Rollerdrome REVIEW
Kaum ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung des grandiosen OlliOlli World erscheint mit Rollderdrome bereits der nächste Titel von Roll7. Erneut dient das Skating als grundlegende Spielmechanik, dennoch könnten beide Spiele nicht unterschiedlicher sein. Denn statt vor den Augen von knuddeligen Figuren spektakuläre Tricks auf dem Skateboard auszuführen, kämpft man in dem kürzlich auf PC und PlayStation Konsolen erschienenen Rollerdrome in Skateparks mit Waffen und kombiniert Abschüsse von menschlichen Gegnern mit Grinds und Grabs. Klingt abgefahren? Ist es auch. Und dabei verdammt gut!
Die Dystopie kommt auf Rollschuhen daher
Offenbar gibt es unter den Angestellten bei Roll7 einige Fans von Rollerball (1975) und Running Man (1987). Nicht nur das Setting und der Look, auch das, was man in Rollerdrome macht, erinnern nämlich stark an die beiden Filme. In der dystopischen Zukunft des Jahres 2030 werden die Massen mit dem martialischen Rollerdrome bei Laune gehalten. Die von der Matterhorn-Corporation finanzierten und ausgetragenen Wettkämpfe finden in zu Skateparks umgebauten Arenen statt, die vorher einmal Shopping Malls und Hotels waren. Ziel der Teilnehmenden ist es auf Rollschuhen Tricks in den Halfpipes und auf den Grind Rails zu vollführen und den Highscore in die Höhe zu jagen. Gleichzeitig sollte man sich aber nicht von den schwer bewaffneten Schergen von Matterhorn umbringen lassen. Diese stehen nämlich mit Scharfschützengewehr, mit Laserstrahlen verschießenden Kanonen und in Mechs in den Arenen und machen Jagd auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Man muss den Beschuss aber nicht hinnehmen, sondern darf selbst zur Waffe greifen – und muss das auch tun. Denn ein Lauf ist erst dann beendet, wenn alle Gegner in einer Arena getötet wurden. Ganz schön rabiat.
Rollerdrome verpackt die Prämisse in einer rudimentären Geschichte, die in kurzen interaktiven Szenen erzähl wird. In diesen wechselt das Spiel aus der Third-Person-Perspektive hin in die Ich-Perspektive und lässt uns kleine Abschnitte nach Dokumenten und anderen erzählerischen Elementen absuchen. Ob man das nun tut oder nicht, ist einem selbst überlassen, man kann diese Abschnitte auch überspringen und sich wieder in die Action stürzen. Weder die Handlung noch Hauptfigur Kara Hassan sind ein prominenter Teil des Spiels und abseits der bekannten Versatzstücke dystopischer „großes Unternehmen ist ziemlich böse“ wird man hier auch keine sonderlich interessante Handlung bekommen. Es geht hier vor allem um das Gameplay und das dieses richtig cool aussieht.
Geht es noch stylischer?
Teilweise bedient man sich an der Ästhetik der zuvor genannten Filme, vor allem steckt in der visuellen Gestaltung aber eine ganz, ganz große Portion Moebius und hebt sich dadurch deutlich von vielen anderen Spielen der vergangenen Zeit ab. Die Mischung aus dem knackigen Cel-Shading-Look und der Retro-Future-Ästhetik sind eine Wohltat für die Augen. Alleine schon das coole Key Artwork (welches auf der PlayStation 5 auch als Icon im Home Menü verwendet wird) lässt mein Herz höher schlagen. Sicherlich ist Rollerdrome nicht das beste Spiel des Jahres. Derart stilsicher und visuell eigenständig ist aber kein zweites Spiel 2022.
Das Beste an allem: Roll7 hat auch ein richtig gutes Videospiel abgeliefert. Trotz der Skate-Thematik geht es hier aber weniger um möglichst hohe Punktzahlen, sondern eine gute Figur auf den Rollschuhen abzuliefern. Bei den Herausforderungen, die sich in jeder Arena unterscheiden, gilt es zwar immer auch einen bestimmten Highscore zu schlagen. Ansonsten zählen aber andere Dinge. Mal muss man einen bestimmten Gegner mit einer bestimmten Waffe erledigen, mal muss man einen vorgegebenen Trick an einer vorgegebenen Stelle ausführen, mal gilt es einen Grind zu machen und dabei einen Gegner zu erledigen. Je weiter das Spiel voranschreitet, desto anspruchsvoller werden die Vorgaben. Rollerdrome ist aber ziemlich fair. Hat man eine Herausforderung geschafft und den Lauf erfolgreich abgeschlossen, dann gilt die Mission auch für nachfolgende Runs als erledigt.
Wenn der Tony mit dem Max
DAS GAMEPLAY IST SO GUT. Ich muss das extra in Großbuchstaben betonen. Es ist, als haben die Entwickler Tony Hawk mit Max Payne verheiratet. Damit man die Gegner auch möglichst effektiv trifft, taucht man das Geschehen kurzerhand in Zeitlupe. Diese Funktion ist aber genauso eine Ressource wie Munition. Um beides wieder aufzufüllen, vollführt man Grabs, Grinds und andere Aktionen und kann die Gegner wieder ins Visier nehmen. Hat man den Dreh einmal raus und ist im Flow drin, kombiniert man Kills mit Tricks und sieht dabei im besten Falle auch einigermaßen kompetent aus.
Schön auch, das Rollerdrome es nicht mit der Spielzeit und seinem Inhalt übertreibt. Gibt man sich Mühe, kann man das Spiel locker an einem Nachmittag inklusive frühen Abend durchspielen. Allerdings habe ich stets die Motivation verspürt in ältere Level zurückzukehren und Gebrauch von meinem neu gewonnenen Wissen und erlernten Skills zu machen, um einen Lauf zu perfektionieren. Wer nach dem Durchspielen der Kampagne immer noch Lust auf eine höhere Herausforderung hat, kann sich an einen besonders schweren Modus die Zähne ausbeißen oder versuchen, in den Online-Rankings nach oben zu kommen.
Pro & Kontra
- gelungene Vermählung aus Skatespiel und Shooter
- motivierender Gameplay-Loop
- eigenständiger und verdammt cooler Artstyle
- frimelige Steuerung