Crysis Remastered REVIEW
Crysis steht bis heute für Hardwarehunger und beeindruckende grafische Leistung. Selbst 13 Jahre nach dem ursprünglichen Release kann sich der First-Person-Shooter von Crytek noch sehen lassen. Gemeinsam mit Saber Interactive legt Crytek das Spiel nun für aktuelle Plattformen (darunter sogar die Nintendo Switch!) und den PC als Remaster neu auf. Wie schlägt sich das einstige Aushängeschild des deutschen Entwicklers heute?
Can it run Crysis?
Diese Frage ist ganz abhängig von der gewählten Plattform. Die PR wirft mit allerhand technischen Begriffen, wie hochwertige Texturen bis zu 8K, HDR-Unterstützung, Raytracing, Screen Space Directional Occlusion (SSDO), Global Illumination (SVOGI), hochmoderne Depth-of-Field-Effekte und, und, und um sich. Selbst einigermaßen bewanderte Spieler dürften nicht jeden Begriff kennen und wissen, was sich hinter SSDO und Co. eigentlich verbirgt. Daher sei an dieser Stelle auf die Kollegen von Digital Foundry und ihrer fachkundigen Analyse der verschiedenen Versionen verwiesen.
Ich kann hingegen nur für die PlayStation 4 Version sprechen, die ich mir für diese Besprechung angesehen habe. Da ich keine PRO und einen entsprechenden TV besitze, fallen für mich ohnehin zusätzliche Effekte wie HDR, eine Auflösung über 1080p und Raytracing weg. Und dennoch muss ich feststellen, das Crysis auch 13 Jahre später noch einiges her macht. Klar: mit einem DOOM Eternal oder anderen aktuellen Shootern, die speziell für die aktuellen Plattformen entwickelt wurden, kann auch das einstige Aushängeschild made in Germany nicht mithalten, zumal ich mich auf der normalen PS4 mit 30 Bildern pro Sekunde, die immer wieder, etwa bei Explosionen, auch einbrechen, zufriedengeben. Dennoch bin ich angetan von der herrlich tropischen Insel, die insbesondere im verrückten 2020 umso größeres Fernweh auslöst. Auf PRO-Modellen von PS4 und Xbox One kann man sogar bis zu 60 Frames erreichen, sofern man auf einen Performancemodus wechselt, welcher zugunsten der visuellen Darstellung geht. Mehreren Berichten zufolge haben aber beide Konsolen hier so ihre Probleme.
Damals frisch, heute immer noch (mit Abstichen)
Auf Konsolen muss man also so oder so Abstriche machen. Daher drängt sich umso mehr die Frage auf, wie sich Crysis als Spiel hält. Als der First-Person-Shooter 2007 erschien, da glänzte er auch spielmechanisch mit einigen Innovationen. Der Nanosuit, der einem geradezu übermenschliche Fähigkeiten verleiht und es auf Tastendruck ermöglicht schneller zu laufen, höher zu springen, Steine und andere schwere Gegenstände durch die Gegend zu schmeißen und für kurze Zeit sogar unsichtbar macht, war seinerzeit ebenso frisch wie die sich daraus ergebenden spielerischen Möglichkeiten, insbesondere im Kampf. Man kann nicht nur brachial oder leise vorgehen, sondern die Gegner auch gekonnt ausspielen und für Chaos sorgen. Das macht auch heute noch Spaß, auch wenn aufgrund der KI und der allgemeinen Weiterentwicklung im Genre die Faszination von einst nur schwerlich noch einmal aufkeimt. Unerreicht sind hingegen noch immer die physischen Spielereien. Zwar wirkt es schon etwas albern, wenn ganze Palmen aus dem Boden gerissen werden und durch die Gegend fliegen, dennoch erweist es sich als nach wie vor sehr unterhaltsam die Möglichkeiten der Physikengine auszutesten und auszureizen.
Das gleiche kann man auch über die offene Inselwelt sagen. Nach Far Cry hat sich Crytek einmal mehr ein subtropisches Eiland als Setting ausgesucht und dieses noch schöner als zuvor umgesetzt. Durch die offene Struktur der Insel hatte man damals noch eher unbekannte Freiheiten. So führt kein vorgegebener Schlauch von Punkt A nach Punkt B, stattdessen kann man sich selbst entscheiden, wie und über welchen Weg man zum Ziel kommt. Man kann Straßen nehmen und diese auch mit unterschiedlichen Vehikeln benutzen, man kann sich durch die dichte Flora kämpfen oder den Seeweg nehmen. Durch die hiesige Fauna und den Stützpunkten und Lagern der Gegner wirkt die Insel auch einigermaßen belebt und nicht nur wie eine schöne Kulisse.
Trash par excellence
Und dann wäre da ja auch noch das Szenario, welches es so auch kein zweites Mal gegeben hat. Nachdem nordkoreanischen Truppen eine entlegene Insel im Ostchinesischen Meer besetzt und dortige Forscher als Geisel genommen haben, macht man sich als Angehöriger einer US-amerikanischen Spezialeinheit auf, um vor Ort für Recht und Ordnung zu sorgen. Allerdings muss man schnell feststellen, dass die Nordkoreaner das kleinste Übel sind. Denn auf der Insel wurde eine alte außerirdische Technologie entdeckt – und geweckt. Schon bald sieht man sich also nicht nur menschlichen, sondern auch nichtmenschlichen Gegnern gegenüber, die nicht zuletzt an die Wesen aus dem Sci-Fi-Klassiker Krieg der Welten erinnern. Die eigentliche Geschichte und ihre Erzählung geben sich bemüht knallhart, wobei ich damals wie heute nicht so ganz einschätzen kann, ob die Stereotypen lustig oder doch ernst gemeint sein sollen. Insofern ist die Story eher auf einem Trash-Niveau unterhaltsam.
Der Mehrspieler-Part des Originals wurde übrigens ersatzlos gestrichen und auch die Erweiterung hat es nicht ins Remaster geschafft. Dafür wirkt die Preisgestaltung mit unverbindlichen 30 Euro fair.
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- technisch aufwendiges Remaster
- immer noch unterhaltsamer Shooter mit angenehmer spielerischer Freiheit
- unterhaltsame Trash-Story
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- auf den Standardmodellen von PS4 & Xbox One fehlen einige technische Features (60 Frames usw)
- Multiplayer wurde ersatzlos gestrichen
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Pro & Kontra
- technisch aufwendiges Remaster
- immer noch unterhaltsamer Shooter mit angenehmer spielerischer Freiheit
- unterhaltsame Trash-Story
- auf den Standardmodellen von PS4 & Xbox One fehlen einige technische Features (60 Frames usw)
- Multiplayer wurde ersatzlos gestrichen