Death Stranding Director´s Cut REVIEW
Death Stranding ist eine der einzigartigsten Videospielerfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Die Reise in ein vereinsamtes, von der Natur zurückerobertes Amerika, die Metapher einer aus den Fugen geratenen Welt, in der es nicht um den Kampf, sondern um das miteinander verbinden und Besinnen auf humane Werte geht, war mein Lieblingsspiel 2019. Fast zwei Jahre später hat mich das Werk von Hideo Kojima noch immer nicht losgelassen. Das Spiel hat in mir etwas ausgelöst und etwas in mir ausgelöst wie kein anderes Spiel zuvor. Und eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis ich mir noch einmal die virtuellen Wanderstiefel schnüre und mich erneut mit Protagonist Sam Bridges aufmache.
Der Director´s Cut, der eigentlich keiner ist
Der jüngst veröffentlichte Director´s Cut von Death Stranding ist dieser Ansatz und er wirkt auf dem ersten Blick auch wie die perfekte Gelegenheit, noch einmal oder auch erstmals das Spiel zu erleben. Allerdings habe ich mit der Bezeichnung so meine Probleme. Der Begriff Director´s Cut kommt eigentlich aus der Filmlandschaft und beschreibt eine Schnittfassung, die der ursprünglichen Vision des Regisseurs bzw. der Regisseurin entspricht. Häufig müssen sich Filmschaffende ja dem Willen des Geld gebenden Studios unterwerfen und müssen Ideen und Szenen verwerfen. Warum Death Stranding nach Ghost of Tsushima nun schon das zweite Sony-Spiel ist, welches sich diese Bezeichnung verwendet, ist mir nicht ganz klar. Beide Neuveröffentlichungen erhalten nämlich keine zuvor entfernten Originalelemente, sondern nachträglich erstellte Inhalte. Selbst Hideo Kojima hat mit der Bezeichnung ja offensichtlich so seine Probleme und hat dies öffentlich kundgetan.
Nun will ich mich aber nicht allzu sehr mit dem Sinn oder Unsinn der Bezeichnung aufhalten, sondern mich den Inhalten widmen. Zum eigentlichen Spiel habe ich meine Gedanken bereits 2019 veröffentlicht und verweise daher an dieser Stelle auf meine damalige Besprechung. Dennoch lohnt es sich natürlich auch über die Neuheiten zu sprechen.
Originale Version vs. Director´s Cut Version
Die neuen Inhalte wirken zunächst wenig spektakulär, bringen aber durchaus neuen Wind in das Spieldesign – ob dieser allerdings positiv behaftet ist? Neben neuen Waffen (die man jetzt an einem Schießstand ausprobieren kann) und neuen Nahkampfangriffen gibt es außerdem mit Schubdüsen ausgestattete Stiefel, mit denen man einen Aufprall von großer Höhe besser dämpfen kann. Diese entschärfen die teilweise durchaus beschwerlichen Frachtlieferungen enorm. Das gleiche gilt für den Katapult, mit welchen man Frachten über große Entfernungen verschießen kann. Auch dies erleichtert das Kerngameplay ungemein, steht damit allerdings auch im krassen Gegensatz zur ursprünglichen Designphilosophie von Death Stranding.
Eine der vielen Besonderheiten des Originals ist der Umgang mit seiner Open World. Wo man in anderen Spielen nicht mehr machen muss, als den Analogstick nach vorne zu drücken, um sich zu bewegen, ist hier viel mehr notwendig. Je mehr Gepäck man als Sam dabei hat, desto mehr wirkt sich das auf die Bewegungen, die Balance und die Geschwindigkeit aus. Jeder noch so kleine Bach, jede noch so kleine Anhöhe birgt ein Problem, welches man überwinden muss – teilweise mit Hilfsmitteln wie Leitern, die man ebenfalls erst einmal auspacken und platzieren muss. Ich verstehe durchaus, dass ein solcher Ansatz auf viele langweilig und langwierig wirkt. Für mich macht dies aber einen großen Teil der Faszination dieser Spielwelt aus, in der mir ursprünglich nichts geschenkt und vor die Füße gelegt wurde. Letztlich kann man sich zwar entscheiden, ob man auf Gadgets wie den Fracht-Katapult zurückgreifen will oder nicht. Dennoch empfinde ich die Integration als Abkürzung, die es eigentlich nicht gebraucht hätte.
Metal Gear Stranding
Auch über den Sinn des neuen Racing-Minispiels kann man sich streiten. Warum ich mir in einer Welt alberne Rennen auf Straßen liefern soll, die ich mit viel Mühe errichte, um sie als sichere Handelsroute nutzen zu können, erschließt sich mir nicht. Davon ganz abgesehen ist die Handhabung der Vehikel ebenso sperrig wie der Fahrzeuge, die ursprünglich im Spiel enthalten waren. Und auch damals gehörte dies durchaus zum Konzept. Ja, es gibt Fahrzeuge. Ja, diese erleichtern die Reise durch die Spielwelt. Oftmals sind sie aber auch schlicht nicht zu gebrauchen oder geben den Geist auf, sodass man zu Fuß besser dran ist.
Sehr viel besser gefällt mir da schon eine neue Mission im Rahmen der Story. Inhaltlich ist die Mission eigentlich nicht der Rede Wert, denn vor allem ist sie eine Hommage an Metal Gear Solid und entsprechend mit Referenzen vollgepackt. Leider ist nach gut einer halben Stunde aber auch schon wieder Schluss und wenn ich ganz ehrlich bin, fällt der Auftrag auch wieder aus dem Rest des Spieles heraus, ist der Einsatz doch mehr oder weniger auf den Einsatz von Waffen ausgelegt.
Eine schöne Welt wird noch schöner
Überraschenderweise ist das technische Upgrade der eigentlich interessante Aspekt der Neuveröffentlichung. Mit dabei sind natürlich die typischen Updates, die ehemalige PlayStation 4 Spiele auf PS5 mit sich bringen. So kann man auf der PlayStation 5 zwischen einem Performancemodus mit 60 Frames und dynamischer 4k-Auflösung und einen Bildmodus mit 30 Frames und nativer 4k-Ausgabe wählen. Die 60 Frames machen natürlich einiges her und wirken sich noch einmal positiv auf das Gameplay aus. Cool ist außerdem der Ultra Wide Modus. Dieser erhöht nämlich den Field of View (FOV), sprich man erhält ein größeres Sichtfeld. Und das sieht gerade in Verbindung mit der 4k-Auflösung und HDR sowie der nach wie vor fantastischen Grafik und dem grandiosen Artdesign geradezu spektakulär aus.
Schon auf der PlayStation 4 war Death Stranding ein Spiel mit einer enorm starken Immersion. Das galt nicht nur für die Spielwelt, sondern auch für das Körpergefühl. Mit den Möglichkeiten des Dualsense-Controllers hat man hier noch einmal nachgelegt. Ich würde sogar so weit gehen und vom bisher besten Anwendungsfall für das riesige Potenzial des Dualsense in Hinblick auf die Einbeziehung des Spielers/ der Spielerin mit der Spielfigur sprechen. Dazu kommt noch das 3D-Audio sowie die zusätzlichen Geräusche, die aus dem Controller kommen.
Und auch in anderen technischen Belangen hat man sich bei Kojima Productions viel Mühe gegeben. Wer will kann den Director´s Cut auf der PlayStation 5 nun sogar mit Maus und Tastatur spielen. Selbst eine gleichzeitige Anwendung Maus und Tastatur mit Controller ist möglich. Keine Ahnung ob irgendjemand das braucht, aber es geht!
Pro & Kontra
- ein nach wie vor besonderes Spielerlebnis
- tolle technische Aufwertung auf der PS5 mit vielen Einstellungsmöglichkeiten
- neue Gadgets und Missionen und andere Kleinigkeiten
- grandiose Einbindung des Dualsense-Controllers sorgt für noch mehr Immersion
- viele der neuen Gadgets untergraben teilweise die eigentliche Spielvision