Knights of the Round REVIEW

Nachdem Capcom im Jahr 1991 bereits mit „The King of Dragons“ und „Captain Commando“ die Spielhallengänger in Prügellaune versetzten konnten, wurde am 27.11.1991 mit „Knights of the Round“ sogar noch ein dritter Ableger des Beat’em Up-Genres nachgeschoben. Dieses mal geht es um die Legende von König Artus, welche mittelalterliche Keilereien mit Schwertern und Rüstungen ermöglicht. Natürlich wurde der Stoff 2,5 Jahre später (also im April 1994) für den SNES umgesetzt. Diese Vorgehensweise kennt man ja auch von den vorherigen Capcom-Brawlern.

Allerdings wurde die Luft langsam dünner, denn Konami hatte zuvor den Kassenschlager „TMHT: Turtles in Time“ rausgehauen. Capcom war also definitiv nicht mehr die einzige Firma welche das Genre rockte. Ob Knights of the Round dennoch seine Existenzberechtigung hat, soll folgender Test klären.

Warum eigene Sagen erfinden, wenn man auch welche von vor 1000 Jahren wiederverwursten kann?

Es heißt, dass nur der König von England in der Lage sein würde das Schwert Excalibur aus dem Stein zu ziehen. Doch dann taucht plötzlich der angehende Rittersmann Arthur auf und vollbringt die Tat. Somit ist Arthurs Bestimmung abgesteckt – er ist der rechtmäßige König Englands. Doch ganz so einfach ist die Sache dann doch nicht. Um den Frieden im vom Krieg zerrütteten England wiederherzustellen, rät der Magier Merlin dazu, sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral zu begeben. Arthur akzeptiert den Auftrag und begibt sich mit seinen beiden Gefährten Lancelot und Parceval auf die Reise. Nebenbei müssen sich die drei Recken jedoch auch noch mit fiesen Warlords und deren Schergen auseinandersetzen. Einer von denen wird den Gral wohl in der Schatzkammer gebunkert haben.

Tja, und mehr gibt es dazu eigentlich auch gar nicht zu sagen. Capcom verwurstete Teile der Artussage um sie als Vorlage für einen Hack’n Slay-Brawler schmackhaft zu machen. Nicht mehr und nicht weniger. Einen tiefen Einblick in die Sage sollte man nicht erwarten. Genausogut hätte man das Game auch als X-beliebiges Ritterspiel im Mittelalter vermarkten können. Aber bekannte Namen wie „King Arthur“, „Excalibur“ und „Merlin“ machen sich halt einfach besser.

Ein Block- und Kontermove als großes neues Feature ist etwas dürftig

Spielt man das Spiel über das Capcom Beat’em Up Bundle bekommt man Zugriff auf zwei verschiedene Regler für Schwierigkeitsgrade. Der erste Regler beeinflusst die Angriffsrate und der Zweite die Angriffsstärke der Gegner. Beide Regler kann man in jeweils acht Stufen einstellen. Da es sich um die Arcade-Version handelt ist der Schwierigkeitsgrad jedoch selbst auf den niedrigsten Stufen recht hoch angesetzt. Man sollte also schon damit rechnen mehrere Continues zu verballern. Andererseits stellt euch die „Bundle“-Version aber ohnehin unendlich viele Continues zur Verfügung, weswegen der Schwierigkeitsgrad nur schwer zu messen ist. Eine weitere Einstellungsoption ist die Anzahl der Extraleben pro Continue (1-4). Auch das Buttonlayout für den Controller kann festgelegt werden. Die Option ein paar Extraleben durch Highscore-Punktzahlen hinzuzuverdienen gibt es hier jedoch nicht. Wer ein paar Steam-Freunde zur Hand hat, darf das Spiel übrigens auch im 3 Spieler Online-Coop zocken.

Wie ihr euch wohl schon denken könnt, stellt euch das Spiel drei Spielfiguren zur Verfügung. Die da wären Arthur, Lancelot und Parceval. Die Charaktere unterscheiden sich in den Statistika Angriffskraft und Geschwindigkeit. Lancelot ist der schnellste aber schwächste, Parceval der stärkste aber langsamste und Arthur der ausgewogene. Darüber hinaus verfügt jeder über eine individuelle Bewegung. Der agile Lancelot kann auch im Sprung mit dem Schwert zuschlagen, während Parceval kurz voranprescht und einen mächtigen Schwunghieb ausführt. Arthurs Move kurz hochzuspringen und einmal kurz von oben zuzuschlagen wirkt dahingegen ziemlich mickrig und witzlos.
Selbstverständlich gibts auch hier den altbekannten Verzweiflungsmove, welcher zwar ein Stück Lebensenergie kostet, aber dafür auch guten Schaden macht und vor allem Luft verschafft.

Das was Knights of the Round von der Konkurrenz unterscheidet, sind hingegen der Kraftschlag und vor allem die Block- und Kontermechanik. Drückt man die Steuerkreuztaste links oder rechts gleichzeitig mit dem Angriffsbutton, so führt der Charakter, je nach Blickrichtung, eines der oben genannten Manöver aus. Mit dem Kraftschlag richtet man freilich ordentlich Schaden an und/oder kann die Verteidigungshaltung des Gegners durchbrechen. Mit dem Block kann man seinerseits einen feindlichen Angriff abwehren. Obendrein hat man nach einem erfolgreichen Block ca. 1 Sekunde Zeit einen Konterangriff loszutreten, der besonders hart reinhaut. Das klingt jetzt alles furchtbar aufregend, ist jedoch leider äußerst unpraktikabel, da man schon zusehen muss D-Pad und Button möglichst zeitgleich zu betätigen. Und das ist vor allem in der Hitze des Gefechts wesentlich leichter gesagt als getan. Im Endeffekt habe ich diese Manöver kaum genutzt. Wenigstens soll Capcom für die SNES-Version einen separaten Block-Button gelegt haben. Dieser Luxus fehlt leider in der Beat’em Up Bundle-Version.

Aber wie dem auch sei, das grundlegende Spielprinzip eines Brawlers ist schnell erklärt. Ihr bewegt euch mit eurer Spielfigur gemächlich von links nach rechts und vermöbelt jeden Gegner, der es wagt sich euch in den Weg zu stellen. Am Ende einer der sieben Stages wartet natürlich ein Bossgegner, der wesentlich mehr Gegenwehr leistet als die Standard-Gegner, und dessen K.I.-Muster schleunigst erlernt werden sollte, um nicht zu viele Extraleben einzubüßen. Wobei jedoch klargestellt werden muss, dass auch die Standard-Gegner gefährlich werden können, da sie die lästige Angewohnheit haben in Überzahl aufzukreuzen und den Spieler gerne in die Zange nehmen

Um die Chancen des Spielers gegenüber dieser Gegnerhorden zu verbessern gewährt einem das Spiel Pferde und magische Kristallkugeln. Erstere sind logischerweise Reittiere, von deren Rücken aus man größeren Schaden beim Gegner verursacht. Vorsicht ist jedoch geboten, denn ein paar gegnerische Angriffe reichen aus, um den Streiter vom Sattel zu holen. Außerdem kann man das Pferd nur per Buttondruck wenden, was eine echt unnötige Komplikation darstellt. Die Kristallkugeln fungieren wiederum als Smartbomben, welche nicht nur sämtliche Gegner im Screen erledigen, sondern ebendiese, je nach Kugelfarbe (Rot oder Grün), in Goldschätze oder Nahrungsmittel verwandeln.

Nahrungsmittel regenerieren den Lebensbalken, während Goldschätze dazu dienen das Punktekonto in die Höhe zu treiben. Wie schon in „The King of Dragons“ hat der Highscore eine Zusatzfunktion als Erfahrungspunkte. Ab einer bestimmten Summe gibts ein Level-Up. Höhere Level verbessern nicht nur die Statistika eurer Spielfigur, sondern bringen sogar optische Änderungen mit sich (mehr Rüstung, dickere Schwerter und so). Anders als im eben genannten Vorläufer hatte ich hier jedoch nie so richtig das Gefühl, dass mein Charakter dadurch auch wirklich stärker wird. Sämtliche Sammelobjekte liegen entweder in zerstörbaren Containern verborgen oder werden von beseitigten Gegnern hinterlassen – kennt man ja schon aus den Voräufer-Titeln.

Grafik und Sound

Wie von Capcoms Beat’em Ups gewohnt, ist die grafische Darstellung sehr gut gelungen. Die Charaktersprites sind angenehm groß, vor allem einige der Bosse schinden in dieser Hinsicht ordentlich Eindruck. Und natürlich werden diese Sprites von tollen Animationen untermauert.
Auch hier gestaltet sich die Grafik als relativ farbenfroh, was noch vom Comichaften Artdesign untermauert wird. Die totalen Farbbomben wie in den letzten beiden Capcom-Brawlern sollte man jedoch nicht erwarten. Nervig sind übrigens einige unpassende Gegnertypen. Ich frage mich jedenfalls, was Tiger und ein Samurai im mittelalterlichen England zu suchen haben.

Der größte Schwachpunkt ist jedoch das Setting, denn mehr als typische, europäische Mittelalter-Ortschaften werdet ihr hier nicht zu sehen bekommen. Die Reise führt euch halt in erster Linie durch Wälder, Schlachtfelder, Burgen und dergleichen. Erinnerungswürdige Landschaften und Szenen wie in einem Captain Commando oder Turtles in Time sucht man in Knights of the Round vergebens.

Der Soundtrack passt gut zum Setting und Spielgeschehen. Ein Ohwurm ist zwar nicht dabei, aber man wird akustisch gut unterhalten. Letzteres liegt natürlich auch an der gelungenen Geräuschkulisse. Das Schwertergeklirr und die Kampflaute der Kontrahenten tragen hier sehr viel zur Action bei. Zumindest in akustischer Hinsicht gehört das Spiel zu den besseren Capcom-Brawlern.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • gute Grafik mir riesigen Charaktersprites und toller akustischer Präsentation
  • gewohnt gut spielbarer Brawler-Klassiker von Capcom
  • hoher Wiederspielwert durch variable Schwierigkeitsgrade, 3 Spielfiguren und Online-Coop-Multiplayer

thumbs-up-icon

Cons
  • die Thematik (und somit auch die Ortschaften) wirkt etwas langweilig im Vergleich zu anderen Beat'em Ups
  • das Feature der Block und Konter-Mechanik ist steuerungstechnisch sehr unpraktikabel
  • lässt nennenswerte Gimmicks und entsprechende Level vermissen

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Spiel Bewertung
Singleplayer
75
75
Okay
-
Multiplayer

FAZIT

Erneut gelingt es Capcom einen guten Brawler abzuliefern, jedoch muss Knights of the Round im Vergleich zu den Vorläufertiteln und der Konkurrenz einige Federn lassen. Zunächst ist da das Rittersetting (die Artussage spielt hier eine eher untergeordnete Rolle), welches zwar coole Rüstungen und fetziges Schwertergeklirr hervorbringt, aber dafür auch mit ausgelutschten Standardortschaften des Mittelalters langweilt. Gerade Brawler der damaligen Zeit mussten in dieser Hinsicht schon etwas mehr abliefern. Weiterhin nervig ist der komplette Verzicht auf Gimmick-Levels oder Bonusrunden zur Auflockerung. Da hatte Capcom in vorherigen Titeln mehr geboten. Besonders ärgerlich ist auch das Versemmeln des großen neuen Gameplay-Features. Die Block und Konter-Mechanik ist sehr unpraktikabel, da es keinen fest zugewiesenen Block-Button gibt, welcher jedoch absolut notwendig gewesen wäre, um diesen Move in der Hitze des Gefechts halbwegs kompetent umsetzen zu können. Aber das ist durchaus Meckerei auf gehobenen Niveau, denn Spielbarkeit, Spielspaß und eine gelungene audiovisuelle Präsentation sind definitiv gegeben. Und für Ritter-Fans ist es ohenhin ein Pflichttitel.

- Von  Volker

Nintendo Entertainment System

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USK 0 PEGI 3

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