Guilty Gear XRD – Revelator REVIEW
Street Fighter V, The King of Fighters XIV, Tekken 7, Mortal Kombat XL und jede Menge semi-bekannte Reihen sorgen dafür, das Beat ´em Up Fans aktuell und in den kommenden Monaten jede Menge Nachschub erhalten. Dabei lohnt der Blick derzeit vor allem abseits der ganz großen Namen, so etwa auch gen Guilty Gear XRD – Revelator. Dieses bringt nämlich alles mit, was ein Prügler im Jahre 2016 haben sollte und hat das Zeug der Serie endlich die verdiente Aufmerksamkeit zu geben, die sie eigentlich schon seit dem PlayStation 1 Erstling von 1998 haben sollte.
Story, aber so richtig!
Während man bei manch anderen Entwickler der Meinung ist, dass Stories in Beat ´em Ups eine eher untergeordnete Rolle spielen oder man sie, was das genau andere Extrem ist, so stark ausufern lässt, das jegliches Interesse durch überbordende und an den Haaren herbeigezogene Handlungsstränge im Keim erstickt wird, da gibt sich Entwickler Arc Systems Works richtig Mühe und lässt der Geschichte von Guilty Gear XRD – Revelator enorm viel Raum – und verfolgt eine gänzlich andere Linie, als die meisten Konkurrenten im Genre.
Der Story-Modus ist nämlich vielmehr ein Film im Spiel, welcher die Hintergründe von Guilty Gear XRD – Revelator sehr umfangreich beleuchtet. Selbst eingreifen kann man nicht, stattdessen sieht man sich den gesamten Handlungsstrang in Form von Anime-Filmchen und Dialog-Sequenzen an. Diese sind allerdings so gut in Szene gesetzt, das man sich gerne zurücklehnt und ohne viel eigenes Zutun der Geschichte folgt. Zwischen den einzelnen Kapiteln erhält man die Möglichkeit abzuspeichern und sich dem weiteren Handlungsverlauf zu einem späteren Zeitpunkt zu widmen.
Dieser Ansatz ist ungewohnt, funktioniert aber im vorliegenden Spiel wunderbar. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, das der Einstieg für Neulinge ziemlich schwierig sein dürfte. Die Serie existiert nun seit nunmehr 18 Jahren und alle Titel bauen irgendwie aufeinander auf. Allerdings gibt es dank der Ingame-Library und diversen Wikis die Möglichkeit die geschichtlichen Hintergründe nachzuschlagen. Das ist eine durchaus langwierige Angelegenheit, lohnt sich aber durchaus.
Let´s get ready to rock
Doch auch abgesehen von Handlung und den wirklich gut ausgearbeiteten Figuren wird so einiges geboten. Vor allem hinsichtlich des grundlegenden Gameplay haben wir es hier mit einem der stimmigsten Prügler überhaupt zu tun. Der Vergleich zu anderen Serien ist etwas schwierig, am ehesten würde ich Guilty Gear XRD – Revelator als eine Mischung aus Street Fighter und BlazBlue (ebenfalls vor Arc Systems Works) sehen.
Das Spieltempo ist recht hoch und es wird viel Präzision erwartet. Dumpfes Button Smashing führt kaum zu Erfolg, stattdessen muss man schon einigermaßen genau wissen, wie die einzelnen Angriffe miteinander kombiniert werden sollte, um möglichst viel Schaden anzurichten. Es gibt vier verschiedene Standart-Angriffe, darüber hinaus natürlich pro Charakter verschiedenste Spezial-Manöver. Sehr cool: für Anfänger bzw. Spieler, die Probleme damit haben präzise Spezial-Attacken auszuführen bietet Guilty Gear XRD – Revelator den sogenannten Stylish-Mode an. Dieser vereinfacht es Attacken zu Kombos aneinanderzureihen und führt außerdem einen Special button ein, mit welchen per Knopfdruck ein Spezial-Manöver ausgeführt werden kann. Außerdem wird das Blocken leicht vereinfacht. Dadurch fällt der Einstieg sehr angenehm aus und Frust kommt gar nicht erst auf.
Der lange Weg bis zur Meisterung
Bis man das Gameplay richtig Inne hat dürfte einige Zeit vergehen. Allerdings schaffen es die Entwickler grandios die Motivationskurve über sehr lange Zeit aufrechtzuerhalten. Nicht nur durch den vereinfachten Stylish-Mode, sondern auch durch die Integration von sehr umfangreichen Tutorials, die man jederzeit im Pausenmenü aufrufen kann. Klasse! Und mir vollkommen unverständlich, warum andere Entwickler es ihren Spielern schwieriger machen, als eigentlich nötig.
Natürlich gibt es auch in Guilty Gear XRD – Revelator einen Trainings-Modus, in welchen man mit den über 20 verschiedenen Figuren und ihren sehr unterschiedlichen Movesets erst einmal warm werden und sich in den einzelnen Angriffsketten üben kann. Hier bzw. im Tutorial erlernt man auch die essenzielle Roman Cancels Aktion, mit welcher man eine aktuelle Aktion unterbrechen, sich aus gegnerischen Attacken befreien und den Gegner für kurze Zeit verlangsamen kann. Außerdem öffnet sich durch den Roman Cancels ein kurzes Zeitfenster, in welchen man spezielle Attacken ausführen kann – darunter auch Instant Kills, mit denen der Gegner vom Bildschirm gefegt wird.
Viel zu tun
In Sachen Spielmodus und deren Umfang weiß man bei den Entwicklern sehr genau, das man lieber etwas mehr, als zu wenig integriert. Story-Modus, Arcade-Modus (in welchen zu jedem Charakter noch eine Vorgeschichte erzählt wird), diverse Trainings-Modi, lokaler Versus-Modus, ein Modus, in welchen man diverse Boni erspielen kann (M.O.M.), jede Menge freispielbaren Kram, wie etwa neue Filmschnipsel, Farbsets für die Figuren, und natürlich der Online-Modus.
Letzterer hat es wirklich in sich und man sollte in Guilty Gear XRD – Revelator einigermaßen etwas auf dem Kasten haben, um eine Chance gegen die teilweise sehr geübten Spieler zu haben. Grandios ist ein weiteres Mal, die Art und Weise wie man Mitspieler findet. Statt seinen Mitspieler einem öden Menü zu fischen oder per Matchmaking in eine Partie geworfen zu werden, sucht man sich seine Mitspieler in einer Lobby.
Mitspieler gesucht
In dieser kann man sich mit seinem Avatar frei bewegen und gar mit anderen Spielern durch (vorgegebene) Chat-Nachrichten kommunizieren. Will man gegeneinander antreten, so setzt man sich mit seinem Gegner an einen Arcade-Automaten und wartet, bis das Match beginnt. Auch hier zeigt Arc System Works, das man seiner Konkurrenz in mancherlei Hinsicht um einiges Voraus ist.
Das einzige Manko, welches sich aktuell im Online-Modus zeigt, ist die Verfügbarkeit an Mitspielern. Im deutschsprachigen Raum findet man selten eine Handvoll Spieler, während die französischen und englischen Lobbies immerhin einigermaßen gut gefüllt sind. Vor allem in den amerikanischen und japanischen Lobbies findet man zwar viele Mitspieler, hier ist allerdings das Problem, das der Ping oft viel zu hoch ist und man kein flüssiges Match bewerkstelligt bekommt.
Eine grafische Augenweide
Und auch hinsichtlich der technischen Eckpunkte kann man bei Guilty Gear XRD – Revelator eigentlich nur des Lobes sein. Nicht nur läuft das Spiel in butterweichen 60 Bildern pro Sekunde und einer gestochen scharfen Auflösung von 1080p auf der PlayStation 4. Auch bekommt man wunderbar flüssig animierte Figuren, deren Sprites übrigens allesamt von Hand gezeichnet wurden (!!!) und ebenso toll designte Hintergründe. Bei den Level-Hintergründe könnte man zwar etwas mausern, da in ihnen eigentlich relativ wenig geschieht und es eine vergleichsweise geringe Auswahl unterschiedlicher Level-Sets gibt. Doch das wäre schon meckern auf höchstem Niveau und an dieser Stelle eigentlich kaum angebracht.
Auf die Ohren gibt es außerdem noch einen treibenden Rock-Soundtrack. Dabei ist es sogar vollkommen egal, ob man nun ein Faible für schrägen Japano-Rock hat oder nicht – die akustische Untermalung von Guilty Gear XRD – Revelator ist so stimmig und geil, das man einfach nicht anders kann, als beim schnellen Kämpfen mit dem Kopf im Takt zu nicken und seinen hellen Spaß zu haben.