Kokoro Connect Vol. 1 REZENSION
Das Body Swap Trope ist ein durchaus beliebtes im Rahmen von Manga und Anime und wurde natürlich nicht zuletzt mit Your Name (Makoto Shinkai, 2016) auf gelungene Weise ausgespielt. Auch in Kokoro Connect geht es um den unfreiwilligen Körpertausch, wobei diesmal gleich fünf junge Personen involviert sind. Allerdings stellt das Phänomen nur den Auftakt zu einer ganzen Reihe anderer seltsamer Zwischenfälle dar.
Slice of Life meets Body Swap
Kokoro Connect (2012) wurde zwischen September 2021 und Dezember 2021von Kazé auf DVD und Blu-ray veröffentlicht, wobei ich mich im folgenden zunächst mit den ersten sechs Episoden (Vol. 1) beschäftige. Im Fokus stehen Taichi, Iori, Himeko, Yoshifumi und Yui, fünf Highschool-Schülerinnen/Schüler, die gemeinsam den Kulturklub der Schule leiten. Diesen nutzen die meisten aber eher als Alibi, denn so wirklich bringt der Klub keine Aktivitäten oder Erzeugnisse hervor, anders als es eigentlich sein sollte. Auf einen Schlag haben die entspannten Nachmittage mit Manga, Tee und Plaudereien aber ein Ende, als die Freunde feststellen, dass sie für einen kurzen Zeitraum die Körper tauschen. Das bringt zunächst natürlich einige Scherze und Albereien hervor, stellt die Fünf aber natürlich vor gleichzeitig vor die Frage, was eigentlich vor sich geht.
Ein bisschen Licht bringt schließlich ein seltsames Wesen, welches sich als „Herzsame“ vorstellt und meist im Körper von Lehrer Gotou auftritt. Dieser erklärt, er sei sehr an den Gefühlen von Menschen interessiert und habe Mitglieder des Kulturklubs für sein Experiment auserkoren.
Mehr Tiefe als gedacht
Zunächst wirkt Kokoro Connect wie eine recht einfach gestrickte Geschichte, die das Stilmittel des Körpertausches vor allem für süffisanten Humor nutzt, tatsächlich zeigt der Anime aber spätestens ab der zweiten Episode bereits, dass er einen komplexeren Unterbau besitzt. Ich will nicht so weit gehen und der Geschichte eine philosophische Tiefe andichten, dennoch hat der Anime seine emotionalen Momente und stellt ein paar durchaus interessante Fragen. Was etwa macht eine Persönlichkeit wirklich aus? Ist es tatsächlich der Geist oder doch der Körper, also das, was andere Menschen als erstes wahrnehmen und worüber sie sich als erstes eine Meinung bilden?
Nach den ersten sechs Episoden bin ich ziemlich angetan. Die Geschichte weist eine gute Balance zwischen Humor und emotionalen Momenten auf. Natürlich haben alle fünf Hauptfiguren ihre eigenen Probleme und Sorgen, die sie beschäftigen, die sie aber nicht unbedingt mit ihren Freunden teilen. Die Serie verhandelt sehr stark Themen wie Vertrauen und Freundschaft und schneidet auch Bereiche an, für die ein Fingerspitzengefühl erforderlich ist, im konkreten sexueller Missbrauch. Die Macher lassen den beteiligten Figuren durchaus Zeit, leider wird so mancher Lösungsansatz aber zu sehr über´s Knie gebrochen und so manche charakterliche Entwicklung verläuft zu schnell. Mit Blick auf die Gesamtzahl der Episoden (insgesamt gibt es 17 Folgen) und dem Wissen, dass der Anime nach Episode 6 noch weitere Fässer aufzumachen scheint, überrascht mich das nicht komplett.
Spannend finde ich ja, dass die Geschichte das Körpertausch-Thema nicht komplett bis zum Ende des Anime auszuspielen scheint, sondern weitere Phänomene mit einbringt, mit denen sich die Protagonisten in der Folge auseinandersetzen müssen. In welche Richtung sich Kokoro Connect entwickelt, dürfte ab Episode 7 ersichtlich werden.
Die Blu-ray
Die Animeadaption wurde von Studio SILVER LINK (u.a. Wise Man’s Grandchild, Strike the Blood) realisiert, wobei Shin Oonuma (u.a. Anne Happy, A Chivalry of A Failed Knight) die Produktion als Regisseur betreut hat. Mittlerweile zählt der erstmals 2012 in Japan ausgestrahlte Anime schon fast zehn Jahre, was man nicht direkt sieht. Allerdings dürfte das Budget nicht das größte gewesen sein. Der Fokus der Animatoren lag eindeutig auf den Hauptfiguren, immer mal wieder auch auf den Hintergründen, sobald für die Handlung wichtige Szenen ablaufen. Andere Figuren und Szenen, die nicht ganz so wichtig sind, weisen hingegen nicht die größten Details auf. Auch den visuellen Stil empfand ich zunächst als etwas austauschbar, wobei hier aber auch die Sicht von jemanden, der viel Anime konsumiert, täuschen mag.
Es sind eben die inhaltlichen Stärken, die andere Schwächen wett machen. Gelungen ist hingegen die Blu-ray Veröffentlichung. Das Bild ist angenehm knackig und scharf, die immer wieder stimmungsvoll eingesetzte Farbpalette wird schön wiedergegeben. Wie von Kazé gewohnt, gibt es neben der originalen japanischen Tonspur auch eine deutsche Synchronisation, die mir sehr zusagt. Ich habe mir die erste Episode sowohl im Original als auch auf Deutsch angehört und bin für den Rest der Serie bei der Lokalisation geblieben. Beide Tonspuren liegen im DTS-HD Master Audio 2.0 vor.
Die Extras sind bescheiden. Auf der Disc selbst befinden sich neben den sechs Episoden noch das Opening und Ending, die Blu-ray selbst ist in einem wertigen Digipack inklusive Schuber. Weiterführende Informationen erhält man durch das Booklet, außerdem gibt es Artcards als zusätzliches Schmankerl.
Adrian sagt
Nach den ersten sechs Episoden von Kokoro Connect bin ich bereits sehr angetan und gespannt, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Was zunächst als amüsante Komödie mit Body Swap Trope beginnt, wird mehr und mehr ein durchaus interessantes Drama, in welchem im Grunde doch sehr natürliche Probleme und Sorgen von jungen Menschen im Vordergrund stehen. Nimmt man die übersinnliche Komponente weg, so ist Kokoro Connect also vor allem eine sehr menschliche Geschichte über Freundschaft und Liebe.