Darkestville Castle REVIEW
Das Point & Click-Adventure Darkestville Castle ist bereits das zweite Spiel des argentinischen Entwicklerstudios Epic Llama Games. Das Spiel wurde erstmals am 21. September 2017 auf Steam veröffentlicht. Am 13. August 2020, also fast drei Jahre später, erschien das Adventure auch für PlayStation 4, Xbox One und die Nintendo Switch.
Euch erwartet ein humorvolles Point & Click-Adventure, dessen Zeichentrick-artiger Grafikstil Erinnerungen an den Klassiker „The Curse of Monkey Island“ wecken dürfte. Allerdings geht es in Darkestville Castle nicht um Piratenabenteuer, sondern die Eskapaden des kindischen Dämonen Cid. Doch ich greife vor. Was das Adventure im Detail zu bieten hat, erfahrt ihr im folgendem Test.
Böser Dämon oder harmloser Scherzbold?
Das Dörfchen Darkestville war einst ein richtig gemütlicher Ort. Doch dann stürzte ein Gesteinsbrocken aus dem Himmel in die beschauliche Region. Besagtes Objekt entpuppte sich als eine Art Rettungskapsel, welche das Dämonenbaby Cid beherbergte. Zwar wurde Cid in die Dorfgemeinschaft aufgenommen, doch dankt es der mittlerweile erwachsene Dämon den Dörflern damit, dass er sie immer wieder piesackt und quält. Cid betrachtet sich als bösartiges Genie, welcher halt lediglich seiner dämonischen Natur folgt. In der Realität wird Cid von seiner Nachbarschaft jedoch kaum ernst genommen. Für sie ist der Dämon ein alberner Kindskopf, der Streiche spielt. Es gibt nur einen Einwohner von Darkestville, welcher Cid als Dämon ernst nimmt und bekämpft. Die Rede ist vom dicklichen Dan Teapot, der jedoch derart inkompetent vorgeht, dass Cid nur noch gelangweilt und genervt von den „Angriffen“ des Möchtegern-Dämonenjägers ist.
Doch dieses mal hat Dan ein Ass im Ärmel. Er engagierte nämlich drei echte Dämonenjäger in Form der Romero-Brüder. Diese verwechseln Cid mit Dan und nehmen stattdessen Cids Haustier in Form des Monster-Pyranhas Domingo gefangen. Cid ist freilich wenig begeistert über den Verlust seines fischigen Kumpels. Nun gilt es Domingo aus der magischen Gefängnistruhe der Romeros zu retten. Doch das ist leichter gesagt als getan, da er hierfür die Truhenschlüssel von den Romeros abluchsen muss.
Wie die Handlung weiterverläuft, müsst ihr nun freilich selbst herausfinden. Selbstverständlich umfasst die Befreiung Domingos nur das erste Kapitel. Das Spiel bietet also einige Wendungen, welche Cids Gesinnung auf eine ernste Probe stellen und ihm eventuell bewusst machen, wer er wirklich ist. Doch keine Bange. In Darkestville Castle geht es um den Humor und schrägen Cartoon-Spaß, nicht um tiefe Charakterstudien. Aber auch das Setting, die Charaktere und die Handlung sind sympathisch und machen Spaß. Ist zwar nichts dabei, was vom Hocker reißt, aber man wird gut unterhalten.
Das Spielprinzip mag zwar solide sein, zeugt aber nicht gerade von bösartigen Genius
Spieltechnisch wagt Darkestville Castle keine Experimente. Ihr bekommt ein gewöhnliches Point & Click-Adventure. Mittels Mauscursor sucht ihr die Screens nach Hotspots, Gegenständen, NPCs oder Ein- und Ausgängen ab und betätigt die linke Maustaste, um ein kleines Auswahlmenü aufzurufen. Besagtes Auswahlmenü bietet die Aktionsmöglichkeiten betrachten, ansprechen und nehmen/interagieren. Gefundene Gegenstände werden in einem Inventar gelagert, welches man über das Schatztruhen-Symbol am unteren Bildschirmrand aufrufen kann. Natürlich müssen einige Gegenstände untereinander kombiniert werden und wollen am richtigen Hotspot oder NPC eingesetzt werden, damit man im Spiel vorankommt. Unterstützung erhaltet ihr hierbei von einer Hotspotanzeige, die sich mit dem Ausrufezeichen-Emblem am oberen Bildschirmrand aktivieren lässt. Der Doppelklick, um den Fußweg durch Ein- und Ausgänge abzukürzen, ist ebenfalls vorhanden.
Das Spiel beschränkt sich ausschließlich auf Inventarrätsel. Apparturen, Mechanismen oder zu entschlüsselnde Codes sucht man hier vergebens. Die einzige Abweichung kommt im Finale. Hier wird man vom Oberschurken gejagt, so dass man immer nur ein kurzes Zeitfenster hat, ehe Cid in einen anderen Raum flüchten muss. Eine echte Gefahr besteht jedoch nicht, Cid flüchtet automatisch und man kann nicht getötet werden oder scheitern. Die Idee einer finalen Konfrontation wurde also ohne echten Anspruch implementiert. Tatsächlich gestaltet sich der finale Abschnitt als ziemlich nervig, da man ja ständig von Scripts unterbrochen wird und somit nicht in Ruhe knobeln kann.
Eleganter ist da schon der relativ offene Aufbau der Spielwelt. Die jeweilige Ortschaft setzt sich aus mehreren Gebieten zusammen, die man über eine Stadtkarte frei anwählen darf. Das täuscht aber nicht über den etwas geringen Spielumfang hinweg. Die Gebiete sind recht klein, und wenn die Entwickler nicht den Schwierigkeitsgrad im letzten Spieldrittel aufgedreht hätten, wäre Darkestville Castle wohl ein recht kurzes Vergnügen gewesen. Ob solch eine Maßnahme jedoch der richtige Weg ist, um die Spieldauer in die Länge zu ziehen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich hätte auf den sprunghaften Anstieg des Schwierigkeitsgrads verzichten können.
Grafik und Sound
Grafisch weiß Darkestville Castle zu gefallen. Die bunte Comicgrafik im Stil des Klassikers „The Curse of Monkey Island“ schließt man umgehend ins Herz. Die Ortschaften bieten obendrein ein gutes Maß an Abwechslung. Leider hapert es jedoch etwas bei den Charakteranimationen. Da macht sich das begrenzte Budget eines kleinen Entwicklers dann doch bemerkbar. Aber nichtsdestotrotz ist das Spiel hübsch anzuschauen.
Der Soundtrack ist ebenfalls ganz nett gelungen. Er unterstützt die schräge Cartoonatmosphäre mit Halloweenflair ohne sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen. Man sollte jedoch nicht erwarten, dass einer der Tracks dauerhaft im Gedächtnis verweilt. Die Bildschirmtexte wurden kompetent ins Deutsche übersetzt. Die Sprachausgabe steht hingegen nur in englisch und russisch zur Verfügung. Die englische Sprachausgabe ist jedoch sehr gut gelungen und bereichert das Spiel.
Pro & Kontra
- recht witziges Cartoon-Setting mit einem unterhaltsamen Protagonisten
- schöner Comic-Grafikstil im Stil von „The Curse of Monkey Island“
- bietet eine Hotspotanzeige und eine Doppelklick-Abkürzung
- den sprunghaften Anstieg des Schwierigkeitsgrades im letzten Drittel hätte es nicht gerbaucht
- mangelnde Abwechslung, das Spiel beschränkt sich ausschließlich auf Inventarrätsel
- das Auswahlmenü mit den drei Aktionsmöglichkeiten wirkt wie ein angestaubter und unnötiger Zwischenschritt