Rolan’s Curse REVIEW
Wer in den ganz frühen Jahren des Game Boys Top-Down Action-Adventures und Action-Rollenspiele zocken wollte, schaute in die Röhre. Große Titel wie Mystic Quest und Zelda IV kamen nämlich erst ein paar Jahre später auf den Markt. Doch halt! Da gab es sehr wohl einen Titel der diese Lücke ausfüllen konnte. Die Rede ist natürlich von Rolan’s Curse, welches hierzulande jedoch reichlich unbekannt sein dürfte, weil es in Europa schlicht und einfach nie veröffentlicht wurde. Ob dies nun ein großer Verlust für uns war oder nicht, wollen wir in folgenden Review ermitteln.
Wie in vielen Game Boy-Spielen ist die Handlung auch hier nicht sonderlich tiefgängig. Einst terrorisierte der böse Dämonenkönig Barius das friedliebende Königreich Rolan. Freilich wurde er irgendwann bezwungen und versiegelt. Leider wurde das Siegel jüngst von einigen unbedarften Reisenden gebrochen und Barius hat während seiner Gefangenschaft natürlich nichts dazugelernt und sinnt stattdessen auf Rache. Er verwandelt seine unfreiwilligen Befreier in Monster und hetzt diese gegen das Reich Rolan und seine Bewohner. Jetzt liegt es an uns den blöden Dämonenkönig in seine Schranken zu weisen (nein, die Spielfigur verfügt weder über einen Namen noch eine Persönlichkeit).
Coop-Modus, Passwörter und oberflächliches Gameplay
Die große Besonderheit von Rolan’s Curse offenbart sich schon auf dem Cover. Dort wird nämlich ein Zweispielermodus beworben. Via Game Link-Kabel, darf man Barius nämlich auch im Zweispieler Coop-Modus die Stirn bieten. Sicherlich eine coole Option, die ich jedoch nicht ausprobieren konnte. Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Passwort-Funktion. Da die ganz alten Game Boy-Module noch ohne Batterie auskommen mussten, gilt es hier eigenständig seinen Fortschritt mit Stift und Papier festzuhalten. Glücklicherweise bestehen die Codes jedoch bloß aus acht Buchstaben und sind somit einfach und schnell notiert. Interessanterweise ist der aktuelle Code immer im Statusscreen einzusehen. Und da man nach einer Niederlage lediglich zum Anfang des aktuellen Levelabschnitts zurückbefördert wird, kann man Rolan’s Curse völlig entspannt spielen.
Dummerweise kann das eigentliche Spiel nicht so sehr überzeugen wie die oben genannten Features. Es handelt sich um ein Top-Down Action-Adventure und Rollenspiel Mischmasch, welches leider einem arg simplen Spielablauf folgt. Das Spiel besteht aus insgesamt vier Levels und die Aufgabe besteht lediglich darin zum jeweiligen Bossgegner vorzudringen und diesen zu erledigen. Auf dem Weg zum Boss gilt es freilich sich gegen reguläre Monster durchzusetzen und die Spielfigur aufzupowern, damit sie für den bevorstehenden Bosskampf gerüstet ist. Die kleinen Stadtgebiete die hier und da eingestreut wurden, bieten keinerlei Substanz. Die dortigen NPC’s haben nicht wirklich was interessantes zu sagen und es gibt noch nicht einmal Shops im Spiel. Auch so etwas wie Rätsel, Geschicklichkeitspassagen oder gar Minispiele sind in Rolan’s Curse non existent.
Was es stattdessen gibt, sind einige Schatztruhen, die sich oftmals in optionalen Levelabschnitten verbergen, und Power-Ups beinhalten, um die beiden Statuswerte des Helden zu verbessern. Da gibt es einmal die Lebensleiste und die Angriffskraft. Die Lebensleiste verlängert man, indem man Herzen und Kettenrüstungen einsammelt und für eine bessere Angriffskraft benötigt man Waffen oder Handschuhe. Das interessante daran ist, dass die Power-Ups in zwei verschiedene Typen untergliedert werden. Herzen und Handschuhe sind dauerhafte Verbesserungen, die dann auch in die späteren Level übertragen werden. Statusverbesserungen durch stärkere Waffen und Kettenrüstungen sind jedoch levelgebunden und gehen daher verloren, wenn man den nächsten Level erreicht. Eine weitere Kuriosität, ist, dass man keine Auswahlmöglichkeit zwischen den beiden Waffentypen hat. Man kämpft entweder mit dem Schwert oder mit dem Feuer-Zauberstab. Letzterer verschießt Feuerbälle und ist dem riskanten Nahkampf mit Schwert daher definitiv vorzuziehen. Man kann aber immer nur eine Waffe tragen, sollte man eine neue Waffe eines anderen Typus einsammeln, geht der bislang ausgerüstete Typ verloren. Dieses System ist ärgerlich, wenn man mit dem Zauberstab kämpfen will, aber eben auch seine Angriffskraft verbessern möchte, indem man neue Schwertwaffen Power-Ups einsammelt.
Dasselbe seltsame Ausrüstungsprinzip trifft dann auch auf den sekundären Ausrüstungsgegenstand zu. Abgesehen von den oben genannten Waffen, kann man noch einen von folgenden fünf Gegenständen ausrüsten:
- Potion of Life: Dient zur Regeneration des kompletten Lebensbalken, kann freilich nur einmal eingesetzt werden
- Magic Axe: (Spitzhacke): Wird zur Beseitigung einiger Hindernisse benötigt, was optionale Gebiete mit Schatztruhen zugänglich macht
- Chameleon’s Ring: Verwandelt die Spielfigur auf Knopfdruck in ein Umgebungsobjekt. Diese wird dadurch zwar handlungsunfähig aber eben auch unverwundbar
- Power Crystal: Feuert ein magisches Engergieprojektil ab, welches aber erst ein paar Sekündchen aufgeladen werden muss
- Shield of Valor: Bietet Schutz vor feindlichen Energieprojektilen
Freilich gilt auch hier die Regel, dass der aktuell ausgerüstete Gegenstand verloren geht, wenn man einen Neuen einsammelt. Darüber hinaus gibt es noch die Elvenade, einen kleinen Heiltrank und Merlins Cloak, welcher temporäre Unverwundbarkeit gewährt. Diese beiden Gegenstände werden aber direkt eingesetzt, wenn man sie einsammelt.
Ein weiterer wichtiger Knackpunkt im Spiel, ist die zunächst gewöhnungsbedürftige Bewegungssteuerung, die nicht immer gut mit dem Levelaufbau harmoniert. Die Sache ist die, dass sich die Spielfigur nicht um die eigene Achse drehen kann, sondern immer direkt einen Schritt in die entsprechende Richtung tätigt. Dadurch wird es stellenweise unmöglich einen Gegner in einem engen Korridor zu bekämpfen, ohne selbst Schaden zu nehmen. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran, und passt seine Spielweise entsprechend an. Ansonsten funktioniert die Steuerung auch absolut einfach und unkompliziert.
Ein meiner Meinung nach ernsteres Problem ist der RPG-Anteil im Spiel. Ich habe ja oben bereits die Power-Ups besprochen und das man diese aus Schatztruhen erhält. Man kann die levelgebundenen Power-Ups jedoch auch als Item Drops von regulären Gegnern erhalten, was freilich rigoros ausgenutzt werden kann, um sich das Spiel zu erleichtern. Diese Methode wird vom Spiel sogar gefördert, denn es gibt bestimmte Gebiete und Gegner-Standorte, die sehr hohe Item Drop-Raten aufweisen. Was die Entwickler jedoch nicht bemerkten, war, dass das ohnehin schon reichlich oberflächliche Spiel dadurch noch hohler und anspruchsloser wird, als es nicht ohnehin schon ist. Abgesehen von den ersten beiden Bossgegnern, denen ich ohne eben erwähnte Grinding-Tricks begegnete, gab es keine Stelle im Spiel die irgendwie anspruchsvoll oder spannend auf mich wirkte. Auch die Tatsache, dass ein Game Over eigentlich keine negative Konsequenz nach sich zieht, hilft dem Anspruch nicht weiter. Oftmals steht man dadurch sogar besser da, weil man nach dem Ableben halt auch einen großen Teil seiner Lebensenergie geheilt bekommt. Rolan’s Curse entpuppt sich leider recht schnell als arg oberflächliches Spielchen für zwischendurch, welches zudem in gerade mal zwei bis maximal drei Stunden durchgezockt werden kann.
Grafik und Sound
Grafisch sieht Rolan’s Curse für sein Alter eigentlich ganz gut aus. Das Problem ist jedoch auch hier das Level-Design, welches zu sehr auf enge Korridore setzt und die Levelkarten somit unangenehm konstruiert wirken lässt. Wirklich ärgerlich wird es aber, wenn man später feststellt, dass viele Abschnitte in späteren Levels recycelt werden. Dafür kann man bei so einem kurzen Spiel dann echt kein Verständnis mehr aufbringen. Die einzigen grafischen Highlights dürften wohl die Sprites der Bossgegner sein.
Der Soundtrack schneidet da schon bedeutend besser ab. Tatsächlich dürfte er wohl das Highlight im Spiel darstellen. Die Tracks sind erinnerungswürdig und unterstützen das Spielgeschehen wirklich toll. Er ist eigentlich viel zu schade für dieses mittelprächtige Spiel.
Überraschenderweise hat es Rolan’s Curse trotz seiner mäßigen Qualität sogar zu einer Fortsetzung gebracht, diese ist aber noch seltener und teurer als Teil 1.
Pro & Kontra
- sehr guter Soundtrack
- 2 Spieler Coop-Modus
- hervorragend implementiertes Passwort-System
- abwechslungsarmes Gameplay
- anspruchsloser Schwierigkeitsgrad, der durch billige Grinding-Möglichkeiten gefördert wird
- sehr geringer Umfang fürs Genre (ca. 2-3 Stunden)
- viele Levelabschnitte werden recycelt
- Spielfigur kann sich nicht ohne Fortbewegung um die eigene Achse drehen, was hinsichtlich des Leveldesigns im Spiel sehr problematisch ist