Crysis Remastered Trilogy REVIEW
Nachdem Crytek im vergangenen Jahr bereits Crysis für aktuelle Plattformen neu veröffentlicht hat, legen die Frankfurter nun und nach bringen mit ähnlich tiefgehenden Überarbeitungen und Anpassungen auch die Teile 2 und 3 für PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch und PC. Der Release freut mich persönlich sehr, denn so gut ich den Erstling auch kenne und im letzten Jahr noch einmal im Zuge des Remasters neu erlebt habe, Crysis 2 und den Abschluss der Trilogie habe ich bisher nie gespielt.
It can run Crysis!
Zu Crysis selbst und dem Remaster möchte ich an dieser Stelle nicht so viele Worte verlieren und verweise an dieser Stelle auf meine Besprechung aus dem letzten Jahr. Bevor ich inhaltlich auf die Spiele und ihre Überarbeitungen eingehe, möchte ich aber noch ein paar Worte zur Releasepolitik verlieren. Für die drei Spiele im Bundle zahlt man zum Launch 49,99 Euro. Man kann alle drei Titel auch einzeln zum Preis von je 29,99 Euro erwerben. Auf der Nintendo Switch stehen die Spiele hingegen nur einzeln zum Verkauf, eine Komplettversion für die Hybridkonsole gibt es nicht. Und auch der physische Release ist nur den Konsolen von Sony und Microsoft vorbehalten.
Native Versionen für die PlayStation 5 und Xbox Series gibt es nicht, stattdessen werden die Titel via Rückwärtskompatibilität auf den aktuellen Plattformen abgespielt und erhalten im Gegensatz zu den Last-Gen Versionen eine bessere Performance (60 Frames bei einer angestrebten 4k-Auflösung). Die grafischen Überarbeitungen lassen sich sehen. Alleine die Möglichkeit alle drei Spiele auf PS5 und Xbox Series X mit 60 Frames und 4k-Auflösung sowie HDR zu spielen, macht einiges her.
Beeindruckend ist die gesteigerte Leistung inklusive neuer technischer Features vor allem, wenn man sich vor Augen hält, wie schlecht Crysis 2 und sein Nachfolger auf der PlayStation 3 und Xbox 360 gelaufen sind. Seinerzeit mussten viele Einschnitte hingenommen werden, dennoch liefen die Konsolenversionen nie mit stabilen 30 Frames und hatten eine vergleichsweise schlechte Grafikqualität. Gerade auf den aktuellen Systemen von Sony und Microsoft ist das jetzt komplett anders und selbst auf PlayStation 4, Xbox One und den jeweiligen Pro Varianten beider Plattformen bekommt man mit den Remastern ein deutlich besseres Spielerlebnis geboten.
Zwischen imposant und naja
Obwohl die Spiele in den Jahren 2007, 2011 und 2013 erschienen sind, sind vor allem der erste und dritte Teil nach wie vor grafisch mitunter ziemlich eindrucksvoll. Der zweite Teil fällt hier etwas heraus. Das ist zum einem dem nicht sonderlich hübschen Art-Design geschuldet, welches mit seiner grau/braunen Optik ein Kind seiner Ära ist. Hier haben die Entwickler interessanterweise aber angesetzt und das Colour Grading ein leicht abgeändert, was nun für einen etwas realistischeren Touch sorgt.
Dennoch bin ich nicht der größte Fan der Spielwelt von Crysis 2, die im Vergleich zum Vorgänger sehr viel linearer aufgebaut ist und visuell nicht den Reiz der tropischen Insel aus Crysis hat. Teil 3 hingegen ist eine Mischung aus beiden und findet für sein erneutes New York Setting einen guten Kniff, indem man die Geschichte noch einmal ein paar Jahrzehnte weiter in der Zukunft ansetzt und den Big Apple als postapokalytpische, von der Natur zurückeroberte Spielwelt inszeniert, in der hohe Gräser, verrostete Wracks und zerstörte Gebäude das mitunter imposante Bild bestimmen. Eine wirkliche Open World bietet aber nur der erste Teil.
Simples Gameplay mit spaßigen Gimmick
Das hat auch Einfluss auf das Gameplay. Zwar folgt man auch in Crysis einer Hauptstory mit vorgegebenen Missionen. Allerdings ist die Insel gleichzeitig eben auch ein Actionspielplatz, an dem man sich nach Lust und Laune austoben kann. Die beiden Nachfolger schränken diese Freiheit mitunter ziemlich ein. Zwar sind die Areale durchaus weitläufig und bieten Platz für Sammelkrams und Nebenmissionen. Das täuscht aber nicht über den linearen Levelaufbau hinweg. Entsprechend fühlen sich Teil 2 und 3 auch vielmehr wie klassische Shooter an. Das ist an sich nicht natürlich verwerflich. Allerdings war ich auch schon beim ersten Teil nie ein allzu großer Freund der Shooter-Mechanik.
Zwar bekommt man unzählige futuristische, gegenwärtige, weltliche und außerirdische Waffen in die Hand gedrückt und bekämpft Soldaten und verschiedene Alien-Arten. Allerdings entfaltet sich weder ein Flow wie in arcadigen Shooter a la Doom noch verlangt das Gameplay von mir ein einigermaßen taktisches Verhalten. Stattdessen sitzt man irgendwo zwischen Half Life und Call of Duty und vermengt die B-Movie-Story mit jeder Menge Action-Bombast.
Die Entscheidung zwischen einer offensiven und einer heimlichen Spielweise hat vergleichsweise wenig Einfluss auf den Tiefgang. Das zentrale Gimmick ist der Nanosuit. Dieser gibt einem nicht nur übermenschliche Kräfte und ermöglicht hohe Sprünge, brachiale Nahkampfangriffe und das Aufheben von Zentner und teils sogar Tonnen schweren Gegenständen, die man auf die Gegner schleudern kann. Auch kann man für ein kurzes Zeitfenster eine Panzerung einschalten, welche Schaden minimiert, und sich unsichtbar machen. Das ist spaßig, ja, aber kompelxer wird das Spieldesign dadurch dennoch nicht. Das der Ansatz nicht so richtig funktionieren will, fällt nicht zuletzt auf die mäßige KI zurück. Immer wieder habe ich Gegner leicht ausschalten können, die tatenlos in der Gegend rumstehen. Außerirdische Feinde sind meist nicht mehr als Kugelschwämme und werden nur gefährlich, weil sie in einer großen Anzahl auftreten.
Das klingt nun negativer als ich es eigentlich meine. Ich hatte und habe mit den Spielen meinen Spaß, persönlich präferiere ich schlicht andere Spielarten des Shooters. Und trotz meiner Kritik sind alle drei Spiele (mit Abstrichen) nach wie vor spielenswert und fühlen sich sehr viel weniger antiquiert an als andere Spiele der gleichen Jahrgänge.
Pro & Kontra
- drei Spiele in einem
- wertige Remaster mit neuen technischen Features (4k, HDR etc.)
- spaßiges Shooter-Gameplay
- Crysis 2 und 3 im Vergleich zum Erstling recht linear
- KI wurde nicht verbessert
- Multiplayer-Modi fehlen