Paper Mario: The Origami King REVIEW

Schon seit dem Super Nintendo experimentiert der japanische Spiele-Hersteller mit visuellen Stilen, die häufig reale Materialien als Anreiz nehmen. Angefangen mit Wachsmalkreide (Super Mario World 2: Yoshi’s Island), Garn (Kirby und das magische Garn) bis hin zu Pappmaché (Yoshi’s Crafted World). Auch im neuesten Ableger der stilistisch schon immer verspielten Reihe (Paper Mario: The Origami King)  gibt es mit der japanischen Papierfalttechnik ein übergeordnetes Thema, welches für einen regelrechten Augenschmaus sorgt.

Wortwitz par excellence


Vor allem der Wortwitz schlägt beim Origami-Thema voll durch. So wird Prinzessin Peach diesmal nicht nur samt Schloss entführt, sondern im wörtlichen Sinne zusammengefaltet. Auch den anderen Bewohnern des eigentlich friedlichen Pilz-Königreiches ergeht es nicht viel besser. Verantwortlich für die Misere ist Olly, der selbst ernannte Origami-König. Neben ihm sieht selbst Oberschurke Bowser alt aus. Zum Glück ist Mario (mal wieder) zur richtigen Zeit am richtigen Ort und stellt sich dem neuen Bösewicht. Stets an seiner Seite ist Olivia, die quirlige Schwester von Olly, die ihrem Bruder ebenfalls das Faltwerk, ähmm, Handwerk legen will.

Während man bei der Geschichte vor allem bekannte Pfade abläuft und die typische „Mario rettet Peach“ Prämisse kaum aufweicht, haben sich die Schreiber bei den Dialogen einmal mehr übertroffen. Dass die deutsche Lokalisation erneut über jeden Zweifel erhaben und so unfassbar charmant ist, dass ich nahezu keinen Dialog ungelesen weggeklickt habe, will einiges heißen. Schließlich ist Paper Mario: The Origami King ein sehr, sehr, sehr redseliges Spiel.

Allerdings hat man es mit den Erklärungen der verschiedenen Spielmechaniken, die gerade im ohnehin schon zähen Einstieg jede Einzelheit mindestens zweimal durchkauen, übertrieben. Warum es bei einem Nintendospiel im Jahr 2020 noch immer nicht möglich ist, zumindest die Textgeschwindigkeit der eigenen Lesegeschwindigkeit anzupassen oder gleich die Möglichkeit zu geben, Texte ganz zu überspringen, ist mir schleierhaft.

Nicht zurück zu den Wurzeln


Unbegreiflich für viele langjährige Fans dürfte auch die Entscheidung sein, dass man abermals nicht zu den Rollenspiel-Wurzeln der Serie zurückkehrt. Die ersten beiden Spiele auf der N64 und dem GameCube waren noch recht klassische RPGs. Das schloss ein Party-System mit ein, sowie der Möglichkeit aufzuleveln, etc. The Origami King hingegen will nicht mehr als ein Abenteuer sein.

Hinzu kommen diesmal noch Rätsel und Dungeons im Stil von The Legend of Zelda. Das passt und funktioniert aber erstaunlich gut. Einige der Dungeons, in denen Mario neue Fähigkeiten erlernt, gehören sogar zu meinen Lieblingsabschnitten des Spiels. So muss man mal Platten verschieben, um einen durchgängigen Wasserfluss zu schaffen oder eine Eisplattform mittels Hammer umleiten. Diese fordernden, aber nie zu vertrackten Rätsel stellen sich als sehr spaßig heraus.

Kämpfe mit Kniff


Der Puzzle-Aspekt überträgt sich übrigens auch auf das Kampfsystem. Die Herausforderungen spielen sich in einer Arena ab, die aus mehreren Ringen besteht. Mario bleibt in der Mitte, die Gegner positionieren sich ungeordnet auf den vier äußeren Ringen. Nun muss man – unter Zeitdruck und mit nur wenigen Zügen – die Ringe so drehen, dass Gegner bestenfalls in einer Linie hintereinander oder nebeneinander aufgereiht sind. Befinden sich vier Gegner direkt hintereinander, so kann man mit den Schuhen alle vier mit einem einzigen Zug treffen und bestenfalls erledigen. Der Radius für eine Attacke mit dem Hammer ist hingegen etwas eingeschränkter und so müssen die Bösewichte viel näher bei Mario stehen. Im Laufe des Spiels erhält man zudem Verbrauchsitems, die nach einigen Kämpfen kaputt gehen. Dazu gehören verstärkte Schuhe, die gegen stachelige Gegner wirksam sind oder Hammer zum werfen.

Bei den Bosskämpfen wird das Konzept neu arrangiert: nun ist es der Boss, der in der Mitte der Arena lauert, während Mario sich vom äußersten Ring aus bis zu seinem Widersacher hinbewegen muss. Dies macht man, indem man auf Pfeile tritt, die Mario in die vorgegebene Richtung laufen lassen. Bestenfalls nimmt man auf dem Weg zu einem Angriffsfeld, welches die einzige Möglichkeit ist, den Übeltäter zu attackieren, noch Münzen und Herzen mit. Sonderlich leicht hat man es dabei aber nicht, da die Gegner die Felder manipulieren können. Der erste große Boss etwa, ein Stiftkasten, nimmt einzelne Felder unter Beschuss. Ein anderer spült mit Wassertornados sämtliche Items weg.

So ungewöhnlich und fantastisch das Kampfsystem ist, so ermüdend ist es aber auch. Das liegt vor allem an den Auseinandersetzungen gegen Koopas, Goombas und anderem Gefolge. Diese besitzen nämlich keinerlei Variation und werden schon nach wenigen Spielstunden derart langweilig, dass ich schon bald mögliche Kämpfe tunlichst vermieden habe. Auch, dass es nach einem Sieg keinerlei Belohnung in Form von Erfahrungspunkten oder besonderen Items gibt, schadet der an sich guten Idee.

Herzblut


Das ist mehr als bedauerlich, denn diese eine Schwäche ist derart gravierend, dass ich mich stellenweise sehr zwingen musste, weiterzuspielen. Dabei ist The Origami King ansonsten ein hervorragendes Game.

Immer wieder gibt es auch Echtzeitkämpfe mit erfrischenden Jump ’n‘ Run Einlagen, wie etwa gegen eine Krake. Dieser gesamte Abschnitt, der für rund 30-45 Minuten auf einem Kreuzer spielt und eine derart gruselige Atmosphäre versprüht, dass ich mich an Resident Evil erinnert gefühlt habe, ist eines der absoluten Highlights. Auch die restlichen Areale sind abwechslungsreich und mit unendlichen Ideen vollgestopft. So gibt es etwa einen Vergnügungspark, der an das alte Japan anlehnt, einen wunderschönen Wald samt roter Herbstblätter, einen Trip im Schuhmobil durch die Wüste oder ein Theater, in welchem man sich in bester Wild-West-Manier duelliert.

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Pro
  • Erfrischendes Kampfsystem mit Puzzle-Elementen
  • Tolle Dungeons, die an Zelda erinnern
  • Liebevolle Figuren und jede Menge treffsicherer Wortwitz
  • Enorm abwechslungsreiche Areale mit viel Verspieltheit

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Kontra
  • Kämpfe gegen Standard-Gegner (Koopas, Goombas etc.) werden sehr schnell repetitiv
  • Keine Option, Texte schneller zu scrollen oder ganz zu überspringen

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Pro & Kontra

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Pro
  • Erfrischendes Kampfsystem mit Puzzle-Elementen
  • Tolle Dungeons, die an Zelda erinnern
  • Liebevolle Figuren und jede Menge treffsicherer Wortwitz
  • Enorm abwechslungsreiche Areale mit viel Verspieltheit

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Kontra
  • Kämpfe gegen Standard-Gegner (Koopas, Goombas etc.) werden sehr schnell repetitiv
  • Keine Option, Texte schneller zu scrollen oder ganz zu überspringen

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