Catherine: Full Body REVIEW

Spiele, in denen Probleme behandelt werden, die einem eher im erwachsenen Alter, als in jungen Jahren widerfahren, sind trotz der stetig wachsenden Bandbreite des Mediums nach wie vor eine Seltenheit. Eine dieser Ausnahmen ist das von Atlus 2011 exklusiv für die PlayStation 3 veröffentlichte Catherine, in welchem Themen wie Seitensprünge und Bindungsängste in einer kafkaesken Ménage à trois inszeniert und mit Elementen der Lebenssimulation und der vielleicht besten Puzzle-Mechanik seit Tetris verheiratet wurden. Das sämtliche Konventionen brechende Spiel erhielt in Japan mit dem Zusatz Full Body eine überarbeitete und vor allem erweiterte Neuveröffentlichung für die PlayStation 4, die endlich auch bei uns erhältlich ist.

Katherine mit K? Catherine mit C?


Catherine: Full Body erzählt die Geschichte des sympathischen Anfang 30er Vincent. Dieser steckt in einem Job, der ihn nicht wirklich zufriedenstellt, und in einer Beziehung, die ihm ebenfalls nicht so wirklich das gibt, was er sich von ihr wohl erhofft. Routine bestimmt den Alltag von Vincent: Morgens steht Vincent auf, geht zur Arbeit und trifft sich nach Feierabend mit seinen Freunden in der immer gleichen Bar, dem Stray Sheep. Und irgendwo dazwischen findet auch Katherine, seine Freundin, statt. Auch diese ist mit ihrem antriebslosen Freund nicht mehr so wirklich zufrieden und hält Vince an, er solle doch endlich mal in seinem Job ein bisschen mehr Engagement zeigen und auch die nächste Stufe der Beziehung – sprich Hochzeit und Kind – sollte doch allmählich in Angriff genommen werden. Doch bei Vince bewirken diese Worte nicht den von Katherine erwünschten Effekt. Stattdessen verzieht er sich noch mehr in seiner Stammkneipe und betrinkt sich Abend für Abend.

Nach einer weiteren durchzechtem Nacht erwacht Vincent eines Morgens neben einer jungen Frau, die sich als Catherine vorstellt und scheinbar ganz vernarrt in ihre völlig verdutzte Liebschaft zu sein scheint. Hat Vincent seine Freundin wirklich betrogen? Wenn ja, wieso kann er sich an nichts mehr erinnern? Soll er Katherine den Seitensprung gestehen oder das Ganze für sich behalten? Doch der Seitensprung, Catherine und Katherine und die Gewissensbisse sind nicht die einzigen Dinge, die Vince Kopfzerbrechen bereiten. Denn da wären ja auch noch die furchtbaren Alpträume, die ihn seit Kurzem plagen und offensichtlich auch andere Männer betreffen…

Liebesviereck

Kenner des Originals dürften sich wundern, wo denn die versprochene Erweiterung der Story abgeblieben ist. Diese hält schon gleich im Intro in Form von Rin Einzug. Die junge, an Amnesie leidende Frau stürzt nämlich auch ziemlich unvermittelt ins Leben von Vincent und nimmt, sofern man die Handlung durch Entscheidungen innerhalb des Spiels in die entsprechende Richtung lenkt, auch eine ziemlich große Rolle im späteren Storyverlauf ein. Dank jeder Menge neuer Cutscenes wird die neue Figur sinnig in die bekannte Geschichte eingeführt. Nimmt man nicht die entsprechenden Abzweigungen, verläuft die Handlung allerdings in den bekannten Bahnen, wer also explizit herausfinden möchte, was es eigentlich mit Rin auf sich hat, sollte bestenfalls auf einen Guide zurückgreifen und nachschauen, welche Bedingungen nötig sind. Nur soviel: es lohnt sich!

Auch abseits der skurrilen Entwicklungen und Wendungen, ist der gesetzte Rahmen für ein Videospiel nach wie vor ungewöhnlich. Vincent ist der personifizierte Durchschnitt schlechthin und damit soweit entfernt vom Klischee-Videospielhelden, wie es nur geht. Weder Zombies, Elite-Soldaten oder Gangster sind es, die ihm das Leben schwer machen, sondern ganz alltägliche Probleme, wie eine festgefahrene Beziehung und ein langweiliger Alltag. Viele Themen, die das Spiel behandelt, muss man wohl selbst einmal erfahren haben, um überhaupt wertschätzen zu können, wie gut die für das Skript verantwortlichen Yuichiro Tanaka und Katsura Hashino Geschichte, Figuren und Themen hier handhaben. Und auch acht Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung weist Catherine noch immer einen bemerkenswerten Blick auf Geschlechterrollen auf, den man in dieser Art und Weise eigentlich gar nicht in Videospielen bekommt.

Verirrte Schafe

Das eigentliche Spielkonzept besteht aus zwei großen Elementen. Ersteres ist an die Kneipe Stray Sheep gekoppelt. Nicht nur kann man mit Vincent Kumpels Gespräche führen, auch kann man sich mit den anderen Gästen des Establishments, dessen mysteriösen Besitzer und Kellnerin Erica unterhalten und so mehr über die durch und durch interessanten Figuren erfahren. Jeder Barbesucher hat eigene Sorgen und Ängste. Und wie das unter Trinkkumpanen nun einmal so ist, fragt man sich gegenseitig natürlich auch mal um Rat. In einer solchen Situation bekommt man mehrere Antwortmöglichkeiten, je nachdem, wie man sich entscheidet, beeinflusst das den Ausgang der Handlung. Denn Catherine besitzt mehrere Enden, von denen es in der Full Body Variante jetzt noch einmal fünf komplett neue gibt.

Zusätzlich kommuniziert man in der Kneipe mit Katherine und Catherine via Handy, kann an einen Arcade-Automaten einen Puzzle-Plattformer namens Rapunzel zocken oder sich an der Jukebox durch die vielen (fantastischen!!!) Songs klicken, die allesamt aus der Feder von Shoji Meguro stammen und neben Stücken aus dem Original auch komplett neue Lieder und Songs aus anderen Atlus Spielen, wie Persona, enthalten. Der Kneipen-Part mag monoton klingen und wer will, kann sich auch auf ein geringes Maß an Interaktion im Stray Sheep beschränken. Wer dies tut, wird aber viele Nuancen und viel vom Charme, der Catherine ausmacht, verpassen.

Kafkaeske Alpträume mit Puzzle-Faktor

Das zweite große Gameplay-Element bilden die nächtlich wiederkehrenden Alpträume von Vincent, in denen er sich immer wieder in einem seltsamen, von Schafen behausten Turm wiederfindet. Schnell wird klar, dass es sich bei den anderen Schafen ebenfalls um Männer handelt, die offenbar nicht sonderlich gut mit Frauen umgehen. Spätestens jetzt nimmt Catherine: Full Body kafkaeske Züge an und konfrontiert mit teils drastischen Szenen. Für Vincent geht es schließlich um alles, denn übersteht er die nächtlichen Prüfungen in Form von Kletter-Marathons nicht, so wird er am nächsten Morgen nicht mehr aufwachen. Zu allen Überfluss gestalten sich die Prüfungen auch noch schwieriger, als es Vincent lieb ist, denn die Plattform, die man in den einzelnen Prüfungen wie eine Treppe hinaufsteigen muss, besteht aus einzelnen Blöcken, die nach und nach wegbrechen. Damit man gar nicht erst herausfindet, wie lange der Fall bis zum tödlichen Aufprall dauert, muss man also schnell einen Weg zum Ende finden.

Dies macht man, in dem man die großen Quadrate aus dem Gesamtmonument zieht und sich so nach und nach eine Treppe an die Spitze baut. Mit der Zeit wird dies immer anspruchsvoller, denn nicht nur sitzt einem ein gnadenloser Timer im Rücken, auch gesellen sich zu den Blöcken bald diverse Fallen und spezielle Blöcke, die etwa aus glitschigen Eis bestehen, mit Stacheln gespickt sind, bei Berührung explodieren oder zu Staub zerfallen. Eine schöne Dreingabe ist die Möglichkeit die Story in einem klassischen und einen Remix-Modus zu spielen. Bei Letzterem kommen noch einmal neue Blockformen hinzu, die es so im Original nicht gab, und die ohnehin schon komplexe Aufgabenstellung erweitern.

Wie fantastisch diese Puzzle-Abschnitte sind, zeigt nicht zuletzt der Umstand, das sich gerade im Westen eine kompetitive Szene entwickelt hat, die das Original bis heute spielt. Entsprechende Spieler dürfen sich freuen, denn die Neuveröffentlichung bringt nicht nur den zusätzlichen Modus „Babel“ zurück, in welchen man abseits der Story weitere Herausforderungen angehen kann, sondern erstmals auch einen Online-Multiplayer. Auch lokal kann man gemeinsam oder gegeneinander spielen.

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Pro
  • spannende Handlung mit einem Videospiel untypischen Setting
  • nach wie vor fantastsiches Puzzle-Gameplay
  • viele inhaltliche und mechanische Neuerungen, die sich stimmig in das Gesamtbild eingliedern

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Kontra
  • eigenwilliger Titel, der sicherlich nicht jeden Geschmack trifft

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Pro & Kontra

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Pro
  • spannende Handlung mit einem Videospiel untypischen Setting
  • nach wie vor fantastsiches Puzzle-Gameplay
  • viele inhaltliche und mechanische Neuerungen, die sich stimmig in das Gesamtbild eingliedern

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Kontra
  • eigenwilliger Titel, der sicherlich nicht jeden Geschmack trifft

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Spiel Bewertung
Singleplayer
87
87
Gut
86
Multiplayer

FAZIT

Ich muss sehr lange nachdenken, bis mir ein anderes Spiel der PlayStation 3 Ära einfällt, welches in meiner Gunst ähnlich hoch steht, wie Catherine. Entsprechend war ich von der Ankündigung einer überarbeiteten und erweiterten Neuveröffentlichung für die PlayStation 4 im Vorfeld sehr angetan und bin es vom finalen Ergebnis jetzt noch mehr. Die Geschichte und das Kerngameplay haben sich wahnsinnig gut gehalten und machen mir heute noch genauso viel Spaß, wie anno 2011. Rin und die mit ihr kommenden neuen Handlungsstränge fügen sich nahtlos in die bekannte Story ein und gewinnen dieser noch einmal neue Seiten ab. Schön sind nicht zuletzt auch die vielen kleinen und sinnigen Neuerungen, die beispielsweise in Form des Remix-Modus und der Online-Funktion hinzugekommen sind. All dies gestaltet den Wiederspielwert für Kenner des Originals hoch, wer mit Catherine bisher noch gar keinen Kontakt hatte, darf sich dank Full Body auf die beste Version dieses ganz besonderen Kleinods freuen.

- Von  Adrian

Playstation 4
PlayStation Vita
Nintendo Switch

Catherine: Full Body REVIEW

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