Halo 3: ODST REVIEW
Vor einigen Jahren reihte sich ein neuer Ableger in die Halo-Saga ein. Die Standalone-Erweiterung Halo 3: ODST, in der man als Spieler erstmals nicht in die Rolle des altbekannten Master Chiefs schlüpft, sondern in die eines ODST-Teams. Als Entschädigung für den zähen Start der Halo Master Chief Collection (unser Review) kündigte 343 Industries bereits im Vorjahr an, die Halo 3: ODST Kampagne auch für Xbox One zu veröffentlichen. Nun ist die Inhaltserweiterung da, woraufhin wir haben uns den Titel geschnappt und für euch getestet haben.
Neu Mombasa in Gefahr
Wir schreiben das Jahr 2552. Die Erde wird von einer Alienrasse, der sogenannten Allianz angegriffen und die Stadt Neu Mombasa wurde hart getroffen. Ein Team der ODST’s macht sich bereit für einen waghalsigen Absprung aus einem Raumschiff, das sich im erdnahen Orbit befindet. Die Mission ist genauso verrückt, wie sie klingt. Das Team soll von ihrem Schiff auf eines der Allianz springen, das ebenfalls um die Erde kreist. Kurz nach dem Absprung wechselt das Allianz-Schiff in den Slipstream (eine Art Hyperraum) und die ODST’s verfehlen nur knapp ihr Ziel. Sie landen weit verstreut in Neu Mombasa, woraufhin sich das Team wieder formieren muss. In einer so großen Stadt ist das aber alles andere als einfach. Außerdem sollen die fünf Soldaten den örtlichen Streitkräften beim Kampf gegen die Truppen der Allianz unterstützen.
Ihr schlüpft abwechselnd in die Rolle der fünf ODST’s Mickey, Dutch, Romeo, Buck und Rookie. Die erwachen einige Stunden nach dem Absturz, getrennt voneinander, in ihren Absprungkapseln. Die meiste Zeit übernehmt ihr die Rolle von Roockie, der sich durch Neu Mombasa schlägt, auf der Suche nach seinen Kameraden. In der ganzen Stadt finden sich einige Hinweise auf den Verbleib der anderen, wie etwa eine zertrümmerte Absprungkapsel oder ein ODST-Helm. Ist ein Indiz gefunden, kommt es zu einer Art Flashback und ihr übernehmt die Kontrolle des jeweiligen Soldaten, zum gegebenen Zeitpunkt.
Daneben befinden sich in der ganzen Stadt Terminals, die euch häppchenweise die Evakuierung von Neu Mombasa, aus der Sicht einer jungen Frau schildert. Die Audio-Logs klingen sehr glaubhaft und zeigen, wie chaotisch die Evakuierung einer so großen Stadt abläuft. Insgesamt lassen sich 30 dieser Audio-Logs finden.
Es geht auch ohne Master Chief
Anders als in den anderen Ablegern der Master Chief Collection, übernehmt ihr in Halo 3: ODST, wie bereits erwähnt keinen Spartan, sondern einen der namensgebenden ODST‘s (Orbital Drop Shock Trooper). Dabei handelt es sich um recht durchschnittliche Soldaten, die aus dem Orbit auf die Planetenoberfläche geschossen werden und somit den ersten Sturmtrupp in unbekanntem Gelände bilden. Der Kampfanzug der ODST‘s verfügt weder über Energieschilde, noch über große Kraft, wie der des Master Chiefs. Dadurch steckt euer Soldat nicht so viel ein und der taktische Anspruch der Kämpfe steigt. Der Schwierigkeitsgrad ist etwas höher als im Hauptspiel, jedoch zu jeder Zeit zu schaffen, nur größere Gegnergruppen werden schnell zum Problem.
Wie auch schon im Hauptspiel, wurde die Feindgattung „Elite“ hier durch die affenähnlichen „Brutes“ ersetzt. Die verfügen nun auch über Energieschilde und sind dadurch besonders als Gruppe schwer zu bezwingen. Die Grunts, das übliche Kanonenfutter der Allianz, sind natürlich auch hier wieder an Bord und als Scharfschützen dienen die vogelartigen „Schakale“. Neu dabei sind die sogenannten Ingenieure, die bisher nur in der Halo-Literatur vorkamen. Die Tentakelwesen analysieren fremde Technologie, sollen dadurch möglichst viel über den Feind erfahren und verfügen über ausgezeichnete motorische Fähigkeiten. Ausgestattet sind die Ingenieure mit Energieschilden und versorgen feindliche Truppen in unmittelbarer Nähe mit sehr widerstandsfähigen Energieschilden.
Besonders positiv fällt die große Stadt Neu Mombasa auf, die größtenteils frei begehbar ist. Um sich auf einer so großen Fläche zurechtzufinden, verfügt ihr über eine taktische Karte, auf der wichtige Ziele verzeichnet sind. Natürlich lassen sich auch Navigationspunkte selbst festlegen. Im HUD wird permanent ein Kompass eingeblendet, damit die Navigation zum nächsten Ziel noch leichter fällt.
Da sich Neu Mombasa die meiste Zeit von seiner dunklen Seite präsentiert, ist gute Sicht sehr wichtig. Deshalb besitzt jeder ODST ein VISR (Visual Intelligence System Reconnaissance), das als Restlichtverstärker dient und daneben verbündete wie feindliche Einheiten farblich hervorhebt. Mit dieser High-Tec-Ausrüstung im Gepäck und bewaffnet bis zu den Zähnen kann doch fast nichts mehr schiefgehen. Unterstützung von oben gibt die künstliche Intelligenz „Superintendent“, die über die gesamte Stadt wacht.
Technik und Multiplayer
Im Vergleich zur ursprünglichen Version sieht die Portierung auf der Xbox One natürlich etwas schöner aus, eine komplette Überarbeitung wurde jedoch nicht vorgenommen. Unter der Lupe betrachtet sehen viele Texturen sehr matschig aus, die besonders während der Zwischensequenzen negativ auffallen. Diese Schönheitsfehler darf man der alten Grafik-Engine anrechnen, die schon hinter Halo 3 werkelte. Damit bleibt Halo 2 Anniversary also nach wie vor der grafisch eindrucksvollste Teil der Serie. Halo 3: ODST bietet auf der Xbox One Full HD Auflösung, eine verbesserte Kantenglättung und 60 Bilder pro Sekunde.
Beim Sound hat sich ähnlich wenig getan wie bei der Grafik, alles ist stimmig wie eh und je. Der Soundtrack ist actiongeladen und die Waffen knattern laut. Auf eine deutsche Synchronisation wurde komplett verzichtet, dafür müsst ihr mit deutschen Untertiteln vorliebnehmen. Das ist auch besser so, denn die deutsche Sprachausgabe konnte in den letzten Halo-Ablegern an vielen Stellen nicht überzeugen, wirkte teilweise sogar sehr aufgesetzt. Die englische Sprache, die hier präsentiert wird, ist ganz typisch amerikanisch, wie man sich eben klassische Marines vorstellt. Leider wurden nur die wichtigsten Dialoge untertitelt, der Handlung kann man dennoch jederzeit gut folgen.
Die ODST’s steuern sich sehr flüssig und ähnlich wie der Master Chief der Hauptserie. Bis auf die taktischen Elemente wie die Stadtkarte oder das VISR ist die Tastenbelegung sogar identisch zu den anderen Halo-Ablegern. Zu Fuß wie auch mit einem fahrbaren Untersatz, lässt sich der Soldat zu jeder Zeit gut und präzise steuern. Sprinten ist leider noch nicht möglich, dieses Feature wurde erst in Halo 4 hinzugefügt.
Während unseres Tests lief Halo 3: ODST nahezu durchgehend flüssig und ohne größere Performanceeinbrüche. Lediglich in einem Spielabschnitt blieb eine Tür verschlossen, die sich öffnen sollte. Dieser Fehler ließ sich weder durch einen Start am letzten Checkpoint, noch durch einen Neustart des Titels oder der Konsole beheben. Stattdessen musste die gesamte Mission neu gestartet werden. Erst dann war der Fehler beseitigt und das Abenteuer konnte weitergehen.
Wer lieber gemeinsam mit einem Freund auf die Jagd nach der Allianz gehen möchte, kann das, typisch für die Halo-Reihe, entweder im Splitscreen oder via Xbox Live machen. Die gesamte Kampagne lässt sich zu zweit absolvieren, was den Spielspaß zusätzlich ankurbelt. In der ursprünglichen Version für Xbox 360 war zusätzlich noch ein „Firefight“-Modus integriert, in dem es galt, Gegnerwellen zu zerschlagen und solange wie möglich zu überleben. In der Neuauflage für Xbox One fehlt dieser Spielmodus leider.
Sammelspaß für Wochen oder mehr
Die neue Halo 3: ODST Kampagne bietet nicht nur neue Missionen, sondern erweitert auch den maximal erreichbaren Gamerscore der Halo Master Chief Collection auf unglaubliche 6000 Punkte. Die teilen sich in etwa auf 1000 pro Spiel auf. Mit den ODSTs lassen sich also rund 1000 Punkte sammeln, die in ihrem Schwierigkeitsgrad stark variieren. Einige lassen sich durch bloßes Beenden der Kampagne freischalten, für andere Achievements müsst ihr etwa eine Mission in einer bestimmten Zeit absolvieren oder eine gewisse Punktezahl erreichen. Leider kann es vorkommen, dass manche Erfolge nicht auslösen, woraufhin eine Mission noch mal gespielt werden muss. Achievement-Hunter werden sich an dieser Erweiterung ein weiteres Mal die Zähne ausbeißen und sind auf Wochen, wenn nicht sogar Monate beschäftigt. Um Zeit zu sparen empfiehlt sich ein Koop-Partner, dadurch erscheint der Schwierigkeitsgrad leichter.