Dead or Alive 6 REVIEW
Dead or Alive 5 hat eine erstaunlich lange Lebenszeit genossen, was nicht zuletzt auf die Portierungen für die aktuellen Konsolen von Sony und Microsoft zurückzuführen ist. Schließlich erschien der Titel ursprünglich bereits vor über sechs Jahren noch für die alten Konsolen. Mit Dead or Alive 6 wird nun das nächste Kapitel in der langjährigen Prügelserie von Entwickler Team Ninja aufgeschlagen und das in einer Zeit, in der das Genre so gut, wie lange nicht mehr dasteht. Können Kasumi, Hayate und Co. der Konkurrenz trotzen?
Konfuse Rahmenhandlung im Episodenformat
Eines vorweg: ich bin nicht sonderlich bewandert in der Rahmenhandlung der Reihe, kenne mich also mit den Ereignissen der Vorgänger, der Figuren und ihren Beziehungen untereinander und der übergreifenden Geschichte kaum bis gar nicht aus. Entsprechend wurde ich ins eiskalte Wasser geworfen und habe einen Einstieg mit vielen Fragezeichen erhalten. Sofern man sich für die Handlung interessiert, die im Story-Modus erzählt wird, sollte grundlegendes Vorwissen also vorhanden sein, denn Erklärungen zu bisherigen Ereignissen bleibt Dead or Alive 6 weitestgehend schuldig.
Diesen Umstand will ich aber nicht zu stark gewichten, sehr wohl aber die Art und Weise der Narration. Anstatt eine durchgängige Kampagne, spielt man nämlich kleine Häppchen, die meistens aus kurzen Cinematics und einem Kampf, manchmal aber auch nur aus gerenderten Zwischensequenzen bestehen. Die einzelnen Episoden wählt man wiederum über ein als Zeitstrahl angelegtes Menü an. Das ist keine sonderlich elegante Lösung, zumal die Episoden oft sehr stark in der Zeit hin und herspringen, was es für mich noch komplizierter gemacht hat, der Geschichte einigermaßen folgen zu können. Letztlich dreht sich offenbar aber alles um eine finstere Geheimorganisation, die den für deutsche Ohren lustigen Namen M.I.S.T. trägt, und deren Suche ultimativen Kämpfern, deren Energie angezapft werden soll um einen Ultra-Ultimativen Kämpfer zu erschaffen. Und irgendwo dazwischen findet auch noch das titelgebende Dead or Alive Turnier statt.
Überraschung: ein fertiges Spiel!
Sei´s drum, Fans werden wahrscheinlich an der albernen Story ihren Spaß haben und sich einen Reim auf alles machen können, mich hat das Ganze aber kaum länger, als eine Stunde bei Laune gehalten. Zum Glück für mich hat Dead or Alive 6 abseits der Kampagne aber noch viel mehr zu bieten. Und so traurig das eigentlich auch ist, so positiv überrascht war ich, wie komplett sich das Spiel in Zeiten von nachgeschobenen Modi, Mikrotransaktionen und Season Pässen anfühlt. Neben dem Story-Modus gibt es mit Arcade, Time Attack, Training, schnellen Kämpfen gegen CPU/andere Spieler und einen Online-Modus nämlich alles, was man von einem Prügler erwartet. Und das gleich bei Start und ohne Aufschrei der Fans. Geht doch!
Vor allem der neue Modus DOA Quest hat es mir besonders angetan. Hier kann man sich nämlich an etwas mehr, als 90 Herausforderungen versuchen, die sich perfekt eignen, um die verschiedenen Systeme zu erlernen und das neue Können auf die Probe zu stellen. So muss man Gegner etwa mit bestimmten Attacken besiegen, vorgegebene Konter ausführen oder auch den Kampf in einer bestimmten Zeit absolvieren. Nach und nach wird das zunehmend anspruchsvoller, entfacht gleichzeitig aber eine ungemeine Motivation, zumal man für das komplette Erledigen einer Quest nicht nur Ingame-Geld, sondern auch Kostümteile erhält, mit denen man wiederum die unzähligen Outfits für die einzelnen Kämpfer freischalten kann.
Très Chic
Und auch hier fallen die Inhalte, die man freischalten kann, sehr umfangreich aus. Leider ist es aber nicht möglich, auf ein bestimmtes Outfit von einem der insgesamt 26 Charaktere hinzuarbeiten, stattdessen werden die Kostümteile per Zufallsprinzip verteilt. Zusätzlich kann man neue Frisuren und – warum auch immer – Brillen als Accessoires erwerben. Das macht man mit der Ingame-Währung, die man durch das Spielen in nahezu allen Modi verdient. Die Balance und Zeit, um neue Klamotten freizuspielen, habe ich als einigermaßen fair empfunden, zumindest wenn man die Zeit in DOA Quest investiert. Wenn man hingegen in den anderen Modi unterwegs ist, dauert es deutlich länger. So habe ich im Online-Modus nie mehr als zwei oder drei Kostümteile pro Match erhalten. Bedenkt man, das man für ein Outfit zwischen 200 bis 1000 Kostümteile braucht, kann man sich ausrechnen, wie lange man hier dran sitzt. Und Koei Tecmo wäre natürlich nicht Koei Tecmo, wenn sie nicht noch zusätzliche Mikrotransaktionen anbieten würden, mit denen man die freischaltbaren Outfits und DLC exklusive Klamotten freischalten kann. Auch zusätzliche Charaktere wird es wohl nur gegen Echtgeldeinsatz geben.
Neue Engine, altbackene Optik?
Anders, als nahezu alle Konkurrenten, verwendet Dead or Alive 6 keine lizenzierte, sondern eine eigene Engine. Diese hat aber mit teils deutlichen Qualitätsunterschieden in den einzelnen Disziplinen zu kämpfen. So sind die Modelle der Charaktere und die Animationen ziemlich gut gelungen, auch wenn der an Wachsfiguren erinnernde Look der Spielfiguren Geschmackssache ist. Darüber hinaus läuft das Spiel selbst auf meiner alten Standardausführung der PlayStation 4 mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm und entfacht während der Kampfe ein ansehnliches Actionfeuerwerk. Ziemlich altbacken fallen hingegen die Kampfarenen aus, die in keinster Weise mit den Stages von den älteren Street Fighter V (2016) oder Tekken 7 (2017) mithalten können. Oftmals fehlt es an einer lebendigen Spielumgebung, mitunter wirken die Areale regelrecht steril. Immerhin lässt sich die Umgebung dynamisch ins Geschehen einbeziehen. So kann man Gegner etwa durch eine Hecke treten, woraufhin diese einen Abhang runter rollen und der Kampf sich an einem anderen Schauplatz fortsetzt.
Einsteigerfreundliche Klopperei
Entsprechende Aktionen sehen übrigens nicht nur cool aus, sondern haben auch einen Mehrwert, da man den Gegnern auf diese Weise zusätzliche Energie entzieht. Das Einbeziehen der Umgebung gehört zu den vielen Feinheiten, die im Rahmen des Kampfsystems geboten werden. Als ziemlicher Neuling im DoA Universum habe ich mich dank der bündigen Tutorials schnell zurechtgefunden. Neben einem allgemeinen Training, gibt es auch noch viele Charakter bezogene Übungen, die einem die unterschiedlichen Kombos der Kämpfer näher bringen. Die Grundlagen, wie verschiedene Griffe, Kontermöglichkeiten und Spezialangriffe, gehen einigermaßen geübten Spielern schnell von der Hand, viele kleinere Nuancen brauchen aber ihre Zeit, bis man sie auf dem Kasten hat.
Recht einsteigerfreundlich gestalten sich hingegen die neuen Bruchattacken. Sofern die entsprechende Anzeige voll aufgeladen ist, aktiviert man mit einer einfachen Tastenkombination eine mächtige Kombokette. Die Bruchanzeige kann aber auch genutzt werden, um einen Konter auszuführen und sich auf recht einfache Art aus hitzigen Situationen zu befreien. Das funktioniert gegen die solide KI meistens ohne Probleme, gegen geübte Spieler wird man es aber schon schwerer haben. Wie bei allen Prüglern, so trennt sich nämlich auch bei Dead or Alive 6 die Spreu vom Weizen im Online-Modus. In der Testphase war dieser noch recht bescheiden besucht, sodass es teilweise sehr lange dauerte, bis ich auf einen Gegenspieler getroffen bin. Dieser Umstand dürfte sich mit der offiziellen Veröffentlichung und einer breiten Spielerschaft aber auflösen. Die Stabilität war in den meisten Fällen sehr gut, zu einzelnen Lags kam es aber dennoch.