Minit REVIEW
Vor ziemlich genau drei Wochen erschien mit Minit unter der Flagge von Devolver Digital ein liebevoll gestaltetes, wenn auch sehr kurzes Indie-Abenteuer. Entwickelt wurde Minit von vier einzelnen Indie-Entwicklern. Der Indietitel richtet sich an all jene, die gerne ihre alten Retrokonsolen hervorkramen, um die Erinnerungen einer längst vergangenen Zeit wieder aufleben zu lassen. Wir haben uns das Adventure geschnappt und wagen zusammen mit euch eine Zeitreise in die 90er Jahre, in denen Action-Adventures noch in 2D gespielt wurden und die Pixel am Monitor zählbar waren.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Stell dir vor, du gehst früh morgens aus dem Haus und findest in deinem Garten ein altes, verfluchtes Schwert. Genau das passiert auch dem namenlosen Protagonisten in Minit. Dieser besagte Fluch sorgt dafür, dass ihr pro Tag ausschließlich 60 Sekunden Zeit habt und diesen Tag immer und immer wieder durchleben müsst. Ohne überhaupt zu ahnen, wie sich der Fluch brechen lässt, zieht der arme Mann los, um Stück für Stück die Welt zu retten. Dabei sind es, wie so oft, die kleinen Dinge, welche die Handlung vorantreiben. Etwa, mit dem verfluchten Schwert einen Stand von Krabben zu säubern oder einem Hotelbesitzer neue Gäste ins Haus zu locken.
Die Geschichte hinter dem Abenteuer wird dabei recht kurz gehalten, schließlich müssen die Szenen in das gegebene Zeitfenster passen. Dementsprechend fallen auch die Charaktere der Spielwelt einfältig aus, was aber keinesfalls negativ zu werten ist. Am fehlenden Tiefgang der Charaktere in einem The Legend of Zelda für den Gameboy hat sich früher schließlich auch niemand gestört. Minit konzentriert sich viel lieber auf Gameplay sowie Nostalgiegefühle und das ist auch gut so.
Stilistisch erinnert Minit, wie bereits erwähnt, an frühe Gameboy-Ableger der The Legend of Zelda Reihe. Damit treffen die Entwickler wohl den aktuellen Zeitgeist. Spiele müssen demnach nicht immer besonders komplex sein, die realistischste Grafik bieten oder vor Lens Flares nur so glänzen. Minit bewegt sich in puncto Gameplay genau in die andere Richtung und besticht durch sehr simples, eingängiges Gameplay und soll einfach Spaß machen. Diese Einfachheit zieht sich sozusagen durch das gesamte Abenteuer und seine Spielwelt. Angefangen bei der Steuerung, die sich auf das Steuerkreuz und zwei Aktionsbuttons beschränkt, bis hin zum Grafikstil, der sich auf die Farben Schwarz und Weiß besinnt.
In 60 Sekunden um die Welt
Durch das Einsammeln diverser Items, etwa einer Taschenlampe oder Handschuhen eröffnen sich neue Bereiche in der Welt, die wiederum neue Geheimnisse bereithalten. Ein entscheidender Aspekt dabei ist das Limit von 60 Sekunden pro Lauf. Dann fällt unser Held einfach (tot) um und erwacht in seinem Unterschlupf wieder. Bereits gefundene Items sowie spielentscheidende Aktionen bleiben dabei erhalten. So huscht man, immer gehetzt vom Timer am oberen Bildrand von Location zu Location und treibt das Spiel voran, bis nach etwa ein bis zwei Stunden, die Credits über den Monitor laufen.
Leider ist dabei oft nicht ganz klar, was nun zu tun ist. NPC’s in der Nähe des Unterschlupfs geben zwar Hinweise auf die nächste Aktion, dies sind aber oftmals nur Andeutungen, die nicht jeder Spieler sofort versteht. Und so ertappt man sich selbst, wie man aufgescheucht wie ein panisches Reh, ahnungslos durch die Welt rennt, bis das Zeitlimit dem Ganzen schließlich ein Ende setzt. Dadurch kommt vor allem in der zweiten Spielhälfte hin und wieder etwas Frustration auf, die den Spielspaß aber nur geringfügig schmälert. Unterm Strich wird man durchweg mitgerissen vom Charme des Indie-Titels, besonders als retro-begeisterter Spieler.
Hat man es nun einmal bis in die Credits geschafft, kann die Jagd nach der Bestzeit beginnen. Benötigte man für den ersten Durchlauf im Schnitt etwas mehr als eine volle Stunde, lässt sich das Abenteuer im besten Fall in unter zehn Minuten abschließen. Wer möchte, kann sich dann noch den Achievements widmen, für die gesamt zwischen zwei und drei Stunden anfallen. Für Komplettisten und Trophy Hunter natürlich optimal, um die Kollektion zu erweitern und den Gamerscore nach oben zu treiben.
Technik:
Wie schon bei den Punkten Gameplay und Story, präsentiert sich Minit auch in Sachen Technik eher minimalistisch, was aber überwiegend positiv zu werten ist. Optisch könnte der Indietitel, wie ihr bereits oben lesen konntet, ein Klassiker der 90er Jahre für Nintendos Handheld sein. Grob verpixelte Objekte, sehr rudimentär gezeichnete NPC’s sowie die weiße 2D-Spielwelt vor einem tiefschwarzen Hintergrund. Aus heutiger Sicht würde man sagen, charmant und ressourcensparend. Selbst der Soundtrack ist im Zeichen der „guten, alten Zeit“ gehalten und ruft bei dem einen oder anderen nostalgische Gefühle hervor. Auf eine Sprachausgabe wurde jedoch bis auf ein paar einzelne Laute verzichtet und die Soundkulisse beschränkt sich mit monotonen Soundeffekten auf das Nötigste.
Die fehlende, technische Komplexität hinter Minit stellt durchaus einen Vorteil dar. Das Adventure sollte relativ einfach auf jegliche Plattform portierbar sein und selbst auf einem „Kartoffel-PC“ flüssig laufen. Auch Umsetzungen für die gängigsten Smartphones würden sich, wenn vom Entwickler vorgesehen, anbieten. Gerade bei der gebotenen Spielzeit würde sich ein Durchlauf während einer Busfahrt perfekt anbieten. Bei der Steuerung hat man auf PC die Wahl zwischen Tastatur oder Controller. Beide Steuerungsarten gehen gut von der Hand und steuern sich überaus intuitiv.