Elden Ring PREVIEW
Über das Wochenende haben Bandai Namco und FromSoftware rund 50.000 Spielerinnen und Spielern die Möglichkeit gegeben sich einen ersten Eindruck von Elden Ring im Rahmen des Network-Tests zu machen. Fünfmal konnte man je drei Stunden in das neueste Werk der Dark Souls Macher eintauchen, die für ihr lang erwartetes Spiel gemeinsam mit Autor George R. R. Martin (Game of Thrones) zusammengearbeitet haben. Auch ich gehörte zu den Auserwählten und habe die Chance genutzt und insgesamt zwölf Stunden mit Elden Ring verbracht.
Die Reise des Unbefleckten
Ich habe meine Reise als „Bloody Wolf“ begonnen. Insgesamt gab es im Network-Test die Auswahl zwischen fünf Klassen, im fertigen Spiel dürften es noch einige mehr sein. Der Bloody Wolf ist perfekt für jene, die gerne auf viel Stärke setzen und mit großen Waffen (Greatsword etc.) hantieren. Die Probeversion verzichtet auf ein Intro und hat mich recht unvermittelt in das Spiel geworfen. Gut so, schließlich ist die Zeit beschränkt. Nach einem kurzen Aufenthalt in einer Höhle, geht es auch schon raus in die Open World. Das Startgebiet hört auf den Namen Limgrave. Am Horizont erstrecken sich nicht nur Wälder und riesige Ruinen, sondern auch der große goldene Baum, der wohl eine zentrale Rolle innerhalb der Geschichte und Lore einnehmen dürfte. Wer sich an den Baum des Lebens aus der nordischen Mythologie erinnert fühlen dürfte, dürfte nicht ganz unrecht haben. Schon vorherige Souls-Spiele haben sich gerne an den nordischen Sagen bedient und Motive (sowohl visueller als auch narrativer Natur) benutzt. Die Beteiligung von R. R. Martin dürfte diese Ausrichtung noch einmal verstärkt haben.
Von der Geschichte hat man noch nicht allzu viel mitbekommen. Man ist ein sogenannter Unbefleckter und macht sich auf, die Reste des titelgebenden Elden Ring einzusammeln. Wie alle Souls-Welten zuvor, so ist auch die neueste Spielwelt von FromSoftware eine ruinöse, die ihre beste Zeit schon lange hinter sich hat. Diese ganz bestimmte Art der Melancholie ist gleich zu Beginn spürbar und hat mich sofort wieder gepackt. Hierzu tragen auch die NPCs bei, die man mal recht offensichtlich am Wegesrand entdeckt, mal ein bisschen versteckter. Sie geben erste und gewohnt kryptische Hinweise auf die Welt und ihre Geschichte. So weit, so Souls.
From at it´s best?
Ein weiterer Baustein ist die Spielwelt selbst. Alle Spiele, die man grob der Souls-Formel zurechnen kann, sind bedienen sich dem environmental storytelling, also der Erzählung durch die Umgebung. Das ist mal recht offensichtlich, wie die von Kämpfen in Mitleidenschaft genommene Stormveil Castle, mal unterschwellig, wie in Form der Beschreibungstexten von Items. Obwohl der Network-Test nur einen kleinen Bereich des Spiels abbildet, so steckte da schon jetzt unfassbar viel Erzählung drin.
Spannend ist natürlich auch die offene Welt. Auch ein Dark Souls, Bloodborne oder Sekiro haben in gewisser weise offene Welten gehabt, mit Elden Ring hält aber die Open World im eigentlichen Sinne Einzug in die „Reihe“. Dabei orientieren sich Chefdesigner Hidetaka Miyazaki und sein Team offenbar vor allem an der Art und Weise, wie Nintendo die offene Welt mit Breath of the Wild interpretiert hat. Ist Elden Ring also ein düsteres Zelda? Ja, durchaus.
Wie gesagt, ist der Umfang des Network-Tests erstaunlich. Neben der weitläufigen Oberwelt mit mehreren points of interests gab es auch diverse Dungeons, an die zehn Bosse und zig Geheimnisse, die man entdecken konnte. Am Strand bildeten sich um einen Steinkreis Leuchtzeichen auf dem Boden. Offensichtlich muss man diese ablaufen oder irgendwie anders mit ihnen interagieren, ich konnte aber nicht herausfinden, wie und was man genau machen soll. Ein anderes Geheimnis konnte ich hingegen lösen: ebenfalls vom Strand aus, gibt es eine Insel. Schwimmen kann man nicht, also ist der direkte Weg nicht machbar. Allerdings ist die Insel mit einer Höhle verbunden. Wer suchet, der findet also.
Breath of the Ring
Die Umsetzung der offenen Welt sagt mir bisher zu. Sorge bereiten mir hingegen die Dungeons. Diese bestehen manchmal nur aus einem Flur mit Kiste und Loot, es gibt aber auch etwas längere Varianten mit Bossen. Diese sollte man sich eher wie die Minibosse eines Dark Souls 2 vorstellen. Im Network-Test habe ich unter anderem einen Wolfsmenschen, Goblin ähnliche Gestalten sowie einen Riesen in einer Höhle bekämpft, Smaugs Höhle samt Schätzen Konkurrenz machen könnte. Auch auf der Oberwelt gibt es Bosse, wie einen berittenen Ritter und einen Drachen. Das gute vorweg: das Spieldesign der Bosse war mindestens immer nett. Die Kämpfe haben Spaß gemacht, zumal sich die Herangehensweise ein bisschen geöffnet hat. Denn zumindest auf der Oberwelt kann man die Kämpfe auch auf dem Pferd (noch so ein neues Feature) bestreiten. Gerade mit einer Lanze als Waffe machen die Kämpfe zu Pferd auch wirklich Spaß und spielen sich bemerkenswert gut. Den erwähnten Drachen etwa kann man so auf Distanz halten. Hinrennen, zwei, drei Schläge und wieder weg, bevor das majestätische Ungeheuer aufstampft oder seinen Feueratem verspeit. Werden die vielen (Mini)Bosskämpfe aber auch im fertigen Spiel noch so abwechslungsreich sein? Eigentlich verfolgt FromSoftware ja eher den Ansatz Qualität über Quantität…
Und die Kämpfe?
Erstaunt war ich außerdem, wie sehr Magie nun in alle Klassen verflochten wird. Bisher waren die Klassen eigentlich einigermaßen in ihre vorgegebenen Richtungen unterteilt, in Elden Ring durchmischt sich das Ganze wohl etwas mehr. So gibt es nun etwa die Kriegsasche. Das sind spezielle Waffenfähigkeiten, die Schwertern, Lanzen, Äxten und Co. (übrigens auch Schilden) magische Fähigkeiten verleihen. Im Network-Test konnte ich mit meinem Schwert etwa Blitze ausstoßen. Eine andere Fähigkeit erlaubte es mir fünf Dolche zu erzeugen, die zielsuchend den Gegner angreifen. Und wieder eine andere Kriegsasche ließ mich mit meinem Schild einen magischen Ring auf den Boden erzeugen, in dessen Wirkungsbereich ich geheilt wurde.
Darüber hinaus gibt es Geister, die man beschwören kann. Diese empfand ich gerade in den Bosskämpfen als ziemlich mächtig. Selbst wenn die heraufbeschworenen KI-Begleiter nicht viel Schaden machen, so lenken sie die Gegner doch sehr ab, was ein nicht zu verachtendes Zeitfenster öffnet, um nahezu ohne Gegenwehr zu agieren. Auch der Multiplayer-Part ist stark ausgebaut. Insgesamt dürfte dies der Versuch von FromSoftware sein, nicht nur mehr Vielfalt in das Kampfsystem zu bringen, sondern auch die Zugänglichkeit etwas zu erhöhen.
Da bis zur Veröffentlichung in knapp vier Monaten noch einiges am Balancing gemacht werden dürfte, will ich an dieser Stelle nicht zu viele Worte hierzu verlieren. Aufgefallen ist mir aber, wie leicht man auch Bossgegner teilweise noch umrunden und mit einem mächtigen Angriff in den Rücken aushebeln konnte. Auch die Boss-KI ließ sich stellenweise ganz schön auf die Schippe nehmen. Aber wie gesagt, bis zum Release wird sich hier sicherlich noch einiges tun.