Dr. Mario REVIEW
Angesichts des massiven Erfolgs des russischen Puzzle-Computerspiels „Tetris“ konnte Nintendo nicht tatenlos zusehen. Nachdem Tetris erfolgreich auf ihre Systeme portiert wurde, schickte sich der japanische Videospielgigant an, ein eigenes Puzzlegame zu kreieren, um dem russischen Vorbild nachzueifern. Das Ergebnis nennt sich Dr. Mario und erschien 1990 für den NES und Game Boy. Später gab es freilich auch Umsetzungen für andere Systeme, aber dieser Test bezieht sich ausschließlich auf die Game Boy-Version.
Der Puzzler bietet im Handbuch sogar eine kleine Alibi-Story. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist Prinzessin Toadstool aus Bowsers Klauen zu retten, arbeitet Mario auch gerne mal als Virenforscher im Krankenhaus des Mushroom Kingdoms. Dummerweise ist gerade eine Virenpopulation außer Kontrolle geraten, also bringt Mario seine Vitaminpillen zum Einsatz, um die Mistviecher einzudämmen.
Auf Dauer monotone Virenvernichtung
Zu Beginn gilt es erst einmal einige Optionen festzulegen. Dr. Mario bietet einen Ein- und einen Zweispielermodus. Letzterer setzt freilich entsprechende Hardware voraus.
Im Einspielermodus bekommt man eine freie Levelanwahl aus allen 20 Spielstufen, eine Auswahl aus den drei Geschwindigkeitsstufen Low, Med und Hi, sowie die Auswahl aus zwei Musikstücken bzw. die Möglichkeit die Musik abzustellen.
Ziel ist es jeden Virussprite in der Spielfläche mithilfe von herabfallenden Pillen zu beseitigen. Je höher die Levelstufe, desto mehr Viren sind zu beseitigen. Auf Dauer stapeln sich die Viren fast bis zum oberen Rand. Besagte Spielfläche setzt sich aus einem 15×8-Raster innerhalb einer Glasflasche zusammen. Jeder Virus umfasst einen Rasterpunkt und eine Pille zwei Rasterpunkte.
Die Viren und Pillen sind in drei verschiedenen Farben kodiert. Auf dem NES sind die Farben Gelb, Blau und Rot, auf dem Game Boy muss man hingegen mit Weiß, Grau und Schwarz vorlieb nehmen, was aber überraschenderweise keine visuellen Probleme verursacht. Um einen Virus zu beseitigen, muss man ihn mit gleichfarbigen Pillenteilen konfrontieren. Im Endeffekt muss man eine gleichfarbige Reihe aus mindestens vier Teilen zusammensetzen, um besagte Reihe aufzulösen. Die Reihe kann sowohl aus Pillenteilen oder Viren bestehen. So kann man z.B. einen einzelnen schwarzen Virus mit drei schwarzen Pillenteilen beseitigen, oder zwei gleichfarbige Viren, die sich nebeneinander befinden mit nur zwei Pillenteilen entsprechender Farbe auslöschen. Die Vitaminpillen kombinieren dabei oftmals zwei verschiedene Farben, und lassen sich auf Knopfdruck um 90° im oder gegen den Uhrzeigersinn drehen.
Wer vorausplant oder einfach nur Glück hat, kann auch Kombos auslösen und in einem Zug mehrere Reihen auflösen. Solch ein Erfolg wird mit einem akustischen Jingle gekennzeichnet und bringt freilich Bonuspunkte. Laut Handbuch ist es möglich in einem Zug bis zu sechs Viren zu beseitigen, was freilich ebenfalls ordentliche Bonuspunkte einbringt. Im Endeffekt liegt die Langzeitmotivation darin begründet seinen Punkterekord immer weiter aufzublähen. Im Gegensatz zum Tetris-Modul bietet Dr. Mario jedoch keine Highscore-Tabellen. Da muss man sich seinen Score schon eigenhändig notieren, sobald man Game Over geht. Letzteres geschieht, wenn die Pillenstapel den oberen Rand der Spielfeld-Flasche erreichen. Wenn eine Stage lange andauert, erhöht sich mit der Zeit die Fallgeschwindigkeit der Pillen. Als Hilfestellung gibt es jedoch eine Vorschau der nächsten Pille, die ins Spielfeld fällt. Hierdurch kann man etwas vorausplanen.
Das Spiel Dr. Mario für GameBoy bietet zwar nur 20 Level, jedoch wird Level 20 für Highscore-Jäger sooft wiederholt, bis man verliert oder eben einen Killscreen triggert. Außerdem erfolgt die Platzierung der Viren via Zufallsgenerator. Lediglich die Anzahl der Viren bleibt konstant. Und auf der höchsten Geschwindigkeitsstufe wird es sowieso schier unmöglich die höheren Level zu überstehen. Und damit wäre eigentlich auch schon alles zu Dr. Mario gesagt. Es ist ein sehr leicht zu handhabendes und umgehend erlerntes Spielprinzip. Leider wird es auf Dauer sehr eintönig. Langzeitmotivation möchte sich nicht einstellen und die einzige Abwechslung kommt in Form eines Versus-Modus für zwei Spieler. Hier gewinnt derjenige, der zuerst drei Runden gewinnt. Wer zuerst alle Viren beseitigt, gewinnt die Runde. Gelingen Kombos, werden dem Kontrahenten Schrottpillen herübergesendet, um dessen Spiel zu sabotieren.
Grafik und Sound
In grafischer Hinsicht ist Dr. Mario gut gelungen. Trotz der Grau- bzw. Grünstufen des Game Boys kann man die Viren- und Pillenfarben problemlos auseinanderhalten. Der Bildschirminhalt ist übersichtlich aufgebaut und bietet neben der eigentlichen Spielfläche auch alle relevanten Informationen auf der rechten Bildschirmseite. Ein netter Zug ist es Dr. Mario selbst abzubilden, welcher die nächste Pille hält, die ins Spielfeld fallen wird.
Enttäuschend sind jedoch die kleinen Zwischensequenzen, welche man hier und da als kleine Belohnung erhält. Diese zeigen die Viren am Meeresgrund und je nachdem wie weit man gekommen ist, schwimmen auch ein paar Fische im Ozean herum. Diese Sequenzen wirken sehr langweilig und entfalten keinen echten Belohnungsfaktor. Da waren die Konzerte und NASA-Raketenstarts in Tetris wesentlich cooler.
Auch der Soundtrack kann nicht mit dem großen russischen Vorbild mithalten. Die Melodie im Optionsscreen ist noch ganz gut gelungen, aber die beiden anwählbaren Tracks „Fever“ und „Chill“ werden einem nach längeren Spielsitzungen ordentlich auf den Geist gehen. Für einen Platformer wären diese beiden Tracks gut gewesen, aber zu einem lang andauernden Highscore-Puzzlegame wollen sie nicht passen. Immerhin kann man auch auf einen Soundtrack verzichten, und die Akustik auf die launigen Soundeffekte beschränken.
Pro & Kontra

- schnell erlerntes und leicht zu handhabendes Spielprinzip
- immerhin gibt es noch einen Zweispielermodus (sofern man die entsprechende Hardware zur Verfügung hat)

- wird recht schnell eintönig, ein Suchtfaktor möchte sich nicht einstellen
- eher nerviger Soundtrack, der nicht zum Spiel passt
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