Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers REVIEW
Endlich hat es nach langer Abstinenz wieder ein Teil der in Japan unter dem Namen „Fatal Frame“ bekannten Project Zero-Reihe in unsere Breitengrade geschafft. Natürlich hat dies nicht nur bei eingefleischten Fans der Serie für eine gewisse Freude gesorgt. Nachdem nämlich Resident Evil einen Bogen um Nintendos WiiU macht, ist es mau geworden um den gepflegten Schauerspaß des Survival-Horrors Genres. Mit diesem Spiel aber hat die Durststrecke ein Ende!
Auf geht´s!
Ihr werdet bei Project Zero mitten in die mysteriösen Geschehnisse rund um den Hikami Berg hineingeworfen. Dieser bietet dem Spiel die schaurig schöne Spielwiese, auf der sich unsere drei spielbaren Protagonisten bewegen. Namentlich handelt es sich um das Model Miu, Yuri, die Fotoexorzistin in Ausbildung und Ren, welche wir hauptsächlich durch die Geschichte des verfluchten Berges begleiten.
Alles beginnt mit einem in die Geschichte eingebettetem Tutorial, in dem Miu völlig orientierungslos in einem fremden Tempel auf dem Hikami Berg aufwacht. Von aus dem Wasser aufsteigenden Geistern umringt, muss sie diesen entkommen. Dadurch bekommt der Spieler einen ersten Eindruck von der zugegebenermaßen etwas hakelig geratenen Steuerung – und von der allzeit beklemmenden und angsteinflößenden Atmosphäre, die das Spiel so herausragend macht!
Kaum ist Miu vermeintlich in Sicherheit, ab dieser Stelle möchte ich nichts mehr über die eigentliche Story sagen, beginnt das Wesentliche Fahrt aufzunehmen.
Sag „Cheese“ kleiner Geist
Yuri ist kein normales Mädchen. Schon früh hat die Exorzistin Hisoka die Kleine unter ihre Fittiche genommen und in ihr Handwerk eingewiesen. Aus einem kleinen Antiquitätenladen heraus, welcher auch ab und an Handlungsort und Hauptquartier ist, gehen die Geisterjagden, mit denen Hisoka ihr Geld verdient, in letzter Zeit gehäuft auf den Hikami Yama.
Dieser Berg ist der Hauptschauplatz von Project Zero und birgt ein beunruhigendes Geheimnis. Unglücklicherweise tummeln sich dort jede Menge Geister, die mit der Geschichte des Berges auf die ein oder andere Art zusammenhängen. Und natürlich haben diese etwas gegen Ruhestörung durch Yuri, die ihrem Job nachgehen will, und Dinge oder Personen wiederfinden möchte.
Und so zieht es zumeist Yuri, ab und an auch Ren, in dunkle Wälder, Gebäuderuinen und verlassenen Tempel auf den berüchtigten Berg. Naturgemäß gibt es auf solch berüchtigten Bergen auch jede Menge Schreckgestalten von Verstorbenen.
Im Grunde genommen ist das Bekämpfen dieser recht einfach gestrickt – zückt eure Bannkamera, genannt Camera Obscura, uns schießt ein Foto. Foto? Ja, ihr lest richtig! Kurz für Serienneulinge: In dieser Reihe ist eure Waffe nicht von konventioneller Natur. Schließlich sind eure Gegner ja schon tot! Vielmehr müsst ihr sie bannen – und zwar auf speziellen Filmen, die bei Projekt Zero als Munition von unterschiedlicher Wirkung fungieren. Spannend hierbei ist, dass euch vor jedem Level nur ein bestimmter Grundstock mitgegeben wird, ihr aber diesen mit verdienten Punkten aufstocken könnt.
Zur Wahl stehen neben effektiveren Filmtypen auch Items zur Gesundheitsverbesserung oder zum Trocknen. Denn seit ihr im Spiel nass geworden, gebt ihr ein leichteres Ziel ab. Soll heißen, die Geister greifen einen aggressiver an, und verursachen so mehr Schaden! Dieses wird zum Einen durch eine Leiste am rechten Rand, und zum Anderen an den immer nasser werdenden Klamotten gezeigt. Wenn ihr also langsam Yuris Bauchnabel durch die Nasse Kleidung durchschimmern seht, ist es Zeit sich mit dem reinigenden Feuer zu versorgen.
Schnappschuss
Neben diesem kleineren Gameplayelement liegt das Hauptaugenmerk ganz klar auf der Bannkamera. Hier gibt es zwei, leicht unterschiedliche Typen. Rens Kamera ist eher basisorientiert, sofern man das bei einem Fotoapparat der wütende Geister bekämpfen kann überhaupt sagen kann. Yuris Kamera ist da schon eher die Canon EOS unter den „Geisterablichtern“. Bei dieser lassen sich im Laufe des Spiels mehr Objektive, sei es um mehr Schaden zu verursachen, oder um den anvisierten Geist LP für sich abzunehmen, und verschiedene Fotomodi, freischalten.
Alles was man schließlich noch braucht, um den Geistern auf die Pelle zu rücken, ist, neben dem richtigen Film und dem passenden Objektiv, eine ruhige Hand und den Blick für das „richtige Motiv“. Denn einfach wie ein Tourist drauf los schießen bringt nur mäßigen Erfolg. Ausschlaggebend für einen möglichst hohen „Foto“-Schaden beim Geist sind zum Einen, die Nähe zum Objekt, und zum Anderen, die Ganzheitlichkeit der geplagten Seele, wobei es auch mal mehrere auf einmal sein können. Denn trefft ihr einen Geist gut, so zerspringt dieser in mehrere Teile, die es in einen Fokus zu bringen gilt, um besonders effektiv sein zu können – das nennt sich „Ganzheitlichkeit“. Natürlich geht es auch ohne diese, aber eben viel langsamer, da der Schaden wie erwähnt geringer ist. Und glaubt mir – im Laufe des Spiels werden die Viecher immer unangenehmer und lassen euch dann auch gerne mal hektischer werden. Also fassen wir zusammen: Wählt das passende Objektiv, packt einen guten Film in die Kamera, und schießt ein ganzheitliches Foto möglichst in kurzer Entfernung zum Objekt. Zum Glück kann man Film und Objektiv schnell im Fotomodus wechseln und muss nicht immer sperrig im Menü hin und her konfigurieren. Schön durchdacht!
Die Umgebung ist grauenhaft…
Klingt bis hier her erstmal alles nach gewöhnlicher Spielekost, nur mit dem Unterschied, dass eure Waffe diesmal eine Kamera ist. Was das Spiel, bzw. die Serie, außergewöhnlich macht, ist das Setting und die unglaublich dichte Atmosphäre. Hier wird japanischer Gruselhorror vom Feinsten geboten. Wer z.B.. die Orginalteile von “ The Ring“ kennt, weiß um den subtilen Horror. Dieser lebt eben nicht wie der westliche Horror von brutalen Momenten mit viel Blut, sondern eher von dem was man eben NICHT sieht – und vor allem von den Schockmomenten, wenn ganz plötzlich etwas Unerwartetes passiert. So ist man auch bei Project Zero ständig in einer Art gespannten Alarmmodus – und erschreckt sich trotzdem. Schauerlich schön inszeniert das Spiel solche Momente en masse, und lehrt somit bestimmt auch den Hartgesottenen (wozu ich definitiv nicht gehöre) das Fürchten. Das alles wird natürlich gnadenlos von der schaurigen Umgebung des Hikami Berges, bzw. seiner dunklen Wälder, und heruntergekommenen Behausungen, in denen man sich bewegt, unterstützt.
Mit Druck auf die Schultertaste sieht Yuri eine Art Astralprojektion als menschliche Silhouette. Diese bewegt sich dann in die Richtung, welche der Spieler einschlagen sollte, und in der dichten Story auch weiter bringt. Dazu benötigt sie zwar ein sogenanntes Relikt, aber dieses wird Yuri geschickt im Laufe der Handlung zugespielt, so dass ihr niemals komplett auf dem Schlauch steht, und in der angsteinflößenden Umgebung orientierungslos herum irrt.
Das ganze Spiel hindurch seid ihr also in voller Konzentration. Dies ist nicht nur den immer aggressiver werdenden Gespenstern zuzuschreiben, denn auch harmlose Geister, meist in ihre Handlungen vor dem Tod vertieft, tauchen wie aus dem Nichts auf. Diese zu fotografieren zerstört sie nicht etwa, sondern gibt uns wichtige Punkte zum Aufrüsten der Kamera oder zum kaufen von Items vor jedem Kapitel. Dabei benutzen die Protagonisten dasselbe Punktekonto – also teilt sie euch schön ein!
Ein kleiner Minuspunkt, den ich aber nicht unerwähnt lassen möchte, ist die teils kryptische Aufgabenstellung. Zwar müsst ihr oft nur von A nach B laufen, aber ab und an müsst ihr ein bestimmtes Motiv auf eine bestimmte Art und Weise fotografieren, oder beispielsweise. Gegenstände finden. Es kann dabei schon ab und an in Sucherei ausarten, die die Atmosphäre durchaus killen kann und nur nervt. Zum Glück sind diese aber eher rar gesät – trüben aber dennoch ab und an den Gesamteindruck.
WiiU Gamepad oder doch Kamera?
Ja, das Gamepad ist als Steuerungseinheit für eine Kamera perfekt! Sofern man nicht nur auf dem Gamepad spielt, benutzt ihr dieses als Sucher für die Geistermotive, und wedelt per Gyrosensor im Raum herum, um die umherfliegenden Quälgeistern zu bannen. Ich kann mir keine bessere Möglichkeit vorstellen Project Zero noch realitätsnäher zu zocken! Ein dicker Pluspunkt für die Steuerung der Kamera, die übrigens auch klassisch mit dem Stick bewegt werden kann. Die Figurensteuerung ist da etwas heikler, geht aber nach kurzer Eingewöhnung gut von der Hand.
Nicht ganz so viel Ruhm einheimsen kann die Grafik. Zwar ist das Gesamtbild durchaus stimmig, vor allem die Atmossphären des undurchdringlichen Waldes oder der furchterregenden Gemäuer, aber auch diese vermögen es nicht ganz über die teils verwaschenen Texturen hinweg zu täuschen. Aber wen juckt das schon, wenn man sich auf der Couch so schaurig schön gruseln kann?! Immerhin ist das „ab 18 Jahren“ FSK Symbol nicht umsonst auf der Verpackung! Es gibt teilweise brutale Szenen zu sehen, die definitiv bei unreiferen Publikum Albträume auslösen könnten.