Devil May Cry HD Collection REVIEW
„The project is doing fine. Please expect!“ – diese und andere Tweets von Hideaki Itsuno (Director von u.a. Dragon’s Dogma und Devil May Cry 4) versetzen Spieler seit einigen Jahren in erwartungsschwangere Fantastereien. Der populärste Wunschgedanke der meisten Fans gilt dabei einem fünften Teil von Devil May Cry und tatsächlich gab es Ende letzten Jahres einige Leaks, die Informationen über eine entsprechende Entwicklung preisgegeben haben wollen. Bisher schweigen sich Itsuno und sein Arbeitgeber Capcom aber munter aus und veröffentlichen stattdessen erst einmal die Devil May Cry HD Collection für PlayStation 4, Xbox One und den PC.
Doppel HD?
Die Devil May Cry HD Collection umfasst mit Devil May Cry (2001), Devil May Cry (2003) und Devil May Cry 3: Dante’s Awakening (2005) die originale, ursprünglich für die PlayStation 2 veröffentlichte Trilogie. 2012 wurde das Dreiergespann mit HD-Zusatz und einigen technischen Anpassungen bereits für die damals aktuellen PlayStation 3 und Xbox 360 neu veröffentlicht und eben auf dieser Fassung basiert auch die nun für PlayStation 4, Xbox One und PC erschienene Collection. Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, was sich seit dem getan hat.
Die bündige Antwort: nicht viel. Grafik, Sound, Musik – all das wurde (soweit ich das beurteilen kann) nicht angefasst und entspricht mehr oder weniger den ursprünglichen Releases. Bot die erste HD-Collection noch eine Auflösung von 720p, wurde diese nun immerhin auf 1080p hochgeschraubt. Eine Unterstützung von 4K gibt es hingegen nicht und auch ansonsten hat sich Capcom leider etwas zu sehr auf dem ursprünglichen Port ausgeruht. Während die Spiele beispielsweise selbst in 16:9 Auflösung dargeboten werden, liegen die Menüs im ursprünglichen 4:3 Format vor. Bei den ersten beiden DMCs wurden auch die gerenderten Zwischensequenzen in 4:3 belassen, ganz zu schweigen vom grobkörnigen Bild, welches auf modernen Fernsehern einem hässlichen Pixelbrei gleichkommt.
Davon aber einmal abgesehen, machen alle drei Spiele eine gute Figur. Die 60 Frames laufen butterweich, die fetzige Rockmusik von einst donnert noch immer stimmungsvoll durch die Lautsprecher und der ausgefallene Art-Style täuscht wohlwollende Gemüter gerne über so manch hässliche Textur und zickige Kamera hinweg. Letztere ist gerade im Erstling und dort vor allem in engen Räumen ein Ärgernis, in den beiden Fortsetzungen – gerade in Teil 3 mit seiner korrigierbaren Kameraperspektive – relativiert sich der Eindruck. Wer die Titel seinerzeit nicht gespielt hat oder keine Vorliebe für ältere Titel hat, der muss sich eventuell also etwas anpassen, dank der nach wie vor guten Spielbarkeit aller drei Spiele sollte das aber kein allzu großes Problem darstellen.
Cool wie eh und je
Das kommt für mich ein bisschen überraschend, immerhin hat der erste Teil nunmehr 17 Jahre auf dem Buckel, sodass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass Devil May Cry und seine beiden Fortführungen auch im Jahr 2018 noch eine ähnliche Wirkung entfalten, wie beim ursprünglichen Release. Seinerzeit revolutionierte Capcom mit dem Franchise quasi im Alleingang das Action-Genre und legte den Grundstein von Titeln wie Bayonetta, Vanquish und wie sie alle heißen. Gewisse Abstriche muss man natürlich trotzdem machen. Bis heute bin ich etwa nie mit dem etwas eigenwilligen Sprungverhalten warm geworden, welches weitaus weniger Freiheiten zulässt, als etwa Hexe Bayonetta. Das seitliche Ausweichen sollte gar erst mit dem dritten Teil eingeführt werden und selbst dort spielst sich Dante noch immer nicht so elegant, wie seine Konkurrenz.
In qualitativer Hinsicht ist Devil May Cry 3: Dante’s Awakening, hier in der um verschiedene Inhalte (man kann als Dantes Bruder Vergil spielen) und Features (Turbo-Modus) erweiterte Special Edition vorliegend, das Highlight der Collection. So hat man etwa die Wahl zwischen vier unterschiedlichen Spielstilen, außerdem wird wohl coolste Dante und einige der besten Bosskämpfe der gesamten Reihe geboten. Und auch die als Prequel fungierende und mit reichlich Zwischensequenzen angereicherte Story versprüht trotz all ihrer Absurditäten hier den meisten Charme.
Ursprünglich wurde Devil May Cry als eine actionorientierte Variante von Resident Evil konzipiert, ehe Schöpfer Hideki Kamiya (Bayonetta, Resident Evil 2) den Prototypen zu einem eigenständigen Spiel weiter formte. Verschiedene Versatzstücke des fertigen Spiels zeugen von diesen Ursprüngen, etwa die fixen Kameraperspektiven oder auch die thematische Verortung mit Schwerpunkt auf Horrormotive. Die Story selbst und vor allem Protagonist Dante, ein Abkömmling des Dämonen Sparda, nehmen sich aber zu keiner Minute ernst. Gleichzeitig sind die Spiele heute aber auch ein skurriles Zeitzeugnis, in der Ledermäntel und Sonnebrillen (Matrix lässt grüßen) hip waren.
Diese Mischung ist so eigen, wie unverwechselbar und machte damals wie heute viel vom Reiz der Spiele aus. Während die Positionierung als Klassiker von Teil 1 und 3 von beinahe niemanden in Frage gestellt wird, so gilt Devil May Cry 2 nach wie vor als das schwarze Schaf des Franchise. Die in der Reihe sowieso dürftige Handlung ist hier quasi nicht existent, die Zielhilfe und Kamera zicken noch mehr rum, als beim Erstling, und auch die Bosskämpfe sind enttäuschend. Dafür wurde das Kampfsystem des Vorgängers überarbeitet und befindet sich auf dem richtigen Weg, welcher schließlich durch die nachfolgenden Episoden zur Perfektion gebracht wurde.