One Piece World Seeker REVIEW

Einmal mit den geliebten Serienheldinnen und -helden selbst durch die entsprechende Welt ziehen. Davon träumt sicherlich jeder Animefan, der sich auch im Bereich der Videospiele zuhause fühlt. Und gelegentlich machen es lizenzierte Games dann tatsächlich möglich. Dann ist der Aufruhr natürlich dementsprechend groß. Und auch die Erwartungshaltung. Und das bekommt den Spielen häufig nicht gut und sie sind nicht in der Lage diesem enormen Druck standzuhalten. Jetzt geht Bandai Namco mit One Piece World Seeker diesen Schritt und will Anime-Begeisterte und Open-World-Fans gleichermaßen abholen. Ob das gelingt, habe ich mir einmal angeschaut.

Auf nach Prison Island

Was braucht es für ein gutes Open-World-Abenteuer? Zunächst natürlich vor allem eine offene, und weitläufige, aber doch nie langweilige, sondern lebhafte Spielwelt. In One Piece World Seeker befinden wir uns auf Prison Island, einem aus mehreren kleinen Inseln bestehenden Gefängniskomplex mit verschiedenen Städten, Dörfern und unterschiedlichen landschaftlichen Gegenden, wie einer Mine, Wäldern und Feldern.

Auf Prison Island herrscht die Marine mit eiserner Hand und hält der Bevölkerung zwar Piraten vom Hals, macht dafür aber selbst mit totalitärer Kontrolle und Willkür immer wieder den Leuten das Leben schwer. Vor allem eine kann das nicht akzeptieren und so treffen wir auf Jeanne, Anführerin einer Truppe von Rebellierenden, die der Diktatur der Marine Einhalt gebieten wollen. Und wir wären nicht Monkey D. Ruffy wenn wir nicht helfen würden. Immerhin gehören wir zu den Guten unter den Piraten.

Die Hauptstory führt uns nun von Beginn an relativ linear über die Weltkarte. Es muss nur wenig wirklich ins Blaue hinein erkundet werden. Stattdessen geben die Quest mit Markierung auf der Karte den Ort vor, zu dem wir Reisen müssen, um dort zum Beispiel in einem kleinen Gebiet einen Verbündeten aufzuspüren. Damit kommen wir schon zum ersten kleineren Problemchen in One Piece World Seeker: der mangelnden Wahrnehmung der Welt. Häufig wird der kürzeste Weg gewählt um zu Punkt XY zu gelangen und so bleibt die Umgebung nur schmückendes Beiwerk, anstatt wirklich erlebt und erkundet werden zu wollen. Ein weiterer Grund, warum zumindest ich mich selten angesprochen gefühlt habe, bei meiner Reise zum nächsten Storypunkt, zwischendurch stehen zu bleiben, ist der Mangel an interessanten Ereignissen und Personen in der Spielwelt. Insgesamt wirkt sie schon etwas leer. Wirklich interessante, dem Anime ansatzweise gerecht werdende Charaktere trifft man eher in der Hauptstory, die dadurch zumindest inhaltlich interessant wird. Spielerisch gibt es aber auch hier einige Mängel, kommen wir also zum…

Action-Adventure-Gameplay mit RPG-Elementen

One Piece World Seeker ist im Kern ein Action-Adventure in einer offenen Spielwelt. Mit Protagonist Ruffy können wir uns frei bewegen und, sobald wir auf feindliche Marinesoldaten stoßen, prügeln. Die Kämpfe machen durchaus Spaß. Zu Anfang stehen uns eine Hand voll Standardangriffe zur Verfügung, die wir bei mehrmaligem Tastendrücken zu simplen Kombos verbinden können. Außerdem kann zwischen zwei Stilen gewechselt werden, dem schnellen Beobachter-Haki und dem Verteidigungen durchbrechenden, aber langsameren Panzer-Haki. In beiden Stilen steht neben den Standardangriffen auch ein Fernangriff zur Verfügung, bei dem wir ins Visier genommene Gegner mit Ruffys verlängerten Gummiarmen regelrecht abschießen. Wir können uns aber auch an Gegner heranschleichen und sie leise per Schleichangriff ausschalten. Es steht also schon zu Beginn eine relativ abwechslungsreiche Palette verschiedener Kampftechniken zur Verfügung. Diese lässt sich aber auch noch erweitern, denn das Spiel beinhaltet die Möglichkeit Fähigkeitenpunkte in einem klassischen RPG-Fähigkeitenbaum gegen neue Techniken einzutauschen. Zum einen lassen sich so neue Kampftechniken erwerben, wie ein aufgeladener, besonders starker Schlag oder die Gum-Gum-Gatling, bei der Ruffy in schneller Abfolge Schläge verteilt. Zum anderen können aber auch Fähigkeiten hinzugefügt werden, die etwa beim Vorankommen in der Spielwelt helfen. Anfangs kann Ruffy nur zu Fuß von A nach B latschen, später fliegt er kurze Strecken wie ein Helikopter oder schwingt sich mit seinen Gummiarmen von Baum zu Baum.

Die oben genannten, für Kämpfe relevante Fähigkeiten erweitern die Abwechslung seine Gegner aufs Korn zu nehmen gelungen. Bei den Fortbewegungsfähigkeiten gibt es aber einige technische Unsauberkeiten. So bleibt man zum Beispiel bei kleinen Hüpfern permanent an Vorsprüngen hängen. Und auch das Schwingen von oder Heranziehen an Vorsprünge, Hausdächer oder Bäume funktioniert nicht immer unfallfrei. Immer wieder stößt man auf Kanten, von denen man vermutet hätte, dass sie die Möglichkeit bieten sich an sie heranzuziehen, muss dann aber enttäuscht doch ein Stück zu Fuß weiter. Mir ist es sogar passiert, dass ich beim wilden Rumprobieren auf einem hinteren Teil eines Schiffes gelandet bin, aber noch nicht die Fähigkeiten besaß leicht dort wieder wegzukommen. Die Reling direkt über mir stand mir aus unerklärlichen Gründen nicht für meine Gummiarm-Greif-Technik zur Verfügung. So sind diese Techniken zwar zweifelsohne hilfreich, um längere Strecken schneller zurückzulegen, das Freiheitsgefühl eines Spiderman (in Bezug auf das „Herumschwingen“) oder eines Breath of the Wild (in Bezug auf das schrankenlose Fortbewegen in der Welt) lässt das Spiel aber vermissen.

Während es in Bezug auf diese Techniken aber zumindest Sinn ergibt, dass diese erst über Fähigkeitenpunkte Stück für Stück und frei wählbar hinzugefügt werden – je weiter man voranschreitet, desto vielfältiger werden die spielerischen Möglichkeiten –, gibt es allerdings auch Elemente, die die Rollenspielmechanismen des Spiels künstlich aufblähen. Nehmen wir zum Beispiel das Öffnen von Kisten, welches zu Beginn des Spiel so unverschämt lange dauert, dass ich mich anfangs wirklich fragen musste, ob das nicht möglicherweise ein Bug ist. Da steht man dann gut und gerne fünf bis sechs Sekunden vor einer Kiste, ehe man an ihren Inhalt kommt, nur, um die Möglichkeit zu schaffen, dass schnellere Öffnen von Kisten ebenfalls als zu erwerbende Fähigkeit hinzuzufügen. Das ist aber eine vergleichsweise so uninteressante Fähigkeit, dass man sich dann doch erst für andere entscheidet und weiterhin völlig genervt Sekunden lang eine Taste gedrückt hält, um Kisten zu öffnen. Außerdem gibt es Ausrüstungsgegenstände, die sich aus Materialien, die wir in der Welt finden, fertigen lassen. Bis es soweit ist, dass wir darauf Einfluss haben, dauert es aber eine ganze Weile. Zuvor finden wir ein paar fertige Ausrüstungsgegenstände – meist Ringe oder Armreife –, von  denen wir aber nur einen einzigen gleichzeitig ausrüsten können. Einen Effekt auf die verschiedenen Statistikwerte wie Angriff oder TP hat das zwar schon, aber dennoch wirkt das Ganze in seiner Reduziertheit irgendwie halbherzig.

Optik und Technik

Die Optik von One Piece World Seeker ist ein Punkt, über den sich sicherlich streiten lässt. Speziell ist der Mix aus Anime-Figuren und einer eher realistischen Umgebung nämlich allemal. Ansonsten bewegt sich die Grafik auf einem Mittelmaß. Die Charaktere wirken in ihrer Mimik recht hölzern, die Konturen, sind aber ansonsten im Stil der Vorlage treu. Die Umgebungen sehen stellenweise echt schick aus, zum Beispiel Wassereffekte oder Felsen, doch dann wiederum gibt es Momente in denen Grasflächen im Hintergrunde nicht vernünftig zu laden scheinen und nur einen flächig-grünen, unnatürlichen Teppich abbilden. Der Teufel liegt darüber hinaus im Detail. Es kann uns schon gut und gerne mal passieren, dass wir uns selbst in einer Glastür spiegeln, aber uns unser eigenes Spiegelbild den Rücken zukehrt. Oder ab und zu dreht sich ein NPC nicht um, wenn wir ihn von hinten ansprechen und mit ihm reden. All dies sind kleinere Macken, die das Spiel natürlich nicht unspielbar machen. Dennoch wünscht man sich ja irgendwie immer doch etwas mehr Liebe zum Detail.

Auch technisch gibt es einiges zu bemängeln. Die Ladezeit beim anfänglichen Aufbau der Spielwelt ist ziemlich hoch, was sich wenigstens dadurch ausgleicht, dass in der Regel während des Spielens keine längeren Ladezeiten folgen. Es sei denn man nutzt die Schnellreise. Und damit hat eben jene schon fast ihren eigentlichen Sinn verfehlt, wenn wir einen Punkt auf der Karte anwählen und dann so lange warten, dass wir zumindest in nahegelegene Städte genauso gut hätten Laufen können. Dabei hätten wir dann wenigstens etwas zu tun gehabt. Hinzu kommt, dass auch andere Spielelemente, wie das oben beschrieben Öffnen von Kisten oder Türen oder das Bewegen des Cursors auf der Weltkarte, irgendwie schleppend langsam sind. Dadurch steht ein unschöner Bruch zwischen dem eigentlich recht dynamischen Spiel, den actionreichen Kämpfen und der flotten Fortbewegung mittels Ruffys Gum-Gum-Kräften.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
68
68
-
Multiplayer

FAZIT

Aller Kritik zum Trotz ist One Piece World Seeker durchaus ein Spiel, dass Spaß machen kann, wenn man einen Fokus auf schnelle, actionreiche Kämpfe und unkompliziertes Vorankommen wünscht. Die Story ist in Ordnung, auch wenn sie ihren Blick eher auf neue Charaktere legt und die altbekannten Helden – außer Ruffy – eher Nebenrollen spielen. Dennoch erwarte ich von einem Spiel mit einer derart großen Lizenz im Rücken einfach mehr, gerade wenn ein Open-World-Aspekt schon im Titel großspurig angekündigt ist. Um die dadurch geschaffenen Erwartungen zu erfüllen ist die Spielwelt aber zu leer, die Umgebung in Optik und Gestaltung zu lieblos, bieten die Missionen über längere Zeiträume mit nur wenigen Ausnahmen zu wenig Abwechslung und sind die Rollenspielelemente zu wenig Vielfältig und stellenweise zu sehr durch Fähigkeiten aufgeblasen, die lediglich Probleme lösen, die das Spiel selbst schafft. Alles in allem wäre mit einem One-Piece-Open-World-Spiel einfach mehr möglich. Schade.

- Von  Florian

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