Ninja Gaiden: Master Collection REVIEW

Team Ninja ist zweifelsohne eines der fleißigsten Studios, zumindest wenn man rein nach Output geht. Gleichzeitig steht das Studio aber auch für Qualität, sei es im Bereich der Fighting-Games (Dead or Alive), der Souls-likes (Nioh) oder der eher, sagen wir mal, eigenwilligen Sport-Spiele (Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball). Und dann wäre da ja auch noch Ninja Gaiden, jene Arcade-Reihe, die das Studio ab 2004 in insgesamt drei Spielen wieder aufleben ließ. Die Trilogie um Ninja Ryu Hayabusa wird jetzt für die aktuellen Systeme von Sony und Microsoft, Nintendo Switch sowie für den PC neu aufgelegt und bietet damit nicht nur Fans, sondern auch jenen, die wie ich mit der Serie bisher nicht sonderlich vertraut gewesen sind, die Möglichkeit gleich drei Abenteuer auf einen Schlag zu erleben.

Geschichtsstunde

Bevor ich auf die einzelnen Spiele und ihre jeweilige Qualität eingehe, ist ein kleiner historischer Abriss nötig, um die Stellung der Spiele im Genre aber auch in seinem Fantum zu verstehen. Bei den drei Spielen der Ninja Gaiden: Master Collection handelt es sich nämlich nicht um Portierungen der ursprünglichen Spiele, sondern um Remaster von Versionen, welche die ursprünglichen Spiele um neue Inhalte und Anpassungen erweitert haben. Die ersten beiden Spiele sind ihrerzeit exklusiv für Xbox bzw. Xbox 360 erschienen, liegen hier aber in der Sigma-Variante vor, die einige Zeit später für die PlayStation 3 angefertigt wurden. Teil 3 hingegen erschien 2012 zeitgleich für Xbox 360 und PlayStation 3, liegt hier aber in der Razor´s Edge Variante vor, die ein Jahr später für die Nintendo Wii U veröffentlicht wurde und übrigens in Deutschland nie erschienen ist, da die USK dem Spiel damals die Altersfreigabe verwehrt hat.

Unter Fans, zumindest jenen, die sich zu der Thematik auf Social Media und in Foren äußern, haben die Sigma-Versionen der ersten beiden Teile einen gemischten Ruf. Manchen gefallen die Änderungen (neue Passagen und spielbare Figuren) nicht, manche andere sind der Meinung, der Schwierigkeitsgrad wurde verwässert, wieder andere mögen die neuen Animationen und überarbeitete Technik, man findet aber ebensolche Stimmen, die auch hiergegen Kontrapunkte anbringen. Hinzu wurden die Gemüter nach der Ankündigung erhitzt, da unter anderem im ResetEra-Forum der Eindruck einiger Fans publik gemacht wurde, es handele sich nicht um die PlayStation 3 Versionen von Ninja Gaiden Sigma und Ninja Gaiden Sigma 2, sondern um die Portierungen für die PlayStation Vita, welche man kann es mittlerweile ahnen, einen noch schlechteren Ruf als die PlayStation 3 Fassungen haben. Fumihiko Yasuda von Team Ninja hat dies in einem Interview aber dementiert. Weiter führt Yasuda aus, man besitze viele der originalen Dateien schlicht nicht mehr und dass das Studio die Sigma-Versionen ohnehin als die „finalen“ Versionen der beiden Titel ansehe.

Remaster nach Formel

Mich hat diese Diskussion im Vorfeld wenig tangiert und sie wird es auch nach der Veröffentlichung nicht, da ich alle drei Spiele nun zum ersten Mal richtig selbst gespielt habe und mein Eindruck ein überwiegend positiver ist, wobei ich durchaus einige Kritikpunkte habe. Aber dazu gleich mehr. Bevor ich nämlich auf die einzelnen Spiele eingehe, noch ein kleiner Überblick über die Technik. Gespielt habe ich die Collection auf der PlayStation 5 via Rückwärtsstabilität. Alle drei Spiele laufen sauber und schaffen die angepeilten 60 Frames meinem Verständnis nach, ohne das es zu Einbrüchen kommt. Leider haben es die Entwickler aber verpasst ein paar Modernisierungen zu integrieren, insbesondere das Fehlen von Optionen für eine bessere Barrierefreiheit ist mir negativ ins Auge gefallen. So kann man etwa weder die Größe der Untertitel noch die Farbgebung dieser anpassen, auch die Steuerung kann nicht verändert werden. Hier haben Team Ninja also nach wie vor, wie auffallend viele andere japanische Entwickler auch, Nachholbedarf.

Trashperle

Nun aber zu den eigentlichen Spielen und damit zu Ninja Gaiden (Sigma) aus dem Jahre 2004. Das einstige Xbox exklusive Spiel markierte den Startschuss für die Wiedertaufbelebung des Franchise, welches unter der Regie von Tomonobu Itagaki entstanden ist. Für meine Begriffe hat man sich hier noch merklich an Spielen wie der Onimusha-Reihe von Capcom orientiert. So setzt man teilweise auf feste Kameraperspektiven und auch die typischen „Finde Gegenstand x und nutze ihn an Ort y“ Aufgaben sind zahlreich vorhanden, häufig aber auch eher lieblos integriert. So muss man in einem frühen Areal etwa mehrere Steintafeln finden, um diese mit einer Statue zu kombinieren. Die entsprechenden Items findet man in Truhen, die mitunter kaum versteckt und wortwörtlich auf der Straße stehen, was weder in der realen noch in der Spielwelt sonderlich plausibel wirkt. Den Kern des Spieldesigns machen die Kämpfe aus, die angenehm fordernd sind. Insbesondere die Bosskämpfen sind dabei aber auch herrlich abstrus und wunderbar abwechslungsreich.

Die Geschichte folgt dem jungen Ninja Ryu Hayabusa, welcher auf Rache sinnt, nachdem der Erzfeind seines Clans das Heimatdorf niedergebrannt hat. Hinsichtlich der Geschichte sollte man sich auf ziemlichen Trash von der B-Waren-Stange gefasst machen, ich wurde auf dieser und auf spielerischer Ebene aber durchweg gut unterhalten, obwohl einige Passagen mir stellenweise den letzten Nerv geraubt haben. Vor allem wenn es um Geschicklichkeitsübungen geht, zeigt sich das noch nicht alle Gameplaysysteme so funktionieren, wie sich die Macher das vorgestellt haben und auch der Wechsel von fester zu dynamischer Kamera klappt nicht immer so, dass ein guter Spielfluss sicher gestellt werden kann. Gleichzeitig lohnt es sich aber die Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen, denn oftmals findet man kleinere und größere Geheimnisse versteckt in der Spielwelt und kann die entsprechenden Orte nur erreichen, wenn man Ryu´s akrobatische Fähigkeiten, wie etwa das Laufen an Wänden, nutzt.

Der Höhepunkt der Reihe

Ninja Gaiden (Sigma) 2 erschien 2008 für die Xbox 360 und legt in nahezu allen Belangen eine qualitative Schippe drauf. Onimusha als Vergleich taugt nicht mehr ganz so sehr, dafür eher ein Devil May Cry. Die kleinen Rätsel des Vorgängers sind mehr Kämpfen und Bombast gewichen, dennoch schaffen es die Entwickler auf die brachiale Action auch entspanntere Parts folgen zu lassen. Die Kämpfe besitzen nun etwas mehr taktischen Tiefgang. War es schon beim Vorgänger wichtig Konter und Ausweichmanöver mit Angriffen gekonnt zu verbinden, so ist nun gerade im letzten Drittel, auch die richtige Wahl der Waffe entscheidend. Denn Ryu greift nicht nur auf sein Familienschwert, sondern auch Doppel-Katana, einer Sichel, Klauen für Hände und Füße (!!!) sowie einiges mehr zurück. Mit jeder Waffe gibt es auch unterschiedliche Movesets und Kombinationen, diese herauszufinden und zu perfektionieren macht ebenso viel Spaß, wie die noch größeren und noch absurderen Bosse.

Im Vergleich zu Ninja Gaiden 2 (ohne Sigma) wurde die Anzahl der Kapitel von 14 auf 17 erhöht, wobei man in den drei neuen Abschnitten nicht Ryu, sondern weibliche Kämpferinnen spielt. Das hier leider zu viel Wert auf die Lüsternheit in der Darstellung gelegt wurde, ist ein Aspekt, den man bei Spielen von Itagaki leider häufig und in einer eher unangenehmen Weise vorfindet. Nötig hat es das Spiel und Itagaki nicht, denn er und sein Team haben hier ein famoses Actionfest abgeliefert, welches der Höhepunkt der Reihe ist.

Aller guten Dinge sind drei?

Womit wir bei Ninja Gaiden 3: Razor´s Edge und dem Tiefpunkt der Reihe wären. Dieses wurde nicht mehr unter der Regie von Itagaki realisiert, der zu diesem Zeitpunkt Team Ninja bereits verlassen hat, sondern von Fumihiko Yasuda und Yosuke Hayashi. Beide haben übrigens auch das fabelhafte Nioh sowie Yasuda Nioh 2 zu verantworten, entsprechend war ich enorm gespannt wie sich ihr Einfluss auf den dritten Teil der Reihe auswirkte. Das Spiel besitzt von allen drei Teilen auf jeden Fall die interessanteste Prämisse, da Ryu nämlich mit seinen Taten und dem Leiden seiner Opfer konfrontiert wird und einen Fluch, im wahrsten Sinne des Wortes mit sich durch das Spiel schleppen muss. Der Fokus wurde noch mehr auf Action verlegt, alle anderen Aspekte wurden komplett verbannt. Und das ist keine Untertreibung, denn Ryu stolpert von einen Massenkampf in den nächsten. Das fühlt sich im ersten Augenblick unglaublich toll an, Bossgegner wie ein Cyber-T-Rex sind ebenfalls ziemlich cool, allerdings wird mit fortschreitender Spieldauer immer deutlicher, dass das Kampfsystem keinen taktischen Tiefgang hat. Das Blocken scheint mir komplett kaputt zu sein, denn selbst leichte Angriffe machen noch einen zumindest geringen Schaden, vielmehr muss man Ausweichen, um keinen Schaden zu nehmen. Die KI der Gegner ist absolut banal, sodass man oftmals mit Sprungangriffen ganze Armeen ohne Probleme auslöscht. Hinzu ist das Leveldesign wenig kreativ und die Schauplätze allesamt unspektakulär (Untergrundlabor, Kriegsschiff etc.).

Pro & Kontra

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Pro
  • zwei wunderbare Action-Kracher (Teil 1 und 2)
  • coole (1) und noch coolere Bosse (2)
  • viele unterschiedliche Waffen und damit einhergehend unterschiedliche Kampfvarianten
  • herrlich trashige Storys

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Contra
  • Kameraprobleme wurden nicht gelöst
  • nahezu keine neuen Anpassungsoptionen oder Optionen für Barrierefreiheit
  • Ninja Gaiden 3 nicht so gut wie seine Vorgänger

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Spiel Bewertung
Singleplayer
79
79
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Binnen kürzester Zeit habe ich mich durch alle drei Spiele der Ninja Gaiden: Master Collection und endlich eine Wissenslücke geschlossen, derer ich mich schon lange annehmen wollte. Endlich verstehe ich, warum die vielleicht zahlenmäßig überschaubare, aber treue Fangemeinde das Franchise so hochhält und sich seit Jahren einen Nachfolger wünscht. Dabei ist keines der Spiele perfekt, an jedem finde ich etwas zu mäkeln. Doch insbesondere die ersten beiden Teile haben mir eine wunderbare Zeit beschert, in der ich eine große Freude hatte mich durch die trashige Rahmenhandlung und ihrer Antagonisten zu schnetzeln. Insbesondere der erste Teil imponiert mir mit seinen für damalige Verhältnissen unfassbar geschmeidigen und zahlreichen Animationen, Teil 2 ist in meinen Augen gar ein Meisterwerk und gehört für mich in den Kanon japanischer Action-Kunst. Lediglich Ninja Gaiden 3 hat mich mit seinem Actionoverkill enttäuscht, aber selbst hier konnte ich noch einigermaßen meinen Spaß draus ziehen. Nichtsdestotrotz wünsche ich der Ninja Gaiden: Master Collection viel Erfolg und hoffe hoffentlich gute Verkaufszahlen rechtfertigen für Publisher Koei Tecmo sowie Team Ninja einen vierten Teil. Denn gerade nach Nioh bin ich sehr erpicht darauf zu sehen, was das Studio mit der Ninja Gaiden IP jetzt anstellen würde.

- Von  Adrian

Playstation 4
Xbox One
MS Windows

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USK 18 PEGI 18

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