Doom: Unto the Evil REVIEW
Mit dem schlicht Doom betitelten Reboot hat id Software der legendären Shooter-Reihe einen fulminanten Neustart geschenkt, die auch in unserem Test begeistern und eine Wertung von stattlichen 86% einfahren konnte. Vor allem der Einzelspieler Modus hat Spieler und Presse verzückt, wohingegen der Mehrspieler Part mit viel Skepsis aufgenommen wurde. PC-Spielern war dieser zu sehr für die Konsolen ausgelegt, das nicht zu Ende gedachte Lobbysystem fand viel Kritik und angesichts des geringen Umfangs der Basic Version schienen Ermüdungserscheinungen vorprogrammiert.
Und dann war da ja auch noch der im Vorfeld angekündigte Season Pass, welcher den mageren Umfang des Multiplayers nach dem Release erweitern sollte und bereits abzeichnete, dass sich die Community in zwei Lager (mit und ohne gekaufte Erweiterung) spalten könnte. Mit Unto the Evil ist nun das erste von insgesamt drei geplanten DLCs erschienen. Wir haben uns erneut in die Hölle begeben und verraten euch was die erste Erweiterung taugt.
Das darf gerne Schule machen
Über den Sinn und Unsinn von kostenpflichtigen Multiplayer-DLCs kann man lange streiten, man muss id Software aber zugute heißen das sie einen guten Mittelweg gefunden haben. Denn auch wer den Season Pass bzw. die einzelnen Erweiterungen nicht kauft kann in den Genuss der neuen Inhalte kommen. Dazu ist es lediglich nötig das man einen Käufer der Erweiterungen in seiner Freundesliste hat und in dessen Spiel joint. Das klappt auch ziemlich gut und ist eine Lösung, die so gerne Schule machen darf. So wird der Spaltung der Spielerschaft zumindest einigermaßen entgegengewirkt und noch unschlüssige Spieler können an den frischen Inhalten schnuppern.
Alles etwas Mager
Der reine Inhalt von Unto the Evil hat bei mir zunächst aber für etwas Ernüchterung gesorgt. Drei Maps, ein Waffe, ein Granatentyp, ein Dämonentyp, mehrere neue Hackmodule und viele frische kosmetische Anpassungsmöglichkeiten für den Spielcharakter finden mit dem ersten DLC ihren Weg ins Spiel. Für das, was man geboten bekommt, fühlen sich 14,99 Euro Einzelpreis schon recht happig an. Im Season Pass kann man immerhin etwas Geld sparen, wer Doom also auch auf langer Sicht treu bleiben will, der sollte zum Gesamtpaket greifen.
Während man am Umfang erneut meckern kann, so kann man den Inhalten ihre Qualitäten nicht absprechen. Vor allem die drei neuen Maps (Offering, Cataclysm und Ritual) sind richtig gut geworden. Beim Mapdesign haben die Entwickler endlich wieder zu ihren alten Stärken gefunden und gut strukturierte und geradlinige Maps gestaltet, die sich ideal für einen schnellen Shooter wie Doom eignen. Gerade Cataclysm hat es mir sehr angetan. Diese spielt teils auf einer futuristischen und sehr klinisch wirkenden Allstation, teils in der Hölle mit allerlei verschmierten Blut und Gekröse. Die beiden Locations werden durch drei Portale miteinander verbunden, trotzdem wirkt das Ganze wie aus einem Guss und recht übersichtlich, was gerade im Team Deathmatch enormen Spaß macht. Sehr viel weitläufiger ist die verschneite Map Ritual, die mir aber für die 6vs6 Matches fast schon wieder etwas zu groß ist. Dafür reizt die Map aber vor allem in visueller Hinsicht und mit vielen Höhenunterschieden. Offering ist die klassischste aller drei Maps und enthält ebenfalls viele verwinkelte Areale und taktisch nutzbare Höhenunterschiede, wirkt dafür aber eben „nur“ okay.
Qualitativ haben es die Maps in jedem Fall in sich und sind eine Bereicherung für den Multilayer Modus. Selbiges kann ich über die neu eingeführte Haftmine, welche automatisch von Gegnern in unmittelbarer Nähe angezogen wird, sagen. Gerade wenn man von einen oder mehreren Gegnern verfolgt wird ist diese ein kleiner Segen, aber auch bei taktischer Nutzung, etwa in der Nähe von Item Spawnpunkten, ist die Mine Gold wert. Die UAC EMV Pistole hingegen enttäuscht und fügt sich nicht sonderlich gut in das restliche Arsenal ein. Zwar teilt die Pistole schon im normalen Modus ordentlich Schaden aus, dafür fühlt sich die Handhabung aber wenig befriedigend an. Das genaue Gegenteil ist der neue Dämon namens Harvester. Dieser ist nicht nur recht flink, sondern schleudert auch Blitzstrahlen auf seine Gegner. Dabei lädt sich außerdem eine Spezialleiste auf, bei deren Aktivierung eine mächtige Rundumschlagattacke ausgeführt wird. Hin und wieder wirkt mir der neue Dämonentyp fast schon etwas overpowert, allerdings verbraucht er seine Energie spürbar schneller als die anderen Dämonentypen, womit das Balancing dann doch noch ausgeglichen ist.
Vorbildlicher Support seit dem Release
Kurzum: Unto the Evil ist ein solides Paket mit guten Erweiterungen, lediglich die Preisgestaltung finde ich etwas unangemessen. 10 Euro oder meinetwegen 12,99 Euro wären ebenfalls gut bezahlt gewesen. Doch so wirklich stinkig kann ich auf id Software nicht sein, zumal sie Doom seit dem Release mit vielen kostenlosen Inhalten (sowohl für den Einzel-, wie auch Mehrspieler-Modus) versorgt haben.
Neben unzähligen Verbesserungen am Balancing und der Performance ist die offensichtlichste Neuerung die durch einen kürzlich veröffentlichten Patch eingefügten Modi Exodus und Sektor. Exodus ist eine Abwandlung von Capture the flag. Anders als in der klassischen Variante gibt es aber nur eine Flagge auf der Map, um die sich beide Teams streiten. Diese muss nicht nur erobert, sondern auch in die eigene Basis gebracht werden, welche in Doom aber nicht festgesetzt ist, sondern sich ständig bewegt. Das bringt eine vollkommen neue Dynamik in den Modus und macht ziemlich Laune. In Sektor müssen hingegen mehrere Kontrollpunkte auf der Map eingenommen und für ein gewisses Zeitfenster gehalten werden. Fast schon etwas komisch, das die neuen Modi nicht Teil von kostenpflichtigen DLCs sind, aber so wirklich beschweren kann man sich darüber natürlich nicht.