Resident Evil HD Remaster REVIEW

Alle Jahre gibt es Videospiele, die ihr Genre und das Medium nachhaltig prägen und es in manchen Fällen sogar schaffen, eine neue Ära einzuläuten. Resident Evil war 1996 eines dieser Spiele. Ja, Survival-Horror gab es schon vor Shinji Mikami´s Auftakt zu einer der bis heute profitabelsten Franchise der Industrie. Und ja, einige Ideen wurden ebenfalls von anderen Quellen entliehen. Das ändert aber nichts daran, dass der stimmungsvolle Horrortitel seinem Genre erst die richtige Initialzündung gegeben hat und sogar als eines der frühesten 3D-Spiele stilbildend für viele Jahre wurde. 2002 wurde der schon damals etwas in die Jahre gekommene Klassiker mit einem Remake beglückt. Das seinerzeit für den Nintendo Gamecube veröffentlichte Update zählt bis heute als eines der sinnigsten seiner Art und wurde nun noch einmal für so ziemlich alle aktuellen Konsolen und den PC ein weiteres Mal neu aufgelegt. Dabei überzeugt das Remaster vom Remake (jaja) auch heute noch mit den Stärken von einst.

Alles auf Anfang


Resident Evil HD Remaster 2

Inhalt, Gameplay und Handlung sind in der 2015er Neuveröffentlichung dabei vollkommen identisch mit der Ursprungsfassung von 2002. Der Spieler hat nach wie vor die Wahl zwischen zwei spielbaren Protagonisten. Egal ob man sich für Jill Valentine oder Chris Redfield entscheidet: den Alptraum, den man in der virtuellen Haut der Mitglieder einer Spezialeinheit erlebt, ist so oder so grauenhaft. Nachdem sich seltsamen Vorfälle in den Wäldern von Raccoon City häufen, geht die örtliche Sondereinheit S.T.A.R.S. D´den Vorkommnissen nach und sucht nach den Hintergründen für die grausamen Morde in der ehemals beschaulichen Gegend. Dabei landet das Team schon sehr bald in einem abgelegenen Herrenhaus, welches sich schon bald als todbringendes Schicksal erweisen soll…

Kein anderer Ableger der Reihe erweist sich als derart deutlich seinen Inspirationen gegenüber, wie der Erstling der mittlerweile sechs Hauptteile und unzählige Spin-Offs zählenden Resident Evil Reihe. Egal ob Horrorkino oder entsprechende Literatur – alles an diesem Spiel und seinem Setting atmet die Luft unzähliger Werke, die mal direkt, mal indirekt zitiert werden. Dadurch wirkt das Setting zuweilen etwas überladen, aber in sich doch sehr stimmig. Nach wie vor ist die Atmosphäre eine der tragenden Säulen des Erlebnisses. Spannung wird hier vor allem im Zusammenspiel der oft sehr ruhigen Grundstimmung erzeugt, die gemeinsam mit der reduzierten Musik und den intelligent verteilten Schockmomenten ein Gefühl der stetigen Bedrohung erzeugt.

Hinzu kommt das heute etwas eigenwillig und verstaubt anmutende Gameplay. Viele sehen in der Tatsache von limitierten Speichermöglichkeiten, einem auf sechs (Chris) bzw. acht (Jill) freien Plätzen beschränkten Inventar, den festen Kameraeinstellungen und dem vielen Backtracking mittlerweile sicherlich eine schlechte Alterung der spielerischen Mechanik. Doch einmal abgesehen von so manch wirklich dämlichen Design-Entscheidungen, wie etwa sprichwörtlich vom Himmel fallende Schlangen oder willkürlichen Instant-Kills, hat sich das Gameplay sehr gut gehalten und erweist sich eben nicht als Relikt vergangener Tage, sondern als in sich schlüssiger Gegenentwurf zu den Actionfeuerwerken mit denen „Resident Evil“ heutzutage in Verbindung gebracht wird.

Der virtuelle Tod lauert hinter jeder Ecke


Resident Evil HD Remaster 3

Für Spieler, die erst mit den aktuellen Teilen in Kontakt mit Capcom´s Zombie- und Monsterhatz gekommen sind, dürfte Resident Evil daher ungewohnt sein. Laufen und gleichzeitig schießen gibt es nicht, Rätsel erfordern häufig ein um die Ecke denken und mit Munition und Heilgegenständen sollte sparsam umgegangen werden. Theoretisch kann man sogar so „schlecht“ spielen, dass man nach einiger Zeit aufgrund von verbrauchten Items und Speicherplätzen schlicht und ergreifend nicht mehr weiter kommt und das Spiel quasi nicht mehr beenden kann. Denn jeden Gegenstand, den man in dem Herrenhaus bzw. den angrenzenden Locations findet, findet man nur einmal. Ist er verbraucht, gibt es kein zurück mehr.

Das Spiel versteht es sehr stark den Spieler in eine gewisse Richtung zu „erziehen“, sodass man sich nach einigen virtuellen Toden zurecht überlegt, ob man Zombies oder Monster erschießt oder sich die Munition aufspart und versucht an ihnen vorbeizulaufen. Ebenso verhält es sich mit der Entscheidung für oder gegen das speichern. Denn um in „Resident Evil“ speichern zu können, muss man stets eine Schreibmaschine aufsuchen. Diese kann aber nur dann benutzt werden, wenn man noch entsprechende Farbbänder übrig hat. Im ganzen Spiel kann man an die 30 Farbbänder finden und entsprechend oft speichern. Danach ist Schluss.

Dadurch bekommt das Spiel also eine sehr starke strategische Komponente, die sich ebenfalls auf die Stimmung auswirkt. Denn selbst wenn man von den Untoten und Mutanten, die sich in dem gespenstischen Haus herumtreiben, keine wirkliche Bedrohung ausgehen spürt, dann ist dies spätestens dann der Fall, wenn das letzte Speichern 45 Minuten zurückliegt, man sich mit wenig Energie zum nächsten Speicherplatz hechelt und hofft, dass der virtuelle Tod diesmal gnädig ist und das eigene Leben verschont.

Remaster? Nur mit einem großen „Naaaaaaaaaja“

Spielerisch überzeugt Resident Evil mich also wie eh und je. Und auch technisch macht der Remaster auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Selbst die Ursprungsversion auf dem Gamecube kann sich heute noch blicken lassen. Dies liegt größtenteils in der technischen Feinheit verborgen, dass alle Hintergründe vorberechnet sind. Dadurch wirken die Umgebungen manchmal zwar etwas starr und man fühlt sich wie bei einem Besuch im Museum, bei welchen man nichts anfassen darf und stets auf dem vorbestimmten Weg zu gehen hat. Optisch macht das ganze aber einiges her. Zumindest an jenen Stellen, an denen Capcom Arbeit investiert hat. Dies ist gerade in den anfänglichen Arealen der Fall, welche schon mit bloßem Auge erkennen lassen, dass sich die Grafiker noch einmal hingesetzt haben und Zeit in die Ausgestaltung der Hintergründe gelegt haben. Im späteren Spielverlauf findet man allerdings auch immer wieder Umgebungen, die aufgrund von grober Auflösung einen einzigen Matschbrei bilden.

Dem gegenüber stehen die wirklich sehr schicken Polygonfiguren sowie die überarbeiteten Effekte. „Resident Evil“ bietet nun außerdem verschiedene optionale Möglichkeiten. So kann man das Spiel entweder mit der originalen englischen Tonspur oder mit der neuen japanischen Synchronisation spielen. Außerdem hat man die Wahl zwischen der originalen 4:3 Auflösung mit Balken oder der neuen 16:9 Option. Bei letzterer hat sich der Entwickler tatsächlich einen sehr guten Kniff einfallen lassen, denn anders, als in der Regel üblich, wird nicht nur einfach das Bild gestreckt. Stattdessen bekommt die Kamera eine leichte Dynamik und zoomt in das Bild rein, was tatsächlich richtig gut funktioniert. Ebenfalls sehr gut gelungen ist die neue Steuerungsoption, denn nun kann man die Spielfigur nicht nur mit der klassischen Panzersteuerung, sondern auch mit einer direkten Bewegungsoption manövrieren. Letztere ist etwas ungewohnt und funktioniert aufgrund der festen Kameraperspektiven nicht in allen Momenten so gut, wie man es sich wünscht. Trotzdem sehe ich die neue Steuerung als sehr sinnige Bereicherung, die dem Spiel noch einmal einen neuen Touch gibt.

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