Grey Goo REVIEW
Lange Zeit mussten Fans auf ein neues Echtzeit-Strategiespiel warten. Nachschub ist beim aktuellen Trend der Shooter, Indies und Rollenspiele selten geworden. Der letzte wirklich große Hit war Starcraft: Heart of the Swarm, doch mit Grey Goo liefern die ehemalige Command & Conquer-Macher neues Futter für ausgehungerte Strategen. Grey Goo klingt nach einem kunterbunten Jump’n Run mit schwabbeligem grauen Schleim, ist jedoch ein waschechter Echtzeit-Strategietitel.
Die Beta, eine der drei spielbaren Rassen, will gerade aufbrechen, als die Menschen auftauchen. Die beiden Rassen kämpfen nun um die Vorherrschaft und raffen sich gegenseitig dahin. Dabei vergessen sie, dass sich die Goo still und heimlich überall ausbreiten. Schneller als erwartet unterwandert der Schleim alles und bedroht die anderen Rassen. Die Goo-Rasse besteht aus riesigen Schleimklumpen, die sich immer wieder teilen und dabei verschiedene Einheiten bilden können. Alles, was ein Goo berührt wird bedingungslos absorbiert und zu „Goo“ gemacht.
Zwischen einigen Missionen werden kurze Render-Sequenzen gezeigt, manche Aufgaben werden aber lediglich durch Audio-Logs unterbrochen. Großartig spannend ist die Story leider nicht. Wie immer soll der Spieler ein weiteres Mal die Welt retten und den endgültigen Untergang verhindern. Ganz nett ist die Story dann aber doch und auf jeden Fall besser als überhaupt keine Geschichte vorzutragen. Die Kampagne ist zudem lediglich eine Vorbereitung auf den Multiplayer-Modus und bringt euch die Mechaniken und einzelnen Rassen näher. Insgesamt 15 Missionen umfasst die Geschichte, 5 Missionen pro Rasse.
Eine schleimige Angelegenheit
Doch bleibt die Frage – Wie spielt sich Grey Goo nun eigentich? Die Messlatte liegt mit den wenigen aber starken Konkurrenten wie Starcraft 2 schon sehr hoch. Fangen wir mit den drei Rassen an. Die Menschen, Beta und Goo unterscheiden sich in ihrer Spielweise teils stark. Die Menschen errichten große, zusammenhängende Basen und igeln sich sprichwörtlich ein. Starke Abwehr-Mauern und Geschütze sichern das Wohl des Quartiers. Für den Feind ist es schwer, in die Basis einzudringen und die wichtigsten Gebäude zu vernichten. Dafür fällt es den Menschen schwer, sich auf der Karte auszubreiten.
Ganz anders präsentieren sich hier die Beta. Expansion auf der ganzen Karte lautet hier das Motto. Günstige Verteiler, die sich einfach aus dem Orbit anfordern, und im gesamten Sichtgebiet absetzten lassen, dienen als Basis für alle Gebäude. Somit können die Beta sich auf der ganzen Karte vorzüglich ausbreiten und alle Rohstoffvorkommen anzapfen. Die Einheiten der beiden Rassen unterscheiden sich, abgesehen vom Basisbau leider nur wenig.
Die mit Abstand innovativste Rasse sind die namen gebenden Goo selbst. Sie verzichten komplett auf eine Basis. Auf der Seite dieser Rasse startet ihr nur mit einem Mutter-Goo, einem riesigen Schleimklumpen. Dieses Mutter-Goo ist der Ausgangspunkt für das weitere Gefecht. Dieser riesige Schleim wächst kontinuierlich. Das Wachstum lässt sich ankurbeln, indem das Goo auf einem Rohstoffvorkommen platziert wird oder feindliche Einheiten absorbiert. Goo sind gleichzeitig Jäger und Gejagte und somit die taktisch komplexeste Rasse – eröffnen aber auch die größten Möglichkeiten. Außerdem können die Goo als einzige Rasse einfach so über Gebirge klettern. Menschen und Beta müssen dagegen herumlaufen und so Zeit opfern.
Egal, für welche Seite ihr euch entscheidet, von Boden- bis Lufteinheiten ist alles vertreten. Sogar Artillerie und getarnte Streitkräfte sind mit dabei. Das eröffnet dem Spieler sehr viele Wege und Strategien, um ans Ziel zu kommen. Zeitgleich besitzen die einzelnen Einheiten keine Spezialfähigkeiten, sind daher also nicht sonderlich komplex und damit auch für Beginner einfach in der Handhabung. Leider unterscheiden sich die einzelnen Einheiten-Modelle nicht sehr stark voneinander und dadurch geht während einer großen Schlacht wiederum die Übersicht schnell verloren.
Der Echtzeit-Strategietitel der C&C Macher ist etwas anders als bisherige Genre-Kollegen. Es existieren keinerlei Bautrupps wie etwa in Starcraft. Neue Gebäude lassen sich nur an Verteiler (Beta) oder angrenzenden Gebäuden/Energieleitungen (Menschen) andocken. Allgemein liegt der Fokus nicht im Basisbau, sondern im Gefecht. Der Schlüssel liegt in der richtigen Einteilung der gesammelten Ressourcen und einem gewissen taktischen Geschick. Der Extraktor sammelt unaufhörlich den wertvollen, einzigen Rohstoff im Spiel. Das Maximum ist schnell erreicht, da liegt es nahe, in neue Einheiten zu investieren und das am besten fortlaufend.
Dank der einfachen Bedienung gelingt dieses Vorhaben recht einfach. Über einfache Tastenkürzel dürft ihr neuen Kämpfer ihren Auftrag geben, der sogleich ausgeführt wird. Das ist aber noch nicht alles, die größte Armee kann dem Feind kurzer Hand ins Feuer laufen. Es hat wenig Sinn, mit allen Einheiten in die feindliche Basis zu marschieren, weil der Gegner oft über ebenso viele Streitkräfte und zusätzlich noch Verteidigungsanlangen verfügt. Ratzeputz ist die eigene Armee dem Erdboden gleichgemacht. Für den nötigen taktischen Vorteil gibt es über die gesamte Karte verteilt Dschungelareale, in denen Feinde oder eigene Einheiten von außen nicht sichtbar sind. Außerdem führen meist mehrere Wege in das feindliche Lager. Der Angriff von hinten ist also auch eine Option.
Multiplayer und Technik
Die Langzeitmotivation an Grey Goo liegt eindeutig im Multiplayer. Die Kampagne ist in einigen Stunden abgearbeitet und soll auf spannende Mehrspielerpartien vorbereiten. Hier sind mehrere Modi möglich. Online dürft ihr entweder in Ranglisten-Matches oder einfach nur zum Spaß gegeneinander antreten. Daneben gibt es noch einen LAN-Modus, der heute bei Weitem nicht mehr alltäglich ist. Die wenigsten aktuellen Strategie-Titel bieten in den glorreichen Zeiten des Internets über lokale Mehrspieler-Gefechte. Grey Goo bringt die guten Zeiten der LAN-Partys zurück. Leider gibt es bis jetzt nur wenige Mehrspieler-Karten, denn acht Stück sind dann doch etwas mau. Hier liegt es an den Entwicklern oder einer fleißigen Community, für neuen Content zu sorgen.
Technisch ist Grey Goo stabil, aber ein besonderer Fall. Um den Titel in voller Pracht genießen zu können, benötigt ihr eine gute, aktuelle Grafikkarte. Je mehr auf dem Schlachtfeld los ist, desto stärker wird die Hardware gefordert. Bei Schlachten in der Größenordnung von Starcraft, ist das schon eine Menge an Leistung. Der Prozessor wird dabei nicht so stark belastet, ein annehmbarer 4-Kerner sollte allemal ausreichen. Verstecken muss sich Grey Goo also auf keinen Fall. Besonders interessant sind aber die Framerate-Einbrüche im Hauptmenü. Im Test lieferte das Spiel im Hauptmenü nur etwa 20 bis 30 fps und während eines Matches um die 40. Sehr seltsam, ein Match läuft flüssig, das Menü aber nicht. Während der seltenen Zwischensequenzen sinkt die Performance auch merklich auf etwa 30 Bilder pro Sekunde. Warum auch immer.
Einheiten lassen sich zum Glück sehr gut steuern, die Wegfindung ist durchweg gut. Gebäude und Streitkräfte lassen sich bequem über Tastenkürzel in Auftrag geben, so müsst ihr nicht ständig in eure Basis zurücknavigieren.