Danganronpa – Trigger Happy Havoc REVIEW

Ein enthusiastisches „Endlich!“ dürfte einigen Fans japanischer Nischenspiele vor einigen Wochen aus dem Mund geschossen gekommen sein. Denn nachdem sich in den vergangenen Monaten immer mehr Publisher aus Nippon ran gemacht haben ihre vormals Konsolen exklusiven Titel auch auf dem PC zu veröffentlichen, hat sich nun auch Spike Chunsoft dazu entschlossen sein Portfolio zu öffnen und diverse Titel zu portieren und einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Den Anfang macht mit dem ursprünglich für die PS Vita veröffentlichten Danganronpa – Trigger Happy Havoc gleich ein richtiger Knaller.

 

Das Dilemma der Gefangenen


Danganronpa 1

Danganronpa ist nicht nur ein packender Krimi in Visual Nove Gewandl, sondern auch Adventure.

 

Was würdest du tun, wenn du mit 14 anderen Personen gefangen wärst und deine einzige Möglichkeit zur Flucht darin besteht, einen deiner Mitgefangenen zu töten? In den vergangenen Jahren stellte dieser Ausgangspunkt immer wieder die Prämisse für Filme, Serien und Videospiele. Viele Produktionen, die sich dem Escape the Room genannten Genre verpflichten, kommen dabei aus Japan und erfreuen sich dort nach wie vor einer gewissen Popularität. Auch in Danganronpa – Trigger Happy Havoc begleiten wir eine Gruppe die vor eben jener moralischen Frage und dem Warum geschieht das alles steht.

Protagonist ist der unscheinbare Makoto Naegi. Ausgerechnet er wird zu Beginn des Spieles in der Hope’s Peak Academy aufgenommen. Diese ist nicht weniger als DIE Eliteschule Japans und nimmt im wahrsten Sinne des Wortes nur DIE außergewöhnlichsten und talentiertesten Jugendlichen des Landes auf. Allerdings finden sich unter den Neuankömmlingen einige eigenwillige Typen. Denn neben der ultimativen Programmiererin, dem Schwimmass und Top-Baseballspieler finden sich auch der Rowdie König, ein Fanfic Autor und andere exzentrische Schüler ein.

Die Tatsache, dass der normal anmutende Makoto Naegi so gar nicht in diese illustre Runde passen will, wird jedoch jäh ad acta gelegt, als den Schülern klar wird, dass sie in der Schule gefangen gehalten werden. Spätestens als ein mechanischer Bär namens Monokuma auftaucht und verkündet, das die Jugendlichen nun Teil eines tödlichen Spieles sind, kippt die Stimmung endgültig. Wer oder was ist Monokuma? Warum sind Türen und Fenster versiegelt? Warum kommt keine Rettung? Und wird tatsächlich einer der Schüler zum Mörder, um in die versprochene Freiheit zu gelangen? Zumindest letztere Frage wird nach einigen Tagen geklärt…

Paranoia, Missgunst und Verzweiflung – das alles sind durchaus wichtige Themen, mit denen sich die Geschichte in den knapp 30 Spielstunden auseinandersetzt. Anders, als beispielsweise das recht ähnlich gelagerte Virtue´s Last Reward, ist Danganronpa – Trigger Happy Havoc aber sehr viel weniger ernst angelegt. Stattdessen hält schnell der pure Wahnsinn Einzug in die sowieso immer bizarrer werdende Geschichte und Humor, WTF-Momente und überraschende Wendungen geben sich munter die Klinke in die Hand. Gleichzeitig spielen die Schreiber bewusst mit Charakter Klischees und Anime Tropen, was gerade dann zündet, wenn man mit dem Medium einigermaßen vertraut ist. So hebt sich Danganronpa schon sehr früh zu seiner Konkurrenz ab und zeichnet einen angenehm anderen und zweifelsohne auch sehr speziellen Kontrast.

 

Wie ein gutes Buch


Danganronpa 2

Danganronpa besitzt iele toll geschriebene Charaktere. Der heimliche Star ist aber Psychobär Monokuma.

 

Im Kern ist Danganronpa – Trigger Happy Havoc eine Visual Novel durch und durch. Wo in anderen Spielen die Narration vielleicht 10% des Gesamtinhaltes ausmacht, wird dies hier komplett umgekehrt. Gameplay im Sinne von Interaktion mit der Spielwelt wird weitestgehend zurückgefahren, stattdessen liest man hauptsächlich Text um Text um Text. Das kann unglaublich trocken sein, wenn es nicht gut gemacht wird. Das kann aber auch ungemein fesselnd und mitreißend sein. Danganronpa ist ein solcher Fall und besticht mit einer so packenden Erzählung, wie sie viele Spiele mit Zwischensequenzen und anderen aufwendigeren Stilmitteln nicht hinbekommen.

Umso erstaunlicher ist dies, wenn man sich vor Augen hält, mit welch einfachen Mitteln die Handlung inszeniert wird. So hat jeder Charakter gerade einmal eine Handvoll unterschiedlicher Mimiken in Petto, welche auch nur in Standbildern gezeigt und immer und immer wieder wiederholt werden. Zwischensequenzen gibt es zwar, aber auch diese halten sich im überschaubaren Rahmen und zeigen lediglich die Bestrafungen durch Monokuma. Und einmal abgesehen von den durchweg vertonten Prozessen, auf die ich gleich eingehen werde, gibt es außer einigen Charakter eigenen Onelinern keine durchgängige Sprachausgabe. Trotzdem steckt selbst in den nicht gesprochenen Dialogen enorm viel Dynamik und Spannung.

 

Markanter Look


Danganronpa 3

Trotz der begrenzten Möglichkeiten schaffen es die Entwickler Danganronpa einen markanten Stil zu verpassen.

 

Doch obwohl Danganronpa in audiovisueller Hinsicht mit einfachen Mitteln haushalten muss, so haben es die Entwickler geschafft einen sehr charakteristischen Stil zu finden. Dieser schlägt sich vor allem optisch nieder und spielt mit grellen Farben und sehr ausgefallenen Charakter Designs. Hinzu kommt eine richtig gute Sprachausgabe, sowohl im japanischen Original wie auch in der englischsprachigen Lokalisation. Überhaupt merkt man den für die Lokalisation verantwortlichen ihre Freude an dem Ausgangsmaterial an. Das gilt nicht nur für die sehr lebhaften Sprecher, sondern auch für die englischen Texte. Nicht unter den Tisch kehren darf man außerdem die grandiose Musik, die zwischen Jazz-, J-Pop- und Rock-Klängen wechselt.

Eine sehr gute Arbeit wurde außerdem bei der Portierung geleistet. Das Spiel läuft flüssig und ohne Abstürze oder auffällige Bugs. So soll das sein! Das einzige Manko: nicht alle Grafiken liegen in HD-Qualität vor. Während die Charakterdesigns den Sprung von PS Vita auf PC gut geschafft haben, sind die Umgebungsgrafiken und Hintergründe ein zweischneidiges Schwert. Mal der höheren Auflösung entsprechend, mal sehr grob aufgelöst.

 

Ace Attorney goes crazy


Danganronpa 4

In den Prozessen ist Timing und eine gute Auffassungsgabe gefragt.

 

Aber zurück zum eigentlichen Spiel. Denn neben dem klassischen Visual Novel Ablauf, der gut zwei Drittel des Siels ausmacht, gibt es auch aufgelockerte Abschnitte, in denen der Spieler mehr Freiheiten bekommt. So gibt es beispielsweise freie Tage, in denen man die Schule in Ego-Perspektive erkunden kann und sich mit den anderen Figuren unterhalten und diese besser kennenlernen kann.

Spätestens, wenn ein Mord geschehen ist, wechselt Danganronpa das Genre und entwickelt sich zum Adventure. Nun geht es daran Beweise zu sammeln, Aussagen aufzunehmen und genügend Hinweise auf den wahren Täter zu finden. Kann man diesen entlarven, so wird er am Ende von Monokuma mit dem Tod bestraft. Schafft es der Mörder unentdeckt so bleiben, so droht allen anderen Schülern der sichere Tod.

Der Schwierigkeitsgrad der detektivischen Abschnitte ist sehr moderat und man wird größtenteils zu den wichtigen Hinweisen gelotst. Etwas mehr wird man gefordert, sobald ein Prozess beginnt. Hier müssen Falschaussagen mit Beweisen entkräftet, Lügen aufgedeckt und falsche Fährten erkannt werden. Dabei tauscht das Spiel ein weiteres Mal seine Spielmechanik aus und fordert uns zu diversen Rhythmusspielen heraus. Diese wirken zu Beginn sehr chaotisch, auch da immer wieder neue Elemente dazu kommen, auf die geachtet werden muss. Hat man aber erst einmal den Dreh raus, dann sind die Prozesse der Climax eines jeden Kapitels.

Sehr cool ist die Art und Weise, wie die Prozesse geführt werden. Nicht nur sind sie mit schnellen Schnitten und impulsiven Wortgefechten sehr knackig inszeniert. Dadurch, dass die eigenen Argumente und Beweise wie in einen Revolver geladen und per Fadenkreuz auf die Falschaussage geschossen werden, erhält Danganronpa ein weiteres Alleinstellungsmerkmal, welches so unkonventionell wie genial ist.

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Spiel Bewertung
Singleplayer
86
86
Gut
86
Multiplayer

FAZIT

Wow! Eine solch wilde Achterbahnfahrt, wie sie mir Danganronpa – Trigger Happy Havoc vor den Latz geknallt hat, habe ich selten erlebt. Was wie ein vermeintlich nach Schema F funktionierender Thriller im High School Setting begonnen hat, entwickelt sich mit jeder weiteren Spielstunde mehr und mehr zu einen wilden und absolut wahnsinnigen Ritt. Bemerkenswert: unter der bizarren Oberfläche tummeln sich sehr liebenswerte Charaktere, überraschende Wendungen und sehr viel Spannung. Aufgelockert wird die immense Textlastigkeit durch detektivische Ermittlungsarbeiten und kurzweilige Reaktionsspielchen. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, das Danganronpa – Trigger Happy Havoc trotzdem eine Visual Novel durch und durch ist. Aber was für eine! Ich kann es schon jetzt kaum erwarten, wenn in einigen Monaten auch der zweite Teil für den PC erscheint und ich ein weiteres Mal in die krude Gedankenwelt von Monokuma abtauchen kann.

- Von  Adrian

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