Elite Dangerous Odyssey REVIEW
Odyssey, das neue Update für Elite Dangerous, ist endlich da. Lange mussten wir auf das, von der Community oftmals als „Space Legs“-bezeichnete, Feature warten. Jetzt können Spieler endlich ihre Schiffe verlassen, selbst Fuß auf eine Vielzahl von Planeten setzen und die erste Mondlandung nachspielen. Dennoch fallen die Nutzer-Reviews in den ersten Tagen durchwachsen aus. Was dahinter steckt und wie sich Elite Dangerous Odyssey im Alltagstest schlägt, erfahrt ihr im folgenden Review.
Der Mann auf dem Mond
Odyssey beginnt für alle Spieler ohne Umwege mit einer kurzen Tutorial-Mission, welche die neuen Gameplay-Elemente im Schnelldurchlauf erläutert. Das gilt sowohl für Neulinge als auch langjährige Fans von Elite Dangerous.
Junge, Junge! Ist das aufregend, nach all den Jahren des Wartens endlich einen Fuß auf die Planetenoberflächen setzen zu können. Besonders als langjähriger Spieler fühlt man sich wie Neil Armstrong, der sich nach jahrelanger Vorbereitung endlich als erster Mann auf dem Mond feiern kann. Bereits in dieser ersten Mission darf man die verschlossenen Türen einer Mondbasis mit dem Plasma-Cutter öffnen, neuartige Materialien sammeln und den ersten Kampf gegen Bodentruppen bestreiten. Die Freude könnte kaum größer sein, als man dann voller Stolz das Shuttle zur nächsten Raumstation betritt und erfolgreich seine erste Bodenmission abgeschlossen hat. Auch, wenn es nur das Tutorial war.
Und dann? Nun, man erwacht an derselben Station, an der man sich Tage zuvor ausgeloggt hat. Mit dem feinen Unterschied, dass man den Hangar nun auch zu Fuß betreten und sich in einer neuen Lobby herumtreiben darf. Hier warten neue Aufträge (vorrangig Missionen auf Planentenoberflächen), unbekannte Ausrüstungshändler und ein innovativer Shuttle-Service. Für neue Spieler beginnt an dieser Stelle der Grind aus dem Anfängergebiet bis zum ersten brauchbaren Schiff. Wer das schon hinter sich hat, dem steht die Welt von Elite Dangerous nun grenzenlos offen, wie man es schon seit jeher kennt.
Da Elite einem nichts vor die Füße wirft und man neuen Content stets selbst erforschen muss, führt der erste Weg direkt zum Terminal. Also kurzerhand die erstbeste Mission angenommen (Besiege X Piraten auf einer Mondbasis), den ersten Anzug plus Waffen beim Waffenhändler besorgt und ab geht die Post. An der Basis angekommen, war die Mission nach knapp 15 Sekunden auch schon wieder gelaufen, da ich in meinem Übermut freudig hineinspaziert bin und von knapp sieben Piraten in Windeseile zu Kleinholz geschossen wurde. Mission gescheitert! Also Respawn am Schiff und wieder alles auf Anfang. Wieder führt der ganze Weg zurück zu einer Raumstation, dort eine Mission angenommen und das ganze Spiel von vorne. Tja, das ist Elite Dangerous.
Doch wie spielt sich Odyssey nun? Kurzgesagt, durchwachsen. Als altgedienter Spieler freut man sich zuerst zwar, dass man das große Universum nun auch endlich zu Fuß erleben darf, die anfängliche Begeisterung klingt aber recht schnell ab und man stoßt sich an vielen Ecken und Kanten. Da wäre zum Beispiel das neue Benutzer-Interface, welches vielen Fans sauer aufstößt. Überladen und unhandlich wirkt es mit seinen großen, unübersichtlichen Panels und der viel zu kleinen Schrift. Außerdem agieren die Menüs überaus träge. Dann wären da noch die neu genierten Planenten. Wo auf Monden früher richtige Berge und Täler zu finden waren, erstrecken sich nun weite flache Ebenen mit vereinzelten Hügeln. Man hat die Vielseitigkeit der Himmelskörper also gegen einen Einheitsbrei eingetauscht, nur, um problemlos darauf laufen zu können.
Schritte in Richtung Star Citizen
Das neue Shooter-Gameplay selbst fühlt sich sehr atmosphärisch an. Es macht dazu eine Menge Spaß, wenn man, nur mit einem Schweißbrenner bewaffnet, auf der Suche nach Loot, durch eine verlassene Basis läuft. Im Schein der Taschenlampe dabei von Piraten entdeckt zu werden, vermittelt einem das Gefühl, als sei man ein echter Weltraumabenteurer. Die Kämpfe, die man zu Fuß bestreitet, fallen recht fordernd aus. Feinde attackieren oft als Gruppe und umlaufen auch mal die eigene Deckung. Beim Waffenarsenal darf man auf diverse Laser-, Plasma- und Kinetikwaffen zurückgreifen, die alle ihre speziellen Einsatzbedingungen haben. Mit dem Loot, den man dabei findet, lassen sich Waffen sowie Anzüge in mehreren Stufen upgraden. Also ähnlich dem Engineering für Raumschiffe, das man bereits aus dem Hauptspiel kennt.
Und dennoch bleibt Elite Dangerous was es immer schon war, ein gefühlt endloser Grind. Damit macht auch Odyssey seinem Namen alle Ehre, denn bis man sich entsprechende Upgrades für seine Ausrüstung zusammengestellt hat, können Wochen vergehen. Wer glaubt, nach 20 oder 30 Stunden schon alles gesehen zu haben, wird feststellen, dass die Mühlen im Elite-Universum sehr langsam mahlen. Darauf muss man sich als Spieler definitiv einlassen können. Die neuen Features bringen frischen Wind in den Alltag des Elite-Universums, wirken aber eher ergänzend zu dem, was man bereits kennt. Das Rad wird hier definitiv nicht neu erfunden.
Das neue Kapitel der Weltraumsimulation macht einiges richtig, ist an vielen Stellen aber noch ausbaufähig. Gerade, wenn man sich das Crew-Feature anschaut. Bis jetzt ist es nur möglich, NPCs in Fighter zu stecken, die dann mit einem zusammen kämpfen. Es wäre toll, wenn man sich auch eine Boden-Crew zusammenstellen könnte, mit der man dann zu Fuß Oberflächen erkunden und Piraten bekämpfen kann. Leider ist das derzeit ebenso wenig möglich, wie auf dem eigenen Schiff herumzulaufen. Unterm Strich geht man bei Frontier Developments in Sachen Gameplay in die richtige Richtung und nähert sich damit mehr dem großen Konkurrenten Star Citizen an.
Spieler zweiter Klasse
Kommen wir nun nach dem Lob in Sachen Gameplay und Atmosphäre zu den wohl größten Kritikpunkten. Odyssey spielt sich mit seinem neuen Interface sowie den neuen Features nicht nur wie ein „neues“ Spiel, sondern ist es praktisch auch. Es ist derzeit nämlich nicht möglich, als Besitzer von Odyssey mit Spielern, die nur das Hauptspiel besitzen, auf demselben Server zusammenspielen. Dazu muss man das Game jedes Mal beenden, um zu Horizons zurück zu wechseln. Damit spaltet Frontier die Community aktuell in zwei Lager. Denn wer nur das Hauptspiel besitzt, bekommt derzeit weder die grafischen Updates noch das neue Interface und auch nicht die neu generierten Planetenoberflächen. Später sollen diese Features zwar auch für Spieler der Basisversion nachgereicht werden, aber eben „später“.
Wer sich Odyssey also noch nicht holt, wird in gewisser Weise stiefmütterlich behandelt. Vielleicht sogar als Spieler zweiter Klasse. Sollte man sich das neue Addon also jetzt schon kaufen oder besser noch warten? Wer nicht unbedingt selbst schon über Mondlandschaften laufen möchte, sollte sich besser noch einige Wochen gedulden. Gerade neuere Spieler können mit Odyssey vermutlich eher wenig anfangen und sollten sich erst mit dem Hauptspiel vertraut machen und herausfinden, wie gut sie mit dem „grind-intensiven“ Spielprinzip zurechtkommen.
Technik
Aus technischer Sicht war der Launch von Elite Dangerous Odyssey eine wahre Odyssee. Spieler berichteten in den Tagen nach Release von starken Verbindungsproblemen zu den Servern. Genau diese Probleme zeigten sich auch während des Tests. Außerdem klagen viele Spieler über teils schwerwiegende Bugs und schlechte Performance. Ein erster Patch ist bereits erschienen, der kümmert sich jedoch nur um die Spitze des Eisbergs. Den Entwicklern sind viele dieser Problematiken bereits bekannt, welche in „nächster“ Zeit behoben werden sollen. Sogar eine Roadmap, wann welche Bugs in Angriff genommen werden, ist bereits in Arbeit.
Abseits der genannten Komplikationen hat sich technisch aber dennoch so einiges getan. Grafisch hat man an einigen Schrauben gedreht und den Detailgrad etwas angehoben. Das schlägt sich natürlich auf die Performance nieder und so verliert man im Vergleich zu Horizons etwa 20 bis 30 Prozent an FPS. Wer noch über ältere Hardware verfügt, sollte das im Hinterkopf behalten. Denn entgegen der anfänglichen Behauptung, die Hardwareanforderungen würden nicht steigen, verschlingt das neue Addon doch mehr Systemleistung. Auch wirkt Elite Dangerous optisch nun viel kontrastreicher, was nicht immer gut ankommt. So ist man in Dunkelheit nun stärker auf Scheinwerfer und Nachtsichtgeräte angewiesen.
In puncto Sound war Elite Dangerous schon immer sehr gut. Das setzt sich auch bei Odyssey fort. Der Soundtrack ist sehr futuristisch und vor allem die Soundeffekte wissen zu überzeugen. Gerade in hektischen Bodenkämpfen oder wenn die Energie des Raumanzugs sich dem Ende neigt und alles nur mehr sehr dumpf erklingt, fühlt man sich akustisch richtig in das Geschehen hineingezogen. Am Klangbild der Raumschiffe scheint sich im Vergleich zum Hauptspiel indes nichts verändert zu haben.
Bei der Steuerung hat man als Spieler die Qual der Wahl. Entweder Maus + Tastatur, Gamepad oder doch Joystick. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Aber glücklicherweise kann untereinander kombiniert werden. So darf man sein Raumschiff via Joystick steuern, während man bei Aufträgen zu Fuß, in guter alter Shooter-Manier, auf Maus + Tastatur zurückgreift. Einzig der fliegende Wechsel zwischen den Eingabemethoden scheint noch nicht reibungslos zu funktionieren. Vor dem Addon war das noch ohne Weiteres möglich.
Pro & Kontra
- Tolle Atmosphäre
- Guter Umfang
- Space Legs
- Forderndes Gameplay
- Technische Probleme
- Spaltung der Community
- Hoher Preis (35 Euro)
- Nicht einsteigerfreundlich