Paper Mario REVIEW
Mit der Ankündigung nun auch Nintendo 64 Spiele für die Virtual Console der Wii U zu veröffentlichen, hat Nintendo bei vielen Fans für Freude gesorgt. Denn nun gibt es auch mit der aktuellen Heimkonsole des Traditionsunternehmens die Möglichkeit Klassiker vergangener N64 Tage nachzuholen oder erneut zu spielen, statt das alte Gerät aus der Mottenkiste hervorzukramen und vom Staub der letzten Jahre zu befreien. Und so finden sich allmählich auch die großen Titel von Nintendos erster 3D-Konsole im eShop ein. So auch Paper Mario, welches unter Rollenspiel-Kennern gar als eines der besten Genre-Beiträge aus Japan gilt.
Das etwas andere Super Mario
Dieser Ruf kommt nicht von ganz ungefähr und ist auch 14 Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung noch immer nachvollziehbar. Das für Paper Mario verantwortliche Studio Intelligent Systems – zweifelsohne einer der besten, wenn nicht gar der beste Inhouse Entwickler bei Nintendo – vermischte seinerzeit bekannte und etablierte Rollenspiel-Elemente mit dem Charme des Super Mario Franchise und schuf ein Erlebnis, welches in dieser Art und Weise ziemlich einzigartig ist.
Darüber kann auch nicht die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Story, die gleiche ist, wie in gefühlt 95% aller anderen Spiele mit dem Schnauzbart tragenden Klempner. Denn erneut ist es Oberbösewicht Bowser, der seinen fiesen Plan Prinzessin Peach zu entführen realisieren kann und mitsamt des Schlosses der Adeligen in den Himmel emporsteigt. Darüber hinaus ist es ihm gelungen seinem Erzfeind Mario endlich eines auszuwischen. Möglich ist dies allerdings nur gewesen, da Bowser im Besitz eines machtvollen Sternenstabs ist. Die sieben großen Sterne, die für die Aufbewahrung und den Schutz des Stabs verantwortlich sind, wurden darüber hinaus noch eingesperrt und an verschiedenen Orten im Pilzkönigreich gefangen gehalten. Dies alles kann Mario natürlich nicht auf sich sitzen lassen, weshalb er sich auf den Weg macht um die sieben großen Sterne und letztlich auch Prinzessin Peach aus den Fängen von Bowser zu befreien.
Abgesehen von der Rahmenhandlung unterscheidet sich Paper Mario doch sehr grundlegend von so ziemlich allen anderen Spielen mit Nintendos bekanntesten Maskottchen. Denn statt mit einem schnellen Jump ´N Run, haben wir es hier mit einem zum großen Teil eher gemächlichen Rollenspiel zu tun, das sich sehr viel Zeit nimmt, um seine Geschichte zu erzählen und einzelne Gameplay-Mechaniken einzuführen. Je nach Spielweise lässt sich die Spielzeit so zwischen 12 bis 30 Stunden oder mehr beziffern. Zwar gibt es in Vergleich mit Final Fantasy, Tales of… und Co. nicht unendlich viel zu erforschen und erledigen. Allerdings gibt es doch einiges abseits der Hauptstory zu tun und diverse Nebenaufgaben und Nebengeschichten zu entdecken.
Reise durch das Pilzkönigreich
In der Tat ist die Welt von Paper Mario recht groß und bietet verschiedene Areale, die sich visuell voneinander unterscheiden und in ihrer Gestaltung das widerspiegeln, was man zuvor bereits von der Marke gewohnt war. Natürlich lässt sich die hier simulierte Welt nicht mit modernen Rollenspielen vergleichen, trotzdem ist es den Entwicklern von Intelligent Systems gelungen eine in seinem Kosmos glaubwürdige Welt zu kreieren, in welcher die aus den Super Mario bekannten Figuren leben. So trifft man etwa auf die Buu-Huu´s, die Shy Guy´s oder auch auf die Koopa´s.
Einige der zuvor vor allem als Widersacher von Mario in Erscheinung getretenen Figuren gesellen sich im Laufe des Abenteuers gar an die Seite des Latzhosenträgers und unterstützen ihm in Kampf gegen Bowser und dessen Kumpanen. Gemeinsam mit dem Panzer werfenden Kooper, der zur Explosion fähigen Bombette oder mit Geister-Dame Lady Buu und den anderen Begleitern kann man im Kampf auf verschiedene Taktiken zurückgreifen.
Das Kampfsystem präsentiert sich als sehr klassische Rundenstrategie. Trifft Mario auf einen Gegner, so wird in den Kampfmodus gewechselt. Hier wird aus diversen Angriffen und Verteidigungstaktiken der eigenen Party-Mitglieder gewählt. Während Mario zusätzlich Items und Magie-ähnliche Stern-Aktionen wählen kann, beschränkt sich die Rolle der Begleiter auf Angriffe oder Verteidigungstaktiken. Im Kampf kann im Übrigen nur auf einen Begleiter zurückgegriffen werden. Der aktuelle Sidekick kann jedoch jederzeit im Kampf oder außerhalb gewechselt werden.
Denn auch außerhalb haben Mario´s neue Freunde diverse Fähigkeiten, die beispielsweise brüchige Wände zum Einstürzen bringen oder über kleinere Abgründe helfen. Dadurch werden auch immer wieder neue Bereiche der zwar offen gestalteten, aber sich erst mit dem fortschreitenden Spielverlauf wirklich öffnenden Spielwelt zugänglich, die neue Geheimnisse, Items und Areale beherbergen. Sehr schön: in das Leveldesign wurden auch diverse Rätsel integriert, die zwar nie die ganz großen Kopfnüsse sind, aber doch clever genug gestaltet wurden um den Spieler zum Nachdenken anzuregen.
Mario und Co. in Papierformat
Eine weitere Besonderheit von Paper Mario war und ist der grafische Look. Intelligent Systems hat zwar eine 3D-Welt geschaffen. Die in ihr agierenden Figuren sind jedoch als flache 2D-Sprites dargestellt, eben so, als seien sie dünne Papierfiguren. Das war seinerzeit aus visueller Sicht etwas vollkommen Neues und macht immer noch einiges her. Denn anders, als so manch anderer Titel der N64-Ära, so ist Paper Mario auch noch heute ein Optisch ansprechendes Spiel. Die Version für die VC der Wii U ist übrigens vollkommen identisch mit der vom Nintendo 64. Die Auflösung liegt im klassischen 4:3 Format vor, was auf modernen Fernsehern zwar zu schwarzen Balken links und rechts führt, aber verschmerzbar ist.
Auch die Steuerung funktioniert mit dem Wii U Gamepad sehr gut. Praktisch: dank des mit einem Bildschirm ausgestatteten Controllers kann man das Spiel nun auch bequem wie einen Handheld Titel im Bett oder auf der Couch spielen. Allerdings kommt der kongeniale Soundtrack aus der Feder von Yuka Tsujiyoko auf dem TV dann doch etwas besser zur Geltung, als über die Lautsprecher des Gamepads.