Haunted House REVIEW
Das heute zum Test stehende Spiel hat in seiner Geschichte schon über 40 Jahre auf dem Buckel: Im Jahr 1982 erschien auf dem Atari 2600 das Spiel Haunted House. Wer recherchiert, wird dieser Zeit gemäß Screenshots des damaligen Titels finden, die minimalistischer kaum erscheinen könnten. Wie funktioniert die Zeitreise in die Gegenwart? Mit der hier vorliegenden Switch-Version der Neuauflage von Haunted House wollen wir dieser Frage nachgehen.
Viel Versteckspiel, wenige Kämpfe
Ihr findet euch zu Beginn in der Rolle der Teenagerin Lyn Graves, die Nichte des Schatzsuchers Zachary Graves. Diesen möchte sie, so könnt ihr dem kurzen Intro entnehmen, zusammen mit einigen Freunden besuchen. Darauf folgt jedoch bald der Schock: Onkel Zacharys Villa wird von Geistern und Monstern heimgesucht, von ihm selbst fehlt jede Spur. Auch Lyns Freunde werden bald von den Geistern, die die Villa heimsuchen, gekidnappt; folglich geht es darum, zunächst besagte Freunde und dann unter deren Mithilfe auch Zachary zu befreien.
Was dann folgt, orientiert sich durchaus nahe an dem Original aus dem Jahr 1982: Die damals noch mit reinen Augenpaaren dargestellte Hauptfigur ist in der Neuauflage nun natürlich deutlich komplexer dargestellt, doch sie geht noch immer vergleichbaren Aufgaben und Strategien nach. Zunächst nur mit Lyn, später dann auch mit ihren Freunden, erkundet ihr unterschiedlichste Zimmer und bahnt euch einen Weg zu den unterschiedlichen Bossen. Diesen knöpft ihr dann insgesamt drei zu suchende Teile einer Urne ab, mit deren Hilfe ihr den Geistern und Monstern den Garaus machen könnt. Auf dem Weg durch die einzelnen Räume der Villa steht dabei aber weniger der Kampf mit allem, was die Villa heimsucht, auf dem Programm, sondern vielmehr fokussiert Haunted House auf Stealth-Elemente und ein Roguelite-Konzept. Solltet ihr beispielsweise an einem der Bosse scheitern, beginnt ihr diesen Abschnitt von vorn – die Räume, die ihr auf dem erneuten Weg zum selben Boss durchqueren müsst, werden aber ebenso wie der Raum des Bosses selbst neu generiert und sich von eurem vorigen Durchlauf unterscheiden. Ein solches Detail sorgt natürlich für einen gewissen Wiederspielwert.
Die Aufgaben, die ihr in den einzelnen Räumen bewältigen müsst, unterscheiden sich ebenfalls: So geht es in manchen Räumen darum, eine gewisse Zeit lang zu überleben, um den Raum zu lösen. In anderen Räumen müsst ihr hingegen ein bestimmtes Idol aus einer Truhe bergen und auf einem Altar platzieren, hier und da müsst ihr mithilfe eurer Taschenlampe Geisterseile zerstören. Wie auch immer die Aufgabe im Detail aussehen mag: Monstern und Geistern auszuweichen wird stets den größten Teil des Spiels einnehmen, und obwohl es gewisse Kampfmöglichkeiten mit Monstern gibt, sind diese nur selten und im Frontalangriff so gut wie nie empfehlenswert. Trotz der unterschiedlichen Ziele, die ihr in den einzelnen Räumen verfolgt, ist das Gameplay recht repetitiv, da die Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung doch sehr eingeschränkt sind und sich die Strategien ungeachtet der verschiedenen Zielsetzungen nur geringfügig unterscheiden. Den zuvor gelobten Wiederspielwert schränkt dies natürlich wiederum etwas ein.
Explore, die, repeat
Dass es nicht sonderlich empfehlenswert ist, die direkte Konfrontation mit euren Widersachern zu suchen, liegt neben dem insbesondere in Hektik zu fummeligen Kampfsystem vor allem an dem doch schnell eintreffenden Bildschirmtod: Lyn, ebenso wie ihre Freunde, hält nicht besonders viele gegnerische Treffer aus, bis sie sich wieder am Anfang der Villa wieder findet. Abhilfe schaffen hier Upgrades, die sie in der Eingangshalle erwerben kann und beispielsweise einen Gesundheitsboost geben. Was sich daraus ergibt, ist eine recht häufige Abfolge aus wiederkehrenden Erkundungen in der Villa, die nicht unbedingt mit dem Besiegen des Bosses, aber immerhin mit genügend Kleingeld für ein wertvolles Upgrade enden können. In Kombination mit der allgemein recht geringen Abwechslung ist dies kein Pluspunkt des Spiels.
Der Schwierigkeitsgrade ist insbesondere in den Räumen eigentlich im allgemeinen recht überschaubar. Einmal von Gegnern entdeckt, liegt ihr allerdings ziemlich schnell auf dem Boden und startet einen Versuch von vorn. Fehler verzeiht Haunted House also kaum, was durchaus für Frust sorgen kann. Insbesondere da die allgemeine Aufmachung des Spiels eher auf jüngere Spielerinnen und Spieler abzielen dürfte, erscheint dies in diesem Zusammenhang als nicht ganz passend.
Billige Präsentation
Apropos Aufmachung: Während die Urversion von Haunted House wie gesagt aus dem Jahr 1982 stammt, hat auch die aktualisierte Version das ein oder andere Flashback-Potenzial. Damit meine ich nicht nur die Möglichkeit, dass man im Spiel alte Atari-Module als sammelbare Goodies finden und abgeben kann, sondern vor allem auch die Tatsache, dass mich die grafische Aufmachung in Stil und Qualität an Flashgames aus den frühen 2000ern erinnerte. Die Darstellung in der Iso-Perspektive ist von überschaubarer Güte und wirkt schlicht nicht mehr zeitgemäß. Einen Preis von knapp 20 Euro kann Haunted House damit definitiv nicht rechtfertigen.
Ohnehin wirkt die gesamte Aufmachung eher dahingepfuscht und ohne viel Liebe zum Detail. Die Textboxen kommen mit der deutschen Lokalisierung offenbar nicht wirklich gut klar, was sich dann zeigt, wenn Umlaute mitten im Wort in einer anderen Schriftart dargestellt werden oder der Text über den Rahmen der Box hinausragt. Erzählt wird die Geschichte in Standbildern mit eingeblendeten Textzeilen ohne jegliche Sprachausgabe. Und neben den bereits sehr geringfügigen Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung, die diese ein wenig beliebig erscheinen lassen, wirken auch die Gegner nicht sonderlich kreativ designt.
Pro & Kontra
- Räume werden stets neu generiert
- Kindgerechter Horror
- Repetitives Gameplay
- Billige Aufmachung und Lokalisierung
- Preis-/Leistungsverhältnis nicht stimmig