Far Cry 4 REVIEW
Bisher stand die Ego-Shooter-Reihe Far Cry immer in Verbindung mit Sonne, Strand und Inselparadies. Doch dieses Mal schickt uns Ubisoft nicht etwa wieder in ein weiteres Inselabenteuer, sondern in das eisig kalte und verschneite Kyrat. Dabei merken wir sehr schnell, dass nicht nur das Wetter und die Höhenunterschiede uns so richtig Probleme machen. Far Cry 4 zieht uns wieder schnell in seinen Bann und fesselt seine Spieler wieder für zahlreiche Stunden an die Konsole oder den PC, denn Kyrat hat so einige Geheimnisse zu bieten…
Bürgerkrieg und der durchgeknallte, aber irgendwie sympathische Pagan Min
Der Beginn der erneut fesselnden und spannenden Geschichte ist durch einige im Vorfeld veröffentlichte Trailern bereits vielen Spielern bekannt. Der junge Ajay Gale reist in den kleinen Staat Kyrat im Himalaya um dort die Asche seiner verstorbenen Mutter über den imposanten Bergen zu verstreuen. Doch diesem letzten Wunsch wird jedoch schnell ein jähes Ende gesetzt: Der Bürgerkrieg tobt in Kyrat und natürlich gelangt der unschuldige Ajay zwischen die Fronten und lernt daraufhin schnell den Anführer der Schreckensherrschaft Pagan Min kennen. Dieser lässt uns bei einem Übergriff auf einen Transport am Leben und nimmt uns in seiner Festung in Gefangenschaft. Ajay gelingt die Flucht und weil Ajay nicht nur gebürtiger Kyrater ist, sondern obendrein auch ausgeprägte Freiheits- und Gerechtigkeitsgene in sich trägt, schließt er sich der Rebellenbewegung „Goldener Pfad“ an, die bereits seit mehr als einer Dekade gegen Anführer Pagan Min, dessen Schurkenfreunde und die königliche Armee zu Felde zieht. Dies blieb bislang erfolglos, was unter anderem daran liegt, dass es selbst innerhalb des „Goldenen Pfades“ immer wieder zu Unstimmigkeiten innerhalb der Anführer kommt. Und ihr Ajay gerät zwischen die Fronten…
Far Cry 4 weiß es erneut, wie man die Spieler sehr lange beschäftigen kann und geschickt vom direkten Durchrennen der Hauptmissionen abhalten kann. So warten an jede Ecke sammelbare Gegenstände wie z.B. Kisten, Masken oder Tagebuchseiten auf uns oder wir reißen Pagan Mins Propagandaposter von Hauswänden. Ähnlich wie im Vorgänger erobern wir auch wieder Funktürme – diese werden jetzt gelegentlich auch mal von Feinden bewacht. Die größte Neuerung sind hierbei die Festungen, die sich bei Einnehmen als besonders hartnäckig erweisen. Umso mehr Hauptmissionen man im Spiel erfüllt, desto schwächer wird der Widerstand der Verteidiger. Nehmen wir Lager der Rebellen ein, so erhalten wir neue Schnellreisen und können weitere Nebenmissionen annehmen, die wir zum vollständigen Abschließen des Spiels benötigen. Diese liefern neben wertvollen Erfahrungspunkten auch immer eine große Menge Geld, welches wir sofort in neue Waffen oder sonstige Ausrüstung investieren können. Und auch die Jagd von wilden und weniger wilden Tieren wurde aus dem Vorgänger übernommen und ermöglicht uns so, den Geldbeutel oder den Beuterucksack zu vergrößern. Doch besonders die zu oft angreifenden Adler und in Massen auftauchenden Wildhunde können sehr schnell den ein oder anderen Nerv rauben.
Dank der gelegentlichen Unstimmigkeiten in den eigenen Reihen müssen wir uns in Far Cry 4 neuerdings entscheiden, ob wir die nächste Hauptmission von Amita oder eher von Sabal annehmen und erledigen wollen. Amita legt eher Wert auf die vernünftigere und oftmals den diplomatischen Vorgang, während Sabal eher die Macht und die Waffen sprechen lassen will. Ein Beispiel: Amita zieht es vor eine Heroinfabrik zu übernehmen, um damit Druck auf die Rebellen ausüben zu können, während Sabal es vorzieht, diese komplett zu zerstören, damit der Royal Army eine wichtige Einnahmequelle flöten geht. Haben wir uns für eine der beiden Seite entschieden, so können wir zu einem späteren Zeitpunkt uns wieder neu entscheiden und müssen nicht immer wieder Aufträge bei der selben Person annehmen. Und auch wenn diese Idee generell eine sehr gelungene ist, so fallen die Auswirkungen der Entscheidungen doch etwas mau ist – es gibt einfach keine. Selbst nach Abschluss des Spiels stellen wir beim Weiterspielen nicht fest, welches Auswirkungen unsere Taten auf Kyrat und seine Herrschaft haben – sehr schade. Doch dies schmälert die Leistung der sonst starken Story nur sehr wenig.
Die beiden Hauptcharaktere Amita und Sabal bleiben allerdings nicht unsere einzigen Auftraggeber: Teils vorgeschrieben, teils optional treiben wir uns unter anderem auch noch für den irren Waffenhändler Longinus und für die nicht minder irren Junkies Yogi und Reggie in Kyrat herum. Selbst die Tatsache, dass sie uns mit Drogen vollpumpen und uns wilden Tieren und schießwütigen Spinnern in einer Arena vorwerfen, hält uns nicht davon ab, die beiden immer wieder aufzusuchen, um neue Aufträge anzunehmen. Für die sogenannte „Kyrat Fashion Week“ jagen wir besondere Tiere, welche wir zum Herstellen für die letzte Stufe der Ausrüstung benötigen.
In den großen Einsätzen entkommen wir im Delirium aus einem Gefängnis und wissen die ganze Zeit nicht, ob wir nur träumen oder wirklich von einem bösen Geist bedroht werden, wir kämpfen uns mit einem weißen Tiger durch das mythische und malerische Shangri-La, wir retten in einer tollen Schleichmission vier Geiseln vor dem sicheren Foltertod und bestehlen im Anschluss auch noch den Lagerboss, wir besiegen einen Dämon mit Pfeil und Bogen und verfolgen in einem Wingsuit eine fliegende Cessna. Ganz genau diese Abwechslung macht Far Cry 4 so einzigartig.
In spielerischer Hinsicht hat sich nicht sonderlich viel geändert zu dem brillanten Vorgänger aus dem Sonnenparadies. Wir haben bei dem Großteil der Missionen weiterhin die Wahl, ob wir eher leise, hinterlistig und ohne den Alarm auszulösen vorgehen wollen oder lieber mit gezogener Waffe ein Lager erstürmen. Besonders bei der Einnahme von feindlichen Lagern eignen sich drei weitere Neuerungen des Spiels besonders gut. Neuerdings können wir uns außerhalb von Hauptmissionen Schützenhilfe vom „Goldenen Pfad“ rufen. Der Aushilfsrebelle ist uns dabei eine gute Hilfe, allerdings ist ein leises Vorgehen damit aber schnell Geschichte. Wurde der Alarm erst einmal ausgelöst, so rücken uns zahlreiche Wachen auf die Pelle – neuerdings auch aus der Luft mit Helikopter. Ein weiterer Helfer bei dem Einnehmen von Rebellenlagern ist ein tierischer Freund – ein Elefant. Diese können wir in Far Cry 4 reiten und auf ihrem Rücken in den Kampf ziehen. Wir können von dem Rückens des Tiers auf die Feinde schießen oder selbst den Rüssel als Waffe einsetzen. Dabei hält der Dickhäuter so einiges an Kugeln und Schaden aus und macht ihn damit zu einer sehr mächtigen „Waffe“ im Kampf um die wichtigen Lager. Außerdem gibt jeder Kill mit dem Rüsseltier 30XP, statt 10XP bei einem normalen Kill. Die dritte wichtige Neuerung hat auch etwas mit Tieren zu tun: Es ist dem Spieler nun möglich, durch Auswerfen von fleischigen Ködern Raubtiere anzulocken. Die dadurch angelockten Tiger oder Bären greifen dann wahllos im Umkreis patrouillierende Wachen an und stecken ebenfalls die ein oder andere Kugel locker weg. Wir bleiben dabei unbemerkt und können die tierische Ablenkung geschickt zu unserem Vorteil nutzen. Durch diese drei spielerischen Neuerungen ermöglichen sich so einige neue taktische Möglichkeiten, auf die sehr gerne zurückgreifen.
Neben den ganzen Gefechten gibt es auch in Far Cry 4 wieder so einiges zu entdecken und zu sammeln. Durch ein ? Gekennzeichnete Gebiete warten auf unser Entdecken und die ein oder andere knifflig versteckte Kiste will von uns geöffnet werden. Doch leider ist es mit den Beutekisten ähnlich wie im Vorgänger – diese sind ziemlich unattraktiv zu sammeln. Ein alter Porno, ein Kondom oder eine Anti-Baby-Pille – die Beutekisten oder aber auch die geplünderten Leichen der Rebellen bieten leider oft nur Schrott, allerdings wertvollen Schrott. Denn die Händler (oder auch die Waffenschränke im Versteck) im Spiel, die nun nicht mehr nur in den Dörfern zu finden sind, zahlen selbst für ein Pornomagazin ordentlich Rupien. Dieses dadurch gewonnene Geld stecken wir erneut in Waffen und deren Aufsätze. Die Auswahl der Waffen ist noch einmal umfangreicher und abwechslungsreicher wie noch in Far Cry 3. Vom Automatikgewehr über Schrotflinte bis hin zu exotischen Wummen wie einer Panzerfaust oder einem Flammenwerfer hat das Waffenarsenal für jeden Spieler das Richtige auf Lager. Und natürlich darf auch der beliebte Bogen zur Jagd nicht fehlen. Ein Wildtier, das per Pfeil und Bogen oder mit dem Messer erlegt wird, wirft die doppele Menge an Fellen ab, welche sehr wichtig für unsere Ausrüstung sind.
Eine weitere nützliche Neuerung ist der Gyrokopter mit dessen Hilfe man größere Distanzen schnell überwinden kann. Weite Strecken überbrücken? Ja ! Große Höhen überwinden? Nein ! Denn der Gyrokopter schafft nur eine vorgeschriebene Höhe und dies reicht gerade einmal für kleinere Hügel aus, größere Berge müssen weiterhin auf den eigenen zwei Beinen bestiegen werden. Mit der Kletterausrüstung, welche wir an vorgegebenen Stellen benutzen können, erreichen wir in Windeseile die höchsten Berge des Spiels und entdecken in Höhlen neue Gebiete und sammelbare Objekte. Und auch bei den Fahrzeugen gibt es mit der Fahrhilfe eine coole sowie nützliche Neuerung. Mit einem Druck auf den R3-Stick steuert unser Fahrzeug automatisch weiter und wir können in Ruhe unsere Verfolger aufs Korn nehmen. Dies erleichtert das Schießen während Fahrmissionen enorm. Und auch der Radiomoderator von Kyrats freiem Piratensender lockert die Fahrt mit unterhaltsamen Sprüchen auf und nimmt dabei besonders Pagan Mins Modegeschmack auf die Schippe – nicht zu unrecht.
Technisch auf dem Gipfel der Berge
Far Cry 4 hat den Sprung auf die Next-Gen-Konsole sehr erfolgreich gemeistert. Kyrat sieht optisch einfach nur wunderschön aus und hinterlässt auf technischer Seite einen einwandfreien Eindruck. Die Charaktere sind detailreich animiert und die beeindruckende Fernsicht überzeugt besonders auf der Spitze eines Gipfels oder während eines Fluges mit dem Gyrokopter. Die Flora und Fauna weiß ebenso zu überschätzen wie die wirklich tollen Schneegebiete im Norden der gewohnt großen Karte oder während der Himalaya-Mission.
Wie gewohnt gibt es von Ubisoft auch wieder klangtechnisch das ein oder andere Highlight. Der Soundtrack wechselt zwischen Rock,indische Popmusik, Märsche oder Elektroklänge, perfekt abgestimmt auf die jeweilige Spielszene die passende Untermalung. Und durch die sehr gelungene deutsche Synchronisation der Charaktere wirken eben jene erst so realistisch und lassen sie authentisch wirken. Besonders Pagan Min wirkt dabei wieder wie ein total durchgeknallter Anführer.
Und auch der Multiplayer bzw. Koop-Modus im Far Cry 4 bringt eine grundlegende Änderung mit sich. Anders als noch in Far Cry 3 als man mit Freunden nur in externen Missionen unterwegs war, lässt sich der Koop-Modus ganz normal in Kyrat spielen. Bis auf die Hauptmissionen lassen sich alle Nebentätigkeiten gemeinsam mit einem Freund meistern. Besonders das Einnehmen der knackigen Festungen macht gemeinsam mit einem Kumpel einfach mehr Spaß, auch wenn der Schwierigkeitsgrad durch die Hilfe nicht nach oben ansteigt. Dadurch ist der Kampf um die Festungen zwar kinderleicht, Spaß macht das Ganze allerdings dennoch.
Der Multiplayer-Modus bietet einen Kampf zweier asymmetrischer Teams auf verschiedenen Karten. Dabei wird man besonders durch Ränge und freischaltbare Gegenstände motiviert, auch wenn der Kampf der beiden Teams leicht mit Balanceproblemen zu kämpfen hat. Das Team der Schützen mit Pfeil und Bogen ist dem gegnerischen Team deutlich überlegen, da ein platzierter Schuss mit dem Bogen bereits tödlich ist und diese sich in der Hocke sehr gut in der Umgebung verstecken können, womit sie für Feinde fast unsichtbar sind. Dennoch macht der Multiplayer-Modus für einige Runden Spaß und sorgt für diverse unterhaltsame Stunden.
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