Hero of the Kingdom: The Lost Tales 1 REVIEW
Nachdem der dritte Teil der Hero of the Kingdom-Reihe aufgrund einiger fragwürdiger Änderungen auf wenig Gegenliebe gestoßen ist, entschlossen sich die slowakischen Indie-Entwickler von Lonely Troops mit dem neuesten Ableger Hero of the Kingdom: The Lost Tales 1 einen Gang zurückzuschalten und zu den Anfängen der Serie zurückzukehren. Bei „The Lost Tales 1“ handelt es sich um ein Prequel, dessen Umfang im Vergleich zu den Hauptteilen deutlich geringer ausfällt. Das Spiel wurde am 17. April 2020 auf Steam veröffentlicht, wo es für 4,99 Euro zu haben ist. Ob der quirlige Mix aus Management-Simulation und Wimmelbild RPG-Abenteuer auch im entschlacktem Prequel-Format Freude bereitet oder nicht, möchte ich euch im folgendem Test verraten.
Brents Anfänge als Möchtegern-Drachenjäger
Wir übernehmen die Rolle eines namenlosen Abenteurers, dessen Reisen ihn eines Tages in eine idyllische Bauernhof-Region führt, in dessen Zentrum ein gemütliches kleines Dorf liegt. Während der Erkundung der Gegend stößt der Abenteurer auf den Waisenjungen Brent, welcher Aufgrund seines Standes in die Außenseiterrolle gedrängt wird. Der Abenteurer nimmt Brent unter seine Fittiche, da er in seiner Kindheit ähnliches erdulden musste. Als der Bauernhof von Brents einzigem Kumpel Eudo von einem Drachen abgefackelt wird, setzt sich Brent in den Kopf eine Drachenklaue zu erbeuten, um damit bei den anderen Dorfkindern anzugeben und somit endlich Freunde und Anerkennung zu finden. Als neuer großer Adoptiv-Bruder beschließt der Abenteurer Brents Vorhaben zu unterstützen, so irrsinnig es auch sein mag sich mit einem Drachen anzulegen. Doch die Dinge sind komplizierter als es zunächst scheint, denn der fiese Bürgermeister der Siedlung hat krumme Geschäfte am laufen und scheint Brent zu hassen.
Nach der grässlichen Story von Teil 3, haben die Entwickler endlich wieder eine sympathische Geschichte abgeliefert. Die Handlung ist jetzt nichts was vom Hocker reißt und die Wendungen sind auch zu vorhersehbar, aber als liebenswürdiges Fantasy-Märchen dient sie allemal. Schön ist auch, dass die Entwickler an der Serien-Tradition festhalten und den Charakter Brent als Bindeglied der jeweiligen Stories beibehalten. Dieses Prequel klärt quasi über die Herkunft und Anfänge von Brent auf, der ja in Teil 3 sein Leben lassen musste, und somit in einem richtigen vierten Teil wohl nicht mehr auftauchen würde.
Nach HotK II hat „The Lost Tales 1“ die bis dato beste Handlung der Reihe zu bieten.
Kurz aber gut
Tja, bezüglich des Gameplays gibt es eigentlich nichts weiter zu sagen, was ich nicht schon in den Tests zu den Vorgängern gesagt hätte. Abgesehen natürlich von der frohen Kunde, dass die Entwickler den Grinding- und Level-Up-Käse des dritten Teils entsorgt haben. Crafting gibt es hingegen immer noch, jedoch wurde dieses auf einige Händler verlagert, welche diese Option anbieten. Somit steht nun z.B. die Wahl, ob man etwa seine Heiltränke direkt zum hohen Preis beim Händler im Dorf kauft, oder nicht doch lieber einige Zutaten bei der alten Kräuterdame abliefert, damit diese uns den Trank zu nem Bruchteil des Preises zubereitet. Das Respawning beschränkt sich, soweit ich es mitbekommen habe, nur noch auf die Wasserflächen, wo nach einigen Rasteinlagen Fische, Frösche und Hummer erneut zum abfarmen bereitstehen. Das ist aber zumindest logisch nachvollziehbar und dient wohl nur als Schutz vor einer totalen Sackgasse – ist schließlich immer noch ein Casual-Spiel.
Der Schwierigkeitsgrad des Prequels pendelt irgendwo zwischen Teil 1 und 2. Es ist keine total stumpfsinnige Klickerei wegen zu hoher Geldreserven wie in Teil 1, aber man muss auch nicht jede Goldmünze zweimal umdrehen wie in Teil 2.
Negativ zu erwähnen ist die stark rückläufige Spieldauer. The Lost Tales 1 ist nach ca. 3 bis 3,5 Stunden durchgespielt und stellt somit das bis dato kürzeste Spiel der Reihe dar (selbst Teil 1 bot bereits 5 Stunden Spielzeit).
Für alle, die mit der Serie nicht vertraut sind gibts hier der Vollständigkeit halber noch mal die allgemeine Spielbeschreibung (Kenner können gerne überspringen): Die Hero of the Kingdom-Spiele sind eine unterhaltsame Mischung aus Managment-Simulation und Wimmelbildspiel. Um eure Ziele zu erreichen, müssen zahlreiche Aufträge und Arbeiten absolviert werden. Um die ganzen Aufgaben jedoch abschließen zu dürfen, erfordert es immer ein gewisses Maß an Rohstoffen, Kraft, Gold und anderen Ressourcen. Ziel ist es also, all die geforderten Dinge zu beschaffen und sich somit Stück für Stück zum Ziel hochzuarbeiten. Nebenbei gilt es auch stets den Wimmelbild-Aspekt im Auge zu behalten, denn das Geld liegt hier wortwörtlich auf der Straße. Zahlreiche Wertgegenstände wie Vogeleier und Pilze wollen per Mausklick eingesammelt werden, damit sie bei einigen der Händler in bare Münze umgewandelt werden können. Glücklicherweise werden die meisten Interaktionspunkte jedoch mit Piktogrammen visualisiert, damit man immer den Überblick über die zahlreichen Händler, Auftraggeber, Jagd- und Ernteplätze sowie Ein- und Ausgänge behält. Dank der Weltkarte kann man die unterschiedlichen Ortschaften bequem innerhalb von zwei Mausklicks ansteuern. Hierdurch muss man auch nie groß im Voraus planen, denn die benötigten Händler sind ja sehr schnell erreicht. Außerdem muss man ja eh immer wieder in alte Gebiete zurückkehren, denn viele Aufträge und Möglichkeiten werden erst nach und nach Verlauf des Spiels freigeschaltet.
Man greift jedoch nie direkt ins Geschehen ein. Es geht halt nur darum die Management-Aufgaben abzuwickeln. Die Kämpfe und Arbeiten laufen dann automatisch ab und haben stets ein gescriptetes Ergebnis. Dieses muss nicht immer vollauf positiv ausfallen, denn manchmal kann auch mal ein Werkzeug oder eine Waffe zerbrechen. Der Spielfortschritt wird manchmal durch Ruhmespunkt- und Gold-Blockaden reguliert. Soll heißen, dass man an bestimmten Stellen im Spiel nur vorankommt, wenn man genügend Geld oder Ruhm (bekommt man für das bewältigen von Aufgaben) angehäuft hat.
Grafik und Sound
Gibt nichts, was ich hier groß erzählen müsste. Wer die Serie kennt, weiß was ihn erwartet, denn es hat sich in grafischer Hinsicht nichts getan. Das Geschehen wird immer noch in Form von isometrisch gezeichneten Renderbildern dargestellt, was freilich Erinnerungen an alte Rollenspiel-Klassiker weckt. Das Setting umfasst wieder nur das generische Wald, Wiese, Dorf und Höhlen-Schema, welches man bereits zuhauf in den Vorgängern gesehen hat. Es wird Zeit, dass die Entwickler mal wieder etwas kreativer werden wie in Teil 2, aber nun gut. Das Einzige was optisch etwas heraussticht ist der Drache, der doch ganz nett gezeichnet und animiert wurde. Aber das ist nur Kleinkram, die Grafik gelangt keineswegs übers Mittelmaß hinaus. Die Entwickler zeigen leider auch keine Ambitionen hieran etwas zu ändern.
Der Soundtrack besteht nur aus zwei, drei Melodien. In der Regel lauscht man der recht schön gelungenen Standard-Melodie, welche leider nicht hundertprozentig zum meditativen Spielprinzip passen möchte, aber dafür eine launige Stimmung verbreitet. Die übrigen Tracks, welche in bedrohlichen Situationen Verwendung finden sind hingegen sofort wieder vergessen. Die Soundeffekte bei den Klick-Aktionen sind in Ordnung, auf eine Sprachausgabe hofft man leider erneut vergebens.