The Disney Afternoon Collection REVIEW
Retro ist in und eigentlich war Retro nie out. Dies beweist unter anderem die hohe Nachfrage nach dem Mini NES aus dem Hause Nintendo. Doch wenn man sich die vorinstallierten 30 Titel genauer anschaut, vermisst man einige Spiele wie beispielsweise Duck Tales oder Chip n‘ Dale. Der Pusbliher Capcom hat nun jenen Ruf nach mehr Retro wahrgenommen und die The Disney Afternoon Collection mit sechs tollen NES Titeln veröffentlicht.
Die Retro-Sammlung lässt alte Zeiten mit Klassikern wie Duck Tales 1 + 2. Chip n‘ Dale 1 + 2, Darkwing Duck und Tale Spin wieder aufleben. Mit der 1:1 Umsetzung aller Spiele, schicken Rahmen, neuen Features und einer optionalen Anpassungen der Bildbreite, finden die sechs Schmuckstücke nun auf PlayStation 4, Xbox One und dem PC einen gemütlichen Platz. Damit können auch neue Spieler endlich die 8Bit Games für sich entdecken und in ein Jump n‘ Run Erlebnis der alten Schule eintauchen.
Duck Tales
Insbesondere die beiden Duck Tales Teile zeigen hier, was trotz geringer grafischer Darstellung möglich ist. Mit seinem Gehstock ausgestattet, macht sich Onkel Dagobert auf, fünf besonders wertvolle Schätze zu finden, die auf dem Globus verteilt sind. Neben Transsylvania, Amazonas, Himalayas und Afrika, geht es gar auf dem Mond, um die Reichtümer des Erpels anzuhäufen. Und zu entdecken gibt es weit aus mehr, als den erwünschten Schatz, denn überall sind Diamanten versteckt, die auf dem ersten Blick nicht sichtbar sind. Kommt ihr zufällig an einer dieser Stellen vorbei, trumpft das Prachtstück vor eurem Auge auf und kann eingesammelt werden. Gleichzeitig wächst eine Skala heran, die eure gesammelten Schätze in Dollar umrechnet.
Es könnte natürlich alles so einfach sein und der Geldspeicher im heimischen Entenhausen bis aufs äußerste ausgereizt werden, wären da nicht die Feinde, die in allen Formen und Variationen auftreten. Ob weiße niedliche Häschen, Fledermäuse, Entenskelette oder Geister, jedwede Wesen versuchen sich euch in den Weg zu stellen. Zudem gibt es genügend Fallen in den 2D-Leveln, die in allen Richtungen ausgebaut sind. Das heißt, ihr könnt je nach linearer Struktur nach oben, unten, links oder rechts wandern, um alle Geheimnisse zu entdecken und auch die letzte Falle auszuspähen. Gleichzeitig werdet ihr evtl. noch versteckte Gänge finden, die weitere Schätze beherbergen oder gar ein Herz für eure Lebensskala bereitstellen.
Wie in vielen Jump n‘ Run Games erwartet euch noch vor Beendigung des aktuellen Levels ein Bossgegner, der mehr als nur einen stupiden Kopfsprung abverlangt. Und da sind wir auch schon beim Schwerpunkt des Spieles, denn Duck Tales punktet hauptsächlich durch das Geschick des Spielers. Mithilfe des Gehstocks, auf den Dagobert Duck nicht verzichten kann, springt dieser in ungeahnte Höhen und überwindet dadurch viele Hindernisse. Ebenso lassen sich Gegner austricksen und Attacken abwenden. Gleichzeitig kann der gierige Erpel dank des Stockes Steine auf die Kontrahenten schleudern und so den Weg freilegen. Und weil dies so gut funktioniert, behält sich auch der zweite Teil vor, dieses Spielprinzip fortzuführen.
Darkwing Duck
Mit Darkwing Duck wird die gleichnamige Trickfilmserie in ein 8Bit Format eingebettet und erzählt seine ganz eigene Geschichte. Der selbsternannte Superheld versucht St. Erpelsburg von seinen Verbrechern zu befreien. Hierzu stehen immer drei Level zur Auswahl, dessen chronologische Abarbeitung ihr selbst bestimmen könnt.
Angekommen in dem jeweiligen Level, geht es darum Feinde vom Bildschirm zu tilgen, was hier wiederum nicht durch einen Kopfsprung vonstatten geht. Stattdessen habt ihr eine Feuerwaffe, mit der ihr aus sicherer Distanz Jagd auf die Feinde macht. Erschwerend kommt aber hinzu, dass die Waffe nicht nach oben oder unten feuern kann. Dementsprechend ist Darkwing Duck angehalten, ständig die Plattformen zu wechseln, dabei aber dennoch den gegnerischen Beschuss nicht aus den Augen zu verlieren. Um in verhängnisvollen Situationen dennoch standhaft zu bleiben, kann Darkwing Duck seinen Umhang als Schutzschild nutzen und so Schüsse abblocken. Wachsam solltet ihr dennoch zu jeder Zeit sein, denn manches Getier kommt unverhofft aus den Lüften und strebt danach, euch die Lebensherzen abzuziehen.
Der Jump n‘ Run Charakter bleibt während des gesamte Spieles erhalten und fordert von euch, einige Abgründe zu überwinden und Stacheln, die an sehr ungünstigen Stellen platziert sind, zu umgehen. Dies setzt sich über mehrere Areale fort, bis ihr schlussendlich auf den Endgegner des jeweiligen Levels trefft. Hier wird es gelegentlich etwas kniffliger, was wiederum gutes Timing einfordert. Ist der Gegner bezwungen, geht es schon ins nächste Level, in dem weitere Schurken auf Darkwing Duck warten, die ihren Ursprung aus dem gleichnamigen Trickfilm haben.
Chip n‘ Dale
Neben Duck Tales ist Chip n‘ Dale wohl der bekannteste Titel in der The Disney Afternoon Collection. Bei uns als Chip n‘ Chap bekannt, sind die beiden Streifenhörnchen sie selbsternannten Ritter des Rechts. Und so gibt es genügend Aufgaben, die in dem 8Bit Spiel auf Beide warten. Die Hauptaufgabe ist es jedoch erst einmal nur, unbeschadet den Level zu durchstreifen und allen Gefahren aus dem Weg zu gehen oder sie gar vom Bildschirm zu tilgen. Hierfür nutzen beide Steifenhörnchen kleine Kisten, unter denen sie sich beispielsweise verstecken können, oder sie wahlweise auf Feinde werfen. Gelegentlich kommt noch Summi zum Einsatz, der für einen kurzen Zeitintervall Jagd auf alle Kontrahenten macht, die den beiden Rittern des Rechts im Weg stehen.
Aufgrund der Größe beider Streifenhörnchen ist aber auch die Umgebung eine böse Gefahrenquelle. Schnell sorgt eine normale Küche für den ein oder anderen Abzug eines Herzens. Stromleitungen oder Wasser können ebenso zu unschönen Begegnungen führen und das Ableben von Chip und Chap begünstigen. Somit heißt es in guter alter Jump n‘ Run Manier, immer in Bewegung zu bleiben, was ferner auch beim Endboss gilt. Durch die sehr einfach gehaltene KI, stellen diese aber zu keiner Zeit eine wirkliche Gefahr dar.
Beide Teile von Chip n‘ Dale legen zudem noch einen ganz besonderen Fokus auf den Multiplayer. In den Games können beide Helden parallel mitmischen und mal so ordentlich aufräumen. Dadurch wirkt das gesamte Spielprinzip zackiger und macht auch deutlich mehr Spaß. Leider sind mit der vermehrten Darstellung von Figuren auch einige Frameeinbrüche zu verzeichnen. Tummeln sich drei oder mehr Figuren gleichzeitig auf dem Bildschirm, wird es gelegentlich sehr rucklig.
Wer lieber alleine spielt darf entscheiden, ob er das Abenteuer mit Chip oder Chap bestreitet. Jedoch sei gesagt, dass dies spielerisch keinen Unterschied macht. Letztlich bringt der Singleplayer nur in den Bonusspielen ein paar Nachteile, da es unmöglich ist, alles Items in dem sehr kurzen Zeitfenster alleine einzusammeln.
Tale Spin
Eines der sechs Spiele hebt sich gameplaytechnisch sehr von den anderen Titeln ab. Es handelt sich um Tale Spin, das bei uns als Kapt’n Balu bekannt ist. In den neunziger Jahren hat es der einstige Akteur des Dschungelbuchs zu einer eigenständigen Trickfilmreihe geschafft, in der er als Pilot agiert. Da verwundert es auch nicht, dass es sich bei dem Spiel eher um ein Shoot’em’up handelt. Bei dem 2D Sidescroller ist es gefordert, den Level einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Dabei könnt ihr die rechte oder linke Richtung einschlagen und euch von jedweden Gegnern via Schüssen befreien. Verlasst ihr einen Bereich und kehrt anschließend durch einen Richtungswechsel wieder zurück, spawnen die Gegner wieder nach und erschließen dadurch erneut eine Gefahrenquelle.
Neben dem Ausweichen von Komplexe in der Umgebung, die teilweise sehr ungünstig verbaut sind, muss nun also auch der Gegner im Auge behalten werden. Einige von ihnen sind auf Plattformen festgesetzt und feuern in alle Himmelsrichtungen. Andere agieren ebenso im Luftraum und versuchen euch in derselben Höhe aufzulauern. Nur ein ständiger Höhenwechsel und gezielte Schüsse lassen euch bis zum Endgegner vordringen.
Wer den jeweiligen Obermotz bezwingt darf sich freuen, denn zwischen den Missionen könnt ihr neue Teile für euren Flieger erwerben, der dadurch mit weiteren Vorteilen ausgestattet wird. Umso voller euer Geldbeutel ist, den ihr während der Mission füllt, desto tollere Teile könnt ihr eurem Flieger gönnen.
Technik und neue Features
Bei der The Disney Afternoon Collection handelt es sich um 1:1 Umsetzungen der 8Bit Titel, die durch ihr 4:3 Format einen schönen, dem jeweiligen Spiel angepassten Rahmen erhalten haben. Wem dies zuviel Retro ist, kann die Titel auf ein Breitbildformat umstellen, was jedoch recht gestreckt wirkt und dadurch nur bedingt zu empfehlen ist. Soundtechnisch bleibt alles beim alten und die jeweiligen Musikstücke dudeln mit recht monophonen Sounds aus den Lautsprechern. Dennoch ist es schön anzuhören und verstärkt den Retro-Charakter.
Ein Veränderung bzw. Anpassung lässt leider die Steuerung vermissen. Es ist eine enorme Umstellung, Spiele aus damaliger Zeit exakt zu steuern. Zwar gibt es nur sehr wenige Manöver, die ungenaue Umsetzung der Befehle kann dies aber zu einem wahren Kraftakt machen. Keines der sechs Spiele bietet eine butterweiche Steuerung, die heutzutage eigentlich unverzichtbar ist, um sein Nervenkostüm zu schonen. Dafür bietet Capcom in der The Disney Afternoon Collection eine Rückspulfunktion, die kleine Fehler sofort auf Wunsch wieder rückgängig macht. Dies kann so manche unschöne oder ärgerliche Situation zu einer gekonnten Action umwandeln. Gerade Anfänger kommen dadurch leichter in die Spiele hinein, ohne an der Steuerung binnen Minuten zu verzweifeln. Zudem ist es nun möglich, den Spielstand jederzeit zu sichern und später an selbiger Stelle das Abenteuer fortzuführen.
Ein weiteres neues Feature ist die Möglichkeit, seinen Spielverlauf mit anderen Gamern zu teilen und dabei immer neue Rekorde aufzustellen. Denn die besten Spieler werden automatisch gelistet und stehen mit ihrem Spielverlauf einem breiten Publikum als gute Unterhaltung zur Verfügung. Natürlich ist dies auch ein Anreiz, die doch recht knapp gehaltenen Spiel mehr als nur einmal durchzuspielen.