Moonlighter (Nintendo Switch) REVIEW
Es lebe der Kapitalismus! Na gut, davon möge man halten, was man wolle, aber in Moonlighter ist dieser zumindest allgegenwärtig, denn es geht ums Verkaufen. Der Hybrid aus Dungeon Crawler, RPG und Shopsimulation ist etwa ein halbes Jahr nach den Versionen für PlayStation 4 und Xbox One nun auch für die Nintendo Switch erschienen und so hatte ich als alteingesessener Nintendo-Spieler endlich auch die Möglichkeit, virtuell die Kasse klingeln zu lassen. Ob das gut geklappt hat?
Ein beschauliches Städtchen mit einem Reiz für Abenteurer
Das kleine Dörfchen Rynoka, in dem der Protagonist Will lebt und den Gemischtwarenladen seines Vaters weiterführt, ist traditionell beliebt bei Abenteurern. Unweit der Siedlung befinden sich gleich vier mysteriöse Kerker, in die sich seit jeher die mutigsten Helden wagten. Doch irgendwann stieg die Zahl derer, die nicht zurückkehrten und man verschloss drei der Kerker für die breite Öffentlichkeit. Doch Will kommt ganz nach seinem Vater und möchte neben seinem Beruf als Händler auch als Held Fuß fassen. So führt der Weg in den ersten Kerker, nach dessen vollständiger Erkundung wir den zweiten öffnen und so weiter. Und wie gut, dass sich außerdem beide Tätigkeiten so gut verbinden lassen. In die Kerker wagen wir uns bei Nacht, sodass wir am Tage die erbeuteten Güter in unserem Laden feilbieten können. Und genau hier setzt das Spielkonzept von Moonlighter an, denn beide Tätigkeiten führen wir als Spielerinnen und Spieler selbst aus. Auf dem Weg durch die Kerker finden wir außerdem Aufzeichnung unseres Vaters, der dort tatsächlich weit gekommen zu sein scheint und so offenbart sich uns auch eine kleine, wenn auch nicht wirklich zentrale oder bedeutende Rahmenhandlung.
Looten
Beginnen wir aber mit dem “Looten”. Um ausreichend Waren für unseren Laden parat zu haben, müssen wir regelmäßig die Dungeons besuchen. Die dort zufallsgenerierten Räume durchforsten wir einen nach dem anderen, kämpfen gegen Monster und plündern Kisten und manchmal auch Skelette anderer, weniger erfolgreicher Helden. Für den Kampf steht der schnelle Wechsel zwischen zwei verschiedenen Waffen zur Verfügung, sowie ein Standardangriff je nach Waffe und ein Hechtsprung. Während wir uns laufend in alle Richtungen bewegen können, stehen uns für Angriffe und Sprünge nur genau die vier Himmelsrichtungen zur Verfügung. Das macht das Kampfsystem manchmal etwas unpräzise, kann aber auch Vorteile bieten. Zum Beispiel wenn wir uns an einen schießenden Gegner so herantasten, dass seine nach vorne gerichteten Schüsse und verfehlen, wir in aber mit einer etwas ausladender schlagenden Waffe treffen können. Und derartige Tricks und Kniffe sind streckenweise auch bitter nötig, denn die Dungeons werden von Ebene zu Ebene immer schwieriger. Insgesamt gibt es drei solcher Ebenen, bevor man zu einem Endgegner gelangt. Doch das geht nicht so schnell, wie es klingt, denn das ist nicht mit einem einzigen Durchlauf gemacht. Nein, vielmehr müssen wir wieder und wieder in den Dungeon, um Material zum Verkauf oder zum Anfertigen von stärkeren Waffen und Tränken zu besorgen, ohne dass wir dem Ende entscheidend näher kommen. Vorbereitung ist also alles, denn sterben wir im Dungeon, verlieren wir sämtliche Gegenstände, die wir im Rucksack tragen. Das kann schon mal sehr frustrierend sein, aber das Spiel gibt einem nicht das Gefühl unfair behandelt zu werden, sondern führt einem in solchen Momenten eher die eigenen Schwächen vor Augen. Da war man wohl wieder zu gierig und musste unbedingt noch den “einen weiteren Raum” versuchen! Es empfiehlt sich also, vorerst kürzere Ausflüge zu absolvieren und mit Hilfe eines magischen Anhängers, den man bereits sehr früh findet, gegen eine kleine Bezahlung den Dungeon zu verlassen, um seine Habe im Laden abzulegen. Dort sind sie dann vorerst sicher und wir können uns auf einen neuen Beutezug wagen, oder eben am Tage den Laden öffnen.
Verkaufen
Das Verkaufen der erbeuteten Gegenstände ist die zweite wichtige Komponente im Spielprinzip von Moonlighter. Auch wenn es nicht um das Anbauen von Getreide oder die Pflege von Tieren geht, erinnert mich dieses Spielelement an Simulationen wie Harvest Moon oder Stardew Valley. Denn im Kern geht es darum mit viel Fleiß und sich wiederholenden Tätigkeiten sein Vermögen zu vermehren. Dabei gibt es gerade genug Abwechslung, dass dies nicht allzu schnell zu einseitig wird. Um ein Produkt zum optimalen Preis zu verkaufen müssen wir nämlich unsere Kundschaft beobachten. Platzieren wir Objekte in unserem Laden haben die Besucher, die den Laden betreten, die Möglichkeit sich den Gegenstand anzuschauen und reagieren dann auf den Preis. Sind sie begeistert vom Preis = “Lachsmiley”; sind sie gerade so zufrieden = “fröhlicher Smiley”; ist ihnen das Stück etwas zu teuer, aber sie nehmen es doch gerade so mit = “Mundwinkel nach unten”; und sind sie mit dem Preis keineswegs einverstanden = “wütender Smiley”. So tasten wir uns Stück für Stück an den perfekten Preis. Gleichzeitig müssen wir aber auch abkassieren, Diebe schnappen und leere Tische nachfüllen. Man hat also stets etwas zu tun, wenn auch nicht die actionreichsten Aktionen auszuführen sind. Mir als Fan oben genannter Simulationen macht das aber dennoch sehr viel Freude.
Leveln
Haben wir dann ordentlich Geld verdient, können wir dies in die Stadt oder unseren Shop investieren. In der Stadt siedeln sich dann andere Händler an, die uns Waren anbieten, die unsere Fähigkeiten zum erbeuten neuer Güter ausbessern. Ein klassisches Levelsystem gibt es bei Moonlighter nicht. Die einzige Möglichkeit uns selbst zu stärken ist der Erwerb besserer Waffen, Rüstungen oder Zauber, die eben jene Ausrüstungsgegenstände stärken. Unseren Shop können wir wiederum ausbauen, um die Kunden durch Dekorationen oder mehr Ausstellungsfläche zu noch mehr Geldausgeben zu bewegen. Wie eingangs gesagt: Es lebe der Kapitalismus! Zumindest in Moonlighter…
Abwechslung, Optik und Performance
Bei Spielen wie diesem ist es oft entscheidend, dass eine Vielfalt an sammelbaren Gegenständen geboten wird und die sehr ähnlich bleibenden Tätigkeiten eine zumindest optische Abwechslung bieten. Moonlighter kann diesbezüglich punkten, vor allem, da es sehr ausgewogen daherkommt. Haben wir aus einem Dungeon jeden Gegenstand in großen Mengen gesammelt und sind jedem der unterschiedlichen Gegner mehrmals begegnet, ist es meist bereits der richtige Zeitpunkt – das heißt, wir wohlhabend und stark genug – um weiterzuziehen. Im nächsten Dungeon stoßen wir dann auf neue Gegner und Gegenstände, für die wir im Laden neue Preise ermitteln müssen. Auch die Dungeons sind hübsch designed und die Stadt ist schön anzuschauen. Der Top-Down-Pixellook macht in Moonlighter wirklich was her. Lediglich der Umgebung, sowie den Elementen der Stadt, die nicht explizit Einfluss auf das Kerngeschehen des Spiels nehmen, fehlt es etwas an Details. Der kurze Weg außerhalb der Stadt ist recht karg und in der Stadt laufen einige Dorfbewohner herum, die zwar reden, aber eigentlich keine weitere Funktion erfüllen. Darüber lässt sich aber hinwegsehen, da die Kernaspekte des Spiels sehr ausgewogen und “kondensiert” sind, denn es gibt keine unzähligen Sidequests. Moonlighter ist kein überkomplexes Spiel, kann aber durch eben diese Ausgewogenheit im Spielprinzip dennoch einige Stunden fesseln. Auch unser kleiner Held Will ist mit seinen weißen Haaren weniger generisch als die anderen Dorfbewohner.
Und wie so oft bei den kleineren Indietiteln bietet sich gerade die Switch für dieses Spiel an. Gerade ein-, zweimal in die Dungeons und danach den ganzen Krempel an den Mann oder die Frau bringen, ist eigentlich auf jeder kurzen Busfahrt zwischendurch machbar. Auch technisch hat man einige Performanceprobleme der vergangenen Versionen scheinbar behoben. Die Ladezeiten könnten zwar manchmal ruhig etwas kürzer ausfallen, aber Ruckler oder Bugs sind mir beim Spielen keine untergekommen.