Biomutant REVIEW

Nach mehreren Verschiebungen ist es nun wirklich Realität. Biomutant ist offiziell verfügbar und könnte einer der besten Titel dieses Jahres werden. Die Formel zum Erfolg setzt sich aus dem Vereinen mehrerer Ideen anderer Spiele zusammen. Da wäre zu Beginn eine Open World, die von der Natur zurückerobert wurde und an eine Mischung aus „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ und „The Last of us“ erinnert. Das Kampfsystem ähnelt der Batman Arkham Reihe sowie Marvel’s Spider-Man. Der begleitende Geschichtenerzähler lässt einen Hauch von „Immortal Fenix Rising“ aufkommen. Die Kletter- und Balanciereinlagen könnten von Assassin’s Creed abgekupfert sein. Die Waffen erinnern an Darksiders und das Crafting-System….. ach lassen wir das. Natürlich ist Biomutant ein völlig eigenständiges Spiel, welches sich zwar anderswo bedient, es aber definitiv nicht schlecht kopiert.

Am Rande des Untergangs

Biomutant folgt zwar einer Story, ist aber recht nobel mit den Freiheiten. Schon bei der Erschaffung des Charakters erhaltet ihr freie Wahl. Größe, Gestalt, Optik – euer Protagonist lässt sich bei der Gestaltung, trotz Rahmenbedingungen, vielfältig verändern. Wer sich nach einer Weile sattgesehen hat, bekommt aber später die Chance, ihn in ein neues Aussehen zu hüllen.

Sind erste Fähigkeiten vergeben und das Aussehen als zufriedenstellend gewertet, werdet ihr sogleich mit der Story bombardiert. Denn wieder steht das Ende der Welt bevor. Und das, obwohl die Erdbevölkerung sich bereits selbst ausgelöscht hat. Doch was die Menschheit hinterlassen hat, bedroht noch immer den Planeten. Die Monumente der verblassten Vergangenheit spiegeln sich leider nicht nur in zerfallenen Gebäuden wieder. Stattdessen wurde die Umwelt an vielen Stellen verseucht. Nur der Baum des Lebens scheint der letzte Anker zur Rettung zu sein… Doch ist auch der Biomutant seine Rettung?

Engel und Teufel

In dem Action-Rollenspiel werdet ihr nicht nur von einem Geschichtenerzähler begleitet, der zugleich den Übersetzer der mutierten Wesen spielt, die nun die Welt bevölkern, auch euer Gewissen hat ein Mitspracherecht. So werdet ihr schon recht früh mit der hellen und der dunklen Seite konfrontiert, die euch ständig eigennützige Ratschläge geben. Das engelhafte Wesen möchte euch natürlich ins Licht ziehen, währenddessen der Teufel euch mit Dunkelheit speisen will.

Biomutant verspricht nicht nur die volle Freiheit, sondern setzt diese um. Denn ferner geht es darum, sich einem Stamm anzuschließen und entweder die anderen zu unterwerfen oder zu vereinen. Mit der Wahl der Unterwerfung anderer Stämme erhebt sich aber nicht zwangsläufig die böse Seite in euch. Mit jeder Haupt- wie Nebenmission kann eure Richtung komplett anders eingeschlagen werden, was sogar das Ende des Spiels beeinflusst.

Gelungene Abwechslung

Das Action-Rollenspiel ist in den ersten Stunden recht träge und kann nicht so recht Spielspaß vermitteln. Zum Glück muss ich mich zwingen weiterzumachen, um einen vernünftigen Test schreiben zu können. Denn nach einem Ausflug in die Vergangenheit, den ich als überflüssig erachte, wechselt der Titel von Frust in Lust. Plötzlich lädt die weitläufige Open-World zum Entdecken ein. Zerfallene Gebäude bergen viele Fundstücke, dunkle Kanäle zeigen imposante Feinde und verseuchte Luft lässt erahnen, was die Menschheit angerichtet hat.

Des Weiteren werdet ihr auf eurer Reise viele Auftraggeber finden, die euch mit interessanter Arbeit versorgen. Verschiedene Gegenstände beschaffen oder Personen ausfindig machen, ist ein Teil des Aufgabenbereiches. Was nun nicht unbedingt vielseitig klingt, ist dennoch spaßig in der Umsetzung. Denn gerade, wenn ihr auf die Schnellreise verzichtet, trefft ihr auf Gegner, die euch in einen sehr vielseitigen Kampf ziehen. Mit unzähligen Kombos, verschiedener Nah- wie Fernwaffen und PSI-Kräften, kommt ordentlich Schwung in die Schlachten. Da schießt ihr gerade noch dem Gegner zwischen die Augen, schon setzt ihr einen Blitz nach und geht dann mit eurem Schwert in die Vollen.

Rollenspiel und Crafting

Es ist auch völlig egal wie groß der Gegner ist, mit all den Attacken werdet ihr zum Jäger. Wenn es dann doch zu härteren Bestien übergeht, sollte das Crafting-System etwas näher betrachtet werden. Überall in der Welt ist regelrechter Müll verborgen, der in Biomutant ein zweites Leben erhält. Ihr könnt jedem noch so schrottreifen Gegenstand zur Verbesserung eurer Waffe oder Ausrüstung verhelfen. So wird plötzlich aus einem ausgedienten Baseballhelm eine Kopfbedeckung, der die schlimmsten Treffer wegsteckt. Viele Attribute werden zudem über den obligatorischen Levelaufstieg verstärkt. Ob euer Mutant zur wahren Kämpfernatur wird oder stattdessen besser beim Händler feilscht, entspringt eurer Entscheidung.

Letztlich macht es in Biomutant endlich wieder Spaß, den Charakterlevel zu erweitern und immer bessere Rüstungsgegenstände herzustellen. Gerade weil es oftmals skurril wird, ist das Spiel insbesondere beim Crafting nie ermüdend. Füllt ihr die Sockelungen mit neuen Fundsachen aus, erschafft ihr so nahezu eine gänzlich neue Waffe, die nicht nur im Angriff verstärkt wird. Hier eröffnet sich gleichzeitig ein Wiederspielwert, den ich in dieser Art selten erlebt habe.

Apropos Wiederspielwert

Nicht nur das Crafting-System hält langer bei Laune, auch der Werdegang eröffnet ungeahnte Bedürfnisse. Ich entscheide mich für den dunklen Weg und schließe mich einem Stamm an, der nicht gerade auf Frieden aus ist. Dennoch überzeugen meine Taten die helle Seite meines Gewissen. Doch was wäre gewesen, wenn ich den hellen Pfad mit dunklen Taten gegangen wäre?

Nach 22 Stunden schließe ich den Titel in der Hauptquest und einigen Nebenmission ab. Danach darf ich in das Spiel+ wechseln. Und genau jetzt umschließt mein Grinsen beide Wangen. Ich darf nicht nur all meine Fundsachen behalten, auch verzichtet der Neustart auf die ersten Abschnitte und ich darf sofort neue Freundschaften zu Stämmen hegen.

Zwar müssen die meisten Missionen erneut begonnen werden, doch fühlt es sich mit frischen Entscheidungen wie ein anderes Spiel an, dessen Story ich bestimme. Als kleiner Wermutstropfen muss ich auf meine liebgewonnenen Reittiere und Gefährte verzichten, die ich mir mühevoll angeschafft habe. Dennoch ziehen viele weitere Spielstunden ins Land, ohne dass ich den Drang verspüre, das THQ Nordic Action-Rollenspiel beiseite zu legen.

Relikte der Vergangenheit

Die Open-World von Biomutant bietet viele grüne Areale, deren Grashalme im Wind wehen. Doch die Spuren der Menschheit sind noch nicht verblasst. Dadurch gewinnt ihr einen Eindruck von dem was war und dem was ist. Die Natur hat sich zwar vieles wieder zurückerobert, wenngleich noch einige Relikte der Vergangenheit beständig bleiben. Gerade im Fundus macht sich das bemerkbar. Gelegentlich trefft ihr aber auch auf TV-Geräte und Radios, die oftmals Geheimnisse verbergen.

Um alle Relikte aus alten Zeiten zu entdecken, heißt es, einen genauen Blick zu werfen und neue Räume zugänglich zu machen. Um Voranzukommen bedarf es oftmals Storm, der wiederum durch den Abschluss kleiner Rätseleinlagen fließt. Die minimalen Knobeleien bleiben auf einem ähnlichen Niveau und sind leicht zu meistern. Wer in dem Fall also eine Herausforderung erwartet, wird gänzlich enttäuscht werden. Als kleine Auflockerung nach dutzenden Kämpfen sind sie aber zumindest gut platziert.

Im Verlauf des Spiels geht es gelegentlich noch einmal zurück in der Zeit. Diese kurzweiligen Sprünge dienen jedoch nur dazu, euren kleinen Helfer zu verbessern. Ja, völlig alleine müsst ihr euren Trip nicht antreten. Ein winziger Roboter begleitet euch auf Schritt und Tritt und wird mit jeder Verbesserung zum nützlichen Werkzeug.

Es gibt da etwas zu erzählen

Schon zu Beginn erwähnte ich, dass Biomutant auf jedwede verständliche Kommunikation verzichtet. Nur euer Gewissen und der Geschichtenerzähler nutzen die deutsche Sprache. Sicherlich klingt dies etwas altbacken, denn schließlich wird sogar schon in „The Legend of Zelda: Breath of The Wild“ auf vertonte Dialoge gesetzt. Trotzdem kann ich behaupten, dass durch die angenehme Stimme und der verbaute Witz die akustische Begleitung mehr als gelungen sind.

Der Erzähler fügt immer wieder kleine gesprochene Schnipsel in den Spielverlauf ein. Zudem übersetzt er das Gequieke und Gequarke der Bewohner in eine verständliche Sprache. Seine Wiedergabe erfolgt nicht nur in der dritten Person, sondern mit lustigen Beschreibungen einiger Utensilien. Immer wieder muss ich an Scuttle, die Möwe von Disneys Arielle denken, der die Gegenstände der Menschen falsch benannt und interpretiert hat. So wird beispielsweise Wasser als Glibber bezeichnet, welches aber nicht mehr ganz so fließt wie früher.

In einigen Situationen wirkt die Begleitung allerdings weniger gelungen, was aber meinem eigenen Geschmack geschuldet ist. So komme ich teilweise nicht damit klar, dass mein Protagonist als Kindling bezeichnet wird und seine Eltern als Mamu und Papu. Zwar setzt das Spiel nicht auf Ernsthaftigkeit, trotzdem passen diese Begriffe für mich gar nicht ins Komplettbild.

Blühende Landschaften oder Zerfall soweit das Auge reicht?

Blühende Wiesen, alte Gemäuer und Kraftwerke, die nach einem Supergau aussehen, ist wohl die schnelle Umschreibung der Welt von Biomutant. Es gibt unterschiedliche Areale wie Inseln und Berge sowie eine fernöstliche Ausgestaltung der Stammesschauplätze. Nichtsdestotrotz hätte ich mir bei meinen Fußwegen mehr Schauplätze mit Gegnern gewünscht. Ich muss lange suchen, bis mir Kontrahenten begegnen, die einen Kampf mit mir aufnehmen wollen.

Was bis dahin noch positiv klingt, wird gleich eine Negativnote erfahren. Denn leider ploppen viele Objekte erst auf, wenn ich näher komme. Auch die Performance bricht gelegentlich ein, obwohl ich sogar auf der PlayStation 5 spiele. Hier denke ich jedoch, dass es zeitnah behoben wird. Wirklich ernüchternd sind aber die Abstürze. Zum Beispiel direkt nach dem Sieg über einen gigantischen Weltenfresser sehe ich den Fehlerbildschirm der Konsole. Infolge eines Neustarts darf ich das Vieh erneut erlegen, obwohl es ohnehin schon kein Leichtes war. Während der ersten 20 Spielstunden habe ich 5 Abstürze gezählt.

Und selbst die Ladezeiten auf der PlayStation 5 missfallen mir. Einen direkten Vergleich zur PlayStation 4 habe ich zwar nicht, denke aber, dass hier die Geduld noch weiter ausgereizt wird.

Sound und Steuerung

Über die akustische Begleitung habe ich bereits einige Worte verbraten. Doch wie ist der allgemeine Sound? Tatsächlich sind viele Klänge fernöstlich angehaucht, was gewisse Schauplätze perfekt in Szene setzt. Gleichzeitig sind aber auch befremdliche Töne zu hören, welche die Trostlosigkeit der Apokalypse widerspiegeln. Im Zusammenspiel mit dem Geschichtenerzähler ist die akustische Atmosphäre wirklich gelungen.

In den ersten Spielstunden prügel ich ohne Sinn und Verstand auf meinen Controller ein. Selbstverständlich gelingen mir über das Zufallsprinzip sehr interessante Kombos. Bei größeren Gegnern oder gar Weltenfressern, die zur Hauptquest gehören, bedarf es schon etwas an Taktik. Dadurch werden die Kämpfe strukturierter ohne aber die Vielfältigkeit der Angriffe einzubüßen. Dennoch dauert es eine Weile, bis jede Attacke sitzt, denn die Möglichkeiten sind dank Doppelbelegung der Tasten sehr ausschweifend.

Pro & Kontra

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Pros
  • Große, abwechslungsreiche Welt
  • Interessante Charaktere
  • Sehr hoher Wiederspielwert
  • Viele Missionen und massig Sammelgegenstände

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Cons
  • Technische Schwächen bei der Performance
  • Erste Spielstunden gestalten sich träge
  • Mehr Gegnerdichte wäre wünschenswert gewesen

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Spiel Bewertung
Singleplayer
85
85
Gut
-
Multiplayer

FAZIT

Biomutant hat mir am Anfang wirklich mehr Mühe als Spaß bereitet. Doch wenn sich die Open-World endlich komplett öffnet und euch die Freiheiten bewusst werden, wird die Faszination zupacken. Allein schon all der Fundus, der nicht an Skurrilität spart, ist die Reise wert. Die Kämpfe sind ebenfalls ein spaßiger Faktor, der für Begeisterung sorgt. Insbesondere, wenn weitere Attacken und Arsenal hinzukommen, wird kein Kampf mehr ausgelassen. Und selbst an Missionen spart der Titel nicht, der euch immer an ganz neue Orte führt und weitere, interessante Bewohner vorstellt. Doch der wichtigste Grund, warum mich Biomutant trotz einiger technischer Schwächen begeistert, ist, dass der Wiederspielwert mich komplett packt und ich die Story noch einmal neu schreiben möchte. THQ Nodic, ihr habt mich begeistert!

- Von  Rena

Playstation 4
Xbox One
MS Windows
Xbox Series X
PlayStation 5

Biomutant REVIEW

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