Corpse Party: Tortured Souls REZENSION
Corpse Party, dessen erster Teil 1996 für den japanischen PC-9801 erschienen ist, blickt mittlerweile auf eine lange Geschichte zurück. Was einst mit dem RPG Maker als selbstständig vertriebenes Dōjin-Spiel von Schöpfer Makoto Kedōin angefangen hat, ist mittlerweile zu einem für die Rechteinhaber profitablen Franchise mit zig Spielen auf unzähligen Plattformen, massig Merchandise, zwei Realfilmen, Manga und mehr angewachsen. Unter Corpse Party: Tortured Souls hat das Animationsstudio Asread 2013 eine vierteilige OVA auf Vorlage der Spiele geschaffen, die mittlerweile von Kazé Anime auch in Deutschland auf DVD und Blu-ray verfügbar ist.
Gequälte Seelen
Nach dem Ende eines Schulfestes, treffen sich sieben Schüler der Kusaragi-Highschool abends noch einmal heimlich im Klassenzimmer und erzählen sich Gruselgeschichten. Dabei kommt die Sprache alsbald auf die Tenji-Grundschule, an der vor vielen Jahren grausame Morde geschehen sein. Noch gruseliger für die Anwesenden ist aber die Tatsache, das die einstige Schule vor ihrem Abriss dort stand, wo jetzt ihre Highschool steht. Nachdem die Gruppe schließlich von ihrer Lehrerin entdeckt wurde, wollen sie den Abend mit einem Freundschaftsritual beenden. Schließlich ist die gemeinsame Schulzeit bald zu Ende, was man als Anlass nimmt das Ritual „der glücklichen Sachiko” abzuhalten, welches, so meint Ayumi, eines der Mädchen der Gruppe, die Freundschaft intensiviere. Aus der gut gemeinten Aktion, entspinnt sich jedoch schnell ein Alptraum, denn nach dem Ende des Rituals kommt es zu einem Erdbeben mit anschließenden Stromausfall. Als die Schüler schließlich wieder zu sich kommen, finden sie sich an einem unheimlichen Ort wieder, dunkel, mit Anzeichen grausamer Verbrechen und nicht so verlassen, wie es anfänglich den Anschein gehabt hat…
Corpse Party: Tortured Souls nimmt sich vor allem das erste Spiel als Vorlage und erzählt die bekannte Handlung mit leichten Abweichungen noch einmal neu. Insgesamt umfasst die mir vorliegende Gesamtausgabe auf Blu-ray vier OVA-Episoden mit einer Laufzeit von je 30 Minuten, wobei jede Folge noch je ein Intro und Outro besitzt, was die tatsächliche Gesamtlaufzeit etwas nach unten senkt. Aus inszenatorischer Sicht muss man mit einigen Abstrichen leben. So wird die im Spiel wesentlich länger ausgebreitete Geschichte zwar stimmig auf rund zwei Stunden komprimiert und besitzt durchaus intensive Spannungsmomente, jedoch schafft es Regisseur Akira Iwanaga selten eine echte Dramaturgie aufkommen zu lassen und erzählt die Geschichte ohnehin viel zu überhastet. Dabei steht vor allem das OVA-Format in Weg. Oft wird der Erzählfluss durch die Intros und Outros sowie den wenig sinnvoll gesetzten Cliffhangern gestört, auch fällt es schwer mit dem doch recht großen, wenn auch schnell sich mindernden Cast warm zu werden.
Das hat eine FSK 16???
Die Spiele haben sich nicht zuletzt aufgrund ihres bemerkenswert hohen Gewaltgrades einen Namen gemacht, auch wenn sie mittlerweile etwas zu sehr auf diesen Aspekt reduziert werden. Corpse Party: Tortured Souls hält sich in dieser Hinsicht erstaunlich nah an der Vorlage und geht sogar noch einige Schritte weiter. Das Gezeigte ist dabei derartig brutal, dass ich mich doch sehr über die FSK-Freigabe ab 16 Jahren wundere. Mit expliziten Gewaltspitzen, in denen etwa eine Zunge mittels Schere abgeschnitten wird und man zuhauf verwesende Leichen und viel mehr zu Gesicht bekommt, spart der Anime nämlich nicht. Gleichzeitig funktioniert der Horror aber nicht nur auf visueller, sondern auch auf atmosphärischer Ebene. Die teils sehr „schön“ in Szene gesetzten düsteren Gänge der Tenji-Grundschule und anderer Setpieces sowie der gekonnte Einsatz von Musik und Soundeffekten machen einiges her und sorgen für eine wohlige Gruselatmosphäre.
Detailarbeit
Das es sich bei Asread nicht gerade um ein High-End-Studio und um Corpse Party: Tortured Souls nicht um ein mit einem allzu großen Budget produzierten Anime handelt, merkt man den Bildern und Animationen an. Die Bewegungen sind etwas hakelig, die Ausgestaltung der Sets kaum mehr als solide. Richtig gut sind jedoch die durchaus kreativen Morde, die im Genre fast ihres gleichen suchen. Fantastisch und sehr die Atmosphäre unterstützend, sind die japanischen Sprecher. Die deutsche Lokalisation geht soweit in Ordnung, kann aber mit den energischen Sprechern aus Nippon aber in keinster Weise mithalten.
Das technische Gesamtbild der Blu-ray ist erwartungsgemäß gut. Die Auflösung liegt in 1080p vor, das Format ist im standardisierten 16:9. Bild und Ton sind klar. Extras gibt es auf der Blu-ray Disc leider keine, auch ein Booklet hat man sich bei dieser Veröffentlichung gespart. Dafür kommt die Disc in einem sehr schönen Digipack, der, wie man es von Kazé gewohnt ist, sehr wertig ist.
Adrian sagt
Corpse Party: Tortured Souls hat einige Schwächen hinsichtlich seiner Inszenierung und Dramaturgie, was nicht zuletzt dem OVA-Format geschuldet ist. Als Spielfilm oder gar als zehnteiliger Serie hätte man aus dem Stoff wesentlich mehr rausholen und besonders die Beziehung der Figuren und ihre Charakterisirerung intensivieren können. Schade um die eigentlich gute Vorlage. Dennoch hatte ich mit dem kurzen Horrortrip meinen Spaß. Als Fan des Genres findet man im Anime-Sektor sowieso nicht gerade viele Alternativen, entsprechend kann man Corpse Party: Tortured Souls durchaus mal mitnehmen und sich für einen Abend wohlig gruseln.