Shining Resonance Refrain REVIEW

Dem geneigten JRPG Fan geht es dieser Tage so gut wie schon lange nicht mehr, denn der Nachschub an guten Spielen scheint nicht aufzuhören. Mit dem baldigen Erscheinen von Dragon Quest XI und dem kürzlich erschienen Octopath Traveler, ist die Lücke nicht sehr groß. Trotzdem hat sich ein Spiel in diese Lücke geschlichen, dass mit seiner Veröffentlichung zum ersten Mal im Westen erscheint. Shining Resonace Refrain ist die Remastered Definitive Edition von Shining Resonance, welches 2014 exklusiv in Japan erschien. Ob sich das warten gelohnt hat, verrät mein nun folgender Test.

Du wirst uns ein leuchtendes Beispiel sein

Das Spiel beginnt ohne große Umschweife direkt mitten im Geschehen. Sonia und Kirika dringen in ein Gefängnis ein, um den jungen Yuma zu befreien. Kaum geschafft, stellt sich ihnen Prinzessin Excella mit ihren Drachomanias in den Weg und Yuma verwandelt sich selbst in einen Drachen, um seine Befreier zu schützen. Nach der Flucht findet man sich in der Stadt Marga wieder und so geht es im weiteren Verlauf des Spiels darum, Yuma und seine Verbindung zum Shining Dragon zu ergründen

Die Stadt Marga dient auch gleichzeitig als Homebase und ist die einzige wirkliche Stadt im Spiel. Insgesamt ist alles sehr kompakt und im Verlauf des Titels passiert es des Öfteren, bereits besuchte Gebiete zu recyclen und wieder zu besuchen. Es fühlt sich so an, als wären die Entwickler permanent auf Sparflamme gewesen.

Erzählt wird die Story im Stile einer Visual Novel. Das heißt, die Figuren stehen vor einem gemalten Hintergrund nebeneinander und unterhalten sich. Die Protagonisten sind dabei richtige 3D Modelle – wirklich viel Bewegung gibt es aber dennoch nicht. Generell fleißen viele Storyteile ein, so viele, dass es sich eher um eine Visual Novel mit Action RPG Elementen handelt, als andersrum. Das Plauschen mit den Teamkameraden und das spätere Daten mit diesen, nimmt einen großen Teil der Spielzeit in Beschlag. Prinzipiell nicht schlimm, aber wer sich auf ein Action RPG freut, könnte hier ein nüchternes Erwachen erleben.

Beim Storytelling selber möchte irgendwie keine Spannung aufkommen, die einem zum Weiterspielen treibt. Das eine Imperium kämpft gegen das andere Imperium, was alles eher generisch wirkt und man anderswo schon einmal gehört hat. Insgesamt liegt der Fokus ganz klar auf dem Interagieren mit den Figuren.

Waifu Simulator 

Wie schon Eingangs erwähnt, handelt es sich um die rundum Sorglos-Version des Spiels. Das will heißen, die Auflösung wurde angepasst und alle jemals erschienenen DLCs sind ebenfalls mit dabei. Außerdem wurde ein gänzlich neuer New Game+ Modus integriert. Der Refrain genannte NewGame+ Modus sollte allerdings erst gespielt werden, wenn man Shining Resonance Refrain bereits beendet hat (im Auswahlmenü wird zusätzlich darauf hingewiesen). Im Refrain Modus hat man neben den bereits bekannten Figuren, nun auch die Kontrolle über ein Paar der Antagonisten und eine zusätzliche optionale Storyline. Bei den DLCs handelt es sich um Kostüme, sofern man Badeanzüge in allen erdenklichen Farben als Kostüm bezeichnen kann. So können die spielbaren Damen kaum bekleidet durch die Spielwelt laufen. Auf sonstigen derartigen Fan Service wurde zum Glück verzichtet und die Dates laufen auch eher gezügelt ab.

Die in letzter Zeit immer beliebtere Teambefreundungsmechanik hat auch hier Einzug erhalten. So ist es möglich, seine Teammitglieder auf einen abendlichen Plausch einzuladen, bei dem man den Figuren näher kommt. Bei diesen Unterhaltungen geht es mal mehr mal weniger peinlich zu. Für meinen Geschmack hält es sich noch in Grenzen, andere Spieler könnten davon jedoch genervt oder gar abgestoßen werden.

Auf die Mütze, aber schnell

In den Gebieten sind die Feinde immer sichtbar, sodass nach belieben allen Kämpfen aus dem Weg gegangen werden kann. Wer dies tut, wird ein böses Erwachen bei den Bosskämpfen erleben, denn diese haben es ganz schön in sich und auch das Kampfsystem sollte man bis dahin gut beherrschen. Es ist zwar möglich, jede Figur zu steuern, aber gerade bei den Bosskämpfen ist es vorteilhafter Yuma zu kontrollieren, da er sich in den Shining Dragon verwandeln kann und nahezu alle Bosskämpfe nur damit gewonnen werden. Die Waffen der Figuren sind gleichzeitig Musikinstrumente, sogenannte Armonics. Mit diesen wird es ermöglicht, zusätzlich den sogenannten B.A.N.D Modus zu aktivieren. Zunächst muss dafür eine Leiste am linken Bildschirmrand aufgeladen werden. Danach ist es entscheidend, wer der Sänger des Gespanns ist, denn je nachdem ändern sich die Boni, die man während des Kampfes erhält.

Das Kampfsystem ist actionorientiert. Balken die sich aufladen oder abwechselnde Züge gibt es nicht. Im ersten Moment könnte man den Eindruck bekommen, dass es sich um stumpfes Button smashing handelt, ganz so simpel ist es glücklicherweise aber nicht. Gegnerische Angriffe können ausgewichen oder geblockt werden. Wenn der Feind zu einem bestimmten Zeitpunkt oder am Boden liegend angegriffen wird, hat man die Chance ihn zu breaken und damit extra Schaden zu verursachen. Durch die Betätigung des Menü Buttons kann der Leader gewechselt und Items konsumiert werden, was sich geschmeidig in der Steuerung anfühlt. Und auch die KI macht einen guten Job. Die Gegnertypen variieren hingegen leider nur geringfügig, bzw. leveln gar mit den Figuren mit.

Ein klassisches Kaufen neuer Waffen und Rüstungen gibt es nicht, stattdessen ändert man das „Tuning“, also die Stimmung seiner Armonic. Dieses Tuning passt bestimmte Werte an, wie Angriff oder Magieabwehr und je länger es ausgerüstet ist, umso mehr Stufen steigt es auf. Zudem ist es möglich, sogenannte Aspecst an den Waffen anzubringen, die Lebenspunkte, Abwehr oder Giftresistenz erhöhen. Dieses Konstrukt erinnert sehr stark an das Materia-System aus Final Fantasy VII.

In der der Stadt Marga stehen am Wegesrand allerlei NPCs, die nur darauf warten, dass man ihren Bitten erledigt. Genau wie die Aufträge schon im Vorbeigehen angenommen werden, erfüllt man sie im Vorbeigehen, da es zumeist nur Botengänge oder Gegnerreduktionen sind. Dies tut nicht weh, ist aber reichlich unspektakulär. Die Ähnlichkeit zu den „Tales of“ Spielen ist natürlich nicht von der Hand zu weisen bei dieser Art von Kampfsystem. Grund genug für Fans der genannten Reihe, mal einen Blick zu riskieren.

Interessant ist auch was sich in 4 Jahren so alles in Sachen Quality of Life Features getan hat, denn davon gibt es in Shining Resonance Refrain so gut wie keine. Die Dialogsequenzen können geskippt werden und das war es damit schon – Kein Autosave und kein Vorspulen. Insgesamt nicht so tragisch, da verlorene Kämpfe noch einmal bestritten werden können. Falls man jedoch ein paar Level aufgrund verbesserter Chancen aufholen muss, ist man gezwungen, einen älteren Speicherstand zu laden, den man zuletzt selbst angelegt hat. All das soll nur erwähnt werden, ist aber kein richtiger Kritikpunkt.

Der Staub ist weg, aber alt is es trotzdem noch

Ich durfte die PlayStation 4 Version testen und bin sehr froh darüber. Das Gameplay läuft butterweich und die Grafik ist ok, wenngleich man den Ursprung der PlayStation 3 nicht leugnen kann, die auf eine solide Optik hinauslief. Die Zeiten in denen JRPGs technische Maßstäbe setzten, sind schon länger vorbei. Die Figuren sehen gut gemacht aus, allerdings scheint man von Kantenglättung selbst auf einer PlayStation 4 Pro nicht viel zu halten. Dementsprechend ist immer eine deutliche Treppenbildung zu erkennen, etwas im Jahre 2018 nicht unbedingt zeitgemäß ist. Die Figuren ploppen plötzlich auf und insgesamt wurde nur die Auflösung hochgeschraubt. Zwar müsste heutzutage etwas mehr drin sein, effektiv stört es den Spielfluss zum Glück nicht.

Sega hat für die Switch und auch für die PlayStation 4 eine Demo bereitgestellt. Aus Neugier habe ich mir die Switch Demo geladen und war positiv überrascht und gleichzeitig ernüchtert. Die Auflösung und die Grafikqualität sind selbst bei einem Direktvergleich eigentlich identisch – ein Pluspunkt für die Switch. Die Framerate hingegen ist deutlich geringer und das Kampfgeschehen geht langsamer vonstatten. Ohne einen direkten Vergleich sollte das aber weder auffallen noch stören. Der portable Faktor ist natürlich nach wie vor ein starkes Argument, ladet euch am besten die Demo und überzeugt euch selbst davon, wenn ihr mit dem Gerne liebäugelt.

Die Tastenbelegung und die grundsätzliche Steuerung ist auf allen Systemen identisch und nicht überladen. Kleine Anmerkung am Rande: normalerweise ist der Knopf für das Menü der oberste Button (Dreieck oder X). Hier ist es auf dem Touchpad bzw. der Plus-Taste gelagert, was dazu führt, dass ich immer erst einmal die Karte vergrößere. Allgemein ist dies aber nur reine Gewöhnungssache und die Richtige Bedienung nach einer durchgängigen Spielphase schnell verinnerlicht.

Passend zum musikalischen Thema des Spiels, ist die Musik sehr schön und immer passend zur Situation gewählt. Wenn im Kampf der B.A.N.D Modus aktiviert wird, ist das entsprechende Lied zu hören. Diese zusätzlich eingebrachten Musikstücke klingen sehr nach JPOP und stützen damit die Herkunft von Shining Resonance Refrain.

Facebook
Twitter
Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Während des Spielens ist mir immer dieses eine Wort im Kopf herumgeschwirrt, um die Qualität von Shining Resonance Refrain zu beschreiben - solide. Alles ist zwar in Ordnung, aber nichts wirklich herausragend. Das Gameplay macht Spaß, es entsteht aber kein Sog der die spielerischen Tiefen ergründen will, da es keine gibt. Gebiete werden oft recycelt und alles steht auf Sparflamme, effektiv schlecht ist aber nichts. Alle Figuren sind sehr klischeebeladen und die Story lässt keine echte Spannung aufkommen. Der Titel wird jedoch nicht zum Vollpreis angeboten und dafür ist es wiederum in Ordnung. Wem die "Tales of" Reihe gefällt, der kann hier sorglos zugreifen, alle anderen Spieler laden lieber erst einmal die Demo und lassen ein paar Stunden einfließen, bevor die Kaufentscheidung fällt.

- Von  Stefan

Playstation 4
Xbox One
MS Windows
Nintendo Switch

Shining Resonance Refrain REVIEW

USK 12 PEGI 12

Das könnte dir auch gefallen

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Partner: