Murdered: Soul Suspect REVIEW
Salem ist eine Kleinstadt, in der noch alles in Ordnung zu sein scheint. Das Leben geht seinen gewohnten Gang und Verbrechen dringen kaum an die Öffentlichkeit. Anders sieht es währenddessen auf der Polizeistation aus, die schon seit Ewigkeiten mit einem Fall beschäftigt ist. Ein Mann, den man dort als Glockenmörder bezeichnet, raubt kleinen Mädchen auf verschiedene und skurrile Art das Leben. Ronan O’Conner, Polizeiermittler von Beruf, gerät nach einigen Morden mit dem Täter zusammen, was ihm ebenso das Leben kostet. Von seinen Taten gezeichnet, wird der Weg ins Jenseits verwehrt und er bleibt auf Erden gefangen. Mit neuem Ziel, den Glockenmörder dingfest zu machen, nimmt Ronan die Ermittlungen auf und trifft dabei auf ein Mädchen, das selbst die Zielscheibe des Täters ist. Joy, wie sich die Kleine nennt, hat die Fähigkeit Geister wahrzunehmen und so mit ihnen zu kommunizieren. Im Duo versuchen beide, dem Geheimnis der Morde auf die Spur zu kommen und den Glockenmörder zu entlarven.
Spuk lass nach
Die Geschichte um Murdered: Soul Suspect lebt von den Erzählungen der Protagonisten und ist wie ein interaktiver Film aufgebaut. Zumeist ist Ronan damit beschäftigt, Spuren zusammenzufügen und daraus ein Motiv zu basteln. Sind die richtigen Hinweise miteinander in Kontakt gebracht, spielt sich das Geschehene vor seinem Auge ab. Doch um neue Orte zu ermitteln, heißt es gut zuhören und auf das Wissen anderer vertrauen. Glücklicherweise hat Ronan in seiner neuen geisterhaften Form einige Vorteile und kann unter anderem Besitz von jedweden Personen ergreifen. Bei einigen ist es ihm möglich, bestimmte Momente wieder in Erinnerung zu rufen, bei anderen kann er lediglich die Gedanken lesen, die nicht immer hilfreich sind. Die Möglichkeit in fremde Körper zu wechseln, bleibt aber nicht nur der menschlichen Hülle vorbehalten, sondern kann auch bei Tieren genutzt werden. Als Katze steift ihr durch enge Schächte, die euch neue Räume ebnen.
Nun mag man glauben, als Geist wäre jede Wand durchdringbar und die Zwischenwelt ohne Grenzen begehbar. Doch leider ist nicht an dem. Ronan darf nur Gebäude betreten, die nicht gesegnet wurden. Daher bedarf es oft Umwege und die Nutzung weiterer Gaben, wie beispielsweise dem Beamen. Während seiner Reise von einem Schauplatz zum anderen, trifft Ronan weitere Geister, die auf Erden gefangen und von Fragen gebeutelt sind. Als Polizeiermittler bekannt, ist unser Hauptprotagonist nicht verlegen, seine Hilfe anzubieten und gewisse Umstände in Erfahrung zu bringen.
Was bis jetzt nach einer bloßen Suche um Antworten klingt, wird noch mit Spannung angereichert. Denn Ronan ist nicht einmal der Tod vergönnt. Dämonen trachten nach seinem Dasein und attackieren den Polizeiermittler, sofern er ihnen ins Blickfeld läuft. Dies heißt immer gut verstecken und aus dem Hinterhalt angreifen. Um jene böswillige Gestalten von eurer Seele abzulenken, dürfen auch Krähen beeinflusst werden, die durch ihre ständigen Schreie den Dämonen auf sich fokussieren. Das heißt aber noch lange nicht, dass Ronan dadurch freie Bahn hat, denn auch der Boden beherbergt die Mächte des Wahnsinns, die nach euch greifen, solltet ihr einen falschen Schritt wagen. Um in jener Situation nicht eure verbleibende Hülle einzubüßen, bedarf es Quick-Time-Events, die bei Wiederholungen zur reinsten Geduldsprobe werden.
Die Interaktion mit Joy ist gelungen. Im Zusammenspiel gibt die junge Dame Anweisungen an euch weiter, die ihr dank eurer Künste als Poltergeist, schnell in die Tat umsetzt. So gelingt es dem kleinen Anhängsel, unbemerkt von einem Ort zum nächsten zu kommen und euch bei den Ermittlungen auszuhelfen. Währenddessen dürft ihr die Rolle des Beobachters übernehmen und nicht selten Schmunzeln, denn das Spiel ist mit einigen Fehlern behaftet. So stören sich die Polizisten erst an den seltsamen Vorkommen, wie dem Flackern des Fernsehers, sofern eure kleine Partnerin in der Nähe ist. Jeden Spuk den ihr vorab vollzieht, wird schlichtweg von den Beamten ignoriert und als belanglos empfunden. Und trotz dieser kleineren Schnitzer, schafft es Murdered: Soul Suspect den Drang zu entlocken, die Story bis zum Ende zu verfolgen.
Technik
Man nehme eine PlayStation 4 und gebe ein wenig Krimi hinzu, eine priese durchschnittlicher Grafik sowie ein paar grusliger Momente und schon ist Murdered: Soul Suspect fertig. Im Details heißt es, dass wir zwar eine ordentlich inszenierte Geschichte bekommen, diese aber grafisch stark zurücksteckt und sogar mit Glitches behaftet ist. Ein trauriges Beispiel begrüßt uns an einem Tatort, an dem Beweise gesichert werden sollen. Um die Ermittlungen erfolgreich vor Ort abzuschließen, muss einer Zeugin ein bestimmter Moment suggeriert werden. Nur leider hat die Dame scheinbar auch übernatürliche Kräfte und ist unsichtbar. Lediglich die Taste, die auf der korrekten Höhe eingeblendet wird, verrät ihre Anwesenheit. Abgesehen von diesem doch recht groben Fehler, fehlt es auch der Umgebung an Glaubwürdigkeit. Zwar befindet ihr euch in der Zwischenwelt, doch ist diese gelegentlich recht unüberschaubar und zumeist mit einem übertriebenen Maß an Dunkelheit bestückt.
Square Enix verspricht zudem in Murdered: Soul Suspect, eine starke Story und tiefgründige Charaktere zu einem innovativen und einzigartigen Spiel zu verbinden. Bis zum Ende bleiben mir aber die tiefgründigen Charakteren verborgen und werden durch ständig zappelnde Protagonisten ersetzt. Selbst Ronan hat nicht die Ecken und Kanten, die man sich bei einer Hauptfigur wünscht. Zwar wird ihm zwanghaft das Badboy Image angehaftet, dessen Glaubhaftigkeit aber durch eine fehlende Persönlichkeit ins Rudern kommt.
Soundtechnisch wird es da schon angenehmer, wenngleich die gesamte Zeit eine beklemmende Atmosphäre durch die Musik suggeriert wird. Doch die Klänge sind gut gewählt und vermitteln die Spannung, die mit einigen Wendungen einhergehen. Die Dialoge sind nicht immer ganz sauber, versuchen aber passende Situationen korrekt zu vermitteln und den interaktiven Film glaubwürdiger zu gestalten. Leider ist dieser nach weniger als 6 Stunden beendet, sofern man sich mit der Hauptstory begnügt. Zwar darf man sich noch die Taschen mit Fundsachen vollstopfen, doch die fehlende Entlohnung birgt keinen Anreiz.
Die Steuerung ist kaum erwähnenswert, denn bis auf die Quick-Time-Events, gibt es nichts, was näher beschrieben werden müsste. Die genannten Quick-Time-Events fordern gleich zwei Tasten auf einmal, was oft mit Verwirrung endet und nicht selten mehrere fatale Fehlversuche spendiert. Nach wenigen Wiederholungen, geht das Unterfangen aber gut und ihr könnt die Dämonen schnell und endgültig bezwingen. Die Playstation 4 bietet zudem noch ein recht interessantes Feature dank der Lightbar des Dual Shock 4 Controllers. Inmitten der Ermittlungen färbt sich die Lightbar grün ein, auf Höhe der Gefahrenzone rot und in den restlichen Arealen blau. Sicherlich ist dies kein Quantensprung, hilft euch aber, die Orientierung zu bewahren und gewisse Schauplätze richtig einzuschätzen.