Hitman 2: Silent Assassin REVIEW

Hitman 2: Silent Assassin ist die Fortsetzung des PC-exklusivem Hitman: Codename 47. Das Spiel wurde im Oktober 2002 als Multiplattform-Titel veröffentlicht, was natürlich bedeutet, dass die Serie einem weitaus größeren Kundenkreis zugänglich gemacht wurde. Dies war eine kluge Entscheidung der Entwickler, denn Hitman 2 soll laut Wikipedia der meistverkaufte Serienteil überhaupt sein. Darüber hinaus landete das Spiel in Deutschland überraschenderweise nicht auf dem Index, was etwas seltsam anmutet, da der Grad der Gewalt sowie die Thematik dem Vorgänger im Grunde genommen in nichts nachstehen. Aber egal. Worauf es wirklich ankommt, ist natürlich inwiefern sich das Spiel im Vergleich zum Vorgänger geändert hat und was es besser oder schlechter macht. Und genau das will ich euch im folgenden Review offenbaren.

Agent 47 sucht seinen inneren Frieden

Erneut übernehmen wir die Rolle des genetisch erschaffenen, kahlköpfigen Übermenschen „Agent 47.“ Da er als Laborerzeugnis nie einen richtigen Namen erhalten hatte, benannte er sich eben nach den letzten beiden Ziffern des Barcodes, der in seinem Hinterkopf eintätowiert wurde. Nachdem 47 im Vorgänger das Geheimnis seiner Herkunft aufdeckte und seinen „Erzeuger“ eliminierte, geriet der Auftragsmörder in eine Sinnkrise. Als künstliches „Produkt“ sieht er sich nicht mehr als Teil der Welt und weiß nicht mehr, was er mit seinem Leben anfangen soll. Um zur Ruhe zu kommen, spendete er sein Blutgeld der christlichen Kirche, welche ihn im Gegenzug Unterschlupf in einer Kirche in Sizilien gewährte. Inzwischen hat sich unser Antiheld gut eingelebt. Er verbringt sein Leben als Gärtner und freundete sich mit dem örtlichen Pater Vittorio an, bei dem er regelmäßig die Beichte ablegt. Leider holt ihn seine Vergangenheit ein: Der russische Waffenhändler Sergei Zavarotko erforscht den Mord an seinem Bruder und erfährt dadurch, dass dieser einer der genetischen Väter des legendären Auftragskiller Agent 47 war. Da Typen wie Zavarotko immer einen fähigen Assassinen gebrauchen können, plant er seinen genetischen Neffen anzuheuern. Um 47 aus der Reserve zu locken, lässt er Pater Vittorio von der sizilianischen Mafia entführen. Dies treibt Agent 47 dazu wieder bei der Agentur, seinem ehemaligen Arbeitgeber, anzuheuern. Er erhofft sich dadurch Informationen zum Aufenthaltsort von Pater Vittorio zu erhalten. Um seinen Freund zu retten bestreitet 47 Mordaufträge auf der ganzen Welt und wird dadurch in Sergeis Geschäfte mit Massenvernichtungswaffen verwickelt.

Wie sich dieser Plot auflöst, müsst ihr jetzt aber schon selbst herausfinden, aber ganz ehrlich: Wer Hitman 2 wegen einer guten Story kauft, hat daneben gegriffen. Tatsächlich empfinde ich die Handlung von Silent Assassin als einen der größten Schwachpunkte. Zunächst einmal wird zu sehr davon ausgegangen, dass man den Vorgänger oder zumindest den Hintergrund von Agent 47 kennt. Dies ist jedoch schon allein aufgrund der PC-Exklusivität des Vorgängers die falsche Herangehensweise. Ferner plätschert mir die Handlung viel zu sehr nebenher und wirkt generell nur als Mittel zum Zweck, um Agent 47 einen neuen Satz spannender Missionen vor die Nase zu setzen. Es gibt jetzt zwar mehr Ingame-Zwischensequenzen, welche die Handlung weiterspinnen, doch hat man nie das Gefühl den vollen Durchblick über die Geschehnisse im Hintergrund zu erhalten. Aber da geht es dem Spieler immerhin wie Agent 47, der sich ja ohnehin nicht für die Hintergründe seiner Aufträge interessiert. Das ist wohl auch der Grund, warum die Handlung im breiten Mittelteil des Spiels sowieso zur völligen Nebensache verkommt.

Unterm Strich kann man das was hier geboten wird aber noch nicht mal mehr als Ausreichend bezeichnen. Beim Vorgänger war die Handlung wenigstens noch klar verständlich. In Teil 2 weiß man hingegen irgendwann gar nicht mehr, was jetzt eigentlich genau geschehen ist, wo auf einmal dieser Charakter herkommt, wieso der Coup jetzt überhaupt schiefgelaufen ist, wer wen übers Ohr gehauen hat … Es ist einfach ein undurchsichtiges Wirrwarr, mit dem man wohl versucht hat die eigentlich geradlinige Story um einen gierigen Waffenhändler interessanter zu gestalten als sie eigentlich ist. Dummerweise ist man bei diesem Versuch auf die Fresse gefallen. Da hilft dann auch die Coolness von Agent 47 nicht weiter.

Profikiller Simulator 2002

Vielleicht liegt es ja auch daran, dass ich sie schon vom Vorgänger gewohnt bin, aber die Steuerung von Teil 2 wirkt wesentlich komfortabler und ausgereifter. Das Grundschema der Kontrolle blieb natürlich erhalten. Das Inventar wird immer noch mit der rechten Maustaste aufgerufen, aber das Durchsuchen von Leichen bzw. bewusstloser Körper wird nun mittels Leertaste und Mausrad wesentlich problemloser vollzogen. Man muss auch nicht mehr allzu nah an die Körper heran, um mit ihnen zu interagieren. Der Tutorial-Level ist dieses mal übrigens weitaus weniger aufgezwungen, was aber freilich auch bedeutet, dass man sich die Feinheiten nun wirklich selbst erarbeiten muss. Zumindest dann, wenn man frisch in die Serie einsteigt. Wer sich auskennt, weiß natürlich wie wichtig es ist zu schleichen, sich zu verstecken, Lärm zu vermeiden, nach Wegen zu suchen das Zielobjekt eventuell ohne Waffengewalt zu töten, Gebrauch von der Übersichtskarte zu machen, Gegner gezielt mit lautlosen Waffen auszuschalten usw.

Bevor wir uns jetzt aber weiter in Details verstricken, sind sowieso erst einmal die drei Schwierigkeitsgrade zu besprechen. Aber zunächst einmal die frohe Botschaft, dass das überflüssige da disfunktionale Extraleben- und Checkpoint-System von Teil 1 über Bord geworfen wurde. Stattdessen darf man jetzt innerhalb einer Mission speichern. Wie oft das geht, hängt vom Schwierigkeitsgrad ab. Auf „Normal“ geht das 7 mal, auf „Experte“ 2 mal und auf „Profi“ überhaupt nicht. In einigen Missionen kann man sich auch noch zusätzliche Speicherungen verdienen. Wer den alptraumhaften Schwierigkeitsgrad von Codename 47 treu bleiben möchte, braucht also nur im Profi-Modus zu spielen. Abgesehen davon beeinflusst der Grad auch noch die Menge der eigenen Lebensenergie, die Anzahl und Effektivität der feindlichen Wachen und ob ebendiese auf der Übersichtskarte angezeigt werden oder nicht. Ich persönlich empfehle den „Experten“-Modus, da dass Spiel auf „Normal“ zur Save Scumming-Orgie verkommt, die eines Hitman nicht würdig ist, während „Profi“ halt eher ein Fall für die ganz harten Masochisten ist, welche obendrein viel Freizeit mitbringen.

Wer was verkackt hat, darf aber auch hier wieder jederzeit die Mission von neuem starten. Und wer im Hauptmenü über Start in ein aktuelles Spiel reingeht, findet sogar eine Levelanwahl vor. Interessant ist, dass man dadurch ältere Level mit Waffen spielen kann, die man eigentlich erst später erhält. Die Startausrüstung funktioniert nun sowieso anders als im ersten Teil. Ein Geldsystem gibt es nicht mehr. Stattdessen bunkert 47 alle erbeuteten Waffen in seinem Gartenschuppen, welche er vor Beginn einer Missionsreihe frei auswählen darf. Um neue Waffen zu erhalten, muss er sie aber zunächst einmal während einer Mission einsacken. Bei den großen Schießeisen ist dies aber recht problematisch, da immer nur eine große Waffe getragen werden kann und diese obendrein unangenehmes Aufsehen erregt. Deshalb wird man wohl einige Missionen mehrmals spielen müssen, um sein Arsenal zu komplettieren. Zum Arsenal gehören freilich wieder diverse Vertreter von Pistolen, Maschinen- und Scharfschützengewehren sowie Klaviersaite, Messer und Schrotflinten. Neu hinzugekommen sind nun große Nahkampfwaffen wie z.B. ein Katana, eine Armbrust und sogar ein Chloroform-Fläschchen, mit dem man die NPC’s für eins, zwei Minütchen außer Gefecht setzen kann ohne sie zu töten. Einige dieser insgesamt 32 Waffen erhält man übrigens nur, wenn man eine Mission mit perfekter Endbewertung abschließt, was freilich leichter gesagt als getan ist.

Jede Mission wird daraufhin bewertet, wie viel aufsehen man erregt hat, wie viele Feinde man getötet hat, wie viele Schüsse man abgefeuert hat etc. Je nach Vorgehensweise bekommt man dann auch einen spezifischen Rang wie z.B. Henker, Psychopath, Profi oder sogar den Namen gebenden Lautlosen Killer (Silent Assassin). Wer letztere Bewertung erhält, bekommt dann vielleicht auch eine Bonuswaffe freigeschaltet, wie z.B. die mächtigen Silverballers mit Schalldämpfer, welche ja auch zusammen mit Agent 47 das Coverbild zieren.;) Um den perfekten Rang des Lautlosen Killers zu erhalten, solltet ihr aber schon zusehen, dass ihr eine perfekte Stealth-Leistung im jeweiligen Auftrag absolviert, ansonsten wird das nichts mit der Bonus-Waffe.

Leider sind diese Extrawaffen (die man ohnehin nicht benötigt, um das Spiel effektiv durchzuspielen) der einzige wirkliche Anreiz Hitman 2 als reines Stealth-Spiel zu spielen. Wer Silent Assassin auf dieselbe Weise wie Teil 1 angeht (also eine gesunde Mischung aus 80 % Stealth und 20 % Gewalt), hat es jedenfalls bedeutend einfacher. Und im Gegensatz zum ersten Teil, kommen im zweiten Teil sogar Möchtegern-Rambos auf ihre Kosten, die einfach nur alles umnieten möchten. Negative Konsequenzen in Form von Geldabzügen von Seiten der Agentur gibt es halt nicht mehr und auch die Effizienz und Robustheit der Gegner ist auf den niedrigeren Schwierigkeitsstufen rückläufig. Lediglich die begrenzte Lebensenergie und die Abstinenz von Medipacks schiebt allzu aggressivem Vorgehen einen Riegel vor. Fakt ist jedoch, dass der Anreiz Hitman 2 als reines Stealth-Spiel zu spielen nicht stark genug ausgeprägt ist.

Dafür bietet das Spiel wieder abwechslungsreiche Aufträge, die oftmals auch auf unterschiedliche Weise abgeschlossen werden können. Erledigt ihr euer Ziel mit ner Autobombe oder mit dem Sniper-Gewehr? Setzt ihr Gift ein oder nicht doch lieber die schallgedämpfte Pistole? Ist es klug offen über die Straßen zu laufen oder sollte man nicht doch lieber den Umweg durch die Kanalisation nehmen? Schaltet ihr einen Zivilisten aus, um an den Schlüssel heranzukommen oder setzt ihr den Dietrich ein? Viele Wege führen zum Ziel. Und eben diese Wege bzw. Möglichkeiten zu entdecken und umzusetzen ist freilich ein großer Reiz im Spiel.

Die wichtigste Regel, welche erfolgreiche Assassinen dabei erlernen müssen, ist das neue Verkleidungssystem. Anders als im Vorgänger reicht es nämlich nicht mehr aus einen Gegner auszuschalten und sich seine Klamotten zu schnappen. Den Wachen fällt es nämlich neuerdings auf, wenn ein Neuling in ihrem Outfit herumläuft und werden trotz Tarnung schnell auf Agent 47 aufmerksam. Ein neuer Balken unter der Lebensenergieanzeige gibt darüber Aufschluss, wie viel Aufmerksamkeit gerade erregt wird. Blinde Panik ist jedoch nicht angebracht, wenn eine Wache auf uns aufmerksam wird. Denn Alarm wird erst dann geschlagen, wenn der Verdacht bestätigt wird. Dies bedeutet für den Spieler, dass er am besten stur weiterläuft, bis die Wache das Interesse verloren hat. Das klappt aber auch nicht immer, denn in jeder Mission fahren die Pappenheimer andere K.I.-Muster. So wird man z.B. manchmal bereits entlarvt, wenn man mit dem falschen Gewehrtyp herumläuft und vor allem sollte man es vermeiden zu rennen. Es ist auch wichtig die Körper betäubter oder getöteter Gegner zu verstecken. Vor allem wenn diese zuvor entkleidet wurden. Ansonsten fliegt die Tarnung ganz schnell wieder auf. Ärgerlich ist weiterhin, dass erbeutete Klamotten nicht in den nächsten Auftrag einer größeren Mission mitgenommen werden dürfen (obwohl das keinen Sinn ergibt). Aber das sind wieder alles Feinheiten, die man am besten für sich selbst entdeckt, denn auch darin liegt ein Teil der Herausforderung und des Spielspaßes begründet.

Damit sind dann auch schon die wichtigsten Dinge abgehandelt, wobei man natürlich noch seitenweise über die ganzen Details lamentieren könnte, was hier aber den Rahmen sprengen würde. Außerdem liegt der Spielspaß ja, wie bereits gesagt, vornehmlich darin begründet, die ganzen Spielregeln, Vorgehensweisen und Stolperfallen selbstständig herauszufinden.

Grafik, Sound und sonstiges

Grafisch hat Silent Assassin schon damals niemanden vom Hocker gerissen. Tatsächlich ist die Grafik, neben der aufgesetzten Story, sogar der größte Schwachpunkt von Hitman 2. Der Kahlkopf von Agent 47 mag zwar nicht mehr so eckig sein wie zuvor und eine vernünftige Weitsicht ist nun auch gegeben, aber dafür langweilen die Levelkarten oftmals mit akuter Detailarmut und teils trostlosen Szenarien wie Schneelandschaften und Wüstengebieten. Diese wurden wohl auch aus der Not heraus ausgewählt. Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie sieht Teil 2 sogar unspektakulärer aus als Teil 1. Das mag wohl auch daran liegen, dass das Spiel als Multiplattform-Titel herausgebracht wurde. Darüber hinaus läuft die Auflösung leider auch heutzutage nur in maximal 1280×1024 Bildpunkten. Immerhin gibt es nette Details wie sichtbare Kugelprojektile, Einschusslöcher, Ragdoll-Animationen, Blutspritzer oder Tauben die vom Himmel gepustet werden können. Eben jene Dinge, die die Sittenwächter überhaupt nicht gerne sehen.^^

Erneut wurde der Soundtrack von Jesper Kyd komponiert, auch wenn der neue OST nichts mehr mit jenem aus Teil 1 zu tun hat. Statt elektronisch angehauchter Melodien gibt es nun Orchester-Stücke und Chorgesänge in Hollywood-Qualität. Das Budapester Symphonieorchester wurde schließlich nicht zum Spaß ins Boot geholt. Und auch diesen Soundtrack hört man sich gerne außerhalb des Spiels an.

An der deutschen Sprachausgabe gibt es ebenfalls nichts auszusetzen Agent 47, seine Unterhändlerin Diana Burnwood und die übrigen Hauptcharaktere wurden sehr gut vertont. Witzig ist weiterhin, dass die ganzen NPC’s ihre jeweiligen Muttersprachen behalten durften. So wird man von italienischen Mafiaschergen als Assassino bezeichnet und japanische Wachen beschimpfen unseren Glatzkopf gerne mal als Gaijin. Im Idealfall sollte es aber gar nicht erst dazu kommen, schließlich bedeutet das ja, dass Agent 47 enttarnt wurde.;)

Auch Teil 2 wurde wieder sauber programmiert. Abstürze und Bugs sind mir nicht untergekommen und die derben Script- und Logikfehler aus dem Vorgänger hat man endlich vermeiden können. Einige Dinge nerven zwar (man wird oftmals direkt enttarnt wenn man rennt, Verlust der Tarnklamotten beim Abschnittswechsel einer größeren Mission), aber im Großen und Ganzen ergibt nun alles innerhalb der Spielregeln Sinn.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
82
82
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Hitman 2: Silent Assassin ist eine sinnvolle Weiterentwicklung der Serie und weitaus einsteigerfreundlicher als der sackschwere Vorgänger. Durch die zahlreichen Möglichkeiten, drei Schwierigkeitsgrade, 32 Waffen und 20 abwechslungsreiche Aufträge wird jedenfalls jede Menge Spielspaß geboten. Leider kann die Story nicht überzeugen und der Grafik merkt man zu deutlich an, dass das Spiel als Multiplattform-Titel konzipiert wurde. Deswegen schleicht Hitman 2 auch knapp an meinem imaginären Hit-Award vorbei (den gibt’s erst ab 8,5 Punkten). Dennoch ein Pflichttitel für jeden, der sich für Stealth-Spiele interessiert. Schließlich war das gute Stück ja auch der große kommerzielle Durchbruch für den lautlosen Killer mit der Glatze.

- Von  Volker

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