Golden Axe II REVIEW

Wenn ein Produkt beim Publikum gut ankommt, dann folgt die Fortsetzung auf dem Fuße. So ist es nicht nur beim Schwarzenegger-Film Conan der Barbar geschehen, sondern auch mit dem Mega Drive-Spiel Golden Axe, welches ja eigentlich nur eine Umsetzung eines Arcade-Automaten ist. Und genau wie Conan der Zerstörer nicht wirklich an die Qualität seines Vorgänger-Films anknüpfen konnte, tut sich auch Golden Axe II schwer darin, seinen großen Videospiele-Bruder zu übertreffen. Das ist insbesondere deswegen ärgerlich, weil Teil 2 speziell für den Sega Mega Drive (bzw. Sega Genesis) programmiert wurde und somit, im Gegensatz zum Vorgänger, ein Mega Drive-Exklusivtitel war. Außerdem hatte man sich ja auch zwei Jahre Zeit für die Entwicklung der Fortsetzung gelassen, welche Ende Dezember 1991 in Japan zuerst veröffentlicht wurde. Ein zu später Termin für Golden Axe II, denn ein knappes halbes Jahr zuvor kam Streets of Rage (ebenfalls aus dem Hause Sega) für dieselbe Konsole heraus, ein Brawler der Golden Axe II mächtig alt aussehen lässt. Keine gute Ausgangslage für dieses Retro Sidescroll-Metzelspielchen im Sword & Sorcery-Stil. Aber solange es immer noch Spaß macht, ist ja alles nur halb so schlimm. Also gucken wir uns mal näher an, was das Spiel zu bieten hat.

Eine belanglosere Story als im Vorgänger!? Wie geht das denn?

Nachdem die drei Helden Ax Battler, Tyris Flare und Gilius Thunderhead im ersten Teil den grausamen Riesen Death Adder in seine Schranken wiesen, herrschte endlich wieder Frieden im Königreich. Doch allzu lange hält dieser nicht an, denn einige Jahre später gelingt es „Dark Guld“, dem Herrscher der Finsternis, aus seinem Gefängnis auszubrechen. Dieser hat freilich nichts besseres zu tun, als das Königreich mithilfe seiner Streitkräfte mal ordentlich durchzuschleifen. Klar, dass da unser oben genanntes Heldentrio in Form von Barbar, Amazone und Zwerg noch ein Wörtchen mitzureden hat. Und so brechen sie auf, um Dark Guld in seinem eigenen Schloss zu stellen.

Und ja, das war es auch schon, was es zu erzählen gibt. Die spärliche Handlung wird im Spiel ja auch nur in Form eines lieblos vor sich hin scrollenden Textes präsentiert. Dieses mal hat man sich sogar eine Motivation für die drei Helden gespart, die im Vorgänger ja immerhin noch Familie und Freunde zu rächen hatten. Hier sind sie aber nur noch dabei, weil sie eben die Hauptcharaktere der Serie sind. Sicherlich erwartet niemand irgendwelchen Tiefgang bei solch einem Spiel, aber es wirkt dieses mal halt alles besonders lieb- und lustlos. Das merkt man vor allem am Ending und den Credits. Wo man sich im ersten Teil noch die Mühe gemacht hat, jeden Gegner samt Statistikwerten im Abspann namentlich vorzustellen, sucht man so eine tolle Geste in Teil 2 vergebens. Diese Lieblosigkeit beschränkt sich leider nicht nur auf diesen vergleichsweise unwichtigen Bereich, sondern zieht sich auch durch den Rest des Spiels …

Das kenn ich doch schon

Da wir hier über eine Fortsetzung reden, über deren Vorgänger ich ja schon ausgiebig berichtet habe, spare ich mir hier größere Detailerklärungen und gehe hauptsächlich auf die Änderungen ein. Bei offenen Fragen, verweise ich also an mein Golden Axe-Review.

Zu Beginn hat man die Wahl, ob man alleine oder zu zweit spielen möchte. Danach steht die Auswahl zwischen dem „Normal Game“ und „The Duel“. Normal Game sollte sich von selbst erklären, es ist ganz einfach das reguläre Spiel, welches euch durch diverse Stages im Kampf gegen Dark Guld und seine Schergen führt. The Duel sollte Kennern des Vorgängers ebenfalls bekannt sein. Im Einzelspielermodus bestreitet man Arenakämpfe gegen die unterschiedlichen Gegner aus dem Hauptspiel, die freilich mit jeder Runde stärker werden. Der Haken ist jedoch, dass die Lebensenergie zwischen den Runden nicht regeneriert wird, und den Helden in diesem Spielmodus weder Continues noch Magie zur Verfügung stehen. Zum Ausgleich erhalten die Helden jedoch 10 Energiebalken, statt nur 3-5 wie im Hauptspiel. Im Zweispielermodus entpuppt sich The Duell hingegen als Zweispieler Versus-Kampf.

Manch einer fragt sich nun, wo denn der Trainingsmodus aus dem Vorgänger abgeblieben ist. Nun, dieser wurde jetzt in den Schwierigkeitsgraden versteckt. Anders als zuvor, kann man im Optionsmenü nun aus den drei Schwierigkeitsgraden Easy, Normal und Hard wählen. Der niedrigste Schwierigkeitsgrad „Easy“ entpuppt sich dabei in Wirklichkeit als jener Trainingsmodus aus Teil 1, weil dieser die Gegner zwar schwächer macht, aber das Spiel nach Stage 5 beendet und einen dazu auffordert die höheren Grade zu spielen. Wer alle 7 Stages spielen möchte, kann „Easy“ also komplett ignorieren und gleich auf den höheren Graden beginnen. Ansonsten unterscheiden sich „Normal“ und „Hard“ nur durch die Masse an Feinden, die man zu bekämpfen hat. So wird z.B. aus einer feindlichen Dreiergruppe auf Normal eine Vierergruppe auf Hard usw, Abgesehen davon, darf man im Optionsmenü abermals die Gesamtlebensenergie zwischen drei und fünf Balken regulieren. Unabhängig davon gewährt einem das Spiel aber immer nur drei Continues. Ehrensache, dass das Optionsmenü wieder Soundtests und freie Buttonbelegung zur Verfügung stellt.

Wie gehabt, darf man entscheiden ob man mit Ax Battler, Tyris Flare oder Gilius Thunderhead in die Schlacht zieht. Ax ist der ausgewogene Charakter, der sowohl mit Schwert als auch mit seiner Windmagie gut zurechtkommt. Tyris ist nicht so gut im Nahkampf, hat dafür aber ihre besonders mächtige Feuermagie. Und Gilius konzentriert sich halt auf den Nahkampf mit seiner treuen Streitaxt. Seine Erdmagie ist jedoch ebenfalls gut zu gebrauchen. Zwar ist Gilius auch in Golden Axe II wieder die beste Wahl, da man zur Wirkung der Magie nun einmal Zauberbücher sammeln muss, doch ist der Output an eben jenen Büchern dieses mal hoch genug, dass es durchaus Sinn macht auch mal mit Tyris zu spielen. Nur Ax Battler taugt als halbgare Mischung meiner Meinung nach nicht sonderlich viel.

Freilich bietet wieder jeder Charakter mehrere Levelstufen seiner Magie. Ax hat 4 Stufen und benötigt 5 Bücher für die höchste Stufe, Tyris hat 6 Stufen und benötigt 8 Bücher für die höchste Stufe, und Gilius hat 3 Stufen und benötigt 4 Bücher für die höchste Stufe. Jede Zauberstufe bietet freilich wieder ihre eigene sehenswerte Beschwörungsanimation. Neu hinzugekommen ist jedoch die Art und Weise wie die Magie eingesetzt werden kann. Das Optionsmenü bietet unter „Magic“ die Auswahl zwischen „Normal“ und „Special“. Unter Normal wirkt die Beschwörung wie im ersten Teil. Je nach Menge an Zauberbüchern, wird eben die höchstmögliche Zauberstufe per Knopfdruck losgetreten. Wählt man jedoch Special, so erhält man die Kontrolle darüber, wie viele Zauberbücher man einsetzen möchte, indem man den Zauberbutton einfach entsprechend lange gedrückt hält. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass man quasi wehrlos ist, während man den Zauberspruch auflädt. Vor allem bei Kämpfen gegen Bossgegner und ihrer Handlanger sitzt man da quälend lange Sekunden wie auf dem Präsentierteller. Dennoch eine tolle neue Option für Spieler, die größeres Interesse an diesem Aspekt des Spiels mitbringen.

Was den eigentlichen Spielablauf anbelangt, so möchte ich mich nun aber wirklich kurz fassen, denn Golden Axe II ist mehr oder weniger das selbe Spiel wie Teil 1. Das geht sogar soweit, dass man hauptsächlich gegen die gleichen Gegner kämpft. Teil 2 versucht diesen Umstand zu kaschieren, indem die Spritemodelle ausgetauscht wurden. Die fetten Riesen aus Teil 1 wurden hier etwa gegen Minotauren und die gepanzerten Ritter gegen Kopflose Rüstungen ausgewechselt. Wirklich neu wirken eigentlich nur die Echsenmenschen und die kleinen Magier. An der bescheidenen Gegner-K.I. hat man übrigens nicht geschraubt. So laufen die Gegner immer noch treudoof in Abgründe, weil sie versuchen unsere Spielfigur schnellstmöglich anzusteuern.

Auch Steuerung und Kampfabwicklung sind altbekannt. Die einzigen Neuerungen die in diesem Bereich auffallen, sind, dass geworfene Feinde in andere Gegner reinprallen können und die Charaktere neue effektivere Spezialangriffe spendiert bekamen (für einen Spezialangriff wie gehabt Angriffs- und Sprungtaste gleichzeitig drücken).

Kleinere Änderungen und sogar Verbesserungen gibt es dennoch. So wurden die kleinen Diebe aus Teil 1 gegen zu kurz geratene Schwarzmagier ausgetauscht, welche in den regulären Stages sogar etwas Gegenwehr leisten. In den altbekannten Bonusrunden ist ihre Funktion jedoch identisch zu den Dieben aus Teil 1.
Die Reittiere sind freilich abermals mit von der Partie, allerdings wurde der Laufdrache, der Feuerbälle spucken kann abgeschafft. Stattdessen taucht in der ersten Stage ein neuer, grüner Laufdrache auf, der aber im Grunde genommen nur eine schwächere, da langsamere Version des Chicken-Leg-Biests ist, welches ebenfalls in diesem Spiel vertreten ist. Das ist wieder so ein Punkt, wo man sich etwas verarscht vorkommt. Da wird eines der drei Reittiere entfernt und gegen einen billigen Abklatsch einer altbekannten Kreatur ersetzt. Da wäre es doch besser gewesen, man hätte es einfach dabei belassen, dass der Feuerball-Drache entfernt wurde, weil er eben zu überpowert war und die Spielbalance ausgehebelt hat. Aber genug gemeckert, denn es gibt ja auch einige Verbesserungen.

Im ersten Teil kritisierte ich in erster Linie zwei Dinge: Die beiden Bodenlücken, welche den Spieler kurzfristig zu einer lästigen, unangebrachten und vor allem gefährlichen Sprungeinlage zwangen, sowie den abartig schweren finalen Bosskampf, der ohne Save-Scumming-Orgien zur Erhaltung der Extraleben und Continues zum verrecken nicht zu bezwingen war. Ich mach es kurz: Beide Schwachpunkte wurden in Golden Axe II ausgemerzt. Es gibt keine Bodenlücken mehr und der finale Bossgegner, dem die gesamte siebte Stage gewidmet ist, lässt sich recht einfach bewältigen. Vielleicht sogar etwas zu einfach, wobei der Schwierigkeitsgrad ohnehin etwas verschoben wurde. Reguläre Gegner halten nun viel mehr aus als im Vorgänger. Viele Spieler meinen sogar, dass Golden Axe II deswegen das schwerere Spiel ist, was aber schlichtweg falsch ist, da ich Teil II mit Gillius sogar auf „Hard“ meistern konnte, während ich Teil 1 mit fairen Mitteln nie bezwingen konnte. Und trotzdem fühlt sich Golden Axe II für mich wesentlich unbefriedigender an als Teil 1. Es fehlt irgendwie das gewisse Etwas – und ein paar brauchbare Neuerungen sowieso! Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass ich sogar die lästigen Macken des Vorgängers vermisse, wie eben den schier unbezwingbaren Death Bringer als finalen Bossgegner. Teil 2 hat irgendwie nichts markantes zu bieten.

Grafik und Sound

Tja, was soll ich nun groß zur Grafik sagen, außer, dass sie halt fast genauso aussieht wie im ersten Teil. Das ist freilich ein großer Kritikpunkt, denn zwischen Teil 1 und 2 liegen halt auch zwei Jahre, und außerdem kam halt zwischenzeitlich das grafisch wesentlich beeindruckendere Streets of Rage heraus. Ein weiteres Problem sind auch die relativ öden Schauplätze. Wo man im Vorgänger richtig exotische Ideen hatte, wie z.B. das Geschehen auf den Rücken eines gigantischen Adlers stattfinden zu lassen, so langweilt Teil 2 mit generischen Ortschaften wie einem zerstörten Dorf, einer Tempelruine oder dem obligatorischen Schlossgemäuer. Und auch die Animationen sind so hölzern wie eh und je. Positiv zu erwähnen sind lediglich die Zaubereffekte.

Am Soundtrack habe ich dafür weniger zu kritisieren. Er mag zwar nicht ganz an die Qualität des Originals heranreichen, passt jedoch nach wie vor sehr gut zur Sword & Sorcery-Thematik. Leider hat man die Soundeffekte der Todesschreie versaut. Eigentlich gibts gar keine Schreie mehr, sondern irgendwelche unspektakulären „Urks“-Geräusche – sehr enttäuschend.

Ansonsten gibt es eigentlich nichts weiter zu sagen. Es nervt halt immer noch, dass man hier und da in die Bildschirmmitte zurücklaufen muss, weil der Screen nicht schnell genug nach vorne scrollt. Dafür sind mir dieses mal keine Bugs aufgefallen. Das Bewertungssystem, welches die Leistung des Spielers in US-Schulnoten ausdrücken soll, ist hingegen wieder genauso großer Murks wie gewohnt.

Pro & Kontra

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Pros
  • der finale Bosskampf ist nun endlich gut zu meistern (vielleicht sogar zu leicht)
  • die Jump-Einlagen des Vorgängers wurden endlich abgeschafft
  • Multiplayer Coop- und Versus-Optionen für zwei Spieler
  • bietet ein paar neue Optionen wie unterschiedliche Schwierigkeitsgrade oder direkte Kontrolle über die Zauberwirkung

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Cons
  • Grafik war schon damals hoffnungslos veraltet
  • Gegner-K.I. und -Verhalten immer noch so dusselig wie gewohnt
  • Sega hat es irgendwie geschafft die ohnehin schon dünne Story noch belangloser und liebloser herüberzubringen
  • diverse Detailmacken: Todesschreie wurden gegen lahme „Urks“-Geräusche ausgewechselt, der Feuerball-Drache fiel der Schere zum Opfer
  • Golden Axe II wirkt insgesamt wie ein unnötiger Abklatsch des Vorgängers

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Spiel Bewertung
Singleplayer
70
70
70
Multiplayer

FAZIT

Golden Axe II ist eine der unnötigsten Fortsetzungen, die ich bis dato erlebt habe. Das bedeutet keinesfalls, dass das Spiel schlecht wäre, aber wer den Vorgänger kennt, braucht sich eigentlich nicht mit dem zweiten Teil zu beschäftigen. Alles was man hier erlebt, ist im Grunde genommen alter Wein in alten Schläuchen (nein, ich habe das Sprichwort nicht verhunzt, die Aussage ist so gewollt). Eben ein typisches Geldmacherei-Produkt. Spaß kann man trotzdem damit haben. Verdammt, in einigen Dingen ist es sogar besser als der Vorgänger! Aber das Gefühl, dass man hier bloß einen unnötigen Abklatsch spielt, lässt sich definitiv nicht von der Hand weisen und ist ein stetiger, lästiger Begleiter beim zocken von Golden Axe II – schade.

- Von  Volker

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Poly

Mit meinem Bruder im Koop war es damals ein großer Spaß und daran hat sich für uns bis heute nichts geändert. Sicher steht die ganze Reihe etwas im Schatten von SoR und man darf sich von einem Sequel mehr erhoffen, aber ich möchte das Spiel nicht missen.

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