Electrician Simulator REVIEW
Der September war ein guter Monat für alle Fans von Simulatoren. So wartet mit dem Electrician Simulator schon die nächste Arbeitssimulation auf Freunde virtueller Unterhaltung. Hier gilt es, wie der Name schon vermuten lässt, dem Handwerk des Elektrikers nachzugehen. Die Entwickler versprechen diverse Aufträge rund um Elektroinstallationen und sogar Reparaturen von Elektrogeräten sollen möglich sein. Wie gut das den Entwicklern des polnischen Take IT Studio! gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test zur PC-Version vom Electrician Simulator.
Alles begann in der Garage
Wie schon manch andere Arbeitssimulation beginnt auch der Electrician Simulator in der eigenen Garage. In der kleinen Garage, eines Apartments, das man nach dem Auszug aus dem Elternhaus bezieht. Durch die Investition in ein Eigenheim ist das Bankkonto natürlich leer und frisches Geld muss her. Die Lösung ist die Selbstständigkeit als Elektriker. Also kurzerhand Werkzeug, Material sowie eine Werkbank bestellt und ab geht’s!
Im Internet kann man bekanntlich alles lernen und so absolviert man in den ersten Spielstunden eine Reihe an Tutorials in Form von Ingame-VR-Prüfungen. Darin lernt man das Basiswissen, welches man braucht, um Elektroinstallationen durchzuführen. Dementsprechend lernt man, Steckdosen und Lichtschalter zu montieren, ebenso wie Arbeiten am Sicherungskasten und die Verlegung von Leitungen. Beim Werkzeug beschränkt man sich auf das Nötigste – Schraubendreher und Phasenprüfer. Hat man sich durch die Lektionen des Tutorials gekämpft, kann der erste „echte“ Auftrag kommen.
Die Aufträge von Kunden, die man bequem über den Laptop annehmen kann, beinhalten natürlich immer spezielle Wünsche. Der eine Kunde möchte, dass für ihn neue Lampen installiert werden, wieder ein anderer will alle Lampen entfernt haben und in völliger Dunkelheit leben. Es sind also durchaus sehr humorvolle Aufgaben dabei. Meistens laufen die Aufträge aber nach einem sehr ähnlichen Schema ab.
Der Alltag eines durchschnittlichen Elektrikers
Hat man sich für einen Auftrag entschieden, gestaltet sich der restliche Ablauf die meiste Zeit sehr ähnlich. Man kauft online noch das benötigte Material, schwingt sich in sein Auto und fährt damit direkt zum Kunden. Dort angekommen, setzt man je nach Auftrag Dosen, in die später Lichtschalter oder Steckdosen eingesetzt werden, baut Sicherungen ein und verlegt Leitungen. Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, schließt man besagte Lichtschalter oder Steckdosen an, setzt Glühbirnen ein und steckt Endgeräte an. Prinzipiell alles, was man als durchschnittlicher Elektriker so macht.
Je nach Job sind natürlich unterschiedliche Dinge zu erledigen. Manchmal müssen einfach nur Glühbirnen gewechselt oder Steckdosen richtig angeschlossen werden. Dabei ist stets darauf zu achten, dass man ausreichend Material mitnimmt, denn vor Ort kann dann nicht mehr nachbestellt werden. Das bringt uns auch schon zum ersten Kritikpunkt. Warum lässt sich auf der Baustelle kein Material nachbestellen, außer wenn in einem Raum zufällig ein PC steht? Das sorgt oft für Frustmomente, wenn man sich bei der Verkabelung extra Mühe gibt, alles schön parallel verlegen möchte und am Ende 2 Meter Kabel fehlen. Dann hat man die Wahl, den restlichen Auftrag abzubrechen und nach Hause zu fahren, um mehr Material zu besorgen oder man reißt die ganze Verkabelung wieder ab und verlegt alles neu. Wenn man die Baustelle nämlich vorzeitig verlässt, gilt der aktuelle Job als gescheitert.
Es sind gerade diese Kleinigkeiten, die dem Electrician Simulator den Spielspaß rauben. Zusätzlich fehlt es dem Simulator auf längere Sicht einfach an Content. Man kann insgesamt auf 30 bis 40 Aufträge zurückgreifen, die sich allesamt sehr ähnlich gestalten und sich auf eine Handvoll Tätigkeiten beschränken. Könnte man zum Beispiel Kabelkanäle an den Wänden befestigen oder Drehstromdosen für Küche und Co. installieren, hätte man zumindest wieder etwas mehr Abwechslung. Ebenso fehlen Details wie die maximale Belastung von einzelnen Sicherungen. Bei einigen Aufträgen soll man zwar mehrere Sicherungen installieren, kann dann aber jegliche Leitungen auf eine einzelne Sicherung klemmen.
Nebenher Altgeräte reparieren
Als Abwechslung zu den üblichen Elektroinstallationen und als zweites Standbein kann man außerdem Reparaturen an Elektrogeräten durchführen. Das reicht von Gamepads über Toaster bis hin zu Rauchmeldern. Wie bei den klassischen Aufträgen gestaltet sich auch bei den Reparatur-Jobs der Ablauf im Kern immer gleich. Man zerlegt ein defektes Gerät Stück für Stück und macht sich auf die Suche nach dem defekten Bauteil. Ist es gefunden, wird es gegen einen kleinen Aufpreis ausgetauscht. Somit kann das Gerät wieder zusammengebaut und an den Kunden zurückgesendet werden.
Manche Reparaturen sind aber auch etwas anspruchsvoller. Da stößt man auf rostige Schrauben, die vorher mit dem guten alten WD40 eingesprüht werden müssen. Oder auch auf defekte Platinen. Hierbei müssen alle Bauteile mit dem Multimeter auf Kurzschlüsse getestet werden und das defekte Bauteil dann erst ausgelötet werden, bevor es getauscht werden kann. Gerade diese Kleinigkeiten bereiten den größten Spaß im Spiel.
Für jeden abgeschlossenen Job bekommt man Geld, um sich mehr Material und Ausrüstung zu kaufen sowie Erfahrungspunkte. Nun stellt sich die berechtige Frage, was man mit den Erfahrungspunkten nun anstellen kann. Gute Frage, denn man steigt zwar mit der Zeit im Level auf, bekommt dafür aber keine Boni oder neue Ausrüstung. Sein hart verdientes Geld ist auch irgendwie schwer auszugeben, denn verbesserte Ausrüstung gibt es nicht wirklich. Lediglich die eigene Wohnung kann man einrichten, neue Beleuchtungen montieren und Deko platzieren. Da man die meiste Zeit entweder in der Garage Geräte repariert oder beim Kunden Lampen anschließt, ist die Dekoration aber eigentlich ziemlich irrelevant.
Repetitive Aufgaben und zu wenig Content
Grundsätzlich handelt es sich beim Electrician Simulator um eine solide Alltagssimulation für zwischendurch. Doch warum kann der Simulator am Ende vielleicht nicht ganz überzeugen? Nun, es fehlt an vielen Stellen einfach der nötige Feinschliff. Viele Aufträge bieten zu wenig Abwechslung, um auf lange Sicht zu motivieren. Zusätzlich sind Missionsbeschreibungen oft nicht ganz eindeutig, wodurch man dann nicht genau weiß, was als Nächstes zu tun ist. Das ist unter anderem auf eine teils fehlerhafte Übersetzung zurückzuführen. Natürlich ist es für kleine Entwickler nicht einfach, ihre Spiele für den internationalen Markt anzupassen, aber nach der doch recht erfolgreichen Beta vor einigen Monaten, hätte man auch auf die Hilfe der Community setzen können.
Das bringt uns auch schon zum nächsten Punkt, dem fehlenden Content. Der eine oder andere zusätzliche Auftrag, gerade bei den Reparatur-Jobs, hätte dem Gesamtgefüge durchaus gutgetan. Zusätzlich fühlt sich der Electrician Simulator etwa beim Shop im Spiel furchtbar leer an. Vier Werkzeuge, von denen drei Schraubendreher sind und nur eine Reihe an Lampen, Sicherungen und Steckdosen, sind einfach zu wenig. Wo sind Drehstromanschlüsse, Kabelkanäle oder auch andere Arten von Leitungen? Vielleicht könnte man sogar in Richtung Netzwerktechnik gehen, Netzwerkkabel verlegen oder Smart-Home-Komponenten verbauen. Aber das bleibt wohl alles ein Wunschdenken, zumindest vorerst.
Wirklich schade, dass der Electrician Simulator am Ende am Gesamtumfang und mangelnder Abwechslung beim Gameplay scheitert. Gerade die Beta/Demo war sehr vielversprechend. Nun scheint sich aber seit der Testphase nicht mehr allzu viel getan zu haben. Stellenweise hat man sogar das Gefühl, eine Demo zu spielen. Da kann man nur hoffen, dass in den nächsten Wochen und Monaten noch neuer Content kommt, der länger bei der Stange hält.
Technik
Technisch präsentiert sich der Electrician Simulator überraschend solide. Bei Simulatoren dieser Art ist immer mit einem Trash-Fest zu rechnen, aber das ist hier gar nicht der Fall. Grafisch bewegt sich der Simulator in einem guten Mittelfeld. Es ist kein Crysis, aber optisch vergleichbar mit dem Gas Station Simulator oder PC Building Simulator. Je nach verfügbarer Hardware-Leistung lassen sich im Optionsmenü diverse Einstellungen zur Grafikqualität treffen.
Positiv aufgefallen ist auch die Soundkulisse. Zum einen wurden die typischen Geräusche, die während der Arbeit entstehen, gut umgesetzt. Andererseits darf man sich über einen entspannenden Soundtrack im Stil dieser Lounge Mixes freuen, die man auf diversen Soundportalen findet. Wer lieber etwas anderes hören möchte, kann über Radios, die überall in der Spielwelt zu finden sind, den Sender wechseln. Alternativ dazu bietet sich natürlich immer die persönliche Spotify Playlist an. Eine direkte Integration externer Musikdienste gibt es leider nicht. Ebenso wenig wie vertonte Dialoge. Im Electrician Simulator muss man mit Textnachrichten auskommen.
Die Steuerung ist leider ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite geht die Bewegung durch die Spielwelt gut von der Hand. Auf der anderen Seite gestaltet sich die Installation von Steckdosen und Co. etwas fummelig. Gerade wenn irgendwo Schrauben festgeschraubt werden sollen. Auch die Reparatur-Jobs steuern sich teils ein wenig schwierig, besonders wenn man kleine Lötpunkte treffen muss oder Bauteile ineinander verschachtelt sind.
Pro & Kontra
- authentisches Gameplay
- unterhaltsame Reparatur-Jobs
- kurze Spielzeit
- zu wenig Content
- mäßige Übersetzung