Samurai Warriors: Spirits of Sanda REVIEW
Bisher waren die aus dem Hause Koei Tecmo/Omega Force stammenden Musou-Spiele nicht unbedingt für eine sonderlich interessante Narration – einige Lizenzspiele ausgenommen – bekannt. Mit Samurai Warriors: Spirits of Sanda soll dies ein bisschen anders werden, immerhin konzentrieren sich die Macher der historischen Hack & Slay Schlachten nun auf vergleichsweise wenige Charaktere und stellen den titelgebenden Sanada Clan in den Fokus. Ob die Rechnung aufgeht und die Geschichte um den Aufstieg und Fall der Sanada Familie eine emotionale Tiefe besitzt, klärt der Test.
Die tragische Geschichte der Sanadas
Es ist keine komplett neue Handlung die Entwickler Omega Force in Samurai Warriors: Spirits of Sanda erzählt, denn schon in vorherigen Ablegern wurde die Geschichte des Sanada Clans erzählt. Dieser diente zur Zeit der kriegerischen Sengoku Periode (1467-1603) dem Takeda Clan und liefert eigentlich alles, was eine tragische Geschichte um Heldenmut, Krieg und Ehre braucht. Bisher wurde dieser eigentlich höchst spannende Teil japanischer Historie im Rahmen der Samurai Warriors Reihe eher bruchstückhaft und ohne wirkliche emotionale Fallhöhe erzählt, doch mit dem aktuellen Spin-Off ändert sich dies tatsächlich zum positiven.
Omega Force nimmt sich diesmal nämlich weitaus mehr Zeit um Beziehungen zwischen Charakteren zu etablieren, versucht den historischen Kontext anhand vieler Dialoge und den in der Regel optionalen Texten in Form enzyklopädischer Einträge zu erläutern und schafft es mit gewohnt gut inszenierten Renderszenen eine gehörige Portion Spannung aufkommen zu lassen. Zwar leidet auch Samurai Warriors: Spirits of Sanda unter dem Zwang die Produktionskosten in einem überschaubaren Maß zu halten, im Vergleich zu den meisten anderen Warriors Titeln ist das hier gebotene aber wirklich ein Schritt nach vorne.
Jetzt auch mit Rollenspiel-Einschlag
Samurai Warriors: Spirits of Sanda folgt der Lebensgeschichte von Masayuki Sanada und dessen zweiten Sohn Yukimura. Die Handlung erstreckt sich dabei über mehrere Jahrzehnte. Abwechselnd schlüpfen wir in die Rolle von Vater und Sohn, wobei wir Yukimura sogar als kleinen Knirps in einigen Nebenaufgaben steuern dürfen. Moment, Nebenaufgaben? Tatsächlich haben die Entwickler nicht nur einen größeren Fokus auf die Narration gelegt, sondern dem Spiel auch einige Rollenspiel-Elemente verpasst, die man so meistens nicht in den Musou-Titeln wiederfindet.
Eine der großen Neuerungen ist das kleine, als Hubwelt dienende Dorf des Sanada Clans. Hier finden wir nicht nur Bittsteller, für verschiedene Aufgaben, sondern auch einen Laden zum Herstellen von Medizin, einen Schmied, bei dem Waffen – die nötigen Ressourcen und Gold vorausgesetzt – verbessert und mit speziellen Fähigkeiten versehen werden, ein Teehaus, in welches wir Kameraden einladen und diesen gar Geschenke überreichen können (was die Zuneigung zum entsprechenden Charakter erhöht), einen Angelplatz und eine Farm.
Beim Angeln und Farmen erhaltet ihr neue Ressourcen, ebenso wichtig ist es aber auch hin und wieder den kleinen Ort zu verlassen und im umgrenzenden Land auf Beutesuche zu gehen. Viele der Nebenmissionen, die sich in der Regel auf einfache Sammelaufgaben beschränken, finden ebenfalls außerhalb der Stadtmauern statt.
Zugegeben, diese leichten Rollenspiel Anleihen sind rudimentär und halten den Vergleich zu ausgewachsenen RPGs in keinster Weise stand. Dennoch fügen sich die neuen Mechaniken gut in das Spielgeschehen ein und machen es etwas abwechslungsreicher.
Bewährtes Grundprinzip
Abseits dieser kleinen, aber feinen Neuerungen ist Samurai Warriors: Spirits of Sanda aber noch immer ein Musou durch und durch. Sprich, ihr begebt euch auf die Schlachtfelder des feudalen Japan, haut Hundertschaften von Gegnern aus dem Weg und erledigt in den linear, aber weitläufig gestalteten Arealen die verschiedenen Missionsziele. Wie gehabt setzt sich das Kampfsystem aus zwei normalen Angriffen und einer charakterspezifischen Spezialaktion zusammen. Ist der entsprechende Balken gefüllt, löst ihr per R3-Taste außerdem den Wut-Modus aus, welcher euren Angriffen noch etwas mehr Biss verleiht. Richtig mächtig werden im Wut-Modus außerdem die Musou-Attacken, mit denen ihr mühelos und auf einen Schlag mehrere Dutzend Gegner vom Bildschirm fegt.
Eine Neuerung stellen die sogenannten Stratagems dar. Das sind Befehle, die euch im Gefecht einen kleinen Vorteil verschaffen und beispielsweise erlauben einen Angriff aus dem Hinterhalt oder den Schutz eines wichtigen Kameraden zu erteilen. Allerdings könnt ihr diese Befehle nicht nach Lust und Laune erteilen, sondern müsst sie euch im Vorfeld eines Kampfes verdient haben, etwas indem ihr Nebenaufgaben erledigt oder in vorherigen Kämpfen optionale Ziele erledigt habt.
Übrigens dürft ihr im Kampf nicht nur Masayuki Sanada und später Sohnemann Yukimura steuern, sondern in vielen Kämpfen auch auf andere Charaktere zurückgreifen, die man aus der mittlerweile langen Historie des Franchise allesamt kennt. Zwar ist einer der beiden Sanadas stets als Hauptcharakter festgesetzt – einige wenigen Ausnahmen ausgenommen – allerdings könnt ihr in fast allen Kämpfen auf einen zweiten Charakter zurückgreifen und in der aktiven Schlacht per Knopfdruck zwischen beiden Figuren hin- und herwechseln.
Gewohnte Gesamtpaket, mit Abstrichen
Technisch spielt Samurai Warriors: Spirits of Sanda in der gleichen Liga, wie auch schon die anderen Musou-Titel für die aktuelle Konsolengeneration. Optisch ist das Spiel okay und lebt vor allem von seinem ansprechenden Charakterdesign. Die Schlachtfelder sind zwar weitläufig und meist abwechslungsreich gestaltet, lassen aber liebevolle Details vermissen und dienen letztlich nur als Kulisse. Die Hubwelt ist da schon etwas aufwendiger gestaltet, viel erwarten sollte man aber nicht. Dafür läuft das Spiel beinahe konstant mit 60 Bildern pro Sekunde auf der normalen PlayStation 4. Richtig toll ist wieder die japanische Sprachausgabe gelungen. Diese ist wie gehabt auch die einzige verfügbare Sprachoption, Untertitel gibt es erneut nur in Englisch.
Nicht so toll finde ich hingegen den Wegfall jeglicher Mehrspieler-Elemente. Weder einen lokalen Splitscreen, noch die Möglichkeit Samurai Warriors: Spirits of Sanda mit Fremden online anzugehen gibt es. Bedenkt man das entsprechende Features bei vorherigen Ablegern zum guten Ton gehörten, ist der aktuelle Trend (schon die vor einigen Monaten erschienene Berserk Adaption hatte keinerlei Mehrspieler-Funktionen) mehr als bedauerlich.