Double Dragon 3: The Arcade Game REVIEW

Die Double Dragon-Reihe erfreute sich Ende der 80er großer Beliebtheit bei Videospielern. So überrascht es nicht, dass am 31. Mai 1990 ein dritter Teil für die Arcade-Hallen veröffentlicht wurde. Dort hieß das Spiel „Double Dragon 3: The Rosetta Stone.“ Da sich das Spiel, trotz seiner fragwürdigen Qualität als gewinnbringender Münzenfresser herauskristallisierte, überrascht es nicht, dass das Game auf diverse Heimsysteme portiert wurde. 1992 wurde dann auch der Game Boy bedient. Die GB-Umsetzung des Arcade-Automaten stammt vom britischen Unternehmen „The Sales Curve Ltd.“ und wurde in Double Dragon 3: The Arcade Game umbenannt.

Jetzt wundert sich vielleicht der ein oder andere, warum man am Untertitel rumpfuschte. Nun, die Erklärung ist eigentlich recht simpel: Die NES-Versionen der Double Dragon-Games wurden stark abgewandelt und unterscheiden sich hinsichtlich Gameplays und sogar bezüglich der Story spürbar von den Arcade-Originalen. Die NES-Version von Double Dragon 3 trägt sogar einen eigenen Untertitel (The Sacred Stones). Um Verwirrung zu vermeiden, und zu verdeutlichen, dass es sich beim GB-Spiel um eine Umsetzung des Arcade-Originals handelt, wurde das eben im Untertitel deutlich gemacht. Aber genug davon, da ja schon das Arcade-Orginal nicht gerade umwerfend war, stellt sich nun die Frage wie schlecht die Game Boy-Portierung ausfällt. Zeit dies herauszufinden.

Die Gebrüder Lee prügeln sich jetzt auch mit Mumien

Als die Gebrüder Lee nach einer zweijährigen Martial Arts-Trainingsreise nach Hause zurückkehren, werden sie von der zwielichtigen Wahrsagerin Hiruko abgepasst. Diese teilt den Beiden mit, dass es denjenigen, dem es gelingt alle drei Rosetta Stones zu erbeuten, erlaubt ist in Ägypten gegen den stärksten Kämpfer der Welt anzutreten. Der Verlockung solch einer Herausforderung kann ein wahrer Kampfsportler natürlich schwerlich widerstehen, und so begeben sich die Lee-Brüder auf Weltreise, um die Steine einzusacken und anschließend in Ägypten die Mumien aufzuscheuchen, Cleopatras scharfen Hintern zu versohlen und anschließend den Goldschatz besagter Dame an Waisenhäuser zu stiften – und nein, ich sauge mir dieses wirre Storykonzept nicht aus den Fingern. Das ist tatsächlich die Story von Double Dragon 3: The Rosetta Stones.

Niemand erwartet komplexe oder geistreiche Stories von Retro-Videospielen – erst recht nicht von einem Retro-Brawler. Aber das wirre Handlungsgebräu, welches einen Double Dragon 3 auftischt, dürfte mit zum größten Stuss gehören, der einem in diesem Medium vorgesetzt wird. Ich verstehe jedenfalls nicht, was Cleopatra mit Martial Arts zu tun hat, oder warum in Italien halbnackte Männer mit Pfeil und Bogen auf mich losgehen. Freilich hat das alles auch wenig mit der vorherigen Handlung der Serie zu tun.

Ironischerweise gibt sich Double Dragon 3 aber viel Mühe bei der Präsentation der Handlung. Die Intro- und Outro-Sequenzen sind für GB-Verhältnisse durchaus gelungen, und innerhalb der Stages bekommt ihr in seltenen Fällen sogar mal einen Textbox-Monolog von Hiruko oder vom zweiten Bossgegners serviert. Das sind Dinge, die für Retro-Brawler keineswegs selbstverständlich sind. Umso mehr irritiert es, dass man diesen Mehraufwand mit einer derart behämmerten Story negiert. Ich kann jedenfalls nicht nachvollziehen, was in den Köpfen der Verantwortlichen vorgegangen sein mag.

Trotz reduzierten Umfangs immer noch eine sehr schwere und unfaire Prügelei


Was Spieloptionen anbelangt, hält sich Double Dragon 3 eher bedeckt. Ihr dürft via Select-Taste den Soundtrack de/aktivieren, und könnt zwischen Einspieler- oder Zweispieler-Modus auswählen (letzteres setzt freilich entsprechende Hardware und einen willigen Mitspieler voraus). Mehr Optionen gibt es nicht.

Das Spiel an sich ist natürlich ein Belt-Brawler. Eure Aufgabe ist es jeden Kontrahenten innerhalb der Stages zu beseitigen. Hierfür könnt ihr schlagen (A-Knopf), treten (B-Knopf), einen Sprungkick durchführen (A und B gleichzeitig gedrückt halten) und sogar Wandsprung-Kicks durchführen (hierfür einfach eine Wand anspringen).
Die Steuerung arbeitet hierbei relativ problemlos. Man muss lediglich im Kopf behalten, dass man für den Sprungkick die beiden Buttons eine weile gedrückt halten muss. Betätigt man die Buttons nur kurz, wird lediglich ein regulärer Sprung ohne Kick ausgeführt.
Das worin sich Double Dragon 3 von den Vorgängern und der Konkurrenz unterscheidet, ist, dass die Belt-Fläche des jeweiligen Levelabschnitts frei zugänglich ist. Man wird hier also nicht Schritt für Schritt vorwärtsgelotst, sondern kann ungehindert direkt zum Ende der, zumeist kurz gehaltenen, Stage laufen. Aber wie gesagt, im Endeffekt muss auch hier jeder Gegner weggeklatscht werden. Und neue Gegner(gruppen) spawnen auch erst dann, wenn man die Aktuelle beseitigt hat.

Anders als im Arcade-Original müsst ihr euch in der GB-Version jedoch nicht mit einem fiesen Zeitlimit auseinandersetzen. Hier könnt ihr euch so viel Zeit nehmen wie ihr wollt. Auch das Continue-System wurde abgeschafft. Ihr bekommt zu Spielbeginn sechs Extraleben und könnt euch in den Shops, welche in den ersten drei der fünf Stages platziert wurden, eventuell ein paar weitere Extraleben hinzukaufen. Und diese müssen dann auch ausreichen, um Double Dragon 3 auf dem GB zu knacken. Sind alle Extraleben verbraucht, geht es zurück zum Titelbildschirm, und man muss von vorne beginnen.

Was die Shops anbelangt, so habt ihr zu Spielbeginn zwei Coins (Münzen) zur Verfügung, welche ihr in bis zu vier verschiedene Hilfsmittel investieren könnt. Das Angebot der Shops variiert natürlich je nach Stage. Ihr bekommt eine weitere Münze, nachdem ihr eine bestimmte Menge von Gegnern beseitigt habt. Hier sind die vier Shopangebote:

  • Life: Gibt euch ein Extraleben und ist somit das wertvollste, was ihr im Shop erwerben könnt
  • Power Up: Eine komplette Regeneration der eigenen Lebensenergie. Dies ist die einzige Möglichkeit verbrauchte Lebensenergie zu heilen. Dementsprechend sollte man das Power Up auch nur erwerben, wenn der eigene Heilbalken fast verbaucht ist
  • Weapon: Ersetzt den schwachen Faustangriff mit einer effektiven Waffe. Kann durchaus weiterhelfen, jedoch sind die Coins besser in Lifes und Power Ups zu investieren.
  • Tricks: Wandelt den Sprungkick in den ikonischen Cyclone-Kick um. Ich habe ehrlich gesagt keine nennenswerte Verstärkung des Sprungangriffs festgestellt. Tricks sind also eher zu vernachlässigen.

Wie man es von Game Boy-Umsetzungen gewohnt ist, wurde hier und da die Schere angesetzt. Die Stages 3 und 5 wurden inhaltlich ordentlich zurechtgestutzt. Im Arcade-Original besteht Stage 3 aus zwei Bereichen und konfrontiert den Spieler auch mit einigen fiesen Fallen. Auf dem GB wurden sowohl die Fallen, als auch der komplette zweite Abschnitt ersatzlos rausgekickt. Auch in Stage 5 wurden Spielabschnitte, Fallen und sogar ein Bosskampf entfernt. Was Fallen anbelangt blieben lediglich das Laufband in Stage 1 und der Rosetta-Rätselraum in Stage 5 erhalten.

Jetzt möchte man wahrscheinlich meinen, dass Double Dragon 3 auf dem GB durch diese Einschnitte zum Spaziergang verkommt, doch weit gefehlt. Das Spiel ist verdammt schwer – und zwar aus den falschen Gründen. Die Gegner sind sehr aggressiv, viel zu schnell und verfügen über eine unfair große Reichweite. Einige Gegner verfügen sogar über Distanzwaffen. Versucht man das Game auf reguläre Weise zu spielen, verkommt es recht bald zur frustigen Qual. Man wird hier regelmäßig zu Boden geprügelt, wodurch so etwas wie Spielfluss oder gar Spielspaß gar nicht erst aufkommt.

Wer hier erfolgreich sein will, muss die K.I-Schwächen der Gegner gnadenlos ausnutzen, sowie die Shop-Mechanik möglichst effizient umsetzen. Ansonsten hat man schlechte Karten. Man sollte versuchen sich möglichst über dem Gegner zu positionieren und den Tritt-Angriff zu spammen. Das funktioniert zwar nicht bei allen Gegner und ist keineswegs ein Allheilmittel, aber es hilft. Bei einigen Bossgegnern kann man versuchen diese durch Umgebungsobjekte zu blockieren, so dass sie einen nicht gut erreichen können, aber man seinerseits noch Treffer landet. Irgendwann bekommt man den Dreh raus. Dummerweise bedeutet das aber nicht, dass Double Dragon 3: The Arcade Game auf einmal Spaß macht. Eigentlich sorgen die oben geschilderten Techniken zur Aushebelung der Gegner-K.I. nur dafür, dass sich das Spiel noch sperriger und unausgereifter anfühlt, als nicht ohnehin schon. Aber das ist nun einmal die einzige Möglichkeit das Spiel zu gewinnen, denn von einem guten Balancing haben die britischen Entwickler von The Sales Curve Ltd. scheinbar noch weniger Ahnung, als East Technology, die Entwickler der japanischen Originalversion.

Grafik und Sound

In grafischer Hinsicht würde ich Double Dragon 3 als durchschnittlich bezeichnen. Eigentlich hat man einen relativ soliden Job geleistet die schicken Hintergrundgrafiken des Arcade-Originals auf die Hardware des Game Boys zu transferieren. Problematisch ist natürlich, dass das Original von einer sehr ansprechenden Farbpalette profitiert, die der GB logischerweise nicht bieten kann. Vor allem der Endkampf gegen Cleopatra wurde verhunzt. Dieser findet ja eigentlich in einem schicken Glaskubus statt, der im Weltall herumschwirrt (ja, ich weiß, das ergibt absolut keinen Sinn, aber es sieht verdammt cool aus!), in der GB-Version ist da hingegen nur noch graue Suppe geblieben – enttäuschend. Auch die Charaktersprites haben heftig eingebüßt. Diese sind einfach zu grobpixelig gestaltet, um gefallen zu können.
Positiv sind hingegen die gelungen transferierten Intro- und Outro-Sequenzen, sowie die Abstinenz der bemerkenswert abgehackten Charakteranimationen des Arcade-Originals. Natürlich ist es für das Arcade-Original extrapeinlich, wenn sogar der Game Boy flüssigere Laufanimationen zustande bringt.

Der Soundtrack fällt ebenfalls durchwachsen aus. Eine originalgetreu Umsetzung des Arcade-OSTs konnte ich hier beim besten Willen nicht heraushören. Die im GB-Modul verwendeten Melodien sind aber dennoch durchaus gefällig und entfalten sogar einen überraschend starken Ohrwurm-Faktor. Leider hapert es jedoch an der Quantität des OSTs. Es scheint jedenfalls nur zwei, vielleicht drei Tracks zu geben, welche über das gesamte Spiel hinweg gnadenlos ihre Schleife eiern. Das geht einem natürlich auf Dauer gehörig auf den Geist. Die Entwickler haben sich schon etwas dabei gedacht, dass sie die Option einbauten den OST per Knopfdruck deaktivieren zu können.

Die Soundeffekte können auch nicht so recht überzeugen. Diese klingen zu hölzern und sind einfach zu leise. Ist der OST aktiv, werden die Soundeffekte auch viel zu stark von eben diesem übertönt.

Pro & Kontra

thumbs-up-icon

Pros
  • cooles Artwork auf der Verpackung bzw. dem Modulaufkleber
  • 2-Spieler Koop-Modus
  • der OST hat Ohrwurmqualitäten

thumbs-up-icon

Cons
  • die Prügeleien fühlen sich sehr kaputt und unfair an, hier kommt man nur durch rigoroses Austricksen der K.I. durch …
  • … Spielspaß ist daher nicht vorhanden
  • bemerkenswert bescheuerte Story
  • ist ein sehr kurzes Spiel (5 sehr kurze Stages die ca. 20 Minuten dauern)
  • audiovisuell nur durchschnittlich, schon der erste GB-Teil hat da einen besseren Eindruck gemacht

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Spiel Bewertung
Singleplayer
39
39
-
Multiplayer

FAZIT

Wenn man versucht ein schlechtes Arcade-Game auf den Game Boy zu portieren, steht ja schon von vorneherein fest, dass nichts Gutes dabei herauskommt. Ich mein, die Vorlage ist ja schon schlecht. Obendrein muss besagte Vorlage dann auch noch auf einer drastisch schwächeren Hardware laufen. Dies bedeutet, dass sogar die wenigen Vorzüge des Arcade-Originals wegfallen. Die da wären eine durchaus gefällige Grafik mit einer ansprechenden Kolorierung. Der Game Boy hat halt nur seinen kleinen Graustufen-Bildschirm. Da sind die Möglichkeiten für Grafikblenderei stark eingeschränkt. Auch die Möglichkeit den Bullshit-Schwierigkeitsgrad durch das stetige Einwerfen von Münzen zu negieren, damit man den Käse schnell als „durchgespielt“ abhaken kann, ist auf dem GB nicht möglich. Hier gibt es ja noch nicht mal eine festgelegte Anzahl an Continues. Wer die GB-Version durchzocken will, muss also zwingend möglichst jeden K.I.-Aussetzer finden und ausnutzen, sowie die Shop-Mechanik effizent nutzen. Einen regulären „Just for fun“-Spieldurchlauf werdet ihr hier also nicht vorfinden. Und natürlich wurde hier ordentlich Inhalt rausgekickt. Einige Levelabschnitte und ein Großteil der Fallen fielen der Schere zum Opfer. Hierdurch reduziert sich auch die Spielzeit auf 20 Minuten. Kleinere Verbesserungen wie die Entfernung des unfairen Zeitlimits, oder die sinnvolle Integration der Shop-Mechanik, fallen dann gar nicht mehr auf. Aber wie gesagt: Im Grunde genommen war diese Version von vorneherein eine Fehlgeburt.

- Von  Volker

Double Dragon 3 bleibt auch auf dem Game Boy Murks.
GameBoy / Color

Double Dragon 3: The Arcade Game REVIEW

USK 0 PEGI 3

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