Etherium REVIEW

Echtzeitstrategie und ein im Weltall angesiedeltes Setting – allein diese Begriffskombination ruft bei vielen Spielern schöne Erinnerungen an einen ganz bestimmten Titel hervor. Doch um StarCraft soll es heute nicht einmal gehen. Etherium heißt das Spiel von Tindalos, das vom Spieler strategisches Geschick im Weltraumsetting verlangen will. Dass StarCraft als Referenz bereits zu Beginn genannt wurde, ist allerdings kein Zufall: Die Messlatte für einen solchen Titel wie Etherium könnte nämlich kaum höher sein. Wie sich das Spiel dabei schlägt, erfahrt ihr im Test.

Kampf um Etherium

Etherium4

Titelgebend ist der zentrale Rohstoff im Spiel mit dem Namen Etherium, der offenbar noch nicht allzu sorgfältig erforscht wurde. Um diesen streiten sich die Fraktionen Konsortium, Intari und die Vektiden – teils menschlichen, teils außerirdischen Ursprungs. Die Jagd nach dem Etherium dient dabei zwar als zentrales Handlungsgerüst, hier und da erzählt in einigen Standbildern, doch in der Praxis spielt sie nicht die zentrale Rolle, die man zunächst dahinter vermuten könnte – am Ende ist die Echtzeitstrategie primäres Element.

Das Prinzip eines Echtzeitstrategiespiels dürfte weitestgehend bekannt sein, weshalb ich dieses wohl auch in aller Kürze halten kann: Ihr und euer Gegner verfügt über eine Basis, die einer der Fraktionen zugehörig ist, und versucht, militärisch und wirtschaftlich gegenüber euren Gegnern die Oberhand zu gewinnen, um sie letztlich von der Karte zu fegen. Dafür stehen euch unterschiedliche Einheiten, Technologien und strategische Kniffe zur Verfügung.

Viel interessanter ist es wohl, auf die Einzelheiten bzw. Besonderheiten Etheriums einzugehen. Beispielsweise spielt ihr nicht auf einer offenen Karte, auf der Spieler an beliebigen Stellen verschiedene Gebäude errichten können, sondern das Gameplay lässt sich eher als eine Art Mischung aus Echtzeitstrategie und dem Brettspielklassiker Risiko verstehen: Jede Map ist in einzelne Teilgebiete gegliedert, auf denen ein Spieler jeweils eine Kolonie oder einen Außenposten errichten kann. Diese Gebäude sowie die Basis, die jedem von Beginn an zur Verfügung steht, haben dann bestimmte energetische Kapazitäten, die sich etwa dazu nutzen lassen, um neue Technologien zu erforschen, Reparaturstationen für beschädigte Einheiten zu errichten oder die maximal mögliche Anzahl befehligter Einheiten zu erhöhen. Da die meisten Funktionen eines Strategiespiels also hiervon übernommen werden, lassen sich außer Türmen zum Schutz der einzelnen Gebiete keine weiteren Gebäude errichten. Ebenso logisch leitet sich zudem ab, dass der Spieler möglichst viele Gebiete kontrollieren sollte, um somit mehr Möglichkeiten zu haben, wirtschaftlich besser aufgestellt zu sein und damit auch schneller eine größere militärische Macht erreichen zu können.

Schachzüge auf verschiedenen Planeten

Etherium3

Schnell habt ihr eure ersten Kolonien und Außenposten errichtet, die nach kurzer Zeit auch schon unter Beschuss stehen – denn allzu lange dauert es nicht, bis Etherium Fahrt aufnimmt und die ersten Schusswechsel stattfinden. Bleibt die Frage, wie es um den strategischen Tiefgang bestellt ist.

Erfreulicherweise stehen ausreichend Einheiten – unterteilt in Infanterie, Fahrzeuge und Lufteinheiten – zur Verfügung, die alle ihre jeweiligen Stärken und Schwächen im Gefecht haben. Mithilfe der so genannten Befehlspunkte, die ein jeder Spieler hat, lassen sich außerdem zusätzliche Aktionen ausführen, die ihm hilfreich sein können. Auch die unterschiedlichen Planeten, die als Schauplätze der Kämpfe dienen, beeinflussen durch Wettergeschehen und Geländeeigenschaften das Geschehen und erfordern zusätzliches taktisches Geschick. Hinzu kommen drei unterschiedliche Nebenfraktionen, die auf manchen Planeten angesiedelt sind und die sich durch Diplomatie auf eure Seite ziehen lassen können, sofern ihr eure energetischen Ressourcen dafür hergeben wollt. Möglichkeiten bietet Etherium also genug.

Inwieweit der Spieler von diesen Gebrauch machen sollte, steht hingegen auf einem anderen Blatt. Ob er nun stärker auf eine früh fortgeschrittene Technologie setzt oder auf massenhafte Infanterie: Am Ende bleibt es meist dabei, zumindest in Gefechten gegen die KI, hinter eigenen Türmen Einheiten anzusammeln und am Ende mit einem konzentrierten Schlag das Herrschaftsgebiet des Gegners zu überfallen. Auf dem Weg dorthin passiert zwar noch das ein oder andere, was den Spieler fordert, doch das grundlegende Prinzip ähnelt sich bei jedem Spiel doch sehr.

Dieser kleine Makel darf allerdings nicht über das rundum gut gemachte und ausbalancierte Gameplay hinwegtäuschen. Wenngleich die Unterschiede zwischen den einzelnen Fraktionen marginal sind: Die Einheiten und verschiedenen Möglichkeiten, die dem Spieler zur Verfügung stehen, sind mehr als ausreichend. Dadurch bietet Etherium zufriedenstellende taktische Tiefe.

Langzeitmotivation und Präsentation

Bis zu dieser Stelle sollte deutlich geworden sein: Etherium macht mit seinem Gameplay alles mindestens sehr solide und erweist sich als durchaus spaßig. Allerdings stellt sich die Frage, wie das auf Dauer aussehen wird.

Es ist zu bezweifeln, dass Etherium dauerhaft motivieren kann und Spieler langfristig bei der Stange hält. Dafür verantwortlich ist die mangelnde Vielfalt der einzelnen Modi. Neben einer einfachen Einzelschlacht stehen der Online-Modus sowie der Eroberungsmodus zur Verfügung. Letzterer spielt sich in einem ganzen Sonnensystem ab, in dem ihr mit den beiden konkurrierenden Fraktionen um Planeten, Technologien und Etherium-Vorräte kämpft und dafür dann Siegpunkte erhaltet. Das bringt zu Beginn Abwechslung in das ganze Geschehen, nutzt sich allerdings auch recht schnell ab. Zu bemängeln ist hierbei außerdem die Tatsache, dass im Eroberungsmodus nicht während eines Gefechtes gespeichert werden kann. Zudem ist das Spiel in diesem Modus immer wieder abgestürzt.

Langfristig kann daher allenfalls der Online-Modus dauerhaft motivieren. Ob und inwieweit, bleibt jedoch wieder fraglich – dazu ähneln sich die einzelnen Matches dann vielleicht doch wieder zu sehr. In Sachen Langzeitmotivation haben andere Genrevertreter darum die Nase vorn.

Zumindest skeptisch betrachtet werden muss auch die Präsentation. Als Schwäche ist sie zwar keineswegs anzusehen, doch mit ihrem eher schlichten Stil gewinnt sie auch kaum einen Blumentopf. Da darf man sich auch nicht von den kursierenden Screenshots täuschen lassen, die meist ein anderes Bild abgeben als das, welches im tatsächlichen Gameplay in der Regel zu sehen ist. Die Musik hingegen passt gut zum Geschehen; Abzüge mit Blick auf die akustische Untermalung gibt es dann jedoch wieder für die nur in englischer Sprachausgabe verfügbaren und sich schnell wiederholenden Textzeilen der Einheiten.

Facebook
Twitter
Spiel Bewertung
Singleplayer
70
73
75
Multiplayer

FAZIT

Eigentlich ist es ein bisschen schade, dass ich keine richtig gute Wertung für Etherium vergeben kann, denn ich hatte wirklich meinen Spaß mit dem Spiel. Allerdings wird hier auch nichts Halbes und nichts Ganzes geboten - Etherium wirkt wie der Zwischenweg zwischen einem Tablet– oder Smartphone-Strategiespiel für wenige Euro und einem Vollpreis-Blockbuster wie das eingangs erwähnte StarCraft, das preislich dann in einer höheren Liga spielt. Daher ist allerdings auch zu befürchten, dass das Spiel schnell im Videospiele-Nirvana angelangt, weil es mit seinem Mittelweg keine Spielergruppe ganz direkt anspricht. Das wäre dann aber auch schon wieder allzu schade, denn trotz gelegentlicher Probleme und fraglicher Langzeitmotivation macht Etherium viel zu viel gut und richtig, als dass es so etwas verdient hätte.

- Von  Roman

MS Windows

Etherium REVIEW

USK 12 PEGI 12

Das könnte dir auch gefallen

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen

Partner: