 2013 für den Nintendo 3DS veröffentlicht, folgten in den folgenden Monaten und Jahren zahlreiche Portierungen auf andere Systeme. Diese breite Fächerung sollte sich als kluger Schachzug herausstellen, denn die SteamWorld-Serie ist mittlerweile derart erfolgreich, dass sie schon sieben Spiele (Stand 2024) vorzuweisen hat, welche unterschiedlichen Spielgenres angehören.

Aber was denn nun SteamWorld Dig im Detail zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Review.

Unverhoffte Erbschaft

Das Spiel verschlägt uns in eine scheinbar postapokalyptische Ödland-Welt, welche von intelligenten Robotern bewohnt wird. Wir übernehmen die Rolle des Cowboy-Roboters Rusty, welcher von seinem Onkel Joe die Besitzurkunde für dessen Edelmetall- und Edelstein-Mine zugeschickt bekommen hat. Folglich macht sich Rusty auf nach Tumbleton, einem fast ausgestorbenen Western-Kaff, welches nach dem Tod von Joe nur noch drei Einwohner vorzuweisen hat. Rusty lässt sich vom plötzlichen dahinscheiden seines Onkels jedoch nicht beirren und tritt sogleich dessen Erbe als Bergarbeiter an. Durch seine harte Arbeit gelingt es Rusty wieder etwas Leben zurück nach Tumbleton zu bringen, jedoch stößt er auch auf einige Geheimnisse in der Mine. Sein Onkel hat dort einige Upgrade-Werkzeuge und Bauteile für Rusty versteckt, welche den Cowboy-Roboter immer mächtiger und effizienter werden lassen. Und diese Upgrades hat Rusty auch bitter nötig, denn in der Mine treiben auch Monster und Zombies ihr Unwesen. Was mag Rusty am tiefsten Punkt der Mine erwarten, und welche Geheimnisse haben sein Onkel und seine trostlose Heimatwelt mit ins Grab genommen?

Die Handlung von SteamWorld Dig ist sehr spartanisch gehalten und dient eher als Mittel zum Zweck, um die Spielmechaniken zu rechtfertigen. Auch bei den Charakteren sollte man keinen Tiefgang erwarten. Jedoch gelingt es dem Spiel durch die Spielumgebung narrative Infobrocken vorzulegen, welche die Imagination des Spielers ankurbeln und auch die ein oder andere Antwort auf den schlechten Zustand der Spielwelt geben. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass dies alles nur Beiwerk ist und der Schwerpunkt ganz klar beim Gameplay liegt.

Immer tiefer buddeln, um dem Kaff etwas Aufschwung zu verschaffen

Das Ziel des Spiels ist eigentlich sehr simpel. Ausgehend vom Kaff Tumbleton, welches euch als überschaubares Hub-Areal dient, buddelt ihr euch immer weiter nach unten. Am tiefsten Punkt der Mine angelangt müsst ihr Zugang zu einem finalen Raum erlangen, in dessen euch ein Endboss erwartet. Dieser ist dann auch der einzige Bosskampf im Spiel. Aber der Reihe nach.

Die NPCs in Tumbleton stehen nicht nur für ein Schwätzchen bereit, sondern bieten auch Dienstleistungen an. Bei der kleinen Dorothy McCrank verscherbelt Rusty seine freigebuddelten Edelmetalle und Edelsteine. Das hierdurch verdiente Geld dient zwei Dingen. Einerseits kann man damit Nutzgegenstände, Heilung und Upgrades bei Dorothys Vater Hank „Cranky“ McCrank erwerben, und andererseits dient das Geld als eine Art Erfahrungspunkte-Zähler für Level-Ups. Mit diesen Level-Ups stuft man aber nicht Rusty, sondern Tumbleton auf. Höhere Level schalten neue Waren bei Hank frei und ab bestimmten Levelstufen ziehen zwei neue Händler in Form von Biff Beacon und Dandy Alexander hinzu. Diese beiden haben natürlich auch reichlich Upgrades im Sortiment. Zu Guter Letzt wäre da noch die Barbetreiberin Lola. Sollte Rusty in der Mine geschrottet werden, ist Lola für dessen Reparatur zuständig, wofür sie jedoch auch 50 % von dessen aktueller Barschaft einkassiert. Dementsprechend ist es sinnvoll das Geld möglichst schnell auszugeben, damit der Verlust bei einem Ableben nicht zu weh tut.

Die Minenarbeit ist leicht zu verstehen. Man buddelt sich Stück für Stück durch ein 2D-Areal, dessen Erdreich in Form eines Karorasters strukturiert ist. Einige Karos beinhalten Edelsteine und -metalle, die ins Inventar landen. Es empfiehlt sich nicht nur stur nach unten zu buddeln, sondern auch mal Seitengänge freizulegen um neue Routen zu eröffnen. Im schlimmsten Fall ist es nämlich durchaus möglich sich in eine Sackgasse zu bugsieren. Für diesen Fall muss man dann eine Selbstzerstörung aktivieren, damit man wieder aus der Mine herauskommt. Von dieser Option musste ich aber nie Gebrauch machen. Rusty kann nämlich leicht an Wänden hochspringen und ist für einen Roboter bemerkenswert agil, weswegen man i.d.R. schnell wieder an die Oberfläche zurückklettern kann. Die butterweiche Steuerung tut ihr übriges, um den Frustfaktor des Spielers gering zu halten. Letztere unterstützt sowohl Tastatur und Maus, als auch Controller und lässt sich frei konfigurieren.

Die Mine ist in drei variierende Abschnitte untergliedert. Jeder Abschnitt bietet am Anfang einen direkten Rückkehr-Punkt nach Tumbleton. Außerdem gibt es hier und da Teleporter, die ebenfalls ins Kaff zurückführen. Man kann sogar eine Teleporter-Platform bei Hank kaufen und eigenständig in der Mine platzieren. Bedenkt jedoch das immer nur der zuletzt genutzte Teleporterpunkt in der Mine gespeichert wird. Bei der Rückkehr in die Mine via Teleporter hat man also keine Auswahloption.

Tödliches Bergwerk

Aber warum ist es eigentlich notwendig ständig nach Tumbleton zurückzukehren? Nun, dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal versiegt Rustys Lichtquelle mit der Zeit und muss durch die Rückkehr an die Oberfläche aufgeladen werden (was automatisch geschieht). Je weniger Energie die Lichtquelle hat, desto dunkler wird es in der Mine. Im Extremfall steht man im Finstern und kann sich nur noch anhand der Minimap orientieren, was aber nicht ausreicht, um Gefahrenquellen und Bodenschätze zu orten. Außerdem hat hat man nur ein begrenztes Inventar. Ist das Inventar voll, sollte man mit Dorothy sprechen, wodurch das Zeug im Inventar automatisch in Geld umgewandelt wird. Das Geld sollte man dann gleich in Upgrades investieren. Mit Letzteren kann man die Lebensenergie, den Wasserspeicher (fungiert als Treibstoff für einige Werkzeuge und Fähigkeiten), die Lichtquelle und die Effektivität der Werkzeuge verbessern. Besonders mächtige Upgrades lassen sich die Händler nicht nur mit Geld, sondern auch mit einer zweiten Währungseinheit in Form von blauen Kugeln bezahlen. Letztere sind jedoch nur relativ selten zu finden.

Rusty beginnt mit einer Spitzhacke als Werkzeug. Später kommt noch ein Bohrer hinzu, der benötigt wird, um Gesteinsbrocken zu durchbohren, denen die Spitzhacke nichts anhaben kann. Das dritte Hauptwerkzeug ist eine Art Raketenfaust, die er auch als Projektilwaffe nutzen kann, denn in der Mine gilt es nicht nur den Weg freizubuddeln, sondern sich auch gegen einige Viecher und Zombies zur Wehr zu setzen. Die Gegner-K.I. Ist jedoch dermaßen stupide, dass die meisten Gegner keine ernsthafte Bedrohung darstellen sollten. Beseitigte Gegner hinterlassen auch gerne mal Heilgegenstände für die drei Balken von Lebenskraft, Wasser und Licht.

Gefährlicher sind da schon diverse Fallen und Umgebungshindernisse. Da gibt es Stacheln, die aus den Boden schießen, Säuretropfen und -becken, Laserschranken, explodierende Fässer und unzerstörbare Gesteinsbrocken, welche nach unten stürzen, wenn man das Erdreich unter ihnen freibuddelt. Letztere zerstören Rusty umgehend, wenn sie ihn erwischen und stellen somit die größte Bedrohung im Spiel dar. Es gibt auch einige Gimmicks wie Trampolin-Pilze oder regenerierende Blöcke, schließlich soll der ca. 6-stündige Spieldurchlauf nicht zu eintönig werden.

Weitere Abwechslung kommt in Form von Nebenhöhlen. Diese sind eher in Form eines Puzzle-Platformers strukturiert, und beherbergen als Belohnung oftmals eine Sonderfähigkeit oder ein neues Werkzeuge für Rusty. Und diese werden auch benötigt, um an späterer Stelle voranzukommen. So kann der Roboter sein Move-Repertoire um einen Hochsprung oder Doppelsprung erweitern, oder schaltet gegen Ende sogar ein Schatzradar für die Minimap frei.

Grafik und Sound

Grafisch erinnert SteamWorld Dig an ein Flash-Spiel á la Newgrounds. Allerdings wurde dieser spezifischer Grafikstil von Image & Form Games natürlich wesentlich professioneller und hübscher umgesetzt, als von den diversen Amateur-Entwicklern, die sich auf Newgrounds tummeln.
Jedenfalls ist das Spiel recht schön anzuschauen und bietet trotz des Settings eine attraktive Kolorierung und ein sympathisches Artdesign im Cartoon-Stil.

Der Soundtrack kann ebenfalls überzeugen und bietet in erster Linie coole Western-Tracks, die wunderbar zum Setting passen. In den tieferen Minen-Abschnitten driftet der OST aber auch gerne in gruselige Ambientstücke ab. Auch die Soundeffekte passen hervorragend und stärken die Atmosphäre der gefährlichen Bergarbeit unter anderem durch kräftige Hack- und Bohrgeräusche. Eine Sprachausgabe gibt es leider nicht, jedoch geben die Roboter als Ersatz mechanisches Gebrabbel von sich, was sehr charmant herüberkommt.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • unverbrauchtes Spielprinzip
  • gelungene audiovisuelle Präsentation
  • sehr charmantes Artdesign

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Cons
  • das Spielprinzip kann gegen Ende hin etwas eintönig werden
  • ist vielleicht einen Tick zu oberflächlich und anspruchslos ausgefallen
  • keine Sprachausgabe

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
70
-
Multiplayer

FAZIT

SteamWorld Dig überzeugt mit einem neuartigen Spielprinzip, einer gelungenen audiovisuellen Präsentation und einer sauberen Spielbarkeit. Der Schwierigkeitsgrad ist relativ niedrig angesetzt, da das Spiel eher Gelegenheitsspieler ansprechen möchte. Jedoch muss man kein Gelegenheitsspieler sein, um vom stetigen Zwang ins Hub-Dorf zurückkehren zu müssen, genervt zu sein. Vor allem in der Anfangsphase des Spiels geht die Lichtquelle zu schnell zu Neige und das Inventar ist bereits frühzeitig vollgestopft. Weitere Störfaktoren sind die eher schwache Implementation von Gegnern und deren Beseitigung, sowie eine gewisse Repetition, welche sich, zumindest bei mir, nach ca. zwei Spieldritteln bemerkbar machte. Unterm Strich ist SteamWorld Dig jedoch ein gutes, kleines und vor allem charmantes Casual-Game, welches für zwischendurch wunderbar geeignet ist. Man sollte halt nur nichts erwarten, was vom Hocker reißt.

- Von  Volker

Launiges Casual-Spielchen, aber keine Hauptader.
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SteamWorld Dig REVIEW

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